Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 314658 times)

MoinMoin

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Wo rede ich davon Steuern komplett abzuschaffen? Komischerweise schaffen andere Länder mit weniger Geld bessere Leistungen und Infrastruktur.
Ja? Welche denn?
Also die Dänen und die Schweden kassieren mehr vom BIP ab als die Deutschen. Deutschland liegt mit seiner Steuerquote unterhalb des OECD Durchschnitts.
Und die Mehrwertsteuer ist hier auch niedrig.
Die Schweiz zum Beispiel.

Weltweit rangiert Deutschland wohl auf Platz 2 bei den Abgaben: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/oecd-steuern-abgaben-deutschland-100.html
Wer bei welchen Abgaben?
Also ein bestimmter Teil der Menschen bei einem bestimmten Teil der Abgaben sind wir an Platz Nummer 2.
Aber nur als Single, nicht als Familie, da sieht es wieder ganz anders aus.

Fazit: Diese OECD Aussage taugt nicht als Argument, dass andere Länder da was besser machen als die Deutschen.
Aus dem Artikel:
Zitat
So liegt die Abgabenquote bei einem verheirateten Paar mit Kindern durchschnittlich bei 40,8 Prozent. Höher ist die Belastung nur in Belgien mit 45,5 Prozent. Im Schnitt aller OECD-Staaten liegt die Abgabenlast bei 29,4 Prozent.

Du hast nach einem Land gefragt, welches es besser macht, ich habe Dir eins genannt.

Komisch, ich dachte die OECD Vergleichslisten wären genau dazu gemacht, um zu vergleichen und zu sehen, wer etwas besser oder schlechter macht "mit dem Ziel eine bessere Politik für ein besseres Leben zu ermöglichen  – eine Politik also, die Wohlstand, Gerechtigkeit, Chancen und Lebensqualität für alle sichern soll."
Sicherlich, aber es ist halt eben leider kein vollständige Aussage die man da leider draus ableiten kann.
Ebenfalls aus dem von dir zitiertem Artikel:
Zitat
Gutes Sozialsystem in Deutschland als Gegengewicht. Den relativ hohen Abgaben stünden damit aber auch direkte Leistungen wie Rentenansprüche, Kranken- und Arbeitslosenversicherung gegenüber. Außerdem sind Zahlungen wie Kindergeld und Steuervergünstigungen wie der Arbeitnehmerpauschbetrag oder Grund- und Kinderfreibeträge in Deutschland nicht in der Darstellung berücksichtigt. Würden diese berücksichtigt, läge die Belastung bei Familien nach Berechnungen des "Handelsblatt" bei knapp 20 Prozent und damit im Mittelfeld der OECD-Staaten.
Zitat
Du bist ein Paradebeispiel dafür, warum man die Deutschen im Ausland nicht mag. Du hast einfach Recht und man kann sich entweder Deiner Meinung anschließen oder falsch liegen und den Zeigefinger kriegen.
Ja, ich bin sicherlich ein Paradebeispiel, warum man einige Menschen nicht mag.
Da ich mehr nachdenke und komplexere Sachverhalte versuche auch breiter zu betrachten und nicht nur die Headlines nehmen und das als Aussage raushaue.

Ich mache mir halt das Leben nicht so einfach, wie jemand der solche Artikel nicht zu Ende liest, oder selber anfängt nachzudenken, welche Aussagen aus den Daten abzulesen sind.

Und wie gesagt, bezüglicher der Aussage  der OECD Studie: Die sagt etwas darüber aus:
Welches Land nimmt dem Bürger am meisten per direkten Steuern und Abgaben weg.
Jipp, sind wir Top.
Aber es sagt nichts darüber aus: In welchem Land zahlt der Bürger prozentual am meisten an Steuern und Abgaben an den Staat (und der Staat "verschwendet" dieses Geld)
oder in welchem Land hat der Bürger mehr Geld zur reinen Verfügung, nachdem er Steuern, indirekte Abgaben, Kapitalertragssteuer, Krankenkassenbeiträge, Altersversorgung, Schulgeld, Mautgebühren, ..... an den Staat oder den Sozialleistungen bezahlt hat und er seine Steuererklärung gemacht hat und per Pendlerpauschale etc. Geld zurückerhalten hat.

Also was nützt es am Ende, wenn ich 10% weniger direkte Steuern bezahle (so wie die in der OECD Liste nicht Top Ten Länder) , dafür 10% mehr indirekte? und oben drein weniger Sozialabgaben habe, dafür alles was in D inklusive ist, extra bezahlen muss?


Also NEIN, deine Aussage, dass andere Länder komischerweise mit weniger Geld bessere Leistungen und Infrastruktur schaffen ist halt mit der OECD Liste eben nicht nachgewiesen oder belegt.
Und für Familien zumindest laut Handelsblatt eben absolut nicht korrekt! (Zumindest nach der Aussage, des Textes, den du selber zitierst, aber offensichtlich nicht zu ende gelesen hast)

Ja, nur weil ich das hier darstelle bin ich sicherlich nicht bei dir beliebt.

