Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1016863 times)

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #135 am: 01.06.2023 18:06 »
Viele Probleme sind hausgemacht. Es ist ja auch nicht alles schlecht beim TV-L. Jedoch besteht insbesondere ab EG 11 aufwärts erheblicher Aufholbedarf. Wenn hier Verdi und AG nicht endlich ansetzen wird es nicht mehr einfach so weitergehen wie bisher angesichts von Fachkräftemangel und vielen Herausforderungen. Die Wechselbereitschaft ist deutlich höher als vor zehn Jahren und der ÖD muss sich dem stellen durch attraktive Arbeitsbedingungen. Man könnte ja auch bei den Wochenstunden ansetzen.

Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #136 am: 01.06.2023 21:41 »
Verdi wird wieder einen Mindestbetrag oder Sockel fordern. Dafür wird vllt das Weihnachtsgeld wieder eingefroren.

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #137 am: 01.06.2023 22:47 »
Hoffentlich gehts in diesem Thread hier bald los. Seid ihr auch schon alle so aufgeregt?
Vor September eher nicht. Dann kommt ja die Forderung der Gewerkschaften. Bin mal gespannt, ob die Forderung über den 10,5 % beim Bund liegt. Müsste aus meiner Sicht zwingend so sein, aber wer weiß...
Mitte August - Ende September läuft erstmal die Forderungsfindung. Daher ist vor Oktober mit der offiziellen Forderung nicht zu rechnen.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #138 am: 02.06.2023 07:27 »
Beamtenkosten sollten die TV-L Angestellten nicht interessieren. Es gilt eigene Interessen durchzusetzen oder auch Konsequenzen zu ziehen. Dann müssen die Länder eben schauen wie sie den Laden am laufen halten. Zumindest im MINT Bereich werden bei uns bei einem schlechten Tarifergebnis rund ein Drittel sicher kündigen, darunter viele ältere und sehr erfahrene Kollegen. Darum AG: Nehmt endlich diesen Bereich in den Fokus, auch wenn Verdi diese Gruppe wenig interessiert....
Bei uns hat inzwischen die Personalabteilung keine Bedenken jemanden der neu ins Amt kommt die Stufe 6 anzubieten, wenn er entsprechend lange Zeit vorher einigermaßen passend beruflich unterwegs war.
Auch die Zulage nach §16.5 ist kein noGo Thema mehr, allerdings hat da in NI das übergeordnete Ministerium noch ein Wörtchen mitzureden und die müssen wir noch weich klopfen.
Eine Zulage von 1000€ wie im TVöD wäre da sicher ein Türöffner, da man dann mal mit Realistischen Gehältern auf Stepstone werben könnte.
Denn wenn ich Fachinformatiker als Berufsanfänger ansprechen mit einem Einstiegsgehalt von 50T
oder BSC mit Berufserfahrung 80T offeriere, dann könnten da doch einige hellhörig werden.

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #139 am: 02.06.2023 08:08 »
Bei uns wird intern endlich auch über Zulagen gegrübelt. Problematisch bleibt jedoch die Fokussierung auf niedrige und mittlere EG bei Tarifverhandlungen. Auch die gestaffelte Jahressonderzahlung mit massiver Benachteiligung höherer EG ist ein Punkt.

Wir waren kürzlich in einem Freizeitpark. Dort erhalten bereits Minijobber welche Abfall relativ entspannt mit so einem Zwicker aufsammeln mind. 12 Euro Netto. Gehaltsrelationen nach Abzug der Abgaben und hinsichtlich diverser Faktoren wie Verantwortung stimmen so einfach nicht mehr im Land.

