Autor Thema: Lohnt sich Arbeit noch?  (Read 133100 times)

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #240 am: 15.11.2023 10:35 »
Doch es geht darum ob (objektiv) die Arbeit dadurch plötzlich lohnt, weil es nur noch eine 1 Mio BGler sind anstelle von 4 Mio.


Der Zugewinn ist bei Arbeitsaufnahme einfach zu gering, denke ich. Bei hart aber fair wurde das berechnet, wenn jemand als Aufstocker von 10 Arbeitsstunden auf Vollzeit wechselt und aus dem Bezug fällt, hat er pro Arbeitsstunde 2,48 € mehr. Ich denke, dass ist zu wenig. Das ganze System müsste neu kalibriert werden. Insbesondere auf die Grenze, ab welcher Einkommenssteuer fällig wird.

Und ja, wenn aus den gesetzlichen Regelungen zur Arbeitswelt in Bezug auf Rente gerechnet wird, muss man auch ALLE gesetzlichen Grenzwerte berücksichtigten, also nicht nur den Mindestlohn, sondern auch die Höchstarbeitszeit. Aber das ist nur akademischer Natur.

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #241 am: 15.11.2023 10:40 »

 Die Beiträge für die GKV z. B. könnten viel niedriger sein, wenn nicht Menschen mitfinanziert werden müssten, die nie einen Beitrag zu dem System geliefert haben. D

Die Versicherungsfreiheit nach § 5 SGB V scheint in der Tat einer der höchsten Posten für Umverteilung zu sein. Wie viel mag das ausmachen?

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #242 am: 15.11.2023 13:07 »
Der Mindestlohn schließt alle Menschen unterhalb der Produktivitätsschwelle aus. Das einzige womit sie in der Konkurrenz punkten können, der Preis, wird ihnen genommen. Unsozial.
Ohne Mindestlohn, können sie den Job machen, der AG schöpft ab und der Rest, den der Mensch unterhalb der Produktivitätsschweller arbeitet, aber dennoch für einen AG einen Gewinn erzeugt, wird, damit er Überleben kann, vom Staat bezahlt. Nicht unsozial, aber eine Subvention des AGs. 
Die Mär vom bösen Arbeitgeber. Das mag es geben. Aber selbst wenn es so wäre, hätte die Person, nachher Kenntnisse, die sie vorher nicht hatte und könnte sich bei einem anderen AG bewerben und dort dann ein höheres Gehalt beziehen.
Ich finde es durch aus legitim, dass der AG das Geld abschöpft, was der An an Mehrwert erwirtschaftet.
Das sehe ich nicht als böse an.
Also findest du es sinnvoll, arbeiten die unterhalb der Produktivitätsschwelle sind als 5€ Job zu erlauben, die restlichen Lebenshaltungskosten des AN per BG zu subventionieren, damit der AN sich weiterbilden kann um sich dadurch für höherwertige Arbeiten zu qualifizieren. (ich hoffe der AG bekommt dann ein für in über der Produktivitätsschwelle liegendes Entgelt)

Würde mich durchaus interessieren, welche Kenntnisse man in solchen Jobs erlernt.
Die Zeit in einem Deutschkurs oder echten Ausbildung dürfte zielführender als Subvention sein.
 

Warnstreik

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #243 am: 15.11.2023 13:12 »
Dass du Abgaben auch für anderes als Umverteilung zahlst ist dir aber klar, oder? Und dass du und viele andere wahrscheinlich wegen Umverteilung nur zu dem werden konnten was sie sind lässt du auch unter den Tisch fallen? Fakt ist, dass wir im großen und ganzen nicht deutlich mehr umverteilen als der Durchschnitt Europas - und das zeit der Gini-Koeffizient.
Und Dir ist klar, dass die Qualität der Leistungen aus dem System in einem Verhältnis zu den Einzahlungen stehen muss? Die Beiträge für die GKV z. B. könnten viel niedriger sein, wenn nicht Menschen mitfinanziert werden müssten, die nie einen Beitrag zu dem System geliefert haben. Dass ich nur aufgrund von Umverteilung etwas geworden bin, halte ich für Unsinn. Ich bin zu etwas gekommen, weil ich hart gearbeitet habe. Dieser Sozialstaat ist nicht so vom Himmel gefallen und schon vorher gab es Menschen, die sich etwas erarbeitet haben und aus deren Einkünften dann später der Sozialstaat mitfinanziert wurde.

