Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 315808 times)

BAT

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Bürgerversicherung gerne, dann aber mit Kopfpauschale.

Was soll das eigentlich bringen, für sich ein Downgrade zu fordern? Wenn Beamte in die KV, vor allem aber in die PF wechseln, wäre das für die Bestandsversicherten doch eher ein Downgrade. Zumindest würde ich behaupten, dass Beamte im Durchschnitt länger leben und länger Leistungen aus der KV und RV beziehen.

drwatson

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Das gilt ja für fast alle staatlichen Subventionen. Deswegen: mehr Netto vom Brutto und kein anderer Firlefanz.
Wird nicht gerade diskutiert, die Beitragsbemessungsgrenze der Krankenversicherung auf das Niveau der BBG der Rentenversicherung zu heben? ;D
So sieht es aus, dann hat Deutschland endlich die höchste Abgabenlast in Europa.

Betrifft aber im wesentlichen alle ab E11, die in der gesetzlichen Krankenversicherung zu Hause sind.

Wird immer schlimmer...

Das ist der falsche Weg zum richtigen Ziel. Ziel muss die Bürgerversicherung sein - damit man die gesamt Gesellschaft abbildet. Wieso der Deckel bei 7050 und nicht bei 20000? Wieso gibts für Beamte immernoch die Sonderlocke und Beamte, die gerne gesetzlich versicher wären wird das Leben schwer gemacht? Die FDP nervt massiv - dieses Zwitterding in der Sozialversicherung wird niemandem gerecht.


Nö. Ich will nicht die halbe Welt und Niedriglöhner mit Versicherungsbeiträgen füttern. Es gehört ein Mindestbetrag eingeführt, denn es kann nicht sein, das ein Mindestlöhner seine ganze Sippe für 150€ versichert.

Danke Bastel......

BAT

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Wird nicht gerade diskutiert, die Beitragsbemessungsgrenze der Krankenversicherung auf das Niveau der BBG der Rentenversicherung zu heben? ;D

Ja geil. Dann ist mein letzter Rest an unverbeitragtem Gehalt (die stark reduzierte JSZ) auch noch mit Beiträgen belastet ::)

BAT

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Wieso der Deckel bei 7050 und nicht bei 20000?

Bitte nicht den letzten Rest freier Lebensführung einschränken. Der Deckel entspringt ja der Denkweise, dass der Staat nur dort das Alter des Bürger verpflichtend sichern soll, wo der dies nicht selbst kann bzw. es diesem selbst zugemutet werden kann (da ist inzwischen bei den Selbständigen sicherlich Diskussionsbedarf). Aber abhängig Beschäftigte mit mehr als 7000 € Brutto sollten doch in der Lage sein, ihr Alter selbst absichern.

Warnstreik

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Bürgerversicherung gerne, dann aber mit Kopfpauschale.

Was soll das eigentlich bringen, für sich ein Downgrade zu fordern? Wenn Beamte in die KV, vor allem aber in die PF wechseln, wäre das für die Bestandsversicherten doch eher ein Downgrade. Zumindest würde ich behaupten, dass Beamte im Durchschnitt länger leben und länger Leistungen aus der KV und RV beziehen.

Über eine Kopfpauschale würde ich mit mir reden lassen - kann mich aber auch gut mit einem gedeckelten Solidarsystem anfreunden.
Im Grunde geht es ja darum, dass man den/einen Sozialausgleich über alle Gesellschaftsmitglieder schafft. Dann ließe sich das nämlich auch vom Steuersystem entkoppeln. Mehrkosten (oder Einsparungen) könnte man direkt an die Bürgerversicherung adressieren.

Ob und wie das ganze ein Down- oder Upgrade wäre sei mal dahingestellt. Eine diesbezügliche Statistik habe ich noch nicht gesehen. 

Bastel

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 kann mich aber auch gut mit einem gedeckelten Solidarsystem anfreunden.


Und den "Deckel" setzen wir dann auf 50.000€/Monat oder? Damit man den Leistungsträgern auch noch den letzten Rest abpresst.

Warnstreik

  • Gast
Wieso der Deckel bei 7050 und nicht bei 20000?

