Autor Thema: Krankenversicherungsfreiheit  (Read 4053 times)

Rentenonkel

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #30 am: 28.11.2023 12:25 »
Und welchen Wert hast Du bei der gesetzlichen Rente genommen?

Das Problem mit der Dynamisierung ist, dass man ausgehend von der heutigen Kaufkraft davon ausgeht, dass eine Rente in Höhe von 2.500 EUR recht viel ist. Wenn man einen Inflationsrechner nimmt und die historische Inflation der letzten 30 Jahre wiederspiegelt, entspricht das einer heutigen Kaufkraft von etwa 1400 EUR.

Zu der Frage, ob man sich lieber gesetzlich oder privat krankenversichern möchte, sollte man sich über folgende Dinge im Klaren sein:

Egal ob jung oder alt, krank oder gesund, reich oder arm – die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung gewährt allen Menschen die gleichen Leistungen. Und sie nimmt jeden auf, sofern er einen Anspruch hat. Alter oder Gesundheitszustand spielen keine Rolle.

Der Beitrag richtet sich allein nach dem Einkommen. Gesetzlich Versicherte zahlen 14,6 Prozent ihres Einkommens für die Kran­ken­ver­si­che­rung, hinzu kommt der Zusatzbeitrag der jeweiligen Kasse.

Bei Angestellten übernimmt der Arbeitgeber die Hälfte des Kran­ken­ver­si­che­rungsbeitrags. Allerdings zählt das Einkommen nur bis zur sogenannten Bei­trags­be­messungs­grenze in Höhe von 4.987,50 Euro im Monat (Stand 2023) für die Beitragsberechnung. 2024 soll diese Grenze auf 5.175 Euro im Monat steigen.

Wer wenig verdient, der zahlt auch wenig für die Kran­ken­kas­se. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind beitragsfrei mitversichert.

Die beste gesetzliche Kran­ken­kas­se für alle gibt es nicht, nur die für einen Versicherten am besten passende Kasse. Ein Wechsel von einer zu einer anderen Kasse ist in der Regel unproblematisch.

Die Beiträge in der privaten Kran­ken­ver­si­che­rung richten sich nicht nach dem Gehalt, sondern nach Alter und Gesundheit sowie den Leistungen der Ver­si­che­rung. Für jeden Versicherten ist ein eigener Beitrag fällig, also auch für Ehepartner und Kinder. Für einen guten Tarif für einen Erwachsenen musst Du etwa mit 600 bis 800 Euro im Monat rechnen. Eine Fa­mi­lien­ver­si­che­rung in der GKV ist meist günstiger.

Während junge, gesunde Menschen oft noch geringere Beiträge als in der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung zahlen, steigen die Prämien der Privatversicherungen im Alter oft sprunghaft. Zwar legen die Unternehmen einen Teil der Beiträge der Versicherten zurück. Diese Altersrückstellungen decken allerdings nur einen Teil der Kosten, die im Laufe der Jahre durch höhere Ausgaben für die Versicherten und den medizinischen Fortschritt entstehen. Auch in der Rentenphase, wenn das Einkommen geringer ist, steigen die Beiträge weiter.

Viele private Kran­ken­ver­si­che­rungen bieten Tarife mit Selbstbeteiligung an, um den Beitrag zu senken. Du als Versicherter übernimmst dann Deine Gesundheitskosten bis zum vereinbarten Betrag selbst, dafür zahlst Du geringere Beiträge. Die Höhe des Eigenanteils sollte allerdings gut überlegt sein, denn Du kannst die Selbstbeteiligung in der Regel nur nach einer erneuten Gesundheitsprüfung senken.

Bist Du in der Zwischenzeit krank geworden, hast also beispielsweise Bluthochdruck oder ein Rückenleiden, kannst Du die Selbstbeteiligung nicht mehr ohne Weiteres reduzieren. Angestellte profitieren von der Ersparnis durch eine Selbstbeteiligung außerdem weniger als Selbstständige, da sie sich die Beiträge mit dem Arbeitgeber teilen, die Selbstbeteiligung aber komplett alleine zahlen.