Zitat von: Warnstreik
Schöne neoliberale Argumente - hätten vom Arbeitgeberverband kommen können. Fakt ist, dass derzeit JEDER, wirklich JEDER der irgendwie arbeitsfähig und arbeitswillig ist, einen auskömmlichen Job bekommen kann - wenn er denn will. Dein Argument ist derzeit keines - Mitte/Ende der 90iger Jahre währe es eins gewesen. Das waren aber auch andere Zeiten und wenn diese Zeiten wiederkommen wird es auch Anpassungen an der Politik geben. Fakt ist ja auch, dass gerade die mies bezahlten Tätigkeiten Arbeiten sind, die garnicht abwandern können: Personal in Gastro und Hotellerie, Kassiererinnen, Postboten, Call-Center-Agents, Bauarbeiter und Müllwerker.
Ahja, neoliberal, der marxistisch-leninistische Kampfbegriff, um sich zu versichern, dass man auf der richtigen Seite steht. *lach*
Dann wollen die ukrainischen Geflüchteten Deiner Meinung nach also nicht arbeiten, denn derzeit wird ja beklagt und sich gewundert, warum in Deutschland die Erwerbsquote dieser Gruppe im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern so gering ist. Deine These war ja, dass man den Mindestlohn erhöhen muss, um einen Abstand zum Bezug von Sozialleistungen herzustellen um die Arbeit attraktiver zu machen. In den vergangenen 10 Boom-Jahren spielte der Mindestlohn keine Rolle, aber die Zeiten ändern sich und Deutschland wird ärmer wie unser Wirtschaftsminister verkündet hat. Wenn der Mindestlohn steigt, kostet das Schnitzel in der Gastro mehr und weniger gehen hin; die Folge, der Betrieb schließt. Bei Hotels ist es ähnlich, Kassierer werden dann durch Self-Service Terminals ersetzt, schon mal bei IKEA gewesen? Call Center lässt sich ganz leicht ins Ausland verlagern. Müllwerker verdienen ohnehin mehr als den Mindestlohn.
 

Zitat von: Warnstreik
Wen macht das arm? Mich nicht. Dich wohl auch nicht. Wen willst du eine Umverteilung denn sonst Managen lassen, wenn nicht den Staat? Ich bin wirklich gespannt...
Uns alle macht das arm oder zumindest ärmer. Im Vergleich zu den USA seit Ende der Finanzkrise rund 4000 EUR pro Kopf p.a. Medianeinkommen. Aber uns geht es ja noch gut, höre ich Dich schon sagen, der Kampfschrei auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit.

Nun, es hat sich in der Diskussion so ergeben, dass ich hier für den reinen Nachwächterstaat eintrete. So schwarz oder weiss sehe ich die Sache nicht. Gleichwohl halte ich eine drastische Reduzierung des Sozialstaates für notwendig. Ersetzt werden kann das nur durch eigene private Initiative. Die logischerweise viel stärker würde, wenn der Staat den Menschen mehr vom Geld ließe. So sagen die meisten doch "soll sich der Staat darum kümmern, gibt doch Bürgergeld".
Es beginnt damit, dass man 90% ein wenig belastet, um 10% zu unterstützen. Es entwickelt sich dazu, dass man 50% stark belastet, um die anderen 50% zu unterstützen und endet damit, dass 100% enorm belastet werden, um Unterstützung an 100% der Menschen zu leisten. Alles abzüglich einer kleinen Gebühr für unsereins.

Der Mindestlohn schließt alle Menschen unterhalb der Produktivitätsschwelle aus. Das einzige womit sie in der Konkurrenz punkten können, der Preis, wird ihnen genommen. Unsozial.
Ohne Mindestlohn, können sie den Job machen, der AG schöpft ab und der Rest, den der Mensch unterhalb der Produktivitätsschweller arbeitet, aber dennoch für einen AG einen Gewinn erzeugt, wird, damit er Überleben kann, vom Staat bezahlt. Nicht unsozial, aber eine Subvention des AGs. 
Die Mär vom bösen Arbeitgeber. Das mag es geben. Aber selbst wenn es so wäre, hätte die Person, nachher Kenntnisse, die sie vorher nicht hatte und könnte sich bei einem anderen AG bewerben und dort dann ein höheres Gehalt beziehen.