SusiE

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Was bitte ist hier nur noch los.
Jetzt ist es einem KAV zu teuer und Sie stimmen nicht zu?

Hatte eher gedacht die AN sind die, die hier die Kröte schlucken müssen und jetzt gönnt man uns nicht einmal das?

KlammeKassen

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Wer Geld rumliegen hat, hat es in vielen Fällen dahin gelegt, um fürs Alter vorzusorgen. Das überhaupt auch nur mit einem müden Prozent zu besteuern, kann nicht begründbar sein.
Wer arbeiten geht, hat es in vielen Fällen deshalb getan, um fürs Alter vorzusorgen. Das überhaupt auch nur mit einem müden Prozent zu besteuern, kann nicht begründbar sein.
Verstehst Du den Unsinn Deiner Aussage?
Nö, denn wer einen Arbeitslohn erhalten hat, hat darauf schon Steuern entrichtet. Wer davon dann einen Teil zur privaten Vorsorge irgendwelchen Versicherungen in den Hals wirft, kann das komplett von der Steuer absetzen. Wer davon einen Teil zur privaten Vorsorge z.B. in einen thesaurierenden ETF steckt (also einen, der etwaige Dividenden überhaupt nicht erst auszahlt, sondern direkt reinvestiert), darf darauf demnächst wieder Steuern zahlen. Und wenn man sich dann im Alter daraus auszahlen lässt, natürlich wieder. Dafür z.B. sehe ich tatsächlich keine Begründung. Die Beiträge zur Rentenversicherung sind inzwischen ja auch voll absetzbar, damit keine "Doppelbesteuerung" entsteht, da der Bundesfinanzhof darin auch ein bisschen Unsinn gesehen hat...

Naja so groß ist der Beitrag leider auch nicht. Riester kannst du bis 2.100 Euro im Jahr geltend machen; drückt also das Einkommen maximal 2.100 Euro.
Ansonsten ist es auf 1.900 begrenzt bei privaten Rentenversicherungen, allerdings hat man diese 1.900 Euro (wenn man nicht seeeeeehr wenig verdient) bereits durch die Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge vollständig ausgeschöpft, so dass es nichts mehr gibt.
Ein wenig Nutzen kann man eventuell noch durch eine Entgeltumwandlung ziehen, das ist allerdings auch sehr begrenzt.

Was ich zum Beispiel auch nicht verstehe, ist, dass die Arbeitslosenversicherung nicht anrechenbar ist (für diese gilt ebenfalls diese 1.900 Euro Grenze, die im Normalfall überschritten ist). Ist meiner Meinung nach ein doppelter Nachteil gegenüber Beamten. Einmal dass man sie zahlen muss und dann, dass man diese nicht mal für die Steuererklärung geltend machen kann.
Zumal das Risiko der Arbeitslosigkeit nun im öffentlichen Dienst nicht besonders groß ist, wenn man nicht selbst Scheiße baut...

KlammeKassen

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Was bitte ist hier nur noch los.
Jetzt ist es einem KAV zu teuer und Sie stimmen nicht zu?

Hatte eher gedacht die AN sind die, die hier die Kröte schlucken müssen und jetzt gönnt man uns nicht einmal das?

Wahrscheinlich möchte der KAV damit noch einmal deutlich machen, wie sehr sie an ihre Schmerzgrenze gegangen sind und dass man das doch würdigen muss. Die Kassen sind ja schließlich klamm  ::)

Flüchtlingsnancy wird schon gut dafür sorgen, dass der KAV Sachsen schön zustimmt, sie hat sonst zu viel Angst vor ihrem Ansehen und der Wahl in Hessen.
Karin würde das sicherlich gut finden, wenn es sich nochmal ordentlich nach hinten verschiebt.

daseinsvorsorge

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Na ja- wenn bis morgen Abend keine Zustimmung aus Sachsen kommt-wird die BTK der Tarifeinigng nicht zustimmen. Bei der viko wurde allerdings darauf hingewiesen, dass man davon ausgeht, dass die vka dieses Problem schnell lösen wird.

TVöDler2022

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Steuerniveau und Lebensqualität korrelieren aber leider nicht. Sonst hätten ja z. B. die skandinavischen Staaten, die in zahlreichen Kennzahlen deutlich besser als Deutschland abschneiden, eine höhere Steuer- und Abgabenlast, statt einer geringeren. Von daher ist das "Gemecker" über Deutschlands voraussichtlich ab Juli erreichten Pole-Position bei der Steuer- und Abgabenlast durchaus legitim.

Was passiert im Juli? Hab ich was verpasst?

