Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 312756 times)

FearOfTheDuck

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Selbst die unteren EG-Gruppen dürften einen Reallohnverlust erleiden für die Jahre 2022-2024. Die ca. 15-16% dort gibt es für 2 Jahre, dazu die Hypothek von 1,8 % aus 2022. Das sind im Jahres-Schnitt zwar nach ungekannte Höhen, hält man die Inflation dagegen, ist aber auch das zu wenig.

Die sogenannte Lohn-Preis-Spirale haben wir ja jetzt aufgehalten. Also ist doch der politische Plan voll aufgegangen. Ich hoffe nur, dass wir es mit ordentlich Balkon-Klatschen gedankt bekommen.

Übrigens bin ich nicht von "Reallohnausgleich" ausgegangen. Dieses Schild haben die Gewerkschaften aufgestellt.

niagAkcaBdipS

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Um so erstaunter bin ich, dass es Leute gibt die eine Tarifeinigung unterhalb der Inflationsrate feiern.

Dein Arbeitgeber ist nicht dafür verantwortlich, die Inflationsrate auszugleichen.

niagAkcaBdipS

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Die letzte Sonderzahlung (220€) wird am 01.02.2024 aufs Konto überwiesen - richtig?
Die letzte Sonderzahlung sollte zusammen mit dem Gehalt kommen.
Ende Februar, mitte Februar, je nach dem, wann dein AG dein Gehalt zahlt.

Oder habe ich hier einen Denkfehler? :)

ja, weil: Siehe oben

FearOfTheDuck

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Guten Morgen zusammen, eigentlich bin ich nur stiller Mitleser - nun habe ich allerdings eine Frage zum Tarifergebnis...

Die letzte Sonderzahlung (220€) wird am 01.02.2024 aufs Konto überwiesen - richtig?
Ab 01.03.2024 wird die Entgelttabelle erhöht (200€ brutto + 5,5%) - richtig?
-> Tarifliche Erhöhung spüre ich das erste Mal mit dem Märzgehalt 2024 (Auszahlung also Ende März) auf dem Konto - richtig?
Das heißt doch im Umkehrschluss, dass mein Februargehalt 2024 (Auszahlung Ende Februar) keine Sonderzahlung und keine tarifliche Erhöhung enthält - richtig?
....also bekommt man mit dem Februargehalt 2024 das selbe Gehalt wie derzeit??
Oder habe ich hier einen Denkfehler? :)

Wieso? Die letzte Zahlung dürftest du doch im Februar 2024 erhalten, also Sonderzahlung + Gehalt. Und ab März erhöhen sich die Tabellenwerte. Wie dein AG die monatliche IAP auszahlt, ob mit dem Gehalt oder getrennt, wirst du sehen, wenn es das erste Mal passiert.

Rene

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Die Einteilung der Beschäftigten in Entgeltstufen erfolgt im Wesentlichen nach Qualifikation und Tätigkeitsmerkmalen. Insbesondere geht es darum, anspruchsvollere Tätigkeiten (mit Blick auf Verantwortung und weitere Tätigkeitsmerkmale) angemessen differenziert zu entlohnen. Wenn dieses Prinzip durch Stauchung der Entgelttabellen (infolge überdimensionaler Mindesterhöhungen) unterlaufen wird, hat das gesamte Gefüge keinen Sinn mehr, z. B. verdient dannn die Sekretärin perspektivisch zu viel wie der Amtsleiter.
Versteh ich, streite ich auch nicht ab...
Nur liegt das alles im Auge des Betrachters ...
Wenn jeder 500€ im Monat mehr bekommt, ist das noch lange keine Stauchung.
Die Abstände bleiben ebenfalls gleich. Eben um 500€.

Man könnte sogar andersrum argumentieren.
10% für alle ist macht eine Spreizung.

Denn der E5 bekommt 300€ mehr und der E15 700€.
Sowas ist in keinster weise gerechtfertigt.

Wir können es dir ja mal verdeutlichen.