Geh doch einfach mal auf den Gini-Koeffizienten ein statt statt darüber zu philosophieren, wieso der garkein Messwert für einen Sachverhalt ist den ich überhaupt nicht meine.

Ich bin völlig bei dir: Lass uns den ganzen Mist wie Familienversicherung und prozentuale Finanzierung aus der GKV rausnehmen. Kopfpauschale bei bisherigen Leistungen. Das Geld im System ist weiter dasselbe, nur die Belastungen werden anders verteilt. Ich und meine Frau würden trotz zweier Kinder viel viel Geld sparen. Viele würden deutlich mehr zahlen. Eventuell würde das auch eine Rolle spielen bei der Familienplanung - wer weiß?

USA: Bist du in den letzten Jahren mal in den USA gewesen? Hast du dir die Obdachlosencamps auf den Straßen-Grünstreifen angeschaut? Kann man gut finden. Dein Medianeinkommen sagt wenig bis nichts aus, wenn man nicht die Kostenstruktur mit einbezieht. Interessant ist auch, was man dort zahlen muss/darf, was hier schon "inklu" ist. Muss man nicht wollen, sollte man aber einbeziehen. Auch hier ist eine Reise in und durch die USA vielleicht ein wenig erhellend - ansonsten kannst du auch das Medianeinkommen der Schweiz, Deutschlands und Sloweniens mit den jeweiligen Lebenshaltungskosten vergleichen.

Deine Erkenntnis, dass das alles nicht schwarz und weiß ist, wundert mich jetzt. Genau das schreib ich doch die ganze Zeit: Alles mit Maß und entsprechend den derzeitigen Gegebenheiten. Ich hab doch geschrieben, dass ich mir ein Abschneiden von vielen Sonderlocken wünschen würde mit ganz klaren Eckfeilern und Regeln. Ich bin sogar bei der CDU: Durch den Mindestlohn, würde ich die Sanktionierung beim Bürgergeld deutlich früher und deutlich höher einsetzen lassen.

Und die "Mär vom bösen Arbeitgeber" ist auch nicht gemeint. Natürlich hat ein Unternehmer im Markt den Job, betriebswirtschaft zu denken. Niemand kann sich leisten 20 Euro zu zahlen, wenn der Konkurent 5 zahlt UND genug Arbeitskräfte auf dem Markt sind. Das war die Situation in den 2000dern, als Zeitarbeit eine Hochphase hatte und durch die Hartz-Reformen viele für wirklich wenig Geld arbeiten mussten. Das war damals ok weil das die gesetzlichen Leitplanken sind - jeder Unternehmer musste so agieren. Jetzt sind die Leitplanken eben andere und die Arbeitgeber arbeiten damit. Völlig ok.

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #244 am: 15.11.2023 13:14 »
Doch es geht darum ob (objektiv) die Arbeit dadurch plötzlich lohnt, weil es nur noch eine 1 Mio BGler sind anstelle von 4 Mio.


Der Zugewinn ist bei Arbeitsaufnahme einfach zu gering, denke ich. Bei hart aber fair wurde das berechnet, wenn jemand als Aufstocker von 10 Arbeitsstunden auf Vollzeit wechselt und aus dem Bezug fällt, hat er pro Arbeitsstunde 2,48 € mehr. Ich denke, dass ist zu wenig. Das ganze System müsste neu kalibriert werden. Insbesondere auf die Grenze, ab welcher Einkommenssteuer fällig wird.
Wurde da das Wohngeld auch betrachtet und eingerechnet?
2,5€ sind doch rund 400€ mehr als vorher. Klingt nach 30% "Lohnerhöhung".

Aber ich bin voll bei dir, es muss mehr vom vom Lohn als Freibetrag über bleiben, insbesondere pro zu versorgendem Haushaltsmitglied.


Bastel

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #246 am: 16.11.2023 07:00 »
Könnte man das Bürgergeld nicht eigentlich auch per Bezahlkarte auszahlen? Ähnlich wie man es bei den Migrantenleistungen plant?

Oder gibt es hier vom BVerfGE schon gegenteilige Urteile?

