Autor Thema: Umfrage: private Mobilfunknummern auf Verlangen an Dienstelle geben?  (Read 6008 times)

MoinMoin

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Ich kenne in meinem Arbeitsleben absolut niemanden, den ich dienstlich außerhalb der Arbeitzeit durch einen HandyAnruf unabgesprochen stören würde und das möchte ich bitte genauso bei mir => handverlesen Weitergabe.
Tja, so ist halt die Welt.
Ich kenne kaum jemanden aus meinem Kollegenkreis, der sich daran stören würde, durch ein Handytelefonat in seiner freien Zeit mich zu unterstützen, weil es gerade "brennt".
(btw ein Beamter ist theoretisch immer im Dienst ;D )
Liegt aber daran, weil wir mit Spaß und Freude bei der Arbeit sind und für unsere Inhalte brennen und wissen, dass keiner unnötig den Kollegen nerven würde und bei uns auch per Messenger angefragt wird, ob man Zeit und Lust hätte.

Faunus

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Hmm, wir organisieren uns vielleicht einfach besser,  reden miteinander bzw. sprechen uns entsprechend ab, so dass man mich oder einen Kollegen nicht auf einem Bergipfel bei der Brotzeit am Handy mit arbeitstechnische Fragen bombardieren muss. Meine private Festnetz-Nr. mit AB ist übrigens allen zugänglich 8)

Ich persönlich bin der Meinung, dass die dauerhafte Erreichbarkeit ein grundlegenden Fehler in unserer Arbeitswelt ist und es einen Zusammenhang zu dem einen oder anderen Burnout/Schlaganfall/Hörsturz gibt.

MoinMoin

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Hmm, wir organisieren uns vielleicht einfach besser,  reden miteinander bzw. sprechen uns entsprechend ab, so dass man mich oder einen Kollegen nicht auf einem Bergipfel bei der Brotzeit am Handy mit arbeitstechnische Fragen bombardieren muss. Meine private Festnetz-Nr. mit AB ist übrigens allen zugänglich 8)

Ich persönlich bin der Meinung, dass die dauerhafte Erreichbarkeit ein grundlegenden Fehler in unserer Arbeitswelt ist und es einen Zusammenhang zu dem einen oder anderen Burnout/Schlaganfall/Hörsturz gibt.
Das hat mit besser organisieren nichts zu tun, es gibt halt unvorhersehbare Probleme, die der Spezialist auf dem Gipfel in 5:min per Ferndiagnose lösen kann, während die aktuell Vertretung dafür wesentlich länger braucht.
Und es geht nicht um bombardieren wegen jedem Käse.
Und es geht nicht um dauerhafte Erreichbarkeit.
Und ich persönlich Lebe meine Arbeit 24/7 und wir im Team sind damit ganz weit weg vom Burnout….sind allerdings halt wissenschaftlich und lösungsorientiert unterwegs und arbeiten primär nicht um Geld zu verdienen.

In der reinen Verwaltung gebe ich dir Recht, da muss es anders laufen.

Opa

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Es ist schon eine Frage der Organisation. Entweder, das Problem kann warten, dann muss niemand zuhause angerufen werden. Oder das Problem ist unaufschiebbar, dann muss die Organisation das Fachwissen redundant vorhalten; durch Qualifizierung mehrerer Mitarbeiter oder durch die Einrichtung von Rufbereitschaft.

Wer sich freiwillig in der beschriebenen Form engagiert, setzt damit im Team Standards. Und ob wirklich alle betroffenen Teammitglieder dieselbe arbeitgeberfreundliche Einstellung und intrinsische Motivation haben, ist auch nach langjähriger Zusammenarbeit schwer zu beurteilen, kann sich jederzeit ändern und somit zum Problem werden.


MoinMoin

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Es ist schon eine Frage der Organisation. Entweder, das Problem kann warten, dann muss niemand zuhause angerufen werden. Oder das Problem ist unaufschiebbar, dann muss die Organisation das Fachwissen redundant vorhalten; durch Qualifizierung mehrerer Mitarbeiter oder durch die Einrichtung von Rufbereitschaft.

