Autor Thema: Lohnt sich Arbeit noch?  (Read 50728 times)

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #450 am: 07.12.2023 12:30 »
Davon ab, merken wir überhaupt noch, wovan wir reden? Eine Schuldenbremse? Wie wäre es mit Schuldenabbau? Die Schuldenbremse ist ja schon eine "Asi"-Haushaltspolitik. Aber ich werde auch meine Darlehen an die Bank für die Immobilie einstellen mit dem Kommentar, ich hätte jetzt eine Schuldenbremse eingeführt.  ;)

Haben wir - in der aktuellen Legislatur ist die Schuldenquote von ~70% auf ~65% gefallen. Tendenz: fallend.

Gleichzeitig haben wir einen großen Investitionsstau - dieser wird uns in vielen Ecken noch auf die Füße fallen, einige Punkte sind/werden aber angegangen. Ansonsten ist es bei Staaten ähnlich wie in Unternehmen: Es ist schlicht verschenktes Potential KEIN Fremdkaptial für sinnvolle und zukunftsrelevante Investitionen zu nutzen. Nicht sinnvoll ist es, Haushaltslöcher mit Krediten zu stopfen.

Was mich an der Bewältigung der letzten Krisen gestört hat ist, dass man versucht hat alles mit Geld zuzuschütten - eben weil man nicht das politische Ziel sondern die Wähler im Blick hatte: Die Energiepreis- und vor allem Spritpreisbremse war hohl. Hohe Förderungen für E-Autos und Ladesäulen, auch hohl.  Helikoptergeld an Haushalte, die eh in der Krise Geld horten. Das Kurzarbeitergeld indes (z.B. während Corona) ist prima - imo auch mal ein sehr positives Beispiel für deutsche Steuerungspolitik. Sie hat den Konsum gestärkt und hat die Firmen schnell wieder Einsatzbereit gemacht, als noch nicht klar war, wie lange die Krise dauert.

Aber zurück zu den Investitionen: Das sollte und muss man imo von den laufenden Kosten trennen und die maximalhöhe via Anteil am BiP berechnen. Dazu gehört aber auch, dass man das Geld dann sinnvoll ausgibt, was die Bundeswehr z.B. nicht kann. Das Geld in Schulbau und auch Digitalisierung der Schulen ist indes super angelegt und es funktioniert auch (zumindest bei uns in der Umgebung)

Die Schuldenquote ist aber nicht gefallen, weil Schulden zurückgezahlt wurden, sondern das BIP gestiegen ist. Quote halt.

Ansonsten ist das völlig richtig von dir angesprochen, Geld wild verteilen hilft nicht. In den letzten Jahren ist z.B. das für jeden Schüler ausgegebene Geld (pro Kopf) deutlich stärker gestiegen als die Inflation und gebracht hats laut Pisa sogar das Gegenteil.

Warnstreik

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #451 am: 07.12.2023 13:22 »
Die Schuldenquote ist aber nicht gefallen, weil Schulden zurückgezahlt wurden, sondern das BIP gestiegen ist. Quote halt.

Das ist ja egal - sowohl in Wirtschaft als auch für Staaten sind nur die Quoten interessant. Eine geringere Quote über erhöhung des BIP bedeutet ja im Grunde nur, dass entweder die Investition in die Volkswirtschaft greift oder dass man weniger neue Verbindlichkeiten eingeht.

In den letzten Jahren ist z.B. das für jeden Schüler ausgegebene Geld (pro Kopf) deutlich stärker gestiegen als die Inflation und gebracht hats laut Pisa sogar das Gegenteil.

Puh - der Schluss ist so nicht zulässig und mit Pisa ist das nicht zu begründen, da sind zu viele Themen, die da reinfeuern: Corona, Investitionsrückstau, Ganztag, Integrationsaufwand, Migrationsbewältigung. Oder kurz gesagt: Man weiß ja nicht, wie es ohne diese Ausgaben heute aussehen würde.

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #452 am: 07.12.2023 13:27 »
In den letzten Jahren ist z.B. das für jeden Schüler ausgegebene Geld (pro Kopf) deutlich stärker gestiegen als die Inflation und gebracht hats laut Pisa sogar das Gegenteil.