Johann

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #247 am: 16.11.2023 08:24 »
Könnte man das Bürgergeld nicht eigentlich auch per Bezahlkarte auszahlen? Ähnlich wie man es bei den Migrantenleistungen plant?

Oder gibt es hier vom BVerfGE schon gegenteilige Urteile?

Bei Hartz IV gabs mal sogn. "Lebensmittelgutscheine". Laut https://www.gegen-hartz.de/news/hartz-iv-und-gutscheinvergabe durften die ausgegeben werden, wenn:
Zitat
Lebensmittelgutscheine dürfen nur nach den §§
23(2) und 31(3) SGB II ausgegeben werden. Also: Nur bei nachgewiesenem unwirtschaftlichen Verhalten und bei Sanktionen ab 30 Prozent. Sonst nicht! (aus Die Keas, 07.03.2009)

Dazu kommt wohl noch die Möglichkeit für den Einsatz der Gutscheine bei Alkohol- und Drogenproblemen.

Ich kenne mich im SGB nicht aus, aber schätzungsweise dürften solche Bezahlkarten als Lebensmittelgutscheinersatz in dem zitierten Rahmen eingesetzt werden können.

Warnstreik

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #248 am: 16.11.2023 08:44 »
Realität: Die beiden dargestellten Gruppen: Deutsch vs. Nicht-Deutsch lassen die Anzahl der Nicht-Deutschen steigen, da "Doppelstaatler" statistisch zu den Deutschen zählen!

https://www.focus.de/finanzen/news/deutsche-vs-auslaendische-bezieher-in-wahrheit-ist-das-buergergeld-laengst-ein-migrantengeld_id_246059699.html?utm_source=facebook&utm_medium=social&utm_campaign=facebook-focus-online-politik&fbc=facebook-focus-online-politik&ts=202311151346&cid=15112023&fbclid=IwAR2A6WdhCUwbgEiuZEuNxHXG7N1MzffZNS33UyTvQOcBUxyyW-J2j3wqNmU

Häh? Wieso "...statistisch zu den Deutschen zählen"? Jemand mit deutscher Staatsbürgerschaft IST Deutscher - alle OHNE deutsche Staatsbürgerschaft sind keine Deutschen.

Oder ab welcher Generation ist dir jemand "deutsch genug" um ihn auch als solchen anzuerkennen?

Hugo Stieglitz

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #249 am: 16.11.2023 09:30 »
Zitat von: Warnstreik
Geh doch einfach mal auf den Gini-Koeffizienten ein statt statt darüber zu philosophieren, wieso der garkein Messwert für einen Sachverhalt ist den ich überhaupt nicht meine.
Ich bin kein Experte, was den Gini Koeffizienten angeht. Er ist eine statistische Kennzahl, die eine Einkommens- und Vermögensspreizung misst. Diese Spreizung oder deren Fehlen, ist durch mehrere Faktoren beeinflusst als der staatlichen Umverteilung. Somit kann ich das Argument, "solange wir in etwa im europäischen Schnitt liegen, ist alles nur halb so schlimm", nicht teilen. Abgesehen davon, dass ich den europäischen Schnitt a priori als Benchmark ablehne, da Umverteilung in anderen EU-Ländern z. T. mit Steuergeldern finanziert wird, die in Deutschland als Ababen eingezogen werden.
Zitat von: Warnstreik
USA: Bist du in den letzten Jahren mal in den USA gewesen? Hast du dir die Obdachlosencamps auf den Straßen-Grünstreifen angeschaut? Kann man gut finden. Dein Medianeinkommen sagt wenig bis nichts aus, wenn man nicht die Kostenstruktur mit einbezieht. Interessant ist auch, was man dort zahlen muss/darf, was hier schon "inklu" ist. Muss man nicht wollen, sollte man aber einbeziehen. Auch hier ist eine Reise in und durch die USA vielleicht ein wenig erhellend - ansonsten kannst du auch das Medianeinkommen der Schweiz, Deutschlands und Sloweniens mit den jeweiligen Lebenshaltungskosten vergleichen.
Ich glaube Du hast mein Argument nicht verstanden. Man kann nur verteilen, was da ist. Und in den USA ist pro Kopf einfach mehr da. Egal, ob da mehr Obdachlose oder weniger leben. Warum ist das so? Warum gibt es keine EU-europäische Universität in den Top Ten? Warum ist Europa marginalisiert in der Digitalisierung? Meine Antwort: zu viel staatliches Management zu wenig Evaluation der eigenen Maßnahmen.
Zitat von: Warnstreik
Niemand kann sich leisten 20 Euro zu zahlen, wenn der Konkurent 5 zahlt UND genug Arbeitskräfte auf dem Markt sind. Das war die Situation in den 2000dern, als Zeitarbeit eine Hochphase hatte und durch die Hartz-Reformen viele für wirklich wenig Geld arbeiten mussten. Das war damals ok weil das die gesetzlichen Leitplanken sind - jeder Unternehmer musste so agieren. Jetzt sind die Leitplanken eben andere und die Arbeitgeber arbeiten damit. Völlig ok.
Ich plädiere halt dafür, die gesetzlichen Leitplanken wieder zu ändern. Ist ja auch völlig ok. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sollte der Markt das regeln.
Zitat von: MoinMoin
Also findest du es sinnvoll, arbeiten die unterhalb der Produktivitätsschwelle sind als 5€ Job zu erlauben, die restlichen Lebenshaltungskosten des AN per BG zu subventionieren, damit der AN sich weiterbilden kann um sich dadurch für höherwertige Arbeiten zu qualifizieren. (ich hoffe der AG bekommt dann ein für in über der Produktivitätsschwelle liegendes Entgelt)
Der Teufel liegt hier im Detail. Die Löhne sollten sich auf dem Markt bilden und wenn das dann nicht zum leben reicht, kann man über Unterstützung durch den Staat nachdenken. Ein Mindestlohn der deutlich niedriger als der jetztige ist, wäre vertretbar.