Teile der SPD und Grünen fordern darüber hinaus eine massive Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung. Das würde die oberen EG zusätzlich hart und spürbar treffen. Wer will sich da künftig noch oft sehr hohe Verantwortung, Komplexität und oft schwierige Materie antun?  Es muss sich auch finanziell lohnen.

misch

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #140 am: 02.06.2023 19:33 »
Wenn die besser bezahlten streiken würden, merkt das halt niemand groß. Kita dicht, kein Nahverkehr, keine Müllabfuhr - kein Wunder dass die unteren Lohngruppen gewerkschaftlich besser organisiert sind (Verdi). Gymnasiallehrer, Profs, Wimis, Referenten in den Behörden... wenn da gestreikt wird, juckt es halt niemanden. Akademikern, die im ÖD bleiben wollen, bleibt eigentlich nichts anders übrig als in die Politik zu gehen und ein Mandat zu bekommen. Dann kann man ja jenseits von Tarifergebnissen über seine eigene Alimentierung (Diäten) entscheiden.

Markus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #141 am: 05.06.2023 18:24 »
Zumindest im MINT Bereich werden bei uns bei einem schlechten Tarifergebnis rund ein Drittel sicher kündigen, darunter viele ältere und sehr erfahrene Kollegen.
Und wie geht es dann weiter, älter und viele Jahre im ÖD wird man die kaum in der Wirtschaft haben wollen. Ich frage so aus Interesse, weil die Situation bei mir ähnlich ist.

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #142 am: 05.06.2023 19:55 »
Wir erhalten bei uns als Ingenieure passive und teils sehr aktive Abwerbeversuche, gilt auch für unsere Kollegen mit 50+ zum Teil noch. Diese werden auch dankbar von anderen Ämtern, Behörden, Hochschulen, öffentlichen Einrichtungen diverser Fachrichtungen, großen renommierten Betrieben und kleinen Firmen genommen. Darüberhinaus suchen auch andere interessantere ÖD-Betriebe wie Stadtwerke mit TV-V regelmäßig MINT-Personal. Einige gehen z.B. auch in eine selbstständige Gutachtertätigkeit und verdienen mit etwas Geschick das Doppelte.

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #143 am: 06.06.2023 08:36 »
Bei uns ist die Arbeitsgruppe im technischen Bereich (Planung) in den letzten Jahren auch von 10 Mitarbeitern auf 5 geschrumpft. Es gehen die alten Kollegen in Rente und die neuen gehen zum Teil auch wieder nach ein paar Jahren, weil das Gehalt im Vergleich zu anderen Behörden oder der Privatwirtschaft nicht mehr attraktiv ist. Mit nunmehr einem Realeinkommensverlust von über 11% seit 2021 braucht man sich auch nicht wundern... Auf neue Ausschreibungen gibt es nicht genügend Bewerber, bzw. geeignete Kandidaten, weshalb auch hier Neueinstellungen immer häufiger nicht gelingen. Mein Amt schafft sich gerade quantitativ und qualitativ ab. Die erst so spät stattfindenden Tarifverhandlungen sind keine Hilfe - zumal ja schon absehbar ist, dass kein Reallohnausgleich erreichbar ist. Da müsste zum Jahreswechsel die Tarifsteigerung vermutlich ja schon ad hoc bei +14-15% liegen.

Markus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #144 am: 06.06.2023 16:50 »
Zitat
Da müsste zum Jahreswechsel die Tarifsteigerung vermutlich ja schon ad hoc bei +14-15% liegen.
Wenn man die offizielle Inflation heranzieht, die bei den meisten aber viel höher sein dürfte. Dazu beträgt die Laufzeit dann vermutlich zwei Jahre und die Inflation wird ja in dieser Zeit noch weiterlaufen. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht den letzten Tarifabschluß, schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es absehbar eine starke Inflation geben wird aufgrund der Gelddruckorgien bei gleichzeitigem Abwürgen der Wirtschaft unter Corona und raus kam irgendwas mit 1 %. Von daher erwarte ich da jetzt auch nur eine weitere Reallohnkürzung.

