Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 312783 times)

Forschung4u

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Woher stammt eigentlich der Mythos, dass hohe Entgeltgruppen durch die Inflation weniger betroffen sind als niedrige Entgeltgruppen? Diese mathematische Herleitung würde mich genauso interessieren wie das Rechenbeispiel, dass die Tabellen-Spreizung mit den letzten Tarifergebnissen angeblich zu- statt abnimmt.

Diesen Mythos gibt es nicht. Es bedarf hier einer Differenzierung:

Das Rechenbeispiel der Gewerkschaften besagt, dass Bezieher niedrigerer Löhne stärker von der Inflation betroffen sind also solche die höhere Löhne erhalten.
Das mag sich jetzt ähnlich anhören, ist aber nicht das Gleiche.

Ihre Meinung erklärt sich durch die benötigten Anteile des monatlichen Lohns an den zum Überleben nötigen Fixkosten. Statistisch steigt der Anteil der monatlichen Einnahmen prozentual der für Energie und Lebensmittel benötigt wird an je niedriger das Einkommen ist. Stichwort: Handlungsspielraum.

Das kann man gut finden, oder nicht, Statistisch ist das valide.

Es soll ja niemand weniger bekommen, aber wir wollen eben prozentual das Gleiche.

Amtsschimmel

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An alle Angestellteb Kollegen, die sich über diesen meiner Meinung nach richtig guten Tarifergebnis aufregen und sich beschweren. Es gibt Menschen, die die gleich Arbeit machen wie ihr, mit 2 h mehr die Woche und für das ganze Jahr 2023 nur 2,8% erhöhung bekommen haben. Ihr regt euch drüber auf, weil es 2023 keine Tabellenerhöhung gab ja, aber die monatlichen 200€ (steuerfrei) erwähnt hier keiner. Also die 2,8%, die ich als armer Beamter erhalte machen keine 200€ aus.

Die DBB setzt sich mehr für euch ein als für uns! Man fühlt sich echt verarscht! An eurer Stelle würde ich mich über so ein Ergebnis einfach nur freuen.

Schlimm, dass wir dich ins Beamtentum geprügelt haben.  ::) Warte doch erst mal ab, was bei euch letztlich rumkommt.

Nach der "2,8 Prozent 2023" Aussage zu urteilen ist er nicht einmal Beamter im einschlägigen Rechtskreis.

Knarfe1000

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Diesen Mythos gibt es nicht. Es bedarf hier einer Differenzierung:

Das Rechenbeispiel der Gewerkschaften besagt, dass Bezieher niedrigerer Löhne stärker von der Inflation betroffen sind also solche die höhere Löhne erhalten.
Das mag sich jetzt ähnlich anhören, ist aber nicht das Gleiche.

Ihre Meinung erklärt sich durch die benötigten Anteile des monatlichen Lohns an den zum Überleben nötigen Fixkosten. Statistisch steigt der Anteil der monatlichen Einnahmen prozentual der für Energie und Lebensmittel benötigt wird an je niedriger das Einkommen ist. Stichwort: Handlungsspielraum.

Das kann man gut finden, oder nicht, Statistisch ist das valide.
Kann man wirklich so sehen. Wenn man z.B nur 2500 Euro brutto im Monat hat, treffen einen die Energie- und Lebensmittelpreise härter als wenn man 5000 Euro verdient (bei sonst vergleichbarer Lebenssituation). Das kann und soll man nicht wegdiskutieren.

anonymus1453

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An alle Angestellteb Kollegen, die sich über diesen meiner Meinung nach richtig guten Tarifergebnis aufregen und sich beschweren. Es gibt Menschen, die die gleich Arbeit machen wie ihr, mit 2 h mehr die Woche und für das ganze Jahr 2023 nur 2,8% erhöhung bekommen haben. Ihr regt euch drüber auf, weil es 2023 keine Tabellenerhöhung gab ja, aber die monatlichen 200€ (steuerfrei) erwähnt hier keiner. Also die 2,8%, die ich als armer Beamter erhalte machen keine 200€ aus.

Die DBB setzt sich mehr für euch ein als für uns! Man fühlt sich echt verarscht! An eurer Stelle würde ich mich über so ein Ergebnis einfach nur freuen.

Landesbeamter?

Leider!