Auch Tarife, die eine hohe Bei­trags­rück­er­statt­ung versprechen, wenn Du keine Rechnungen einreichst, sind manchmal nur auf den ersten Blick attraktiv. Du solltest genau rechnen, denn die Bei­trags­rück­er­statt­ung hat steuerliche Nachteile.

Zu vergleichen, welche Behandlungen gesetzliche und private Kran­ken­ver­si­che­rungen bezahlen, ist schwierig. Denn in der PKV gibt es keinen festen Leistungskatalog, sondern zahlreiche unterschiedliche Tarife. So kann jeder Privatversicherte nach seinen individuellen Wünschen Art und Umfang der Leistungen zusammenstellen, wie mit einem Baukasten. Durch entsprechende Vertragsbausteine kann er beispielsweise dafür sorgen, dass die Kasse die Kosten übernimmt für Behandlungen beim Heilpraktiker, umfassenden Zahnersatz und Kieferorthopädie oder Kuraufenthalte.

Manchmal leisten private Ver­si­che­rungen mehr als die gesetzlichen Kran­ken­kas­sen – aber nicht immer. Bei längerem Verdienstausfall, beispielsweise infolge einer Krankheit oder in der Elternzeit, bietet die Gesetzliche den besseren Schutz. Auch in der Psychotherapie oder bei Reha und Kuren leistet die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung oft mehr als gute PKV-Tarife. Mit Zusatzleistungen und Wahltarifen greifen viele gesetzliche Kassen Leistungen auf, die sonst nur die privaten Versicherer bezahlen. Wenn man Krankengeld erhält, zahlt die gesetzliche Krankenversicherung 80 % der Rentenversicherungsbeiträge weiter, die private KV zahlt gar nichts ein.

Die private Kran­ken­ver­si­che­rung ist nicht automatisch besser als die gesetzliche. Ein PKV-Tarif mit umfassenden Leistungen kostet auch entsprechend viel. Wer mit einer privaten Kran­ken­ver­si­che­rung liebäugelt, sollte sich deshalb sicher sein, dass er sich die steigenden Beiträge langfristig auch leisten kann.

Im Laufe eines Lebens zahlt ein privat Krankenversicherter mehr als ein gesetzlich Versicherter, allerdings verteilt sich die Last unterschiedlich. Während ein gesetzlich versicherter in der Regel im Laufe seines Berufslebens mehr Beiträge zahlt und dafür im Alter weniger, ist es bei privat Krankenversicherten meist umgekehrt.

Finanztip empfiehlt in den meisten Fällen, sich lieber gesetzlich zu versichern und den Ver­si­che­rungs­schutz auf Wunsch durch Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen zu ergänzen. Allein für Menschen (ohne Familie) mit auf Dauer hohem sowie sicherem Einkommen lohnt sich eine private Ver­si­che­rung.

Eule

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #31 am: 28.11.2023 12:38 »
Dank für deinen ausführlichen Beitrag - das regt zum Nachdenken an.

Viele der genannten Dinge habe ich bedacht, insbes. keinen SB und auch eine relativ hohe zusätzliche Rückstellung fürs Alter. Zudem bin ich gesund und der umfangreichste Tarif, den die Gesellschaft anbietet kostet mich so eben diese 680€. Ein Beitragsrückerstattung senkt meine Kosten und erhöht entsprechend die Steuerlast, klar.

Nach aktueller Rechtslage wäre ja sogar auch ein Wechsel bis zu einem bestimmten Alter aus der pKV in die gKV möglich, wenn man sein Einkommen entsprechend senkt. Das System über Gebühr ausnutzen will ich aber auch nicht.

