Ich muss gestehen, ich finde die Diskussionsrunden zu den Tarifrunden immer spannend und habe mir auch fleißig die zu TVöD durchgelesen.
Heute gebe ich gerne auch einmal meinen Senf dazu.
Aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln und Lebenssituationen haben die meisten Beiträge Ihre Berechtigung. Klar kann man immer alles zu 100% genau und wertneutral miteinander vergleichen, aber so sind wir Menschen einfach nicht gestrickt. Wir leben von unseren Emotionen und Empfindungen und "bewerten" entsprechende Situationen danach. Objektiv funktioniert doch auch nicht wirklich. Auch ein Tarifvertrag ist nicht "objektiv", da er die persönliche Lebenssituation des einzelnen MA nicht berücksichtigt.
Es reicht doch schon, bei der gleichen Behörde beschäftigt zu sein in der gleichen Lohngruppe und Stufe unter gleichen steuerlichen Voraussetzungen und zwei Personen werden unterschiedlich über ihre finanzielle Situation berichten. Es spielen einfach immer zu viele Faktoren (Wohnort, Wohnart (Miete vs Eigentum vs Eigentum finanziert oder abbezahlt), Verkehrsweg etc.) eine Rolle.
Entscheidend ist doch eher, dass die Landesbehörden endlich einmal erkennen müssen, dass sie mitten im "War for Talents" stehen und diesen nur "gewinnen" können, wenn man eine entsprechende Basis aus HardFacts (Gehalt + mögl. Zulagen) und SoftSkills (Home Office, Kinderbetreuung etc.) schafft. Leider sind wir hier sehr weit davon entfernt.
Ich arbeite selbst an der Uni Stuttgart als akademischer MA und da ich schon etwas älter bin steht im Oktober die EG14/6 an. Jeder kann nachlesen, was das dann bedeutet.
Nehmen wir aber die EG13/1 als Startgrundlage für Uni-Absolvierende mit Masterabschluss, dann sind wir mittlerweile weit davon entfernt, was die freie Wirtschaft als Einstieg bezahlt, jedenfalls im MINT Bereich, an dem ich in Stuttgart tätig bin.
Ich nehme die Vorträge zu den Masterarbeit ab und frage unsere Absolvierenden immer, wie ihre berufliche Zukunft nun aussieht und ich kann sagen, bei allen bestens. 3 Jobangebote zur Auswahl im Schnitt bei einem Einstiegsgehalt von 65k - 80k pro Jahr exklusive Zulagen und weiteren Benefits wie Dienstwagen etc..
Da kann der TV-L halt bei weitem nicht punkten, von Zulagen schon gar nicht zu reden, denn die gibt es in Baden-Württemberg im universitären Bereich seit einigen Jahren nicht mehr, seitdem an der Verwaltungsfachschule in Ludwigsburg hier Missbrauch betrieben worden ist.
Entsprechend bleiben mehr und mehr Stellen im universitären Umfeld an den Instituten unbesetzt und die erwünschte Lehrleistung kann nicht mehr erbracht werden. Somit leidet dann auch wieder die Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte des Landes.
Daher hoffe ich, dass dies irgendwann erkannt wird und nicht erst wenn es zu spät hierfür ist.