Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 308110 times)

daseinsvorsorge

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SuE-Streik 2015: 4 Wochen Dauerstreik führten zu Anfeindungen und vereinzelt zu körperlichen Übergriffen ggü. ErzieherInnen, nachdem die vka öffentlich so lange gezündelt hatte, bis sich wohl der Elternzorn mal so richtig entladen hatte. So geht vka
« Last Edit: 21.05.2023 11:58 von daseinsvorsorge »

SusiE

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Für mich sind das entweder Leute aus Personalverwaltungen (d.h. die die AG-Seite vertreten! oder es sind gar Spitzenleute von Verdi) oder derart abgehobene Abteilungsleiter, für die man freiwillig niemals arbeiten möchte.

Glaub' mir, ich habe Kollegen, die meist sehr jung sind und frisch nach dem Studium, alles durch die rosarote Brille sehen. Die sind erstmal froh, einen Job gefunden zu haben.
Da werden freiwillig immer mehr Rufbereitschaften übernommen, mehr als 10 Stunden freiwillig pro Tag gearbeitet und anschließend noch vier Stunden von der Dienstreise nach Hause gefahren und am Ende alles geglaubt, was der Arbeitgeber erzählt.
Hinweise von mir, "Hey, da werden Deine Rechte als Arbeitnehmer mit Füßen getreten", werden mit einem ungläubigen Lächeln abgetan. Vermutlich bin ich der "verwirrte Alte" für diese Kollegen.
Diese jungen Kollegen finden auch den Tarifabschluss sehr gut und sie freuen sich über mehr Geld.
Sie verstehen zwar nicht, was es bedeutet, wenn die Erhöhung erst nächstes Jahr tabellenwirksam wird, aber das kann ja nicht so wichtig sein.
Ich würde nicht sagen, dass es die rosa rote Brille ist.
Ich übernehme auch einmal im Monat ( manchmal auch öfter) Rufbereitschaften, einfach weil es mich nicht stört und extra € bringt.
Ja es ist in 2023 eine Nullrunde, aber für viele zählt eben nur was mehr auf dem Konto ankommt und da ist eben ein Plus zu verzeichnen.

KlammeKassen

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@KlammeKassen Danke für die Bestätigung meines Beitrages.

Dass du insgesamt 10,8% über 2 Jahre bekommst, wow... Mit dir würde ich alles verhandeln wollen. Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen insgesamt 12% über 4 Jahre anbiete? Noch besser, oder? Erste Steigerung erst 01.10.26 aber gleich ab November verhandeln wir dann neu, ok?

Bullshit. Da Tarifverträge leider meistens 2 Jahre laufen; auf längeres als 2 Jahre würde ich mich nicht einlassen.
Wann hast du in welcher Branche denn schon mal mehr als 10,8 % für 2 Jahre gesehen?
2 Jahre sind meistens die Regel, manche schaffen es, die Arbeitgeberseite auf 18 Monate zu drücken, aber das ist auch eher die Ausnahme als die Regel.
Schlecht war bei den letzten Abschlüssen (neben den geringen Prozenten), dass diese sogar noch länger als 24 Monate liefen.


KlammeKassen

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@KlammeKassen Danke für die Bestätigung meines Beitrages.

Dass du insgesamt 10,8% über 2 Jahre bekommst, wow... Mit dir würde ich alles verhandeln wollen. Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen insgesamt 12% über 4 Jahre anbiete? Noch besser, oder? Erste Steigerung erst 01.10.26 aber gleich ab November verhandeln wir dann neu, ok?

Alles richtig und schon hundertmal gesagt.
Solltest nächstes Mal dabei sein und mit Karin, der H…., verhandeln.
Glaube nur nicht, dass da wirklich mehr rauskäme.

Das glaube ich auch. Aber entscheidend ist, dass ich nach der Schlichung zur Abstimmung gg das Schlichtungsergebnis aufgerufen hätte und ab 2/3 Mehrheit in den Erzwingungsstreik getreten wäre. Spätestens nach 2-3 Wochen wären die AG eingeknickt. Ich hätte nur 1 Ergebnis akzeptiert, was annähernd den Kaufkraft Verlust von 13,1% seit 2020 annähernd aufgefangen hätte, und das tabellenwirksam spätestens ab 07/23. Die Inflationsprämie hätte ich nur als das akzeptiert, als was sie gedacht war. Kein Bestandteil des regulären Gehalts bzw Gehaltsverhandlungen, nur on top.