Zitat von: MoinMoin
Würde mich durchaus interessieren, welche Kenntnisse man in solchen Jobs erlernt.
Die Zeit in einem Deutschkurs oder echten Ausbildung dürfte zielführender als Subvention sein.
Das ist ja keine Frage von entweder/oder. Aber einen anderen Weg, Erfolg im Berufsleben zu haben, als sich hochzuarbeiten ist mir nicht bekannt. Jeder nach seinen Voraussetzungen und Möglichkeiten. Wenn man wenige Kenntnisse hat, macht man eben Jobs, die weniger erfordern. Zu glauben, dass man da nichts lernen kann und das lernen einen im Job nicht weiterbringt, widerspricht zumindest meiner Erfahrung.



Warnstreik

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« Antwort #250 am: 16.11.2023 11:39 »
Ich plädiere halt dafür, die gesetzlichen Leitplanken wieder zu ändern. Ist ja auch völlig ok. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sollte der Markt das regeln.

Und was würde das besser machen? Wir haben faktisch Vollbeschäftigung - trotz des Mindestlohns. Den Mindestlohn zu senken bedeutete eine Umverteilung, diesmal aber von unten nach oben indem Steuermittel direkt in die Kassen der Unternehmen fließen. Solange wir keine hohe Arbeitslosigkeit haben, gibt es keinen Grund hier im Stile der Agenda 2010 tätig zu werden. Und hier kann man doch sogar zum Thema zurückkommen: Gerade der Mindestlohn stellt sicher, dass es sich lohnt zu arbeiten. Der Mindestlohn ist auch ein wirklich gutes Argument um unwilligen Leuten zu sagen: Hey, das lohnt nicht und wenn du da nicht mitmachst wirst du sanktioniert. Hier könnte man meines Erachtens viel härter durchgreifen - aber eben WEIL es den Mindestlohn gibt. 

Wenn wir indes Probleme bekommen Menschen adäquat zu beschäftigen, wie z.B. mit der Langzeitarbeitlosigkeit Ende der 90iger, dann kann und sollte man wieder darüber nachdenken für Unternehmen den Faktor Arbeit zu subventionieren. Momentan sind wir aber weit davon entfernt.

Warnstreik

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #251 am: 16.11.2023 11:56 »
Ich glaube Du hast mein Argument nicht verstanden. Man kann nur verteilen, was da ist. Und in den USA ist pro Kopf einfach mehr da. Egal, ob da mehr Obdachlose oder weniger leben. Warum ist das so? Warum gibt es keine EU-europäische Universität in den Top Ten? Warum ist Europa marginalisiert in der Digitalisierung? Meine Antwort: zu viel staatliches Management zu wenig Evaluation der eigenen Maßnahmen.