2022 fangen 2 Arbeiter an.
Einer ein E5 und einer in E15.
So ... die Inflationsrate liegt bei 3% für die nächsten 40 Jahre.
Und weil wir so einen tollen Arbeitgeber/Dienstherrn haben zahlt er uns jedes Jahr 3% mehr Gehalt.
Kein Reallohngewinn, aber eben auch kein Verlust.
So
Aktuell bekommt der E5
3184€ und in 40 Jahren würde er 10083€ bekommen.
Der E15
7144€ und in 40 Jahren würde er 22625€ bekommen.

Glaubst du wirklich das wäre noch irgendwo gerecht?

Und wenn der nette Arbeitgeber stattdessen beiden Arbeitnehmern jedes Jahr 100€ monatlich mehr Gehalt zahlt (sind auch ~3% von 3184€) und dies alle 10 Jahre um 50€ erhöht, haben wir nach 40 Jahren folgende Gehaltsstruktur:

  E5: 10.184€
E15: 14.144€

Also statt dem Doppeltem noch ca. 40€ mehr.
Da lohnt sich das Studium ja richtig.

Britta2

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Um so erstaunter bin ich, dass es Leute gibt die eine Tarifeinigung unterhalb der Inflationsrate feiern.

Dein Arbeitgeber ist nicht dafür verantwortlich, die Inflationsrate auszugleichen.

DAS hat auch in diesem Forum kein Einziger jemals verlangt !!!!!!!!!!
Inflationsausgleichszahlung war vom Scholz groß angekündigt - egal, wer wie was dann tatsächlich realisiert.
Keine Ahnung, ob die AG (wenn die das zahlen!) das unter "Spenden" etc selbst steuerlich abrechnen können.
Irgendwo ist definitiv ein Haken. Scholz kann keinen verpflichten, ohne Gegenleistung Geschenke zu verteilen!

Aber mal OT anderer Art - Körpersprache. Hat mal jemand darauf geachtet, wie nervös unser Verdi-Chef seit Beginn der 4.Runde in Kameras geschaut hat? Insbesondere die zuckenden Augen. Der hat selbst die ganze Zeit gewusst, was für einen Bockmist er verzapft hat und dass die Leure ihn dafür beschimpfen und verspotten.
Es stellt sich also die Frage --- womit hat die Faeser ihn dermaßen platt machen können, welches Druckmittel hinter verschlossener Tür wurde eingesetzt?! --- dagegen helfen auch keine Demos von Dusseln auf der Straße!

brian

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Ich verstehe immer nicht so genau, wieso uns Verdi übern Tisch gezogen hat?
Haben die Arbeitgeber viel viel mehr angeboten und Verdi hat abgelehnt?

Auch. Sie haben die Angleichung der Jahressonderzahlung abgelehnt, weil da ja nur die Superreichen ab EG 9a von profitieren.

niagAkcaBdipS

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Bin ich hier tatsächlich der Einzige, mit dem Abschluss absolut zu frieden ist?
Ja, man hätte an dem Beginn der tabellenwirksamen Erhöhung arbeiten können und diese auf den 01.01.24 vorziehen können.
Aber ansonsten bin ich rund um zu frieden.

FearOfTheDuck

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@Britta: Sehe ich anders: Gerade für die 4.Verhandlungsrunde könnte man den Gewerkschaften sogar zugute halten. Und zwar dafür, dass sie nicht mehr nach unten vom Schlichtervorschlag abgewichen sind und keines der verlangten Sonderopfer akzeptiert haben. 

Stempelroboter

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Um so erstaunter bin ich, dass es Leute gibt die eine Tarifeinigung unterhalb der Inflationsrate feiern.

Dein Arbeitgeber ist nicht dafür verantwortlich, die Inflationsrate auszugleichen.

DAS hat auch in diesem Forum kein Einziger jemals verlangt !!!!!!!!!!
Inflationsausgleichszahlung war vom Scholz groß angekündigt - egal, wer wie was dann tatsächlich realisiert.
Keine Ahnung, ob die AG (wenn die das zahlen!) das unter "Spenden" etc selbst steuerlich abrechnen können.
Irgendwo ist definitiv ein Haken. Scholz kann keinen verpflichten, ohne Gegenleistung Geschenke zu verteilen!