Bei der gesetzlichen Rente habe ich den Wert mit einer Anpassung von 1% genommen. Wahrscheinlich wird die Rente deutlich höher ausfallen.

Alle benötigen eine Absicherung im Krankheitsfall, unabhängig von der Leistungsfähigkeit, vollkommen klar.

Interessant wären noch die aktuellen pKV Kosten eines 75jährigen.

clarion

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #32 am: 29.11.2023 07:18 »
Meine Nachbarin als ehemalige Selbstständige zahlte vor ca. 2 Jahren kurz vor dem 80. Geburtstag ca. 800 Euro in die PKV und das tut ihr verdammt weh. Es ist mehr als die Mieteinnahmen, die sie aus einer zur Altersversorgung gekauften Wohnung erzielt. Die GKV wäre, als sie noch beruflich aktiv war, ziemlich teuer gewesen. Dafür zahlt sie jetzt im Alter deutlich mehr .

Bedenke auch das Thema  Familienplanung und die Möglichkeit, dass Du mal Teilzeit arbeiten willst oder aus gesundheitlichen Gründen musst. Wenn eine Verbeamtung eine realistische Option ist,  dann kannst Du den Gesundheitszustand durch eine Anwartschaftsversicherung  einfrieren.

Eule

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #33 am: 29.11.2023 14:45 »
Okay, die Frage ob gKV oder pKV muss unbedingt sehr genau und individuell geprüft werden.

pkV aus dem Beispiel: 800€ - 243€ vom Rentenversicherungsträger bei 3.000€ Rente wären dann 557€ eigener Anteil. Bei Selbstständigen ist’s nochmal eine andere Sache.

gKV Kosten wären ja höher als die o.g. 557€, bei 3000€ Rente und 2000€ Betriebsrente.

Ich kann für mich persönlich noch nicht so richtig herausarbeiten, dass die gKV für mich so viel günstiger im Alter ist als die pKV. Insbesondere dann nicht, wenn ein Teil der gesparten Beiträge in jüngeren Jahren entsprechend angelegt werden. Außerdem entfallen im Alter bei der pKV der Beitragsanteil für das Krankentagegeld und die Altersrückstellungen.
Es regt mich allerdings zum Nachdenken an, weil zumindest hier eingebrochen alle eher in Richtung gKV tendieren, ob ich nicht irgendetwas fundamentales übersehe.

Ich meine aktuell spare ich per sofort knapp 200€ monatlich, wenn ich die 30 Jahre davon 150€ mit nur 6% Anlege habe ich zum Rentenbeginn etwa 150.000€. Bei einer Restlebenserwartung von 20 Jahren (optimistisch), könnte ich monatlich 625€ aus dem Kapital für die pKV nutzen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass das abschmelzende Kapital in der Phase auch noch verzinst wird.

Die Familienplanung ist abgeschlossen und die Kinder sind derzeit über meine Lebensgefährtin familienversichert. Wenn die Kinder privat versichert werden müssten, würde die o.g. Ersparnis einige Zeit geringer ausfallen.

ISN

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #34 am: 29.11.2023 15:05 »
Du dürftest noch mehr als 15 Jahre Zeit haben, um in die gKV zurückzukehren, indem du durch Teilzeit unter die JAEG kommst. Also kannst du in aller Ruhe die Vorteile und Nachteile abwägen.

Eule

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #35 am: 29.11.2023 15:33 »
Da wir noch Einkommen aus Vermietung haben, wäre ein Wechsel zurück in die gKV nur dann sinnvoll wenn im Rentenalter eine Mitgliedschaft in der KVdR noch möglich wäre, damit die Einkünfte aus Vermögen, Vermietung usw. nicht berücksichtigt werden.

