Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1031197 times)

Prüfer SH

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #45 am: 28.04.2023 11:17 »
Werden die Zulagen nach 16 (5) eigentlich häufig gewährt, oder kommt das eher selten vor?

Coffee86

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #46 am: 28.04.2023 11:21 »
Daher auch meine Frage:

Welche Konsequenzen zieht ihr konkret für Euch aus einem möglichem schlechten TV-L Verhandlungsergebnis?

Würde mich interessieren. Ich bin erst vor vier Jahren mit 40+ gewechselt. Und befürchte dass ein erneuter Wechsel nötig wird. Damit habe ich einerseits kein Problem. Etwas Schade wäre es aber schon da hier interessante Aufgaben gegeben sind. Aber irgendwann ist gut...

Ich für mich mache mein Leben nicht vom Tarifabschluss abhängig. Ich habe eine gute Basis bei der Verhandlung vor 2 Jahren geschaffen. Sicherlich kann ich in der PW mehr verdienen, dafür habe ich hier tatsächlich gute Arbeitsbedingungen, interessante und fordernde Aufgaben und (NOCH) tolle Kollegen. Jedoch weiß ich eben nicht wie lange dies alles so bleibt - speziell weil eben schon mehrere Kollegen gewechselt sind und wir kaum neue Leute finden.

Wenn einer oder mehrere Punkte (etwa Kollegen + Spaß an der Arbeit) weg fallen werde ich wechseln. Angebote habe ich genügend.

Aber dennoch hoffe ich auf einen guten Abschluss - aber dabei nur teils auf Eigeninteresse sondern vor allem um generell auch mal Leute zu finden mit denen man nachhaltig planen und arbeiten kann.

Coffee86

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #47 am: 28.04.2023 11:25 »
Werden die Zulagen nach 16 (5) eigentlich häufig gewährt, oder kommt das eher selten vor?

Glaub das kann man nicht pauschal sagen. Aber je nach Stelle ist das schon die Regel. Generell wenn man mehrere Ausschreibungen hat laufen lassen (die auch Unmengen an Geld kosten) oder gar dies an Personalvermittler outgesourced hatte - dann kriegt man auch nur Leute die entsprechend ihren Wert kennen. Und dann wird häufig 16(5) als probates Mittel genutzt - oft auch mit ZLV oben drauf.


Leonhardt

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #48 am: 28.04.2023 11:31 »
Daher auch meine Frage:

Welche Konsequenzen zieht ihr konkret für Euch aus einem möglichem schlechten TV-L Verhandlungsergebnis?

Wohl dem der Alternativen hat. Ich habe Stadtplanung studiert - das braucht man eher weniger in der Privatwirtschaft (private Planungsbüros mal ausgenommen, die aber eigentlich Subunternehmer des öD sind, weil die AG im öD in der Regel die Auftraggeber sind).

Ich werde daher nicht viel machen können außer es zu ertragen. Aber ich bin seit geraumer Zeit bemüht den realen Wert meiner Arbeit dem realen Lohn dafür anzugleichen. Die ganze Mehrarbeit müssen dann hier leider die ganzen Idealisten machen, die nicht für Geld sondern für gute Worte arbeiten gehen.

Leonhardt

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #49 am: 28.04.2023 11:42 »
Und diese Generation könnte man mit Vorzügen im öD eigentlich sehr gut ködern.

Denn work live balance ist insbesondere im MINT Bereich im öD um Faktor 10 besser.
(so meine 30 jährige Berufserfahrung im Wechsel zwischen pW und öD und der Grund warum ich jetzt wieder öD bin)

Aber der Gen Z ist es auch wichtig sinnstiftend zu arbeiten. Ob man da hinter all dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn noch einen Sinn findet?

Mein Beispiel ist der Wohnungsbau. Hört sich mega sinnstiftend an. Aber wenn wir ehrlich sind plane ich zB nur noch für absolut unerschwingliche Luxusobjekte und den sozialen Wohnungsbau von dem allein verschiedenste Hilfsbedürftige profitieren. Ich selbst könnte mit meinem Gehalt aber selbst gar nicht mit meiner Familie in eine neue Wohnung umziehen, weil sich bei uns im erweiterten Stadtbereich Kaltmieten von nunmehr 16-20 €/m² im Bestand ergeben.
Gleichzeitig fällt das Realeinkommen Monat für Monat. Man plant also für die Mitte der Gesellschaft gar keine Wohnungen mehr. Das empfinde ich als nicht besonders sinnstiftend. Derartige Beispiele gibt es sicher auch in anderen Bereichen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #50 am: 28.04.2023 13:05 »
Also ich für meinen Teil finde diese "Drohung" GROßARTIG! Ich will keine IAP sondern nur tabellenwirksame Erhöhungen.
Die Frage ist doch:
Will man die 3000 Netto in dieser TV Laufzeit.
Oder will man eine Lohnerhöhung, die von diesen 3000€ Brutto inkl. AG Anteil Tabellenwirksam finanziert wird?
Also ~30€ (bei Verteilung auf 5 Jahren) AN Brutto monatlich mehr.
oder ~100€ AN Brutto bei 24 Monaten Laufzeit.