TVWaldschrat

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #145 am: 06.06.2023 17:40 »
Zumindest im MINT Bereich werden bei uns bei einem schlechten Tarifergebnis rund ein Drittel sicher kündigen, darunter viele ältere und sehr erfahrene Kollegen.
Und wie geht es dann weiter, älter und viele Jahre im ÖD wird man die kaum in der Wirtschaft haben wollen. Ich frage so aus Interesse, weil die Situation bei mir ähnlich ist.

Auch im öD gibt es Leute, die was können und sich trotz vieler Jahre im öD weitergebildet haben und sich Neuerungen auf dem Markt nicht entgegengestellt haben. Jüngere haben es leichter, und machen in "der Wirtschaft" auch schneller Karriere, aber bei älteren (mit Spezialwissen) sehe ich auch noch, dass da was nach kommt.

"Der öD" kannibalisiert sich nicht nur untereinander, sondern wird auch von außen ausgenommen.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #146 am: 07.06.2023 09:02 »
Zitat
Da müsste zum Jahreswechsel die Tarifsteigerung vermutlich ja schon ad hoc bei +14-15% liegen.
Wenn man die offizielle Inflation heranzieht, die bei den meisten aber viel höher sein dürfte. Dazu beträgt die Laufzeit dann vermutlich zwei Jahre und die Inflation wird ja in dieser Zeit noch weiterlaufen. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht den letzten Tarifabschluß, schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es absehbar eine starke Inflation geben wird aufgrund der Gelddruckorgien bei gleichzeitigem Abwürgen der Wirtschaft unter Corona und raus kam irgendwas mit 1 %. Von daher erwarte ich da jetzt auch nur eine weitere Reallohnkürzung.

Ja, grundsätzlich hast du Recht. Allerdings bringt es wenig es so negativ zu sehen - zum einen werden derzeit so ziemlich alle eine Reallohnkürzung erfahren - bisher habe ich keinen Abschluss gesehen, der die Inflation vollumfänglich auffängt. Tatsächlich ist der TVöD-Abschluss im Vergleich auch garnicht so schlecht. Man hat eine recht große tabellenwirksame Erhöhung von 10%+, aber hat da die Inflationsausgleichprämie mit eingebaut und verzichtet deshalb auf die Extrazahlung.

Dass der TV-L MINDESTENS dieses Ergebnis erreichen sollte ist aber auch klar - eben weil er sonst deutlich hinter den TVöD zurückfällt. Und hier muss man sagen: Wer nicht eh gehen will der hat nur eine Wahl: Organisieren, zum Diskurs beitragen (da gibt es multiple Möglichkeiten in der Gewerkschaftsorganisation) und im Notfall auch mal den Rücken grade halten und die Forderungen auch durchsetzen. Wenn man ehrlich ist gibt es eben viele Trittbrettfahrer, die nicht in einer Gewerkschaft sind und trotzdem meckern. Die haben ansich eh nichts zu melden - verhandelt eure Löhne selbst aber lasst die anderen in Ruhe. Dann gibt es die, die sich über die Mitgliedschaft passiv beteiligen. Das ist natürlich das wichtige Rückgrat um dem AG zu zeigen: Hey, wir sind viele. Ich kann es verstehen, dass genug Leute mit Job, Familie und anderen Dingen genug zu tun haben - aber vielleicht gibt sich mal jemand den Ruck und geht zu einem Gewerkschaftstreffen, baut eine Vertrauensleuteorganisation auf, überlegt ob ihr euch mal zur Betriebs- oder Personalratwahl aufstellen lasst. Man kann im Kleinen schon viel bewegen, auch wenn es erstmal nicht so aussieht bei einem so riesigen Tarifvertragsgebiet.