Dazu müsste ich wohl 9/10 in der zweiten Hälfte des Berufsleben gesetzliches oder freiwilliges Mitglied in der gkV sein. Müsste mal genau ausrechnen, wann dieser Punkt ist.

clarion

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #36 am: 30.11.2023 06:53 »
Altersrückstellungen entfallen bei der PKV nicht, die  Absicherung von Krankengeld entfallen bei Beamten. Privat Versicherte Tarifbeschäftigte sollten Krankengeld unbedingt absichern, sonst ist nach sechs Wochen Krankheit Ebbe in der Kasse.

Rentenonkel

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #37 am: 30.11.2023 08:57 »
Bei dem Beitrag zu pKV im Alter vergisst Du, dass auch dieser Beitrag steigen wird, so dass im Alter eher von 1500 EUR bis 2000 EUR als von 800 EUR auszugehen ist. Du dynamisierst bei Deinen Berechnungen ja die gesetzliche Rente und die bAV und somit auch den Beitrag zur gKV, bei der privaten bleibst du aber bei einem eher stabilen Beitrag. Das ist aus der Erfahrung heraus sehr unwahrscheinlich, es sei denn, du gehst wieder in die Grundversorgung zurück. Dann hat man aber auch nur einen Schutz in Höhe der gKV, obwohl man privat versichert ist.

Bei der KvdR darf man nicht vergessen, dass die zum Zeitpunkt des erstmaligen Renteneintritts geprüft wird. Wenn man aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in die Erwerbsminderungsrente gehen muss, hat man weder das notwendige Kapital angespart noch die Voraussetzungen für die KvdR erfüllt.

Wenn Du Dich also für die pkV entscheidest, brauchst Du aus meiner Sicht auch eine zusätzliche Absicherung gegen das Risiko der Erwerbsminderung, die die Differenz zwischen der zu erwartenden Erwerbsminderungsrente zu Deinem aktuellen Gehalt bis zum normalen Renteneintritt abdeckt und du so überhaupt für den Fall der Fälle die pKV zahlen kannst und für das Alter noch sparen kannst. Dabei muss man auch den AG Anteil für die pKV mit absichern. 

Der Beitrag für eine solche Risikoversicherung schmälert das Sparpotenzial von 200 EUR deutlich. Man kann das Risiko natürlich außer Acht lassen, aber etwa jeder vierte wird vor Erreichen der Regelaltersgrenze erwerbsgemindert. Das Risiko ist also nicht ganz so klein. 

Darüber hinaus hat eine Partei mal die größte Deutsche Versicherung angeschrieben, wie viele Kapitalversicherungen mit einer Laufzeit von mehr als 25 Jahren durchhalten. Das Ergebnis war ernüchternd: Nur etwa 30 %.

Wenn Du also gesund bleibst, die Spardisziplin durchhältst, keinen teuren Gefühlskonkurs vor dir hast, keine unerwarteten Ausgaben hast, durch die du an dein Aktienfonds gehst, du tatsächlich 6 % erwirtschaftest, dann kann die pKV die richtige Wahl gewesen sein.

Sollte das Schicksal der biometrischen Risiken bei dir zuschlagen oder das bunte Leben etwas unerwartetes für Dich in peto halten, dann kann diese Entscheidung sehr lange finanziell sehr weh tun.

Es ist und bleibt ein Risiko. Man kann über die Sozialversicherung sagen was man will, aber die Beiträge orientieren sich dort immer an dem Einkommen und wenn sich das negativ ändert, ist man froh, auch dort weniger Beiträge zahlen zu müssen. Eine solche Option kennt die pKV nur in Verbindung mit Leistungseinschränkungen.

MoinMoin

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #38 am: 30.11.2023 09:46 »
Muss man eigentlich auf Vermietungseinnahmen in der Rente GKV Beiträge bezahlen?

cyrix42

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Rentenonkel

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #40 am: 30.11.2023 10:06 »
Muss man eigentlich auf Vermietungseinnahmen in der Rente GKV Beiträge bezahlen?