Das greife ich mir nochmal raus: Ich habe dich schon verstanden. Aber absolute Werte sagen hier nichts aus. Was bringt es, wenn die USA ein 8% höheres Medianeinkommen hat, wenn die Lebenshaltungskosten 30% höher liegen? In den USA verdient man - gerade im MINT-Bereich - mehr Geld. Faktisch hat man aber auch weniger davon.

Zu den Unis: Zum einen sind einige europäische Unis in den Top Ten - in den letzten Jahren belegten sie sogar den Spitzenplatz. Da aber UK für dich wahrscheinlich nicht Europa ist versuche ich eine andere Erklärung: In den USA ist (genau wie in UK) die Spitzenforschung an die Universitäten angebunden. Das ist z.B. in Deutschland anders. Hier läuft die Spitzenforschung über Institute oder Stiftungen - das Max-Planck-Institut oder die Helmholtzgemeinschaft sagen dir bestimmt etwas.

Auch zum Thema Digitalisierung gibt es imo einen gewichtigen Grund. Was du meinst ist bestimmt, wieso die großen IT-Firmen in den USA entstanden sind und nicht in Deutschland. Zum einen sind so ziemlich alle Emporkömmlinge des Silicon Valley direkt oder indirekt massiv vom Staat unterstützt worden. In Deutschland war und ist es eher die Industrie, auf die man den Fokus gelegt hat. Zum anderen - und das ist eines der Hauptprobleme: Deutsches und europäisches risikokapital ist rar. Bei uns finanzieren klassischerweise die Banken - und Banken hassen Risiko. Langsam wird es besser, aber eine Venture-Kultur wie in den USA werden wir noch lange nicht haben (leider).

Hugo Stieglitz

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #252 am: 16.11.2023 13:36 »
Ich glaube Du hast mein Argument nicht verstanden. Man kann nur verteilen, was da ist. Und in den USA ist pro Kopf einfach mehr da. Egal, ob da mehr Obdachlose oder weniger leben. Warum ist das so? Warum gibt es keine EU-europäische Universität in den Top Ten? Warum ist Europa marginalisiert in der Digitalisierung? Meine Antwort: zu viel staatliches Management zu wenig Evaluation der eigenen Maßnahmen.

Das greife ich mir nochmal raus: Ich habe dich schon verstanden. Aber absolute Werte sagen hier nichts aus. Was bringt es, wenn die USA ein 8% höheres Medianeinkommen hat, wenn die Lebenshaltungskosten 30% höher liegen? In den USA verdient man - gerade im MINT-Bereich - mehr Geld. Faktisch hat man aber auch weniger davon.
Also zumindest Energie und Wohnen sind in den USA deutlich preiswerter als in Deutschland. In Abhängigkeit vom Wohnort dieses großen Landes. Diese 30% höheren Lebenshaltungskosten halte ich für weit überzogen. Und von denn rd. 6.000 $ pro Jahr und Kopf kann man auch eine ordentliche KV und RV zahlen. Mal abgesehen davon, dass die Lebensmittelpreise in den vergangenen Jahren von unserem Agrarminister als zu niedrig bezeichnet wurden und wir von steigenden Preisen ausgehen dürfen.

Absolute Werte sagen alles aus, weil ich ja keine Aussage zur Lebensqualität oder ähnlichem getätigt habe, sondern die Aussage getätigt habe, dass weniger staatliches Management mehr Wohlstand hervorruft. Wie das dann intern verteilt wird ist eine andere Frage. Aber mehr als das gibt es nicht und da ist die Lücke seit der Finanzkrise größer geworden.

Zu den Unis: Zum einen sind einige europäische Unis in den Top Ten - in den letzten Jahren belegten sie sogar den Spitzenplatz. Da aber UK für dich wahrscheinlich nicht Europa ist versuche ich eine andere Erklärung: In den USA ist (genau wie in UK) die Spitzenforschung an die Universitäten angebunden. Das ist z.B. in Deutschland anders. Hier läuft die Spitzenforschung über Institute oder Stiftungen - das Max-Planck-Institut oder die Helmholtzgemeinschaft sagen dir bestimmt etwas. 
Ich weiß nicht, was an EU-europäisch nicht zu verstehen ist. UK gehört da halt nicht mehr dazu. Wie sieht das in den anderen EU-Ländern aus, sind die auch alle nicht vergleichbar mit den USA?