Aber mal OT anderer Art - Körpersprache. Hat mal jemand darauf geachtet, wie nervös unser Verdi-Chef seit Beginn der 4.Runde in Kameras geschaut hat? Insbesondere die zuckenden Augen. Der hat selbst die ganze Zeit gewusst, was für einen Bockmist er verzapft hat und dass die Leure ihn dafür beschimpfen und verspotten.
Es stellt sich also die Frage --- womit hat die Faeser ihn dermaßen platt machen können, welches Druckmittel hinter verschlossener Tür wurde eingesetzt?! --- dagegen helfen auch keine Demos von Dusseln auf der Straße!

Die hatte was privates gegen ihn der Hand...  ::)

Ach ja, beinahe vergessen: !!!!!!!!!!!!!!!

Stempelroboter

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Bin ich hier tatsächlich der Einzige, mit dem Abschluss absolut zu frieden ist?
Ja, man hätte an dem Beginn der tabellenwirksamen Erhöhung arbeiten können und diese auf den 01.01.24 vorziehen können.
Aber ansonsten bin ich rund um zu frieden.

Ich auch  8)

brian

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Bin ich hier tatsächlich der Einzige, mit dem Abschluss absolut zu frieden ist?
Ja, man hätte an dem Beginn der tabellenwirksamen Erhöhung arbeiten können und diese auf den 01.01.24 vorziehen können.
Aber ansonsten bin ich rund um zu frieden.

Dir ist bewußt, was die Nullrunde für Auswirkungen hat? Ich hoffe für Dich, Du wirst weder arbeitslos, krank noch gehst in Elternzeit. Die Leistungen dafür sind nämlich gehaltsabhängig und die Prämie hat keine Auswirkung darauf. Heißt, es gibt weniger Leistung.

FollFosten

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Ich bin zufrieden mit dem Abschluss und ich gehe auch davon aus, dass dieser jetzt so umgesetzt wird.

Ab Juni 2023 gibt es netto 220 EUR mehr, im Juni dann noch die 1.020 EUR Sonderzahlung und ab 01.03.2024 sind es bei mir weitere 90 EUR netto mehr ...

Ab Januar 2024 gibt es rund 50 EUR Steuererleichterung
Da sind die 30 EUR mehr bei der Pflegeversicherung ab 01.07.2023 gut zu verkraften

Ich kann damit sehr gut leben und bin gespannt auf die Tarifrunde Anfang 2025!

niagAkcaBdipS

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Dir ist bewußt, was die Nullrunde für Auswirkungen hat? Ich hoffe für Dich, Du wirst weder arbeitslos, krank noch gehst in Elternzeit. Die Leistungen dafür sind nämlich gehaltsabhängig und die Prämie hat keine Auswirkung darauf. Heißt, es gibt weniger Leistung.

Arbeitslosigkeit in den nächsten 24 Monaten schließe ich aus.
Elternzeit ebenfalls.
Krankheit: Wenn ich im Juli krank werden würde, hätte ich doch trotzdem mindestens 1.240 Euro mehr netto, dann 220 Euro aus Juli, ggf. noch 220 Euro aus August..
Dann kommt Krankengeld, was mein Arbeitgeber auf die vollen 100% aufstockt.
Da mein bisheriges 100% Gehalt mehr als akzeptabel ist, kann ich damit gut leben und habe dann sogar noch mehr netto, also vorher.

Blablublu

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Das Zitat sagt alles über Verdi:

Frank Werneke, Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di:
"Für unsere Mitgliedergruppen bringt dieser Tarifabschluß eine nachhaltige Entgeltsteigerung von bis zu 16,9%, für alle unsere wichtigen Mitgliedergruppen aber von über 11%."

Quelle:oeffentlicher-dienst.info

Wer für diesen Verein jenseits der EG 9 auch noch ein Prozent seines Gehaltes opfert ist selber Schuld.