Umlauf

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Ich denke schon.
Wenn alle EG10 + in den Behörden die Arbeit niederlegen ist Stillstand.
Dann merkt Verdi vielleicht auch, dass es nicht nur an den eigenen vertretenen Gruppen liegt.

Ähnlich Vereinigung Cockpit. Ohne Pilot hat auch das Bodenpersonal nix zu tun.

Naja, also die Piloten Streiken wie oft in den letzten Jahren? Und verdienen eh Geld wie Heu.
Und ohne das Bodenpersonal wäre nicht mal Sprit im Tank der Flieger, geschweige den Passagiere.

Wenn man bedenkt das Verdi die Grundforderung 10,5% und mindestens 500€ hatte um die unteren Entgeldgruppen mit dem Sockelbetrag zu festigen, haben Sie genau das Gegenteil geschafft. Den nur die Oberen EG`s kommen durch die Erhöhung ab 03/24 über die 500 Euro.  Die unteren gehen wieder mal leer aus. Also die Spreizung wird immer größer. Das ist natürlich ok, oder wie? Nix gegen hohe EG`s aber die habens weniger nötig.


In Relation schieben Sockel alles zusammen.
Mindestbeträge stauchen von unten.
Es kommt immer auf die Relationen an. 

Das versteht sogar mein Sohn, der noch zur Schule geht.

Bei Gehaltssteigerungen von 14 bis 16% ganz untern, kann man nicht von leer ausgehen sprechen.
Ganz oben sind es nur 8%.

Forschung4u

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Woher stammt eigentlich der Mythos, dass hohe Entgeltgruppen durch die Inflation weniger betroffen sind als niedrige Entgeltgruppen? Diese mathematische Herleitung würde mich genauso interessieren wie das Rechenbeispiel, dass die Tabellen-Spreizung mit den letzten Tarifergebnissen angeblich zu- statt abnimmt.

Diesen Mythos gibt es nicht. Es bedarf hier einer Differenzierung:

Das Rechenbeispiel der Gewerkschaften besagt, dass Bezieher niedrigerer Löhne stärker von der Inflation betroffen sind also solche die höhere Löhne erhalten.
Das mag sich jetzt ähnlich anhören, ist aber nicht das Gleiche.

Ihre Meinung erklärt sich durch die benötigten Anteile des monatlichen Lohns an den zum Überleben nötigen Fixkosten. Statistisch steigt der Anteil der monatlichen Einnahmen prozentual der für Energie und Lebensmittel benötigt wird an je niedriger das Einkommen ist. Stichwort: Handlungsspielraum.

Das kann man gut finden, oder nicht, Statistisch ist das valide.

Im Übrigen: Dieses Argument zieht im Moment vielleicht. Aber all die Jahre vorher hatten Deutschland rekordverdächtig niedrige Preise für Lebensmittel. Außerdem sind z.B. auch Handwerker sauteuer geworden. Und die gehören nun mal zum wohlverdienten Lebensstandard von Höherqualifizierten.

FearOfTheDuck

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An alle Angestellteb Kollegen, die sich über diesen meiner Meinung nach richtig guten Tarifergebnis aufregen und sich beschweren. Es gibt Menschen, die die gleich Arbeit machen wie ihr, mit 2 h mehr die Woche und für das ganze Jahr 2023 nur 2,8% erhöhung bekommen haben. Ihr regt euch drüber auf, weil es 2023 keine Tabellenerhöhung gab ja, aber die monatlichen 200€ (steuerfrei) erwähnt hier keiner. Also die 2,8%, die ich als armer Beamter erhalte machen keine 200€ aus.

Die DBB setzt sich mehr für euch ein als für uns! Man fühlt sich echt verarscht! An eurer Stelle würde ich mich über so ein Ergebnis einfach nur freuen.

Schlimm, dass wir dich ins Beamtentum geprügelt haben.  ::) Warte doch erst mal ab, was bei euch letztlich rumkommt.

Nach der "2,8 Prozent 2023" Aussage zu urteilen ist er nicht einmal Beamter im einschlägigen Rechtskreis.