Mit Dir zu diskutieren ist wie mit Olaf Scholz zu reden. Wir sind einfach das beste Land der Welt und wenn die Zahlen etwas anderes sagen, kann man es nicht vergleichen und wir sind trotzdem die Besten. War in der DDR übrigens auch so. Die waren die Besten, bis der Laden zusammengefallen ist. *lach*

Auch zum Thema Digitalisierung gibt es imo einen gewichtigen Grund. Was du meinst ist bestimmt, wieso die großen IT-Firmen in den USA entstanden sind und nicht in Deutschland. Zum einen sind so ziemlich alle Emporkömmlinge des Silicon Valley direkt oder indirekt massiv vom Staat unterstützt worden. In Deutschland war und ist es eher die Industrie, auf die man den Fokus gelegt hat. Zum anderen - und das ist eines der Hauptprobleme: Deutsches und europäisches risikokapital ist rar. Bei uns finanzieren klassischerweise die Banken - und Banken hassen Risiko. Langsam wird es besser, aber eine Venture-Kultur wie in den USA werden wir noch lange nicht haben (leider).
Aber mit einer hohen Steuer- und Abgabenlast, wie mit einer Finanztransaktionssteuer, Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer wird die Bereitschaft Risikokapital bereit zu stellen sicher erhöht. :=)

Bob Kelso

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #253 am: 16.11.2023 13:57 »
Realität: Die beiden dargestellten Gruppen: Deutsch vs. Nicht-Deutsch lassen die Anzahl der Nicht-Deutschen steigen, da "Doppelstaatler" statistisch zu den Deutschen zählen!

https://www.focus.de/finanzen/news/deutsche-vs-auslaendische-bezieher-in-wahrheit-ist-das-buergergeld-laengst-ein-migrantengeld_id_246059699.html?utm_source=facebook&utm_medium=social&utm_campaign=facebook-focus-online-politik&fbc=facebook-focus-online-politik&ts=202311151346&cid=15112023&fbclid=IwAR2A6WdhCUwbgEiuZEuNxHXG7N1MzffZNS33UyTvQOcBUxyyW-J2j3wqNmU

Häh? Wieso "...statistisch zu den Deutschen zählen"? Jemand mit deutscher Staatsbürgerschaft IST Deutscher - alle OHNE deutsche Staatsbürgerschaft sind keine Deutschen.

Oder ab welcher Generation ist dir jemand "deutsch genug" um ihn auch als solchen anzuerkennen?

Es geht nicht um "deutsch genug"!
Sondern um statistische Einordnungen.
Beispiel:
A: Ein deutscher Mann erhält ein Bußgeld: drei statistische Größen: Geschlecht: Mann und Nationalität: Deutsch     Objekt: Straftat

B:  Eine dänische Frau absolviert eine Hochschulausbildung:  Frau  //  Dänisch  // Hochschulausbildung

C: Ein Mann, gebürtig in der Schweiz, erhält nach 5 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft hinzu ("doppelte Staatbürgerschaft"), dieser beantragt die Insolvenz :: Mann / Deutsch / Insolvenz

dieser "Fall" wird in die Statistik: "deutsch" inkludiert!

Liebe Grüße!



« Last Edit: 16.11.2023 14:05 von Bob Kelso »

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #254 am: 16.11.2023 14:30 »
Also zumindest Energie und Wohnen sind in den USA deutlich preiswerter als in Deutschland. In Abhängigkeit vom Wohnort dieses großen Landes. Diese 30% höheren Lebenshaltungskosten halte ich für weit überzogen. Und von denn rd. 6.000 $ pro Jahr und Kopf kann man auch eine ordentliche KV und RV zahlen. Mal abgesehen davon, dass die Lebensmittelpreise in den vergangenen Jahren von unserem Agrarminister als zu niedrig bezeichnet wurden und wir von steigenden Preisen ausgehen dürfen.