Man weiß es nicht, was es gebracht hätte. Anfang der 90er sind 12 Tage Erzwingungsstreik einfach verpufft.
Die AG lachen sich eins dabei.

Da habe ich mittlerweile alle Illusionen verloren. Leider…

Eben das ist es.
So wie die VKA drauf ist, hätte sie die Streiks nur genutzt, um das Geld zu sparen. Die Eltern, deren Kinder nicht betreut werden, sollen sich dann schön bei den Erziehern beschweren. Die Bürger, deren Müll nicht abgeholt werden, sollen sich schön bei den Müllwerkern beschweren etc etc.
Das heißt, der Frust landet nur bei den Angestellten; die Arbeitgeber interessiert es nicht. In der Industrie ist das halt anders, der Bürger ist nicht unmittelbar betroffen, aber der Arbeitgeber macht krasse Verluste, wenn die Maschinen nicht laufen/Aufträge nicht bearbeitet werden können etc. Daher ist dort das Interesse der Arbeitgeber auch wesentlich größer, notfalls doch mehr zu zahlen als bei der VKA.

Die Bürger rennen ja nicht in Folge zu Niklas und Karin und brüllen diese an.

SusiE

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Nicht außer acht lassen darf man in dem Zusammenhang auch das schlechte Image der Angestellten des öD.

Wir trinken nur Kaffee, schlafen und werden vom Steuergeld ohnehin schon viel zu gut bezahlt. Bei einem Streik haben wir ohnehin schon kaum Sympathien auf unserer Seite.

GofX

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Ich würde nicht sagen, dass es die rosa rote Brille ist.
Ich übernehme auch einmal im Monat ( manchmal auch öfter) Rufbereitschaften, einfach weil es mich nicht stört [...]

Dass es Dich "nicht stört" ist aber leider die falsche Grundeinstellung.

Du darfst nie vergessen, dass unsere Vorfahren für unsere Rechte als Arbeitnehmer noch kämpfen mussten. Indem Du heute sagst, "ach, das stört mich nicht", pinkelst Du Deinem Ur-Opa direkt ans Bein und sagst ihm, dass er ein Idiot ist und dass er sich nicht so anstellen soll. Die 60-Stunden-Woche war doch gar nicht so schlimm und eine Unfallversicherung braucht man auch nicht.

Dass man sich permanent "unter Wert" verkauft und dem Chef immer wieder sagt, "Ja, Chef, das mache ich doch gerne. Du zahlst mir schließlich einen Hungerlohn dafür, danke, danke, danke", macht es heute nicht besser.

Von Seiten der Arbeitgeber ist es natürlich genial, Arbeitnehmer zu finden, die zu allen Forderungen "Ja und Amen" sagen und dass sie sogar noch freilillig die Argumente der Arbeitgeber propagieren. Top! Besser kann es nicht laufen, den Rest der Aufrührer mundtot zu machen.

Unterm Strich leider traurig. Aber das siehst Du natürlich anders.

Koray

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Als es klar wurde, dass die breite Mehrheit der Bevölkerung die Forderungen von Verdi unterstützt und als angemessen ansieht, war im Radio zu hören, dass bei nem entsprechenden Abschluss die Grundschulen nicht mehr genug finanzielle Mittel hätten und die (armen) Kinder in unrenovierten Klassenzimmer sitzen müssten usw. Auch Werneke wurde immer wieder persönlich angegriffen, er würde sich ja nur profilieren wollen. Ebenso würden "zur Durchsetzung von unangemessenen Forderungen die Bevölkerung in Geiselhaft genommen." Bei derlei unredlich manipulativem Geschreibsel in den Medien, lanciert durch die entsprechenden Stellen, darf man sich auch nicht wundern, wenn nicht wenige Leute darauf reinfallen und es nachplappern.

SusiE

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Ich würde nicht sagen, dass es die rosa rote Brille ist.
Ich übernehme auch einmal im Monat ( manchmal auch öfter) Rufbereitschaften, einfach weil es mich nicht stört [...]