Das kommt darauf an, ob man zu dem Zeitpunkt Pflichtmitglied in der Krankenversicherung der Rentner (Kvdr) ist oder freiwillig versichert ist. Als Pflichtmitglied bleiben diese Einkünfte außen vor, als freiwilliges Mitglied sind auch davon Beiträge zu zahlen.

In der KVdR wird pflichtversichert, wer eine Rente der gesetzlichen Rentenversicherung beantragt, einen Rentenanspruch hat und die sogenannte Vorversicherungszeit erfüllt. Diese ist erfüllt, wenn seit der erstmaligen Aufnahme einer Erwerbstätigkeit bis zur Rentenantragstellung (Rahmenfrist) mindestens 9/10 der zweiten Hälfte dieses Zeitraums eine Mitgliedschaft (aufgrund einer Pflichtversicherung oder freiwilligen Versicherung) oder eine Familienversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung bestanden hat.

Neben den Zeiten einer Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung und den Zeiten einer Familienversicherung werden als Vorversicherungszeit auch 3 Jahre für jedes Kind des Rentners angerechnet.

Die KVdR ist ausgeschlossen, wenn und solange
- Versicherungspflicht nach anderen gesetzlichen Vorschriften (zum Beispiel aufgrund einer Beschäftigung oder  eines Bezugs von Arbeitslosengeld oder einer selbständigen Tätigkeit als landwirtschaftlicher Unternehmer)  besteht,
- eine hauptberuflich selbständige Tätigkeit ausgeübt wird,
- Krankenversicherungsfreiheit (zum Beispiel als Beamter oder wegen einer Beschäftigung mit einem Entgelt  oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze) vorliegt.

Unter bestimmten Voraussetzungen sind Personen auf Dauer versicherungsfrei und somit von der KVdR ausgeschlossen, wenn sie nach Vollendung des 55. Lebensjahres versicherungspflichtig werden und in den letzten 5 Jahren vor Eintritt der Versicherungspflicht keine gesetzliche Krankenversicherung bestand.

TV-Ler

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #41 am: 30.11.2023 10:13 »
Ich meine aktuell spare ich per sofort knapp 200€ monatlich, wenn ich die 30 Jahre davon 150€ mit nur 6% Anlege habe ich zum Rentenbeginn etwa 150.000€. Bei einer Restlebenserwartung von 20 Jahren (optimistisch), könnte ich monatlich 625€ aus dem Kapital für die pKV nutzen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass das abschmelzende Kapital in der Phase auch noch verzinst wird.
Gedankenspiel: Was, wenn sich diese, derzeit als optimistisch angenommenen, 20 Jahre Restlebenserwartung als völlig unzutreffend erweisen und dein bis dahin möglichweise gepflegter gesunder Lebensstil dir zu weiteren 30, 35 oder gar 40 Jahren verhilft?
Dann kommt deine Berechnung an diesem Punkt ins Wanken...

Gewerbler

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #42 am: 30.11.2023 11:00 »
Wenn man mal ein wenig zusammenfassen möchte:

- Ich glaube, niemand rät hier konkret zur GKV oder PKV bzw. gegen die jeweils andere.
- Wie du (Themenersteller) schon richtig bemerkt hast, ist die Entscheidung höchst individuell und man sollte sich intensiv damit auseinandersetzen, ggf. auch mit entsprechender Beratung zur PKV.
- Das "Geld sparen" ist zwar ein legitimes Argument, aber sollte - meiner Meinung nach - nicht überbewertet werden, zumal es um die eigene Gesundheit geht.
- Es sind viele Unwägbarkeiten bei der Entscheidung enthalten (Gehaltsentwicklung, Renditen, Entwicklung der JAEG im Verhältnis zum Gehalt (knapp drüber oder deutlich), Beitragsentwicklung sowohl der PKV als auch GKV, spätere Verbeamtung...) und eine Glaskugel hat wohl niemand von uns.
- Das Knifflige daran ist, dass es sich mehrheitlich vermutlich um eine Entscheidung für den Rest des Lebens handelt.

