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ADHS im VG erwähnen
olgaaah:
Hallo,
meine "kleine" Schwester hat folgende Woche 3 Vorstellungsgespräche bei verschiedenen Behörden.
Sie hatte in den letzten Jahren einige befristete Jobs im ÖD, 2 davon endeten am Ende der Probezeit, weil ihr ADHS ihr mal wieder in die Quere kam.
Sie ist zwar medikamentös und verhaltenstherapeutisch sehr gut versorgt, aber hin und wieder geht ihre Impulsivität, ihre Scheuklappen dann doch mit ihr durch. In ihrem Handeln. Autorität ist immer mal Thema bei ihr. Sie ist aber nicht verbal beleidigend, manchmal aber verbal verletzend. Hört sich oft arrogant, besserwisserisch, von oben herab an, ist aber (fast) nie so gemeint. Sie ist eine sehr hilfsbereite Person, vielleicht die Hilfsbereiteste, die ich kenne. Sie hat eine sehr große Empathie. Die ihr allerdings immer wieder zum Verhängnis wird. Auch in ihrer aktuellen Anstellung. Zu schnell zu viel Vertrauen zu Personen aufgebaut, die sie dann haben auflaufen lassen. Man erzählt Unwahrheiten über sie. Sie wäre nicht teamfähig, obwohl sie genau das ist. Im Gegensatz vielleicht zu anderen ADHSlern?! Sie hat Probleme mit Ungerechtigkeit, Ungleichbehandlung, Lügen, Hinterfotzigkeit. Spricht das dann aber auch gerne offen, ehrlich, direkt an. Was zu 99,9 % kontraproduktiv ist.
Andererseits kann sie sich schnell und sozusagen erfolgreich in neue Aufgabengebiete einarbeiten. Sie kann relativ komplexe Zusammenhänge relativ schnell erfassen, sofern es sie interessiert, ihr die Arbeit Spaß macht und die Kollegen passen. Wenn nicht und sie sich geistig unterfordert fühlt, macht sie die einfachsten Fehler. Wenn sie allerdings "stur" nach ihrer Arbeitsanleitung arbeitet, wozu sie aber selbst nach dem 100000sten Mal noch draufschauen muss, macht sie so gut sie keine Fehler. Wenn ich dran denke, was sie schon alles gemacht hat. Krass! Sie hat ein solch breites Wissen, so viele Kenntnisse und Fertigkeiten ...
Da sie nun so oft ins Klo gegriffen hat, besonders bzgl. Kollegen und leider auch Vorgesetzten, hat sie sich vorgenommen, zukünftig, zumindest mal testweise, gleich im VG zu sagen, dass sie behandeltes ADHS hat und wenn das ein Problem darstellt, ist sie falsch hier. Na ja, da sagte ich, dass ihr da wohl keiner "Nein" sagen wird und zu 100 % eine Absage erhalten wird. Es sei denn, sie hat ein VG in der ADHS-Behörde.
Ich kann sie nach all den negativen Erlebnissen, die sie z. T. echt psychisch mitgenommen haben, verstehen. Aber was bringt das?
Es wird immer Menschen geben, die sie als "Psycho" abstempeln werden, weil sie überfordert sind und nichts mit einer erwachsenen ADHSlerin anfangen können. Sind eh alles herumzappelnde "Kinder", die sich nicht konzentrieren können ...
Auch ihre Psychiaterin hat ihr immer davon abgeraten, sich zu outen. Ging da zwar immer um Anstellungen nach der Probezeit, eben aus genannten Gründen, weil man sich selbst nicht zum Problem von anderen machen soll und man nicht deren Problem ist.
Sie meinte einerseits zwar, dass sie sich somit selbst eine riesen Last nehmen würde, weil es für sie mit andauernder Beschäftigung immer schwieriger wird, wenn keiner weiß, warum sie machmal so tickt, wie sie tickt, andererseits will sie aber eben nicht den anderen von sich aus die Möglichkeit zu geben, sie als Psycho abzustempeln.
Aber vielleicht ist es ja was anderes, wenn man ADHS tatsächlich gleich in einem VG erwähnt?!
Was meint ihr bitte? Vielleicht gibt es hier selbst ADHSler oder Kollegen und Vorgesetzte von ADHSlern?
Dankeschön.
LG
Eukalyptus:
ADHS kann sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Selbst wenn man (die Menschen die gegenüber sitzen im Vorstellungsgespräch) überhaupt mit ADHS etwas anfangen kann, dann ist doch nicht klar was Ihre Ausprägung ist. Insofern schwierig, den "richtigen" Eindruck zu erwecken. Man müsste mündlich anhand von Beispielen oder wesentlichen Merkmalen das ganze beschreiben, gleichzeitig, aber nicht zu hoch hängen (und nicht zu lange machen). Sie sollte es sich mal auf einem Zettel aufschreiben, welche Sätze sie sagen möchte und dann mit anderen darüber sprechen, welcher Eindruck entsteht.
Eukalyptus:
Im Übrigen scheint mir der noch besser geeignete Moment ein Gespräch mit dem Vorgesetzten und gern auch Kollegen nach Dienstantritt zu sein.
modesty:
--- Zitat von: olgaaah am 12.11.2023 15:53 ---Hallo,
meine "kleine" Schwester hat folgende Woche 3 Vorstellungsgespräche bei verschiedenen Behörden.