Bitte nicht den letzten Rest freier Lebensführung einschränken. Der Deckel entspringt ja der Denkweise, dass der Staat nur dort das Alter des Bürger verpflichtend sichern soll, wo der dies nicht selbst kann bzw. es diesem selbst zugemutet werden kann (da ist inzwischen bei den Selbständigen sicherlich Diskussionsbedarf). Aber abhängig Beschäftigte mit mehr als 7000 € Brutto sollten doch in der Lage sein, ihr Alter selbst absichern.

Ich weiß, dass der Deckel nicht richtig und praktikabel ist. Deswegen ja auch der abstrakte Vergleich und der Verweis auf Vermögen.

Die Idee bzw. die Denkweise ist über 100 Jahre alt - in der Realität angekommen bedeutet die Bemessungsgrenze schlicht ein Rausschleichen der Gutverdiener aus der Finanzierung des Gesundheitssystems. (ich erlaube mir das zu sagen nach 10+ Jahren freiwillig gesetzlicher Versicherung) Das Problem ist doch, dass es theoretisch kein Zurück in ein Solidarsystem geben dürfte. Einmal raus - immer raus. Wie es heute gelebt wird ist es schlicht Cherrypicking.

Ich bleibe dabei: Bürgerversicherung oder Kopfpauschale - dann aber für alle. Ich würde auch die Familienversicherung für Partner in Frage stellen. Politisch wirkt das dem entgegen, was wir uns für Gleichberechtigung wünschen - noch weitaus mehr als das Steuersplitting.

@Bastel
Auf dem Niveau möchte ich mich nicht unterhalten. Sorry.

BAT

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Ich bleibe dabei: Bürgerversicherung oder Kopfpauschale - dann aber für alle. Ich würde auch die Familienversicherung für Partner in Frage stellen. Politisch wirkt das dem entgegen, was wir uns für Gleichberechtigung wünschen - noch weitaus mehr als das Steuersplitting.


Du erkennst es ja im letzten Satz. Was die KV ins Wanken bringt ist nicht die Abwesenheit einiger Gutverdiener, sondern die Anwesenheit von massenhaft nicht Einzahlern mit Leistungsanspruch (Kinder, Partner, etc.). Das ist ein sehr kurioses Verständnis von Solidirätet, die du hier anführst, aber wohl common sense. Also die Nichtbeitragszahler ohne Leistungsanspruch sind unsolidarisch, jene Nichtbeitragszahler mit Leistungsanspruch aber nicht. Das soll man nun mal einen vernunftbegaten Menschen erklären.

Auf deutsch: die Einführung eines echten Solidarsystems - zwingend mit Kopfpauschale - ist ein massives Downgrade für Familien (mit Kindern).

Denn das derzeitge System ist ein Solidarysystem Plus. Du willst auf die reguläre Varianten. Wieso erschließt sich mir nicht.

GofX

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in der Realität angekommen bedeutet die Bemessungsgrenze schlicht ein Rausschleichen der Gutverdiener aus der Finanzierung des Gesundheitssystems.

Sehe ich nicht so. Ich zahle ja den Höchstbeitrag. Es ist ja nicht so, dass ich ab einem gewissen Einkommen nichts mehr zahle.

Egal, anderes Thema:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/vorlaeufige-finanzergebnisse-der-gkv-fuer-das-jahr-2022-10-03-2022.html

Wenn ich wüsste, dass die Mehreinnahmen bei einer Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze sinnvoll genutzt würden (z. B. Gehaltserhöhungen für Pflegekräfte, Veränderung des Verhältnisses Patienten / Krankenpfleger/in speziell in der Nachtschicht, usw.), würde ich die paar Euro gerne mehr zahlen.

Da ich aber davon ausgehen muss, dass sich am Ende wieder nur ein paar Fettsäcke die Taschen noch voller machen, bin ich natürlich dagegen.

Micolash

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Nö. Ich will nicht die halbe Welt und Niedriglöhner mit Versicherungsbeiträgen füttern. Es gehört ein Mindestbetrag eingeführt, denn es kann nicht sein, das ein Mindestlöhner seine ganze Sippe für 150€ versichert.

Wenn die Besserverdiener sauer auf die Geringverdiener sind, weil die niedrigere Versicherungsbeiträge bezahlen, läuft irgendwas falsch.