Puh - der Schluss ist so nicht zulässig und mit Pisa ist das nicht zu begründen, da sind zu viele Themen, die da reinfeuern: Corona, Investitionsrückstau, Ganztag, Integrationsaufwand, Migrationsbewältigung. Oder kurz gesagt: Man weiß ja nicht, wie es ohne diese Ausgaben heute aussehen würde.

Gut, mag vielleicht etwas verkürzt sein, mein Schluss. Allerdings frage ich mich, wenn man pro Schüler deutlich mehr Geld aufwendet und dies keinen Nutzen trägt (sondern die Leistungen noch schlechter werden), woran das liegt. Aber gut, ich schweife ab.

BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #453 am: 07.12.2023 13:44 »
Die Schulen sind überfordert mit dem ganzen Krims Krams, die die erledigen sollen. Da ist Hopfen und Malz verloren, ist das nebenbei nicht Landeszuständigkeit?

Bezüglich der Schulden: Nee, wenn man schon den Staat mit einem Unternehmen vergleicht, dann aber auch richtig. Will sagen, wenn ein Unternehmen nicht nur den Produktionsprozess finanziert, sondern zudem jedem Mitarbeiter noch freiwillig das 13. bis 20. Monatsgehalt hinterher schmeißt und damit nicht investieren kann, was ist dann die Lösung?

Herbert Meyer

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #454 am: 07.12.2023 13:47 »
Möglicherweise liegt es auch an der Besoldung der Lehrer. In den OECD-Staaten stehen die deutschen Lehrer kaufkraftbereinigt an der Entlohnungsspitze, die estländischen Lehrer eher am unteren Ende der Skala. Bei den PISA-Ergebnissen der Schüler ist es dann wieder invertiert... Vielleicht haben die Lehrkräfte jeden Tag Suppenkoma vom vielen Sekt und Kaviar und können die Inhalte nicht mehr erfolgreich transportieren?

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #455 am: 07.12.2023 14:00 »
Möglicherweise liegt es auch an der Besoldung der Lehrer. In den OECD-Staaten stehen die deutschen Lehrer kaufkraftbereinigt an der Entlohnungsspitze, die estländischen Lehrer eher am unteren Ende der Skala. Bei den PISA-Ergebnissen der Schüler ist es dann wieder invertiert... Vielleicht haben die Lehrkräfte jeden Tag Suppenkoma vom vielen Sekt und Kaviar und können die Inhalte nicht mehr erfolgreich transportieren?

ließe darauf schließen, dass die Geldmenge groß genug ist, die Verteilung wohl jedoch nicht passend. UNd ggf. auch die Motivation der Beteiligten. Aber wie immer - auf ein komplexes Problem gibt es wohl keine einfache Antwort.

Thomas09

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #456 am: 07.12.2023 14:17 »
In den letzten Jahren ist z.B. das für jeden Schüler ausgegebene Geld (pro Kopf) deutlich stärker gestiegen als die Inflation und gebracht hats laut Pisa sogar das Gegenteil.

Puh - der Schluss ist so nicht zulässig und mit Pisa ist das nicht zu begründen, da sind zu viele Themen, die da reinfeuern: Corona, Investitionsrückstau, Ganztag, Integrationsaufwand, Migrationsbewältigung. Oder kurz gesagt: Man weiß ja nicht, wie es ohne diese Ausgaben heute aussehen würde.

Gut, mag vielleicht etwas verkürzt sein, mein Schluss. Allerdings frage ich mich, wenn man pro Schüler deutlich mehr Geld aufwendet und dies keinen Nutzen trägt (sondern die Leistungen noch schlechter werden), woran das liegt. Aber gut, ich schweife ab.

Die globale Jahrhundert Event Corona Pandemie 2020 - 2022 ist dir ein Begriff? Das in einem digitalen Steinzeitland wie der Bundesrepublik eine solche Jahrhundertdisruption nicht ohne Konsequenzen bleibt sollte doch klar sein. 