Und muss somit noch ein wenig länger abwarten. ;)

Amtsschimmel

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An alle Angestellteb Kollegen, die sich über diesen meiner Meinung nach richtig guten Tarifergebnis aufregen und sich beschweren. Es gibt Menschen, die die gleich Arbeit machen wie ihr, mit 2 h mehr die Woche und für das ganze Jahr 2023 nur 2,8% erhöhung bekommen haben. Ihr regt euch drüber auf, weil es 2023 keine Tabellenerhöhung gab ja, aber die monatlichen 200€ (steuerfrei) erwähnt hier keiner. Also die 2,8%, die ich als armer Beamter erhalte machen keine 200€ aus.

Die DBB setzt sich mehr für euch ein als für uns! Man fühlt sich echt verarscht! An eurer Stelle würde ich mich über so ein Ergebnis einfach nur freuen.

Landesbeamter?

Leider!

Dann mal Ende diesen / Anfang kommenden Jahres aufpassen. Da geht es um den TV-L und dann auch um euch.

BAT

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Ach, nur weil es keine Tabellenerhöhung in 2023 rausgehandelt wurde, sind die 200€ mon. + 1240€ also irrelevant!?

Ohne RV-Beiträge geht die Schere zur Besoldung noch weiter auseinander. Abgerechnet wird zum Schluss  ;)

Amtsschimmel

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Ach, nur weil es keine Tabellenerhöhung in 2023 rausgehandelt wurde, sind die 200€ mon. + 1240€ also irrelevant!?

Ohne RV-Beiträge geht die Schere zur Besoldung noch weiter auseinander. Abgerechnet wird zum Schluss  ;)

Kannst du das näher ausführen?

dregonfleischer

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Da war mir direkt klar: das will ich auch. Ist zwar bei mir noch ne Weile hin, aber sollte es das in dieser Form dann wieder / noch geben, dann lang ich da aber sowas von zu.

Mein Plan hierfür ist:
Ich bin Baujahr Mitte der 80er.
Da ich mit 18 meine Ausbildung gemacht habe, hätte ich mit 63 Jahren meine 45 Jahre voll.
Nun ist es so, dass bei meinem Jahrgang die 45 Jahre nicht reichen. Frühstmöglicher Eintritt: 65.
Sehe ich nicht ein.

Ich Kündige mit 63 Jahren, nehme mir einen Mini-Job damit ich weiter krankenversichert bin und lebe 2 Jahre von ersparten.
Hierzu spare ich in ein ETF-Produkt (nicht privat), was als Produkt der Rentenversicherung gilt und somit ab dem 63. Lebensjahr nur geringfügig besteuert wird.

Ab 65 heißt es dann: Abschlagsfrei in die wohlverdiente Rente.

verstehe das problem nicht gelber zettel und gut ist

Umlauf

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Ach, nur weil es keine Tabellenerhöhung in 2023 rausgehandelt wurde, sind die 200€ mon. + 1240€ also irrelevant!?

Ohne RV-Beiträge geht die Schere zur Besoldung noch weiter auseinander. Abgerechnet wird zum Schluss  ;)

Da werden sich die Dienstherren schon etwas überlegen.

Zum vorletzten Referentenentwurf im Bund zur Alimentierung hat man ganz offiziell beschrieben, dass es Spareffekte durch eine niedrigere zukünftige Pension gibt.

FearOfTheDuck

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Diesen Mythos gibt es nicht. Es bedarf hier einer Differenzierung:

Das Rechenbeispiel der Gewerkschaften besagt, dass Bezieher niedrigerer Löhne stärker von der Inflation betroffen sind also solche die höhere Löhne erhalten.
Das mag sich jetzt ähnlich anhören, ist aber nicht das Gleiche.

Ihre Meinung erklärt sich durch die benötigten Anteile des monatlichen Lohns an den zum Überleben nötigen Fixkosten. Statistisch steigt der Anteil der monatlichen Einnahmen prozentual der für Energie und Lebensmittel benötigt wird an je niedriger das Einkommen ist. Stichwort: Handlungsspielraum.

Das kann man gut finden, oder nicht, Statistisch ist das valide.
Kann man wirklich so sehen. Wenn man z.B nur 2500 Euro brutto im Monat hat, treffen einen die Energie- und Lebensmittelpreise härter als wenn man 5000 Euro verdient (bei sonst vergleichbarer Lebenssituation). Das kann und soll man nicht wegdiskutieren.