Selbst wenn er die 3000 AG Brutto in einem Jahr komplett als Lohnerhöhung drauf haut, kommen bei mir pro Jahre nur 800€ Netto an, Break Even (ohne Verzinsung oder Lohnerhöhungen) in 3,5 Jahren.
Und dann Gewinne Gewinne Gewinne....

Ich für meinen Teil mache mir da nicht mal einen Kopf ob der "Break Even" in 2, 3 oder 5 Jahren erreicht wäre (wobei meist eher früher als später durch "Zinses-Zins-Effekt" bei der nächsten Tarifverhandlung). Ich muss so oder so noch ein paar Jahre arbeiten und habe auch Interesse daran in 12 Monaten noch Personal/Kollegen zu finden für die der Job auch halbwegs(!) lukrativ ist (wobei man davon kaum reden kann). Was bringen mir die Einmalzahlungen, wenn ich in 12 Monaten dann irgendwann hier alleine sitze, weil es für etwaige neue Kollegen immer noch die gleiche besch***** Entgelttabelle gibt?
Da bin ich voll bei Dir, wollte nur mal aufzeigen, wie wenig diese 3000€ sind, wenn man sie in eine tabellenwirksame Lohnsteigerung umwandelt.
Eigentlich müsste der AG einfach mal seine MA fragen:
Wollt ihr 3000€ Netto jetzt oder 40 Euro Brutto monatlich.
Die Antwort kann man sich denken.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #51 am: 28.04.2023 13:10 »
Ich seh das nicht mal so scharf. Ich denke schon die AG sind sich dem bewusst. Das hatten die AG auch kommuniziert, das sie ein Problem bei der Fachkräftegewinnung haben und sehen. Daher kam ja auch die Forderung ihrerseits die JSZ für die oberen EGs zu erhöhen. Aber wie gesagt - die AG haben da ein Problem das Verdi heißt. Diese verhandeln explizit für die unteren EGs und kümmern sich nicht um das Fachkräfteproblem.
Was ja auch logisch ist, denn der Fachkräftemangel ist ein reines AG Problem.

Was ich nicht verstehen, dass nicht der AG einfach mal richtig groß einsteigt und seinerseits 100% JSZ als Lohnerhöhung durchdrückt, eine Lohnerhöhung von 10% für die oberen und mindest Betrag für die unteren (so dass z.B. der EG1 14% bekommt und der Eg8er 8% oder irgend so ein Quatsch)

Und dann mit getöse sich vor die Kamera stellt und sagt:
Wir bieten über 14% Lohnerhöhung an, dass beste Ergebnis ever und Verdi lehnt ab.

Dann gibt es halt nur 6% für alle und tschüss und das restliche Geld wird per Zulagen §16.5 oder AT/ÜT an die MiNTler verteilt, ohne das verdi mitredet.

und tschüß

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #52 am: 28.04.2023 13:12 »
Werden die Zulagen nach 16 (5) eigentlich häufig gewährt, oder kommt das eher selten vor?
Bei mir persönlich häufig und ständig
aber ich kenne auch welche, die scheitern

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #53 am: 28.04.2023 13:15 »
Und diese Generation könnte man mit Vorzügen im öD eigentlich sehr gut ködern.

Denn work live balance ist insbesondere im MINT Bereich im öD um Faktor 10 besser.
(so meine 30 jährige Berufserfahrung im Wechsel zwischen pW und öD und der Grund warum ich jetzt wieder öD bin)

Aber der Gen Z ist es auch wichtig sinnstiftend zu arbeiten. Ob man da hinter all dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn noch einen Sinn findet?

Also ich habe ein sinnstiftende Tätigkeit und bin Wertschöpfend für den Staat unterwegs und kann inzwischen Zler dafür gewinnen.
Allerdings muss man sie vor dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn schützen, klappt aber.

Prüfer SH

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« Antwort #54 am: 28.04.2023 16:49 »
Und diese Generation könnte man mit Vorzügen im öD eigentlich sehr gut ködern.

Denn work live balance ist insbesondere im MINT Bereich im öD um Faktor 10 besser.
(so meine 30 jährige Berufserfahrung im Wechsel zwischen pW und öD und der Grund warum ich jetzt wieder öD bin)

Aber der Gen Z ist es auch wichtig sinnstiftend zu arbeiten. Ob man da hinter all dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn noch einen Sinn findet?