Achso, was ich mir als Kernforderungen wünschen würde:
- Fokussierung auf das tabellenwirksame Entgelt (>10%)
- vergleichsweise kurze Laufzeiten (vllt. 18 Monate)
- Erhöhung am ANFANG der Laufzeit

Was ich im Vergleich zum TVöD nicht fordern würde:
- einen Erhöhungssockel - die Struktur im Tarif ist schon recht flach und im TV-L dürften auch mehr Beschäftigte in höheren Gruppen sein als im TVöD
- Inflationsausgleichsprämie - denn das mindert die Tabellenerhöhung. Eine Nutzung um die Erhöhung die ersten Monate abgabenfrei zu machen wie beim TVöD fände ich aber ok - da sparen beide Seiten. Ansonsten ist es Verhandlungsmasse
- Laufzeiten >18 Monate. Die Zeiten sind so dermaßen volatil - das sieht man ja grade bei dem langen Abschluss im TV-L, wo man 2,8% bei mega-Inflation bekommen hat.

Realistisches Wunschergebnis: 8% tabellenwirksam ab dem ersten Monat bei 12 Monaten Laufzeit. Würde ich sofort unterschreiben.

Ulf

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« Antwort #147 am: 07.06.2023 09:22 »
Du wirkst aber auch nicht gerade unfrustriert, wenn du hier die Leute pauschal so zurechtweisen willst...

Und, dass du mit +8% irgendwann im kommenden Jahr zufrieden bist, wo die Inflation heute schon ggü. 2021 über 15% beträgt, offenbart deine wohl eher masochistische Seite. Klar - es wird gerade für die höheren Entgeltgruppen nicht mehr bei rum kommen, aber deshalb ist das noch lange nicht gut. Und wenn das die Erwartung von Gewerkschaftsseite ist, sich mit so einem bescheidenen Ergebnis zu arrangieren, wundert mich der geringe Organisationsgrad auch nicht, den du beklagst.

KDC

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« Antwort #148 am: 07.06.2023 10:32 »
Du wirkst aber auch nicht gerade unfrustriert, wenn du hier die Leute pauschal so zurechtweisen willst...

Und, dass du mit +8% irgendwann im kommenden Jahr zufrieden bist, wo die Inflation heute schon ggü. 2021 über 15% beträgt, offenbart deine wohl eher masochistische Seite. Klar - es wird gerade für die höheren Entgeltgruppen nicht mehr bei rum kommen, aber deshalb ist das noch lange nicht gut. Und wenn das die Erwartung von Gewerkschaftsseite ist, sich mit so einem bescheidenen Ergebnis zu arrangieren, wundert mich der geringe Organisationsgrad auch nicht, den du beklagst.

Wenn du mit deinem Gehalt unzufrieden bist, dann verhandel doch selbst über eine individuelle Zulage.

Für mich persönlich ist jedes %, das Verdi hier verhandelt, ein geschenktes %, für das ich persönlich nüschd machen muss.

Neben den üblichen Forderungen nach mehr Geld, halte ich eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für gut. 40 Stunden für Vollzeit sind aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß. Hier sehe ich Handlungsbedarf.

E15TVL

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« Antwort #149 am: 07.06.2023 10:37 »
Zumindest im MINT Bereich werden bei uns bei einem schlechten Tarifergebnis rund ein Drittel sicher kündigen, darunter viele ältere und sehr erfahrene Kollegen.
Und wie geht es dann weiter, älter und viele Jahre im ÖD wird man die kaum in der Wirtschaft haben wollen. Ich frage so aus Interesse, weil die Situation bei mir ähnlich ist.
Das ist überhaupt kein Problem. Erstens, weil der Arbeitsmarkt den Arbeitgebern ohnehin kaum bis keine Wahlmöglichkeiten lässt; zweitens sind, wie oben schon geschrieben, genug fähige Leute im ö.D. unterwegs und drittens, macht es für die IT-Berufserfahrung häufig keinen Unterschied, ob man sie im ö.D. oder in der P.W. gesammelt hat. Ein Domänenadministrator oder Java-Entwickler wird sich beispielsweise kaum bei einem Wechsel vom ö.D. in die P.W. umstellen müssen (unter der Annahme es ist keine faule Sau). In den vergangen Jahren habe ich schon etliche solcher Wechsel erlebt.