Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion

Begonnen von Prüfer SH, 26.04.2023 14:21

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Grandia

Du denkst an die Altersvorsorge. Wer macht denn sowas heutzutage noch? Die Menschen wollen nebenher intensiv leben und nicht arbeiten, um anschließend gut zu leben.
Das ist m.E. nach der sicherste Weg in eine Verarmung. Wenn immer mehr Menschen weniger Arbeiten, dann wird auch weniger geschöpft.

hugodehippo

Ich lebe auch während meines Erwerbslebens nicht schlecht...:-)

Aber genauso einfach ist es, wenn immer mehr Leute weniger arbeiten erfolgt weniger Wertschöpfung. Trivial, aber augenscheinlich schwer zu vermitteln.

LisaV

Denkweisen von vorgestern, trivial, aber augenscheinlich schwer zu vermitteln, dass es dringend Änderungen bedarf.

hugodehippo

Was genau wäre Dein Vorschlag?

LisaV

Das hab ich jetzt mehrfach geschrieben. Lies es einfach  ::)

hugodehippo

Tja, hier finden wir wohl nicht zueinander:-)

NelsonMuntz

Zitat von: LisaV am 20.11.2023 11:31
Das hab ich jetzt mehrfach geschrieben. Lies es einfach  ::)

Lisa, tut mir Leid, aber ich verorte das tatsächlich unter "Wohlstandsverwahrlosung". Ganz wenig arbeiten, aber ganz viel Geld verdienen, damit es mit den mannigfaltigen Freizeitgestaltungen auch klappt.

Noch mal der Hinweis: Die Inflation hat für viele einen erheblichen Kaufkraftverlust zur Folge gehabt, den man so weit wie möglich ausgeglichen haben möchte. Mehr Freizeit bei gleichem Lohn, damit man an der Tanke jobben gehen kann, halte ich für eine grobe Fahrlässigkeit, denn dadurch steigt die Arbeitsleistung im Job definitiv nicht.

Ein flexibles Teilzeitsystem darf es ja gerne geben, aber eben nicht verpflichtend oder als Ersatz für Tarifsteigerungen. Wenn man das mehrfach so macht, dann arbeitet man zwar nur noch 20h, aber das Bürgergeld kommt strammen Schrittes immer näher.

hugodehippo

Das zumindest in eine Richtung flexible Teilzeitsystem gibt es bereits, in den meisten Betrieben gibt es auch flexible Arbeitszeitlösungen wie Gleitzeitvereinbarungen, Funktionsarbeitszeitsysteme usw..
Auch homeoffice wird in vielen Bereichen ermöglicht.

Entgeltanpassungen im Sinne des Inflationsausgleichs sind tariflich zwingend erforderlich. Hierbei erwarte ich aufgrund der zu bewältigenden Krisen ( erst Corona, dann die Anforderungen der Ukrainekrise) keinen 1:1 Ausgleich, aber zumindest wäre ein ernstzunehmender Vorschlag der AG wünschenswert. Die Krisenbewältigung wird schmerzen, die mannigfaltigen Kostensteigerungen werden sich m.M.n. bei allen AN durch wie auch immer geartete Reallohneinbußen bemerkbar machen.


MoinMoin

Bei meiner Gattin (pW) wird zum 1.1. Homeoffice gestrichen, ein Paradies in dem der öD lebt?

Es wäre ein leichtes eine 10% Stunden-Lohnerhöhung für die Ags kostenneutral zu erreichen, einfach 10% weniger Sollstunden bei vollem Lohnausgleich.
Der Rest wird durch Aufstockerverträge (also reverse Teilzeit) oder Steigerung der Leistung aufgefangen.
Warum macht da verdi nicht mit?

Warnstreik

Zitat von: LisaV am 20.11.2023 11:23
Denkweisen von vorgestern, trivial, aber augenscheinlich schwer zu vermitteln, dass es dringend Änderungen bedarf.

Ich bin beim Thema Flexibilisierung total bei dir. Der Weg dorthin ist aber verschieden gangbar:
In der Zeit des Kampfes um die z.B. 35h-Woche ging es auch darum, dass für jeden (trotz Automatisierung) Arbeit da ist. Somit hat man die Zeiten des einzelnen verringert um genug Jobs zu sichern.

Heute ist es andersrum. Mal ein Beispiel: In der IGM DARF ich als Arbeitgeber nur einen geringen Prozentsatz an Angestellten (meist 12%) länger als 35h beschäftigen. Es haben viele also garnicht die Chance länger zu arbeiten und mehr zu verdienen, selbst wenn sie wollten.
Gleichzeitig gibt es einen Rechtsanspruch auf Teilzeit. In HH sind die meisten Stellen Teilzeitfähig und bei so einer geringen Verringerung wird kaum ein AG Argumente haben. Daher kann man doch lieber die 20% (plakatives Beispiel) für alle nehmen und wer möchte nutzt das um 10 oder 20% weniger zu arbeiten. Andersrum geht es oft nicht.

