Leider hast du recht. Tatsächlich bin ich auch in EG 11.3 und mein Freundeskreis wundert sich auch über mein niedriges Gehalt aus meinem Hauptjob. EG 11 im TV-L bringt kaum noch was. Und ich bin auch einfach nur noch frustriert über meine monatliche Gehaltsabrechnung. Ohne zusätzlichen Minijob wäre ich finanziell auch in der Armut.
Ich vermute mal stark, Du gehörst auch zu den hier vorherrschenden IT-Jammerern - jemand in der Verwaltung mit E11 (was in sehr vielen Fällen mit hoher Verantwortung und mit Führungsverantwortung verbunden ist) wird sich nicht von Armut bedroht fühlen. Mal davon abgesehen: Die meisten Beschäftigten befinden sich in niedrigeren Entgeltgruppen und können von E11 nur träumen.
Je nach persönlicher Situation (Anzahl Kinder, Ballungsraum, Verdienst Partner) kann man in niedrigeren Entgeltgruppen allerdings auch Sozialleistungen (Wohngeld, Kinderzuschlag, Bildung- und Teilhabe, Befreiung von den Kitagebühren etc.) erhalten, sodass der effektive Unterschied dann praktisch nicht mehr besteht.
Beispiel 2 Kinder, Partner arbeitet nicht:
EG11 Stufe 3 TVL SKL 3 (ums Ehegattensplitting dazustellen)= 3.000€ netto Monat (inkl Jahressonderzahlung)
EG6 Stufe 3 TVL SKL 3 = 2.400€ netto/Monat
Wenn jetzt 1.000€ Miete gezahlt wird gibt es zB in Köln (Mietstufe 6) noch dazu:
+570€ Wohngeld (
https://www.wohngeldrechner24.de/wohngeld/?bl=9&fm=3&an=1&et1=0&ea1=0&ss1=0&fuerJ=2023&lS=1&Seite=2#RechnerStart )
+ 0€ Kinderzuschlag (
https://www.kinderzuschlagrechner24.de/kinderzuschlag/?hp=1&ap0=1&ap1a=0&ap1=1&ap2=0&ap4=0&ap5=0&ww=0&is=0&wgjn=0&kg=0&fuerJ=2023&lS=1&Seite=2#RechnerStart )
+ Bildung und Teilhabe (durch Wohngeldbezug), also kostenlose Kita, kostenlose Schulmensa, 15€/Kind Sport, 15€/Kind Schulkram, kostenlose Schulbücher, kostenlose Klassenfahrten + Ausflüge =~ pro Monat 100-150€/Kind gemittelt = 250€
Effektives Haushaltsnetto bei EG6 Stufe 3: ~3.200€ netto
Wer noch weniger verdient würde dann irgendwann auch durch Kinderzuschlag, Kindergrundsicherung etc. aufschließen.
Man könnte also zynisch behaupten eine akademische Tätigkeit im öD „lohnt“ sich nur unter den Bedingungen:
- keine Kinder
- günstige Wohngegend
- Partner verdient ebenfalls (hängt häufig ja auch von den Kindern ab).
Wenn die 3 Punkte aber vorliegen wäre der größte Vorteil dass man auch mit 20% Teilzeit quasi das gleiche Haushaltsnetto hat. Das ganze ist aber ja auch schon bekannt bezüglich der BVerfG Rechtsprechung zur Amtsangemessenen Alimentation