Anstieg der Beiträge für Pflegeversicherung...
also wahrscheinlich, ganz offiziell ist es glaube ich noch nicht

Allerdings nur für Personen mit weniger als 2 Kindern - alle anderen sparen ein wenig Geld - Gesetz soll wohl Mitte Juni "durchgewunken" werden.

Lio1896

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Es haben nur 27 Prozent an der Abstimmung teilgenommen. Davon haben 66 Prozent dafür gestimmt. Das sind ca. 15 Prozent der Verdi Mitglieder. Es ist so unfassbar peinlich das den Mitgliedern alles egal ist und diese nicht Mal 2 Minuten Zeit haben für eine Befragung. Das spiegelt sich auch teilweise in der Streikbeteiligung wieder! Es sind ca. 400 Menschen im Fachbereich in der Gewerkschaft aber beim Streik siehst du vielleicht 50.

Chrille1507

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Es haben nur 27 Prozent an der Abstimmung teilgenommen.

Guten Morgen, gibt es eine Quelle für diese Zahl?
Danke im Voraus

Lio1896

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Es haben nur 27 Prozent an der Abstimmung teilgenommen.

Guten Morgen, gibt es eine Quelle für diese Zahl?
Danke im Voraus

Quelle ist die stv. Verdi Vorsitzende. Sie hat gestern auf Nachfrage, die Beteiligung an der Abstimmung in der Tarifbotscherkonferenz mitgeteilt.

Bastel

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Vielleicht haben auch die restlichen 73 Prozent keine Lust auf das lächerliche Theater von Verdi. Am besten alle verlassen den Sauladen und lassen ihn vor die Hunde gehen. Dann bildet sich vielleicht mal wieder eine anständige Gewerkschaft.

brian

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Wieso  müssen bei der KAV eigentlich alle zustimmen und auf der AN-Seite reichen ein paar Hanseln?

Tagelöhner

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@Bastel
Du meinst eine, die auf Beamteninteressen gar nichts mehr gibt... ;)? Ja das wäre zu wünschen.
Die Situation ist ja der totale Witz, Beamte und deren Interessenvertreter berufen sich zur Verteidigung beamtenspezifischer Privilegien auf das Streikverbot, lassen "erstreikte" Tarifergebnisse aber natürlich jederzeit gerne auf ihre Besoldung übertragen. Manch einer würde das Heuchelei nennen auch wenn es höchstrichterlich als gängige akzeptierte Praxis eingestuft wurde ;D

patrick0815

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Vielleicht haben auch die restlichen 73 Prozent keine Lust auf das lächerliche Theater von Verdi. Am besten alle verlassen den Sauladen und lassen ihn vor die Hunde gehen. Dann bildet sich vielleicht mal wieder eine anständige Gewerkschaft.

Mit so einer Einstellung ändert sich aber auch nicht zwangsläufig etwas.

"Dann bildet sich vielleicht mal wieder eine anständige Gewerkschaft". Vielleicht aber auch nicht. Und dann?

Diese Abstimmung war so einfach. Konnte man sogar übers Internet machen und dennoch hat sich niemand drum gekümmert. Einfach Desinteresse oder die meisten sind zufrieden mit dem Ergebnis.
Wer weiß das schon. Das sollten die Tarifbotschafter/innen in ihrem Gebiet in Erfahrung bringen.

Britta2

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Herrlich. Hieß es bisher:  hoffentlich stimmen weniger als 25% zu - sind es jetzt paar Hanseln im bösen Osten (dort wo die wohnen, die auch 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch lernen sollen, wie man effektiv arbeiten sollte und überbezahlt werden ...) --- sind ausgerechnet jene jetzt die Buhmänner, die die Auszahlung des "irre tollen hart erkämpften Verdi-Abschlusses" blockieren und einknicken sollen. Ja - man sollte sich mal entscheiden, was man will.
66% Beifallklatscher - aus dem Westen. Glückwunsch!

Bastel

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@Bastel
Du meinst eine, die auf Beamteninteressen gar nichts mehr gibt... ;)? Ja das wäre zu wünschen.
Die Situation ist ja der totale Witz, Beamte und deren Interessenvertreter berufen sich zur Verteidigung beamtenspezifischer Privilegien auf das Streikverbot, lassen "erstreikte" Tarifergebnisse aber natürlich jederzeit gerne auf ihre Besoldung übertragen. Manch einer würde das Heuchelei nennen auch wenn es höchstrichterlich als gängige akzeptierte Praxis eingestuft wurde ;D

Bisher wurde nichts übertragen. Und das in der Vergangenheit auch nicht immer alles Zeit- und Wirkungsgleich übertragen wurde (Vor allem bei den Landesbeamten), solltest du wissen. Des Weiteren "arbeiten" Beamte im Bereich des Bundes 2h mehr pro Woche ;) Sogar in der ehemaligen Zone wurde die Arbeitszeit mittlerweile auf 39h gesenkt.