Coffee86

Zitat von: hugodehippo am 20.11.2023 09:23
Gerade aufgrund des Fachkräftemangels sehe ich eine Reduktion der Arbeitszeit kritisch. Wer soll die anfallenden Aufgaben denn erledigen?

Unbeschadet dessen gibt es gerade  im öD viele Möglichkeiten der Effizienzsteigerung. Diese müssen allerdings erst einmal erkannt und dann auch implementiert werden. Wer soll das denn bei einer Reduktion der AZ von, sagen wir, 12,5% machen? Das heißt ja bei gegebener Arbeitsdichte nichts anderes als dass für jeweils 8 Bestandskräfte ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden müsste.

Sehe ich nicht.

Ja aber .. wie willst du dem Fachkräftemangel entgegenwirken, wenn du neben (wohlwollend) mittelmäßigen Gehalt nur lange Arbeitszeiten bietest? Klar kann jeder Teilzeit gehen, aber dann verdienst du halt auch noch deutlich weniger.

Die wenigsten der GenZ wollen noch 40h arbeiten - und ja ich kann sie verstehen. Ich frag mich auch immer wieso ich mir das antue. Die Zeiten in denen man mit einem 40h Job ein Haus usw kaufen konnte sind vorbei. Wieso eigentlich dann sich noch kaputt machen? Mich fragen auch alle, warum ich so viel arbeite.

Andere Arbeitgeber punkten bei gleichem oder besseren Gehalt halt mit weniger Arbeitszeit. Auch und gerade im öD muss man mit der Zeit gehen. Sonst sieht es in 5-10 Jahren ganz düster aus. Da bringt dir dann kein Effizienzgewinn der Welt etwas, wenn jeder zweite Arbeitsplatz unbesetzt ist.

Klar man benötigt Effizienzgewinne. Aber speziell in der Verwaltung sehe ich eher das Problem - jedes bissl Effizienzgewinn wird durch zusätzliche Regulierungen (und damit Extra-Aufgaben und Prüfschritten) zunichte gemacht.

NelsonMuntz


Zitat von: MoinMoin am 20.11.2023 12:05
Bei meiner Gattin (pW) wird zum 1.1. Homeoffice gestrichen, ein Paradies in dem der öD lebt?

Es wäre ein leichtes eine 10% Stunden-Lohnerhöhung für die Ags kostenneutral zu erreichen, einfach 10% weniger Sollstunden bei vollem Lohnausgleich.
Der Rest wird durch Aufstockerverträge (also reverse Teilzeit) oder Steigerung der Leistung aufgefangen.
Warum macht da verdi nicht mit?

Weil völlig unbekannt ist, wie viele von dieser reverse Teilzeit Gebrauch machen würden. Hier würde auch die AG-Seite nicht mitmachen, da absolut unbekannt wäre, wie hoch die Personalkosten künftig ausfallen.

hugodehippo

Der Fachkräftemangel ist kein alleiniges Problem der öffentlichen AG.
Jede Fachkraft die der öD beschäftigt fehlt letztlich im Gesamtpool aller AG.

NelsonMuntz

Zitat von: Coffee86 am 20.11.2023 12:12

Die wenigsten der GenZ wollen noch 40h arbeiten - und ja ich kann sie verstehen. Ich frag mich auch immer wieso ich mir das antue. Die Zeiten in denen man mit einem 40h Job ein Haus usw kaufen konnte sind vorbei. Wieso eigentlich dann sich noch kaputt machen? Mich fragen auch alle, warum ich so viel arbeite.

Miete kostet doch auch Geld und zwar nicht wenig. Das Wohnen teuerer geworden ist, kann man doch nicht mit der Hinnahme von Kaufkraftverlusten und mehr Freizeit kompensieren. Die Logik erschließt sich mir nicht.

Albeles

Zitat von: LisaV am 20.11.2023 11:23
Denkweisen von vorgestern, trivial, aber augenscheinlich schwer zu vermitteln, dass es dringend Änderungen bedarf.

Wie kommst Du darauf, das jeder weniger arbeiten möchte? Ist auch ziemlich egoistisch so zu denken. Ich brauche keinen 2. Job und ich möchte auch keinen 2. AG haben!!!!!
Ich komme mit 40 Std gut zurecht und wer damit nicht klar kommt, soll einfach Teilzeit machen.
Und das hat nix mit 70er Jahre denken zu tun. Ich habe eine Stelle, und weil manche etwas nicht wollen, soll ich mir eine 2. Stelle suchen? Geht es Dir noch gut? Such Du dir doch einen stelle woanders, wo Du nur 35 Std arbeiten musst. Ich finde es weitaus egoistischer das Leute sich einen 2. AG suchen sollen, damit wenige ihre Wünsche bekommen.
Wenn mir das mal Zuviel ist, mache ich Teilzeit und gut ist. Aber ich suche mir doch keinen 2. Job weil mein erster nicht genug abwirft  ;D

Sorry, aber das ist meine Meinung, genau wie Du deine hast!