BAT

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Und den "Deckel" setzen wir dann auf 50.000€/Monat oder? Damit man den Leistungsträgern auch noch den letzten Rest abpresst.

Ich bleibe bei meiner Auffassung, dass "unkündbare Beschäftigte" im öD nicht an der AV teilzunehmen haben. Wie viele Fälle gab es denn in D, wo Beschäftigte im öffentlichen Dienst mit mehr als 10 Jahren Leistungen der AV in Anspruch nehmen mussten? Habe ich hier in über 30 Jahre bei über 1000 Beschäftigten nicht ein einziges Mal erlebt.

(Diese Meinung gilt nur solange, bis die anderen Zweige der Sozialversicherung einigermaßen gerecht aufgeteilt sind, siehe andere Diskussion)

BAT

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Wenn die Besserverdiener sauer auf die Geringverdiener sind, weil die niedrigere Versicherungsbeiträge bezahlen, läuft irgendwas falsch.

Der springende Punkt wird sein, dass die Versicherungsleistungen regelhaft auch wesentlich höher sind. Wie oft müssen die beitragsfreien Kinder bis 18 zum Arzt? Da bin ich als Vollbeitragszahler in 18 Jahren teils nur fünf mal gewesen. (Okay, wird jetzt ab 50 öfters :P)

Micolash

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Wenn die Besserverdiener sauer auf die Geringverdiener sind, weil die niedrigere Versicherungsbeiträge bezahlen, läuft irgendwas falsch.

Der springende Punkt wird sein, dass die Versicherungsleistungen regelhaft auch wesentlich höher sind. Wie oft müssen die beitragsfreien Kinder bis 18 zum Arzt? Da bin ich als Vollbeitragszahler in 18 Jahren teils nur fünf mal gewesen. (Okay, wird jetzt ab 50 öfters :P)

So funktioniert nun mal ein soziales Versicherungssystem. Wären Zustände wie in den USA besser? Wo Geringverdiener pleite gehen, weil ihr Kind krank ist und sie z.B. zehntausende $$ für Krankenhausaufenthalte bezahlen müssen?

Warnstreik

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Auf deutsch: die Einführung eines echten Solidarsystems - zwingend mit Kopfpauschale - ist ein massives Downgrade für Familien (mit Kindern).

Eine Kopfpauschale ist kein Solidarsystem.

Der Common Sense ist eben, dass man hier jedem die Grundlegende Gesundheit ermöglichen will und (und das ist das wichtigste) dass man in den verschiedenen Lebensphasen mal Nehmer und mal Geber ist. Ich war als Student lange Familienversichert. Dann habe ich als freiwillig gesetzlich Versicherter eben mehr für die Allgemeinheit (aber z.B. aber auch für meine beiden alten Eltern) gegeben. Jetzt profitiere ich ein wenig über die Familienversicherung für meine beiden Kinder.
Das ist mein (Bullerbü-)Verständnis zum Thema Solidarsystem. In Jungen Jahren billig-Beiträge in der PKV zahlen um dann bei Verschlechern der Einkommensituation oder dem Gründen einer Familie zurück in die GKV zu wechseln, gehört für mich aber nicht dazu ;-)

Sehe ich nicht so. Ich zahle ja den Höchstbeitrag. Es ist ja nicht so, dass ich ab einem gewissen Einkommen nichts mehr zahle.

Weiß ich doch - ich meinte tatsächlich diejenigen, die sich komplett rausnehmen via PKV. Ich fände das System wie es jetzt ist völlig ok, wenn jeder dieselben Rechte und Pflichten hätte. 

xirot

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Nö. Ich will nicht die halbe Welt und Niedriglöhner mit Versicherungsbeiträgen füttern. Es gehört ein Mindestbetrag eingeführt, denn es kann nicht sein, das ein Mindestlöhner seine ganze Sippe für 150€ versichert.

Wenn die Besserverdiener sauer auf die Geringverdiener sind, weil die niedrigere Versicherungsbeiträge bezahlen, läuft irgendwas falsch.

So Butter bei de Fische. Was läuft Falsch wenn ich angepisst bin bei knapp 1000€ Kranken und Pflegeversicherung und dann noch mehr Zahlen soll? Ist dir klar warum es rechtlich den Deckel überhaupt gibt?