Sie hatte in den letzten Jahren einige befristete Jobs im ÖD, 2 davon endeten am Ende der Probezeit, weil ihr ADHS ihr mal wieder in die Quere kam.
Sie ist zwar medikamentös und verhaltenstherapeutisch sehr gut versorgt, aber hin und wieder geht ihre Impulsivität, ihre Scheuklappen dann doch mit ihr durch. In ihrem Handeln. Autorität ist immer mal Thema bei ihr. Sie ist aber nicht verbal beleidigend, manchmal aber verbal verletzend. Hört sich oft arrogant, besserwisserisch, von oben herab an, ist aber (fast) nie so gemeint. Sie ist eine sehr hilfsbereite Person, vielleicht die Hilfsbereiteste, die ich kenne. Sie hat eine sehr große Empathie. Die ihr allerdings immer wieder zum Verhängnis wird. Auch in ihrer aktuellen Anstellung. Zu schnell zu viel Vertrauen zu Personen aufgebaut, die sie dann haben auflaufen lassen. Man erzählt Unwahrheiten über sie. Sie wäre nicht teamfähig, obwohl sie genau das ist. Im Gegensatz vielleicht zu anderen ADHSlern?! Sie hat Probleme mit Ungerechtigkeit, Ungleichbehandlung, Lügen, Hinterfotzigkeit. Spricht das dann aber auch gerne offen, ehrlich, direkt an. Was zu 99,9 % kontraproduktiv ist.
Andererseits kann sie sich schnell und sozusagen erfolgreich in neue Aufgabengebiete einarbeiten. Sie kann relativ komplexe Zusammenhänge relativ schnell erfassen, sofern es sie interessiert, ihr die Arbeit Spaß macht und die Kollegen passen. Wenn nicht und sie sich geistig unterfordert fühlt, macht sie die einfachsten Fehler. Wenn sie allerdings "stur" nach ihrer Arbeitsanleitung arbeitet, wozu sie aber selbst nach dem 100000sten Mal noch draufschauen muss, macht sie so gut sie keine Fehler. Wenn ich dran denke, was sie schon alles gemacht hat. Krass! Sie hat ein solch breites Wissen, so viele Kenntnisse und Fertigkeiten ...
Da sie nun so oft ins Klo gegriffen hat, besonders bzgl. Kollegen und leider auch Vorgesetzten, hat sie sich vorgenommen, zukünftig, zumindest mal testweise, gleich im VG zu sagen, dass sie behandeltes ADHS hat und wenn das ein Problem darstellt, ist sie falsch hier. Na ja, da sagte ich, dass ihr da wohl keiner "Nein" sagen wird und zu 100 % eine Absage erhalten wird. Es sei denn, sie hat ein VG in der ADHS-Behörde.
Ich kann sie nach all den negativen Erlebnissen, die sie z. T. echt psychisch mitgenommen haben, verstehen. Aber was bringt das?
Es wird immer Menschen geben, die sie als "Psycho" abstempeln werden, weil sie überfordert sind und nichts mit einer erwachsenen ADHSlerin anfangen können. Sind eh alles herumzappelnde "Kinder", die sich nicht konzentrieren können ...
Auch ihre Psychiaterin hat ihr immer davon abgeraten, sich zu outen. Ging da zwar immer um Anstellungen nach der Probezeit, eben aus genannten Gründen, weil man sich selbst nicht zum Problem von anderen machen soll und man nicht deren Problem ist.
Sie meinte einerseits zwar, dass sie sich somit selbst eine riesen Last nehmen würde, weil es für sie mit andauernder Beschäftigung immer schwieriger wird, wenn keiner weiß, warum sie machmal so tickt, wie sie tickt, andererseits will sie aber eben nicht den anderen von sich aus die Möglichkeit zu geben, sie als Psycho abzustempeln.
Aber vielleicht ist es ja was anderes, wenn man ADHS tatsächlich gleich in einem VG erwähnt?!
Was meint ihr bitte? Vielleicht gibt es hier selbst ADHSler oder Kollegen und Vorgesetzte von ADHSlern?
Dankeschön.
LG
--- End quote ---
a) Immer offen damit umgehen. Bei den beschriebenen Verhaltensmuster kommt es ohnehin relativ zeitnah zum Vorschein
b) Das von dir beschriebene Verhalten ist nicht ADHS-typisch. Hier ist kein Medizinerforum, aber wie bei allen psyschichen Erkrankungen ist die Einholung einer ärztliche Zweitmeinung m.E. sinnvoll. Soll keinesfalls besserwisserisch klingen, aber ADHS wird gerne als pauschale Diagnose hergenommen, um tiefgründigere Nachforschungen zu einer bestehenden Persönlichkeitsstörung zu vermeiden.
clarion:
Hallo,
Für mich als medizinischer Laie liest sich das Ganze eher wie Asperger - Autismus. Insbesondere die schonungslose Ehrlichkeit und das absolute Nicht-Einschätzen können, wie wirkt, was man sagt, sowie auch eine ganz breite Bildung. Das könnten auch meine mit Asperger diagnostizierte Verwandten oder mein Kollege sein. Autismus hat evtl. einen günstigeren Stempel als ADHS, aber leicht haben wir es mit unserem autistischen Kollegen auch nicht. Die Ticks, die Genauigkeit und damit verbunden langsamere Arbeit, die fehlende Flexibilität und der tägliche Verbaldurchfall ohne Themenfokussierung ist extrem anstrengend, und nicht alle Kollegen kommen damit klar.
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