Trotzdem dass doch inzwischen der eine oder andere verwaltungstechnische Vorgang in Forschung und Lehre rübergeschwappt ist, maße ich mir nicht an ein Urteil über die Arbeitsprozesse "Verwaltung" abzugeben. Die kenne ich nicht wirklich.
Was ich aber weiß, dass z.B. eine saubere Dokumentation, ein ordentliches Zeitmanagement (nicht wie vor 30 Jahren am besten 24/7 für eine 1/2 Stelle ver-brennen), gut strukturierte Routineabläufe (die gibt es in jedem Arbeitsprozeß) .... in der Forschung unverzichtbar sind.
Auch möchte ich nicht, dass unsere Jungwissenschaftler diese "gelebte Unentbehrlichkeit" von einem alten Hasen vorgelebt bekommen, wie es mal in grauen Vorzeiten war.
In meiner Zeit der Forschung und Lehre (in der ich mich schon lange nicht mehr befinde) habe ich den Jungforschern stets versucht beizubringen, dass eine Haltung in der Art, dass man 8h pro Tag Forschung macht nur selten funktioniert (wegen der Forschungsobjekte und der Zyklen) und das das wichtigste ist zu lernen, dass ein 24/7 für die Forschung brennen, nicht heißt sich mehr als 40h im Schnitt für die Forschung zu verheizen.
Den 60h Wochen (wegen der Experimente o.ä.) müssen stets auch die 20h Wochen folgen.
Und wenn jemand dann mal 3 Stunden braucht, für etwas das mit einem Satz von mir erledigt gewesen wäre, dann wird er hoffentlich zukünftig auch nur einen Satz benötigen, aber sehr wahrscheinlich noch ein paar andere Erkenntnisse auf dem Weg zu dem einen Satz gewonnen haben. Das nennt man Lernprozess und führt zu anderen "Sätzen" und ich kann meine Wattwanderung ungestört genießen.
Unter Umständen ja. Unter Umständen ist der Lerneffekt auch durch das Gespräch da. Und ich habe aus 5min 1h Arbeitszeit gebastelt (ohne das es mich persönlich stört, das während einer Wattwanderung zu machen, aber da ist jeder Mensch anders) und der Kollege hat 2,5 h mehr Zeit für Dinge die ihm mehr Spaß machen.
Ich persönlich sehe das als Win-Win-Win Situation an, denn auch der AG spart dadurch.
(Aber wie gesagt: Mich stört es idR nicht auf dem Berg oder im Watt ein Gespräch anzunehmen, ich drücke diese Gespräche aber natürlich weg, wenn es mich in der Situation stört und ich vergessen habe, dass Handy auf Privatmodus umzustellen)
Wozu mir meine zeit zu schade ist: Ich könnte alles so den Vertretern vermitteln, was ich gerade Situativ im Kopf habe und was unter Umständen zu bedenken ist, wenn was klemmt, kostet halt vorab 10% der Arbeitszeit und keiner braucht es, weil diese Info 1-2 Monate später irrelevant ist (also für die Rundablage dokumentiert).
Wenn eine Vorgehensweise etabliert ist, dann wird es ausführlich für die Nachwelt dokumentiert (inkl. der relevanten Fehltritte), aber nicht wenn man noch in der Findungsphase ist.