Wer sich freiwillig in der beschriebenen Form engagiert, setzt damit im Team Standards. Und ob wirklich alle betroffenen Teammitglieder dieselbe arbeitgeberfreundliche Einstellung und intrinsische Motivation haben, ist auch nach langjähriger Zusammenarbeit schwer zu beurteilen, kann sich jederzeit ändern und somit zum Problem werden.
Grundsätzlich gebe ich dir Recht, hat aber zur Folge, dass man durch Rufbereitschaften eine schlechter Lebensqualität hat, was die paar Euronen nicht wert ist.
Da bin ich lieber auf dem Berggipfel und erkläre dem Kollegen freiwillig was sich letzte Woche temporär an der Konfig geändert hat…
Oder aber ich verbringe locker 10% meiner Arbeitszeit mit Wissensvermittlungen, die nach einem Monat eh wieder obsolet sind, nur damit der werte Kollege nicht 3h braucht um das Problem zu lösen, was max 2x im Jahr passiert.
Verringert ebenfalls meine Lebensqualität.

Und da man jederzeit es selbst in der Hand hat, ob man reagiert oder den Kollegen es alleine machen lässt.
Ein solches Vorgehen macht natürlich in den meisten Verwaltungsbereichen absolut keinen Sinn, da das Wissen länger anhält, bzw. die Vorgänge strukturierter und dauerhafter sind.
Und dort wo die Menschen nur Geld gegen Arbeitszeit tauschen ebenfalls nicht.

In meinem Bereich ist jedoch eine zu hohe Dynamik.
Und da nehme ich die Stunde zusätzlicher ZA gerne mit, die ich mir aufschreibe, für ein 5min Hinweis, denn für lau machen wir es auch nicht. Ist halt eine aussertarifliche Regelung die wir da informell haben.

Faunus

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Trotzdem dass doch inzwischen der eine oder andere verwaltungstechnische Vorgang in Forschung und Lehre rübergeschwappt ist, maße ich mir nicht an ein Urteil über die Arbeitsprozesse "Verwaltung" abzugeben. Die kenne ich nicht wirklich.

Was ich aber weiß, dass z.B. eine saubere Dokumentation, ein ordentliches Zeitmanagement (nicht wie vor 30 Jahren am besten 24/7 für eine 1/2 Stelle ver-brennen), gut strukturierte Routineabläufe (die gibt es in jedem Arbeitsprozeß) .... in der Forschung unverzichtbar sind.
Auch möchte ich nicht, dass unsere Jungwissenschaftler diese "gelebte Unentbehrlichkeit" von einem alten Hasen vorgelebt bekommen, wie es mal in grauen Vorzeiten war.

Und wenn jemand dann mal 3 Stunden braucht, für etwas das mit einem Satz von mir erledigt gewesen wäre, dann wird er hoffentlich zukünftig auch nur einen Satz benötigen, aber sehr wahrscheinlich noch ein paar andere Erkenntnisse auf dem Weg zu dem einen Satz gewonnen haben. Das nennt man Lernprozess und führt zu anderen "Sätzen" und ich kann meine Wattwanderung ungestört genießen.


« Last Edit: 08.10.2023 13:24 von Faunus »

MoinMoin

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Trotzdem dass doch inzwischen der eine oder andere verwaltungstechnische Vorgang in Forschung und Lehre rübergeschwappt ist, maße ich mir nicht an ein Urteil über die Arbeitsprozesse "Verwaltung" abzugeben. Die kenne ich nicht wirklich.