Ich persönlich hatte mich, als die Wahl bestand, für die freiwillige GKV entschieden, da mir zu viel hätte-wäre-wenn drin war und ich mich auch nicht genug mit dem Thema befassen konnte und auch nur knapp über der JAEG war. Zwischenzeitlich bin ich froh, da ich mittlerweile durch einen beruflichen Wechsel wieder unterhalb der JAEG bin, dafür allerdings unbefristet und mit der Aussicht auf Verbeamtung. Dann wiederum werde ich wohl zu PKV wechseln, da die Voraussetzungen durch die Beihilfe komplett andere sind.

Letztlich hilft vermutlich nur das berühmte Bauchgefühl, da alle Zahlenspielereien letztlich nur Momentaufnahmen und Annahmen sind und niemand wissen kann, ob es genauso, besser oder auch schlechter kommt.

Eule

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #43 am: 30.11.2023 18:48 »
Altersrückstellungen entfallen bei der PKV nicht, die  Absicherung von Krankengeld entfallen bei Beamten. Privat Versicherte Tarifbeschäftigte sollten Krankengeld unbedingt absichern, sonst ist nach sechs Wochen Krankheit Ebbe in der Kasse.
Beides fällt doch aus dem Tarif, sobald der Versorgungsfall eintritt. Warum sollte weiter für mögliches Krankengeld bezahlt werden, wenn dies nicht mehr benötigt wird, gleiches gilt für die zwingenden und freiwilligen Altersrückstellungen.

 
Ich spare schon jetzt seit Jahren monatlich 1200€ im etf msci world und ab 01.01.24 dann halt wenigstens 1.350€. Ich wüsste nicht weshalb ich das ändern sollte. Haus ist gekauft und wird abgezahlt bzw. ist bis zum Ende durch finanziert, Familienplanung ist durch zwei Eigentumswohnungen sind gut vermietet, erzielen einen positiven monatlichen Cash-Flow und sind deutlich vor Rentenbeginn abgezahlt.

Erwerbsminderung ist durch eine BU entsprechend abgesichert, wobei mir da eigentlich nur psychische Erkrankungen einfallen, die eine mir die Ausführung meiner Tätigkeit nicht mehr zuließen. Wenn der Grund eine körperlich Ursache hat, wäre ich ohnehin ein völliger Pflegefall.

Ich danke für die vielen Impulse! Ich hätte nicht viel gegen eine einheitliche Krankenversicherung für alle, mit optional zu buchbaren Leistungen für alle.

Anekdote: Ein befreundetes Ärztepärchen, mir denen ich auch über da Thema im Gespräch bin, könnte ihre Kassenpatienten nach eigener Aussage gar nicht wirtschaftlich versorgen, wenn sie nicht gleichzeitig  auch ausreichend privat versicherte Patienten betreuen würde. In der Folge würden die Banken auch bestimmte Gerätschaften gar nicht finanzieren usw..

 

Eule

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Antw:Krankenversicherungsfreiheit
« Antwort #44 am: 30.11.2023 18:51 »
Ich meine aktuell spare ich per sofort knapp 200€ monatlich, wenn ich die 30 Jahre davon 150€ mit nur 6% Anlege habe ich zum Rentenbeginn etwa 150.000€. Bei einer Restlebenserwartung von 20 Jahren (optimistisch), könnte ich monatlich 625€ aus dem Kapital für die pKV nutzen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass das abschmelzende Kapital in der Phase auch noch verzinst wird.
Gedankenspiel: Was, wenn sich diese, derzeit als optimistisch angenommenen, 20 Jahre Restlebenserwartung als völlig unzutreffend erweisen und dein bis dahin möglichweise gepflegter gesunder Lebensstil dir zu weiteren 30, 35 oder gar 40 Jahren verhilft?
Dann kommt deine Berechnung an diesem Punkt ins Wanken...
Das stimmt natürlich.