Also ich habe ein sinnstiftende Tätigkeit und bin Wertschöpfend für den Staat unterwegs und kann inzwischen Zler dafür gewinnen.
Allerdings muss man sie vor dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn schützen, klappt aber.

Hätte diese Generation denn in der pW überhaupt große Möglichkeiten in der Masse an "Betroffenen "?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #55 am: 29.04.2023 09:16 »
Und diese Generation könnte man mit Vorzügen im öD eigentlich sehr gut ködern.

Denn work live balance ist insbesondere im MINT Bereich im öD um Faktor 10 besser.
(so meine 30 jährige Berufserfahrung im Wechsel zwischen pW und öD und der Grund warum ich jetzt wieder öD bin)

Aber der Gen Z ist es auch wichtig sinnstiftend zu arbeiten. Ob man da hinter all dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn noch einen Sinn findet?

Also ich habe ein sinnstiftende Tätigkeit und bin Wertschöpfend für den Staat unterwegs und kann inzwischen Zler dafür gewinnen.
Allerdings muss man sie vor dem Verwaltungsirr- und -wahnsinn schützen, klappt aber.

Hätte diese Generation denn in der pW überhaupt große Möglichkeiten in der Masse an "Betroffenen "?
Ja, nicht hätte, sondern hatte.

Aktienprimus

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« Antwort #56 am: 29.04.2023 11:44 »
Die Generation Z hat für sich einen Vorteil. Es sind zahlenmäßig weniger Köpfe in einer alternden Gesellschaft und die Babyboomer verlassen die nächsten Jahre auch den ÖD. Darum werden sie ein Stück weit ihre Vorstellungen diktieren können. Das haben viele Arbeitgeber auch im ÖD noch nicht kapiert. Zuwanderung löst diese Probleme nicht, viele Herkunftsländer mit qualifiziertem Personal  kämpfen mit ähnlichen Problemen.

Zulagen nach 16 sind defakto bei uns durch Weisung des Ministeriums untersagt. Unser AG schimpft selbst über einige Entwicklungen und mangelnde Entscheidungsfreiheit vor Ort. Man ist sich bewusst dass es im MINT Bereich ein fetes Problem gibt und hier was passieren muss. Stößt hoch oben aber auf taube Ohren.

MoinMoin

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« Antwort #57 am: 29.04.2023 14:37 »
Zulagen nach 16 sind defakto bei uns durch Weisung des Ministeriums untersagt. Unser AG schimpft selbst über einige Entwicklungen und mangelnde Entscheidungsfreiheit vor Ort. Man ist sich bewusst dass es im MINT Bereich ein fetes Problem gibt und hier was passieren muss. Stößt hoch oben aber auf taube Ohren.
Traurig, welche BL?
In NI dürfen und können wir dieses Instrument anwenden.

Schinkensandwich

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #58 am: 29.04.2023 22:48 »
Werden die Zulagen nach 16 (5) eigentlich häufig gewährt, oder kommt das eher selten vor?

In meiner Behörde (durchaus eher groß) ist das eine Seltenheit. Im IT-Bereich usw. kann das schon mal tatsächlich in Frage kommen. Aber es müssen halt die Voraussetzungen vorkommen und das Ministerium muss letztlich auch zustimmen (Bayern). Zur "Deckung des Personalbedarfs" kommt die Stufenvorweggewährung nach meinem Eindruck zumindest etwas häufiger zum Einsatz als zur "Bindung von qualifizierten Fachkräften". Im letzteren Fall fehlt es häufig an der nachgewiesenen sehr konkreten Abwanderungsabsicht (ein Vertragsangebot eines anderen Arbeitgebers müsste vorliegen). Und in der Tat ist es in solchen Fällen sehr selten vorgekommen, dass der/die Beschäftigte dann auch tatsächlich gewechselt haben - eigentlich erstaunlich.

hyuggt

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #59 am: 30.04.2023 11:58 »
Ich bin mir nicht ganz sicher, warum von einem (teils deutlich) schlechterem Ergebnis zum Vergleich des TVöD ausgegangen wird.

In unserer heutigen Zeit ist Personalgewinnung eine der wichtigsten Aspekte, nicht nur im öD. Wenn wir - vereinfacht dargestellt - von 3 Arbeitgebern im öD ausgehen würden: Kommunen, Länder, Bund, warum sollte ich als Arbeitgeber eines Landes weniger zahlen als die Ebenen unter und über mir? Ich WILL doch konkurrenzfähig und attraktiv bleiben, bzw. mich NOCH attraktiver positionieren. Die Argumente der Vergangenheit sind nicht tragbar. Geld hat man zu haben, besonders die Länder.

Ich rechne mit einem ähnlichen Ergebnis wie beim TVöD. Alles andere wäre hanebüchen.