Was ich aber weiß, dass z.B. eine saubere Dokumentation, ein ordentliches Zeitmanagement (nicht wie vor 30 Jahren am besten 24/7 für eine 1/2 Stelle ver-brennen), gut strukturierte Routineabläufe (die gibt es in jedem Arbeitsprozeß) .... in der Forschung unverzichtbar sind.
Auch möchte ich nicht, dass unsere Jungwissenschaftler diese "gelebte Unentbehrlichkeit" von einem alten Hasen vorgelebt bekommen, wie es mal in grauen Vorzeiten war.
In meiner Zeit der Forschung und Lehre (in der ich mich schon lange nicht mehr befinde) habe ich den Jungforschern stets versucht beizubringen, dass eine Haltung in der Art, dass man 8h pro Tag Forschung macht nur selten funktioniert (wegen der Forschungsobjekte und der Zyklen) und das das wichtigste ist zu lernen, dass ein 24/7 für die Forschung brennen, nicht heißt sich mehr als 40h im Schnitt für die Forschung zu verheizen.
Den 60h Wochen (wegen der Experimente o.ä.) müssen stets auch die 20h Wochen folgen.

Zitat
Und wenn jemand dann mal 3 Stunden braucht, für etwas das mit einem Satz von mir erledigt gewesen wäre, dann wird er hoffentlich zukünftig auch nur einen Satz benötigen, aber sehr wahrscheinlich noch ein paar andere Erkenntnisse auf dem Weg zu dem einen Satz gewonnen haben. Das nennt man Lernprozess und führt zu anderen "Sätzen" und ich kann meine Wattwanderung ungestört genießen.
Unter Umständen ja. Unter Umständen ist der Lerneffekt auch durch das Gespräch da. Und ich habe aus 5min 1h Arbeitszeit gebastelt (ohne das es mich persönlich stört, das während einer Wattwanderung zu machen, aber da ist jeder Mensch anders) und der Kollege hat 2,5 h mehr Zeit für Dinge die ihm mehr Spaß machen.
Ich persönlich sehe das als Win-Win-Win Situation an, denn auch der AG spart dadurch.
(Aber wie gesagt: Mich stört es idR nicht auf dem Berg oder im Watt ein Gespräch anzunehmen, ich drücke diese Gespräche aber natürlich weg, wenn es mich in der Situation stört und ich vergessen habe, dass Handy auf Privatmodus umzustellen)

 
Wozu mir meine zeit zu schade ist: Ich könnte alles so den Vertretern vermitteln, was ich gerade Situativ im Kopf habe und was unter Umständen zu bedenken ist, wenn was klemmt, kostet halt vorab 10% der Arbeitszeit und keiner braucht es, weil diese Info 1-2 Monate später irrelevant ist (also für die Rundablage dokumentiert).
Wenn eine Vorgehensweise etabliert ist, dann wird es ausführlich für die Nachwelt dokumentiert (inkl. der relevanten Fehltritte), aber nicht wenn man noch in der Findungsphase ist.

Faunus

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Den 60h Wochen (wegen der Experimente o.ä.) müssen stets auch die 20h Wochen folgen.


Das Arbeitszeitgesetz, dass dem Schutz des Arbeitnehmers dient und nicht verhandelbar ist, lässt max. 45 Stunden Arbeit pro Woche zu.
Es gibt eine Außnahme für Forschung & Entwicklung mit max. 48 Stunden.

Für mich ist es ein totales Orgainsationsversagen, wenn laufende Experimente von mehr als 10 (in absoluten Ausnahmefälle 12) Stunden auf dem Rücken nur eines AN ausgetragen werden - am besten noch über Tage oder Wochen. Das Engagement (Brennen für die Aufgabe) von einem AN letztlich auszunutzen und diesem vorzumachen, dass "seine" Experimente nur stattfinden können, wenn er/sie als AN 60/70... Stunden/Wo. arbeitet (egal mit welchem Ausgleich - irgendwann) und zu vermitteln wie unersetzbar/wichtig er ist (wer fühlt sich da nicht gebauchpinselt  8))  ist alleine für den AG bzw. dessen verantwortlicher Leiter der Org. bequem.


MoinMoin

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Den 60h Wochen (wegen der Experimente o.ä.) müssen stets auch die 20h Wochen folgen.