Herbert Meyer

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #457 am: 07.12.2023 14:27 »
Möglicherweise liegt es auch an der Besoldung der Lehrer. In den OECD-Staaten stehen die deutschen Lehrer kaufkraftbereinigt an der Entlohnungsspitze, die estländischen Lehrer eher am unteren Ende der Skala. Bei den PISA-Ergebnissen der Schüler ist es dann wieder invertiert... Vielleicht haben die Lehrkräfte jeden Tag Suppenkoma vom vielen Sekt und Kaviar und können die Inhalte nicht mehr erfolgreich transportieren?

ließe darauf schließen, dass die Geldmenge groß genug ist, die Verteilung wohl jedoch nicht passend. UNd ggf. auch die Motivation der Beteiligten. Aber wie immer - auf ein komplexes Problem gibt es wohl keine einfache Antwort.

Zumindest ist es ein Hinweis darauf, dass die mantrahaft wiederholte Forderung nach höherer Entlohnung als Einzelmaßnahme wahrscheinlich nicht zur Behebung der Bildungskrise ausreichen wird. Da ist wohl leider mehr Kreativität erforderlich, und Kreativität ist irgendwie eines der letzten Nomen, die ich mit unserem Bildungssystem in Verbindung bringen würde.

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #458 am: 07.12.2023 15:04 »
In den letzten Jahren ist z.B. das für jeden Schüler ausgegebene Geld (pro Kopf) deutlich stärker gestiegen als die Inflation und gebracht hats laut Pisa sogar das Gegenteil.

Puh - der Schluss ist so nicht zulässig und mit Pisa ist das nicht zu begründen, da sind zu viele Themen, die da reinfeuern: Corona, Investitionsrückstau, Ganztag, Integrationsaufwand, Migrationsbewältigung. Oder kurz gesagt: Man weiß ja nicht, wie es ohne diese Ausgaben heute aussehen würde.

Gut, mag vielleicht etwas verkürzt sein, mein Schluss. Allerdings frage ich mich, wenn man pro Schüler deutlich mehr Geld aufwendet und dies keinen Nutzen trägt (sondern die Leistungen noch schlechter werden), woran das liegt. Aber gut, ich schweife ab.

Die globale Jahrhundert Event Corona Pandemie 2020 - 2022 ist dir ein Begriff? Das in einem digitalen Steinzeitland wie der Bundesrepublik eine solche Jahrhundertdisruption nicht ohne Konsequenzen bleibt sollte doch klar sein.

Ja, was aber auch alle anderen Pisa-Länder betroffen hat und dennoch ist Deutschland im Ranking schlechter geworden (trotz überproportional gestiegener Investitionen ins Bildungswesen)

Maggus

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #459 am: 07.12.2023 16:28 »
Leider haben unsere Schulen viel gemeinsam mit der Deutschen Bahn.
Über Jahrzehnte kaputt gespart und nicht einmal das nötigste investiert.

Bei der Bahn müssen jetzt zig Milliarden investiert werden. Selbst wenn die Summe sofort zur Verfügung gestellt würde, dauert es Jahre bis die Technik, Schienen & Weichen, Stellwerke usw. modernisiert sind.
Dazu muss noch viel Personal gefunden und ausgebildet werden.

Bei den Schulen sind es meiner Meinung nach sehr ähnliche Probleme.
Bis die Infrastruktur, die Gebäude usw. modernisiert sind, die Lehrerstellen besetzt und die Lehrkräfte geschult wurden vergehen trotz Investition einige Jahre. Was man über 20 + x-Jahre verloddern lässt, wird sich kaum in 1-2 Jahren wieder herstellen lassen.

Jetzt stellt sich nur die Frage wer hat sich das Vorgehen von wem abgeschaut? Die Länderpolitiker von der Deutschen Bahn, oder die Manager der Deutschen Bahn von ihrer Schulzeit?
 

Bob Kelso

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #460 am: 07.12.2023 17:55 »
Leider haben unsere Schulen viel gemeinsam mit der Deutschen Bahn.
Über Jahrzehnte kaputt gespart und nicht einmal das nötigste investiert.