Bleibt aber nur eine Annahme. Bzw. Modellhaft, da man von vergleichbarer Lebenssituation ausgeht. Genauso gut sind aber alle Eventualitäten möglich, da es keine festgelegte Lebendssituation geben kann.
Dass im Gros die unteren Einkommensgruppen stärker betroffen sind, meinetwegen. Dass heißt aber nicht, dass nicht auch der mit 5000 Euro Einkommen knapsen muss, weil er hohe Ausgaben hat, Alleinverdiener oder geschieden ist. Der 2500er lebt dafür im ererbten Eigenheim oder hatte zuvor 100.000 auf der hohen Kante.

Will sagen: Anhand des Einkommens Schlüsse zu ziehen, ist gewagt. Und damit ist eine Bevorzugung von Einkommensgruppen aus diesen Schlüssen heraus ebenfalls gewagt.

BAT

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Das kann man gut finden, oder nicht, Statistisch ist das valide.

Nur in Bezug auf das Verhältnis AN - AG. Der AG kennt jedoch nicht alle Einkünfte des AN. Oder gar des Haushaltes.

TvödVSBeamte

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Ich weiß nicht was in einigen Köpfen so vor geht hier. Was denken manche was man in der tollen PW so verdienen kann? Viele Firmen geben ihren Angestellten 0% Lohnsteigerung (weil kein Tarifpartner). Die bekommen 0%.


Zu meinen Teil. Ich bin mit 42 in der 9A Stufe 6 (!!!) mit 4258,04 Euro Brutto. Jetzt kommen nächsten Jahr nochmal 445,19 Euro obendrauf. Dann sind das 4703,23 Euro im Monat. Jahresgehalt um die 60.000 Euro.

Wo in der PW verdiene ich denn bitteschön 60k im Büro? Bin in einer Stadtverwaltung (unter 10000 Einwohner) OHNE Führungsposition. Hab meinen Aufgabenbereich und bin mit der Arbeit sehr zufrieden und macht mir sehr viel Spaß.

Selbst in der IT kriegen das etliche nicht. Einer oder zwei vll., aber der Rest sind "kleine" ITler.

Also nochmal. Meine Frage? Wo verdiene ich 60k in einer Firma im Büro? Bin Verwaltungsfachangestellter. Jetzt bin ich mal gespannt.

PS: Hab kein Studium, sondern nur diese 3 jährige Verwaltungsausbildung gemacht (Hauptschule, Quali) und eine Weiterbildung zum Standesbeamten (den ich auch nur zu 30% meiner Arbeitszeit mache)

PS2: meine Zusatzversorgung ist bereits jetzt bei 420 Euro Anwartschaft (hab mit 16 Jahren angefangen mit Ausbildung)

Ich weiß halt nicht ob der Abstand stimmt und der wird % und numerisch immer kleiner. Ich bin 34 und in der EG 13/3 mit Stufenaufstieg Ende 2023. Im Moment liege ich knapp über 60k Jahresbrutto. Voraussetzung für die Stelle ist ein wissenschaftliches Studium, dass ich mit 24 abgeschlossen hatte und mit 25 angefangen habe zu arbeiten.  Im öD aber erst später.


In Stufe 6 wären es 76k. Da aber Akademiker in der Regel später in den Job einsteigen und es auch nicht selten ist, dass man ein paar mal den AG wechselt, da dauert es echt lange um quasi das volle Potential der EG auszuschöpfen. Und da ist die Frage, sollte eine Aufgabe die Verwaltungsfachangestellte benötigt wirklich die gleiche Bezahlung nach sich ziehen, wie die Tätigkeit mit wiss. Hochschulbildung, nur weil eine Person seit 16 beim gleichen AG sitzt und die andere Person "nur" mehrjährige Berufserfahrung hat?

Und in der Kommune, in der ich bin merkt man schon recht deutlich, dass es für Stellen ab E10 die zumindest das Fachhochschulstudium fordern immer schwerer wird Bewerber zu finden. Gerade auch wenn es um ganz spezifische Abschlüsse geht oder die Übernahme von größeren Projekten mit viel Verantwortung.

Und klar, man kann dann sagen, müssen eben AT Einigungen gefunden werden, aber so wie ich die AG erlebe sind sie da auf beiden Augen blind und taub auf den Ohren noch dazu. Da sagt die Personalabteilung mehr geht nicht im TvöD und zuckt mit den Schultern, wenn eben zum dritten Mal ausgeschrieben wird.