Da müsste zum Jahreswechsel die Tarifsteigerung vermutlich ja schon ad hoc bei +14-15% liegen.
Wenn man die offizielle Inflation heranzieht, die bei den meisten aber viel höher sein dürfte. Dazu beträgt die Laufzeit dann vermutlich zwei Jahre und die Inflation wird ja in dieser Zeit noch weiterlaufen. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht den letzten Tarifabschluß, schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es absehbar eine starke Inflation geben wird aufgrund der Gelddruckorgien bei gleichzeitigem Abwürgen der Wirtschaft unter Corona und raus kam irgendwas mit 1 %. Von daher erwarte ich da jetzt auch nur eine weitere Reallohnkürzung.
Ja, grundsätzlich hast du Recht. Allerdings bringt es wenig es so negativ zu sehen - zum einen werden derzeit so ziemlich alle eine Reallohnkürzung erfahren - bisher habe ich keinen Abschluss gesehen, der die Inflation vollumfänglich auffängt. Tatsächlich ist der TVöD-Abschluss im Vergleich auch garnicht so schlecht. Man hat eine recht große tabellenwirksame Erhöhung von 10%+, aber hat da die Inflationsausgleichprämie mit eingebaut und verzichtet deshalb auf die Extrazahlung.
Dass der TV-L MINDESTENS dieses Ergebnis erreichen sollte ist aber auch klar - eben weil er sonst deutlich hinter den TVöD zurückfällt. Und hier muss man sagen: Wer nicht eh gehen will der hat nur eine Wahl: Organisieren, zum Diskurs beitragen (da gibt es multiple Möglichkeiten in der Gewerkschaftsorganisation) und im Notfall auch mal den Rücken grade halten und die Forderungen auch durchsetzen. Wenn man ehrlich ist gibt es eben viele Trittbrettfahrer, die nicht in einer Gewerkschaft sind und trotzdem meckern. Die haben ansich eh nichts zu melden - verhandelt eure Löhne selbst aber lasst die anderen in Ruhe. Dann gibt es die, die sich über die Mitgliedschaft passiv beteiligen. Das ist natürlich das wichtige Rückgrat um dem AG zu zeigen: Hey, wir sind viele. Ich kann es verstehen, dass genug Leute mit Job, Familie und anderen Dingen genug zu tun haben - aber vielleicht gibt sich mal jemand den Ruck und geht zu einem Gewerkschaftstreffen, baut eine Vertrauensleuteorganisation auf, überlegt ob ihr euch mal zur Betriebs- oder Personalratwahl aufstellen lasst. Man kann im Kleinen schon viel bewegen, auch wenn es erstmal nicht so aussieht bei einem so riesigen Tarifvertragsgebiet.
Achso, was ich mir als Kernforderungen wünschen würde:
- Fokussierung auf das tabellenwirksame Entgelt (>10%)
- vergleichsweise kurze Laufzeiten (vllt. 18 Monate)
- Erhöhung am ANFANG der Laufzeit
Was ich im Vergleich zum TVöD nicht fordern würde:
- einen Erhöhungssockel - die Struktur im Tarif ist schon recht flach und im TV-L dürften auch mehr Beschäftigte in höheren Gruppen sein als im TVöD
- Inflationsausgleichsprämie - denn das mindert die Tabellenerhöhung. Eine Nutzung um die Erhöhung die ersten Monate abgabenfrei zu machen wie beim TVöD fände ich aber ok - da sparen beide Seiten. Ansonsten ist es Verhandlungsmasse
- Laufzeiten >18 Monate. Die Zeiten sind so dermaßen volatil - das sieht man ja grade bei dem langen Abschluss im TV-L, wo man 2,8% bei mega-Inflation bekommen hat.
Realistisches Wunschergebnis: 8% tabellenwirksam ab dem ersten Monat bei 12 Monaten Laufzeit. Würde ich sofort unterschreiben.