Dass es Dich "nicht stört" ist aber leider die falsche Grundeinstellung.

Du darfst nie vergessen, dass unsere Vorfahren für unsere Rechte als Arbeitnehmer noch kämpfen mussten. Indem Du heute sagst, "ach, das stört mich nicht", pinkelst Du Deinem Ur-Opa direkt ans Bein und sagst ihm, dass er ein Idiot ist und dass er sich nicht so anstellen soll. Die 60-Stunden-Woche war doch gar nicht so schlimm und eine Unfallversicherung braucht man auch nicht.

Dass man sich permanent "unter Wert" verkauft und dem Chef immer wieder sagt, "Ja, Chef, das mache ich doch gerne. Du zahlst mir schließlich einen Hungerlohn dafür, danke, danke, danke", macht es heute nicht besser.

Von Seiten der Arbeitgeber ist es natürlich genial, Arbeitnehmer zu finden, die zu allen Forderungen "Ja und Amen" sagen und dass sie sogar noch freilillig die Argumente der Arbeitgeber propagieren. Top! Besser kann es nicht laufen, den Rest der Aufrührer mundtot zu machen.

Unterm Strich leider traurig. Aber das siehst Du natürlich anders.
Geht es dir noch gut?
Weil ich RB mache, die so oder so angeordnet wird und ich das extra an Kohle gern mitnehme, pinkel ich doch keinem ans Bein. Was stimmt mit dir nicht?

ehemaligesVerdiMitglied

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So ... hab Kündigung raus ... Verdi ade ..

KDC

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So ... hab Kündigung raus ... Verdi ade ..

Da hast du es der Arbeitnehmervertretung aber so richtig gezeigt und der Verhandlungsmacht für die nächste Tarifrunde weiter geschwächt.

Konsequent wäre es, wenn du deinen Job gekündigt und dir was Neues suchen würdest. Ach, sorry. Da müsstest du ja deine Komfortzone verlassen. Dann doch lieber der Protest des kleinen Mannes und bei Vwrdi kündigen. Darf ich dein Bild auf meine Bialetti kleben?

brian

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Er wird einer von vielen sein, daher ja, hat er.

GofX

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Ich würde nicht sagen, dass es die rosa rote Brille ist.
Ich übernehme auch einmal im Monat ( manchmal auch öfter) Rufbereitschaften, einfach weil es mich nicht stört [...]

Dass es Dich "nicht stört" ist aber leider die falsche Grundeinstellung.

Du darfst nie vergessen, dass unsere Vorfahren für unsere Rechte als Arbeitnehmer noch kämpfen mussten. Indem Du heute sagst, "ach, das stört mich nicht", pinkelst Du Deinem Ur-Opa direkt ans Bein und sagst ihm, dass er ein Idiot ist und dass er sich nicht so anstellen soll. Die 60-Stunden-Woche war doch gar nicht so schlimm und eine Unfallversicherung braucht man auch nicht.

Dass man sich permanent "unter Wert" verkauft und dem Chef immer wieder sagt, "Ja, Chef, das mache ich doch gerne. Du zahlst mir schließlich einen Hungerlohn dafür, danke, danke, danke", macht es heute nicht besser.

Von Seiten der Arbeitgeber ist es natürlich genial, Arbeitnehmer zu finden, die zu allen Forderungen "Ja und Amen" sagen und dass sie sogar noch freilillig die Argumente der Arbeitgeber propagieren. Top! Besser kann es nicht laufen, den Rest der Aufrührer mundtot zu machen.

Unterm Strich leider traurig. Aber das siehst Du natürlich anders.
Geht es dir noch gut?
Weil ich RB mache, die so oder so angeordnet wird und ich das extra an Kohle gern mitnehme, pinkel ich doch keinem ans Bein. Was stimmt mit dir nicht?

Supi, vorauseilender Gehorsam.

Das sieht der Chef gerne. :-)

Nächster Denkfehler: Einem Tarifbeschäftigten wird nichts "angeordnet" - außer, man hat es in seinem Arbeitsvertrag unterschrieben.

Zitat: "weil es mich nicht stört und extra € bringt".

So werden Arbeitnehmerrechte unterhöhlt.