Wow...    Laut Statistik ( https://de.indeed.com/karriere-guide/jobsuche/durchschnittsgehalt-usa#:~:text=50%20Prozent%20der%20Gehaltsempfangenden%20erhielten,mehr%2C%2050%20Prozent%20weniger%20verdienen. ) hat die USA Gesundheitsausgaben pro Person von ~11000$  pro Kopf und Jahr. Dann willst du mit 6000$ pro Jahr eine "ordentliche" KV UND RV abschließen? Wie soll das Volkswirtschaftlich funktionieren?
Schau dir mal die Lebenshaltungskosten - vor allem in den Metropolen (wo ja die Äquivalenzjobs wären) - an. (im Netz gibt es dazu viele Quellen.

Absolute Werte sagen alles aus, weil ich ja keine Aussage zur Lebensqualität oder ähnlichem getätigt habe, sondern die Aussage getätigt habe, dass weniger staatliches Management mehr Wohlstand hervorruft. Wie das dann intern verteilt wird ist eine andere Frage. Aber mehr als das gibt es nicht und da ist die Lücke seit der Finanzkrise größer geworden.

Wenn du Wohlstand mit Pro-Kopf-Einkommen oder gar BIP gleichsetzt, dann kann ich dir nicht widersprechen. Auf persönlicher Ebene ist das dann aber faktisch (und auch theoretisch) nicht mehr zu trennen. Ein Verdienst von 4000€ in Osnabrück bedeutet einen ganz anderen (und höheren) Wohlstand als ein Verdienst von 4000€ in Zürich.

Wo du natürlich Recht hast ist, dass die USA wirtschaftlich nach der Coronakrise besser aus den Startlöchern gekommen sind. Das ist aber auch verständlich, weil während den Krisen (eben durch mangelnde Sicherungssysteme) viele Menschen abgehängt wurden (und z.B. ihre Wohnungen und Häuser verloren). Soziale Absicherung ist nicht umsonst - man zahlt dafür in guten Zeiten.



Ich weiß nicht, was an EU-europäisch nicht zu verstehen ist. UK gehört da halt nicht mehr dazu. Wie sieht das in den anderen EU-Ländern aus, sind die auch alle nicht vergleichbar mit den USA?

Bei mir ist im Layout einfach das EU- in der anderen Zeile gewesen und ich habe es überlesen. Mea culpa!
In anderen Ländern kenne ich mich nicht aus - für Frankreich ist es aber ähnlich zu Deutschland, dort ist das CRNS größer als die universitäre Forschung - ich könnte mir aber vorstellen, dass es im alt-Europa ähnlich wie in Deutschland ist.  Wirklich spannend wäre, wo z.B. die Max-Planck-Gesellschaft in dem Ranking zu verorten wäre, wenn man es als Uni sieht.

Mit Dir zu diskutieren ist wie mit Olaf Scholz zu reden. Wir sind einfach das beste Land der Welt und wenn die Zahlen etwas anderes sagen, kann man es nicht vergleichen und wir sind trotzdem die Besten. War in der DDR übrigens auch so. Die waren die Besten, bis der Laden zusammengefallen ist. *lach*

Ich verrate dir etwas: Das kommt dir nur so vor, weil du dich anhörst wie Alice Weidel. Alles schlecht, alles doof - links und rechts wird nicht geschaut, zu versuchen andere Arguemtne zu verstehen und anzunehmen liegt dir nicht. Wäre auch doof - könnte deine persönliche Realtität ja verfälschen ;-)

Vom "besten Land der Welt" habe ich indes nie geredet. Nirgendwo. Ich habe andere Ansichten was das Verbesserungspotential angeht - aber das haben wir alle.

Aber mit einer hohen Steuer- und Abgabenlast, wie mit einer Finanztransaktionssteuer, Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer wird die Bereitschaft Risikokapital bereit zu stellen sicher erhöht. :=)

Es ist aber auch immer zu schön deine Vorlagen zu nutzen. Wie du weißt haben wir (noch) keine Finanztransaktionssteuer in Deutschland haben und selbst wenn diese kommen sollte, sie für Venturekapital garnicht relevant wäre.
Erschaftssteuer hat mit diesem Thema mal so garnichts zu tun und eine Vermögenssteuer haben wir schon lange nicht mehr. Wir (die deutschen) sind eine relativ risikoaverse Gesellschaft. Wo das herkommt? Keine Ahnung, könnte aber aus den Verlusten aus Kriegen und Verarmung der letzten 120 Jahre stammen. Das hat neben der Risikoinvests auch noch andere negative Auswirkungen: Z.B. schlecht designte Produkte wie Riester.