Das Arbeitszeitgesetz, dass dem Schutz des Arbeitnehmers dient und nicht verhandelbar ist, lässt max. 45 Stunden Arbeit pro Woche zu.
Es gibt eine Außnahme für Forschung & Entwicklung mit max. 48 Stunden.
Da bist du falsch gewickelt und solltest mal in das von dir zitierte Gesetz reinschauen.
60 h die Woche sind erlaubt! denn 6x10 sind 60  ;D
§3 "Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden."
Also wo ist dein Problem?
Zitat
Für mich ist es ein totales Orgainsationsversagen, wenn laufende Experimente von mehr als 10 (in absoluten Ausnahmefälle 12) Stunden auf dem Rücken nur eines AN ausgetragen werden - am besten noch über Tage oder Wochen. Das Engagement (Brennen für die Aufgabe) von einem AN letztlich auszunutzen und diesem vorzumachen, dass "seine" Experimente nur stattfinden können, wenn er/sie als AN 60/70... Stunden/Wo. arbeitet (egal mit welchem Ausgleich - irgendwann) und zu vermitteln wie unersetzbar/wichtig er ist (wer fühlt sich da nicht gebauchpinselt  8))  ist alleine für den AG bzw. dessen verantwortlicher Leiter der Org. bequem.
Nein!
Es ist maximal selbstgemachtes Leid, wenn man Spaß an der Arbeit und deren Inhalte hat.
Der AG verlangt da nix!

Ich nutze diese möglichen nach meinem Wünschen, aber das scheint dir nicht begreiflich zu sein, dass man das freiwillig macht.
Und da ich ein solches Leben seit über dreißig Jahre Pflege (und da kannst sicher sein: ausgenutzt wurde ich noch nicht.) geht es mir immer noch sehr gut dabei.

Faunus

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Ich nutze diese möglichen nach meinem Wünschen, aber das scheint dir nicht begreiflich zu sein, .....

Hast Du diese "Schiene" wirklich nötig?

Du gehst nach Deiner Aussage auf die 60 zu, da sollte schon mehr als "ich" an Reflektion der eigenen Handlungen möglich sein.

 

Opa

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Das ArbZG lässt Ausnahmen zu, bildet allerdings sowieso nur den Rahmen. Maßgeblich für den öffentlichen Dienst sind die tariflichen Regelungen zur Arbeitszeit sowie die darunter abgeschlossenen Dienstvereinbarungen, die erstere weiter einschränken können.

MoinMoin

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Ich nutze diese möglichen nach meinem Wünschen, aber das scheint dir nicht begreiflich zu sein, .....

Hast Du diese "Schiene" wirklich nötig?

Du gehst nach Deiner Aussage auf die 60 zu, da sollte schon mehr als "ich" an Reflektion der eigenen Handlungen möglich sein.
Ich frage mich nur warum du so auf die bekannten Formalien rumreitest und die individuellen Möglichkeiten verneinst, den hier geht es um ein Ich Thema, welches du eingebracht hast und ich nur meine andere Lebenswelt gegenüber deiner darstelle:
"Ich kenne in meinem Arbeitsleben ..."
"Ich persönlich bin der Meinung, dass die dauerhafte Erreichbarkeit ein grundlegenden Fehler in unserer Arbeitswelt ist.."

Darauf entgegnete ich nur, dass es auch andere Arbeitswelten und Weltsichten gibt, in denen man sehr positiv mit einer solchen Erreichbarkeit umgehen kann, wenn der AG es nicht fordert und die AN damit eigenverantwortlich, vernünftig umgehen, ist es ein absoluter Lebensgewinn, selbst wenn ich im Wattenmeer oder auf dem Berggipfel in meiner Freizeit etwas Regel.

Das scheint dir nicht begreiflich zu sein, sonst würdest du da nicht so nach kobern und es als Versagen des AGs und illegales Handel darstellen.

Sorry, aber ich persönliche lebe im Arbeitsparadies, obwohl ich im Wattenmeer ans Telefon gehe und ja da muss ich dann eben anmerken, dass dir dies nicht begreiflich zu sein scheint.
(Das ein solcher Umgang mit Telefonnummer und Arbeitszeit und Erreichbarkeit nicht jedermanns/frau Sache ist, habe ich ebenfalls schon ausreichend verdeutlicht)