Man braucht scheinbar nur genügend "Naivität", um jeden Mist mit sich machen zu lassen und es auch noch toll zu finden.

Glückwunsch!

Sukram10

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Supi, vorauseilender Gehorsam.

Das sieht der Chef gerne. :-)

Nächster Denkfehler: Einem Tarifbeschäftigten wird nichts "angeordnet" - außer, man hat es in seinem Arbeitsvertrag unterschrieben.

Zitat: "weil es mich nicht stört und extra € bringt".

So werden Arbeitnehmerrechte unterhöhlt.

Man braucht scheinbar nur genügend "Naivität", um jeden Mist mit sich machen zu lassen und es auch noch toll zu finden.
Mit welchem Bein bist DU denn falsch aufgestanden? Willst du RB komplett abschaffen? Was stört dich daran, dass einige RB übernehmen für eine angemessene zusätzliche Entlohnung?

GofX

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Mit welchem Bein bist DU denn falsch aufgestanden? Willst du RB komplett abschaffen? Was stört dich daran, dass einige RB übernehmen für eine angemessene zusätzliche Entlohnung?

Bitte mal den Zusammenhang lesen und verstehen:
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,120547.msg300654.html#msg300654

Es ging in meiner ursprünglichen Aussage darum, dass sich vermehrt neue Mitarbeiter zu immer mehr Rufbereitschaften und Extraschichten drängen lassen und die Arbeitgeberseite die Unerfahrenheit von neuen Mitarbeitern dahingehend ausnutzt, da diese die neue Arbeitsstelle oft "durch die rosarote Brille" sehen.

SusiE's Einwand lautete dahingehend, dass dies wohl keine "rosarote Brille" sein sollte.

Gegen gelegentliche Rufbereitschaften spricht natürlich gar nichts. Gegen das Ausnutzen von Arbeitnehmern hingegen sollte man vorgehen, oder siehst Du das anders?

Also, bitte erst alles lesen, bevor rumgepöbelt wird.

SusiE

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Ich übernehme auch einmal im Monat ( manchmal auch öfter) Rufbereitschaften, einfach weil es mich nicht stört [...]

Dass es Dich "nicht stört" ist aber leider die falsche Grundeinstellung.

Du darfst nie vergessen, dass unsere Vorfahren für unsere Rechte als Arbeitnehmer noch kämpfen mussten. Indem Du heute sagst, "ach, das stört mich nicht", pinkelst Du Deinem Ur-Opa direkt ans Bein und sagst ihm, dass er ein Idiot ist und dass er sich nicht so anstellen soll. Die 60-Stunden-Woche war doch gar nicht so schlimm und eine Unfallversicherung braucht man auch nicht.

Dass man sich permanent "unter Wert" verkauft und dem Chef immer wieder sagt, "Ja, Chef, das mache ich doch gerne. Du zahlst mir schließlich einen Hungerlohn dafür, danke, danke, danke", macht es heute nicht besser.

Von Seiten der Arbeitgeber ist es natürlich genial, Arbeitnehmer zu finden, die zu allen Forderungen "Ja und Amen" sagen und dass sie sogar noch freilillig die Argumente der Arbeitgeber propagieren. Top! Besser kann es nicht laufen, den Rest der Aufrührer mundtot zu machen.

Unterm Strich leider traurig. Aber das siehst Du natürlich anders.
Geht es dir noch gut?
Weil ich RB mache, die so oder so angeordnet wird und ich das extra an Kohle gern mitnehme, pinkel ich doch keinem ans Bein. Was stimmt mit dir nicht?

Supi, vorauseilender Gehorsam.

Das sieht der Chef gerne. :-)

Nächster Denkfehler: Einem Tarifbeschäftigten wird nichts "angeordnet" - außer, man hat es in seinem Arbeitsvertrag unterschrieben.

Zitat: "weil es mich nicht stört und extra € bringt".

So werden Arbeitnehmerrechte unterhöhlt.

Man braucht scheinbar nur genügend "Naivität", um jeden Mist mit sich machen zu lassen und es auch noch toll zu finden.

Glückwunsch!
RB ist im ASD eine Pflichtveranstaltung und ja, das haben wir alle unterzeichnet, kann also ASD angeordnet werden.