Bei der Bahn müssen jetzt zig Milliarden investiert werden. Selbst wenn die Summe sofort zur Verfügung gestellt würde, dauert es Jahre bis die Technik, Schienen & Weichen, Stellwerke usw. modernisiert sind.
Dazu muss noch viel Personal gefunden und ausgebildet werden.

Bei den Schulen sind es meiner Meinung nach sehr ähnliche Probleme.
Bis die Infrastruktur, die Gebäude usw. modernisiert sind, die Lehrerstellen besetzt und die Lehrkräfte geschult wurden vergehen trotz Investition einige Jahre. Was man über 20 + x-Jahre verloddern lässt, wird sich kaum in 1-2 Jahren wieder herstellen lassen.

Jetzt stellt sich nur die Frage wer hat sich das Vorgehen von wem abgeschaut? Die Länderpolitiker von der Deutschen Bahn, oder die Manager der Deutschen Bahn von ihrer Schulzeit?

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/experten-schlagen-islamismus-alarm-viele-schulen-im-grunde-ein-rechtsfreier-raum-86344880.bild.html


BAT

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Antw:Lohnt sich Arbeit noch?
« Antwort #462 am: 07.12.2023 18:48 »
Leider haben unsere Schulen viel gemeinsam mit der Deutschen Bahn.
Über Jahrzehnte kaputt gespart und nicht einmal das nötigste investiert.

Bei der Bahn müssen jetzt zig Milliarden investiert werden. Selbst wenn die Summe sofort zur Verfügung gestellt würde, dauert es Jahre bis die Technik, Schienen & Weichen, Stellwerke usw. modernisiert sind.
Dazu muss noch viel Personal gefunden und ausgebildet werden.


Na, ich denke die Schulen sind schlicht mit Aufgaben überfrachtet worden. Aber nochmals, das ist ja Länderpolitik.

Und da ist auch GEld nicht das Thema, damit könnten wir die ganze Infrastruktur zuscheissen. Es wird aber oft nicht aberufen. Die Planungen und Umsetzung von Vorhaben bekommen wir in D nicht mehr hin.

Bauernopfer

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« Antwort #463 am: 07.12.2023 23:05 »
Leider haben unsere Schulen viel gemeinsam mit der Deutschen Bahn.
Über Jahrzehnte kaputt gespart und nicht einmal das nötigste investiert.

Bei der Bahn müssen jetzt zig Milliarden investiert werden.

Bei den Schulen sind es meiner Meinung nach sehr ähnliche Probleme. Was man über 20 + x-Jahre verloddern lässt, wird sich kaum in 1-2 Jahren wieder herstellen
Ich war ab Ende der 90er Jahre bei den Elterabenden unserer Kinder. Die Klassenzimmer sahen fast genauso aus wie in meiner Schulzeit. Die technische Ausrüstung ebenfalls. Nur den XXL-Rechenschieber an der grünen Schultafel habe ich vermisst.
Meiner Meinung nach Begann die "Verlodderung" Ende der 80er Jahre, aber dafür haben wir ja jetzt "blühende Landschaften", die Vegetation vermag die braune Erde jedoch nicht zu verdecken.

Hugo Stieglitz

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« Antwort #464 am: 08.12.2023 10:05 »
Davon ab, merken wir überhaupt noch, wovan wir reden? Eine Schuldenbremse? Wie wäre es mit Schuldenabbau? Die Schuldenbremse ist ja schon eine "Asi"-Haushaltspolitik. Aber ich werde auch meine Darlehen an die Bank für die Immobilie einstellen mit dem Kommentar, ich hätte jetzt eine Schuldenbremse eingeführt.  ;)

Haben wir - in der aktuellen Legislatur ist die Schuldenquote von ~70% auf ~65% gefallen. Tendenz: fallend.

Inklusive der "Sondervermögen" und Schattenhaushalte? Tendenz fallend? Wir befinden uns doch in einer Rezession, dass heißt die bestehenden Schulden nehmen einen größeren Anteil am schrumpfenden BIP ein. Was ist mit den impliziten Schulden, für die der Deutsche Staat Zahlungsverpflichtungen eingegangen ist?