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Krankenversicherungsfreiheit

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Rentenonkel:
Und welchen Wert hast Du bei der gesetzlichen Rente genommen?

Das Problem mit der Dynamisierung ist, dass man ausgehend von der heutigen Kaufkraft davon ausgeht, dass eine Rente in Höhe von 2.500 EUR recht viel ist. Wenn man einen Inflationsrechner nimmt und die historische Inflation der letzten 30 Jahre wiederspiegelt, entspricht das einer heutigen Kaufkraft von etwa 1400 EUR.

Zu der Frage, ob man sich lieber gesetzlich oder privat krankenversichern möchte, sollte man sich über folgende Dinge im Klaren sein:

Egal ob jung oder alt, krank oder gesund, reich oder arm – die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung gewährt allen Menschen die gleichen Leistungen. Und sie nimmt jeden auf, sofern er einen Anspruch hat. Alter oder Gesundheitszustand spielen keine Rolle.

Der Beitrag richtet sich allein nach dem Einkommen. Gesetzlich Versicherte zahlen 14,6 Prozent ihres Einkommens für die Kran­ken­ver­si­che­rung, hinzu kommt der Zusatzbeitrag der jeweiligen Kasse.

Bei Angestellten übernimmt der Arbeitgeber die Hälfte des Kran­ken­ver­si­che­rungsbeitrags. Allerdings zählt das Einkommen nur bis zur sogenannten Bei­trags­be­messungs­grenze in Höhe von 4.987,50 Euro im Monat (Stand 2023) für die Beitragsberechnung. 2024 soll diese Grenze auf 5.175 Euro im Monat steigen.

Wer wenig verdient, der zahlt auch wenig für die Kran­ken­kas­se. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind beitragsfrei mitversichert.

Die beste gesetzliche Kran­ken­kas­se für alle gibt es nicht, nur die für einen Versicherten am besten passende Kasse. Ein Wechsel von einer zu einer anderen Kasse ist in der Regel unproblematisch.

Die Beiträge in der privaten Kran­ken­ver­si­che­rung richten sich nicht nach dem Gehalt, sondern nach Alter und Gesundheit sowie den Leistungen der Ver­si­che­rung. Für jeden Versicherten ist ein eigener Beitrag fällig, also auch für Ehepartner und Kinder. Für einen guten Tarif für einen Erwachsenen musst Du etwa mit 600 bis 800 Euro im Monat rechnen. Eine Fa­mi­lien­ver­si­che­rung in der GKV ist meist günstiger.

Während junge, gesunde Menschen oft noch geringere Beiträge als in der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung zahlen, steigen die Prämien der Privatversicherungen im Alter oft sprunghaft. Zwar legen die Unternehmen einen Teil der Beiträge der Versicherten zurück. Diese Altersrückstellungen decken allerdings nur einen Teil der Kosten, die im Laufe der Jahre durch höhere Ausgaben für die Versicherten und den medizinischen Fortschritt entstehen. Auch in der Rentenphase, wenn das Einkommen geringer ist, steigen die Beiträge weiter.

Viele private Kran­ken­ver­si­che­rungen bieten Tarife mit Selbstbeteiligung an, um den Beitrag zu senken. Du als Versicherter übernimmst dann Deine Gesundheitskosten bis zum vereinbarten Betrag selbst, dafür zahlst Du geringere Beiträge. Die Höhe des Eigenanteils sollte allerdings gut überlegt sein, denn Du kannst die Selbstbeteiligung in der Regel nur nach einer erneuten Gesundheitsprüfung senken.

Bist Du in der Zwischenzeit krank geworden, hast also beispielsweise Bluthochdruck oder ein Rückenleiden, kannst Du die Selbstbeteiligung nicht mehr ohne Weiteres reduzieren. Angestellte profitieren von der Ersparnis durch eine Selbstbeteiligung außerdem weniger als Selbstständige, da sie sich die Beiträge mit dem Arbeitgeber teilen, die Selbstbeteiligung aber komplett alleine zahlen.

Auch Tarife, die eine hohe Bei­trags­rück­er­statt­ung versprechen, wenn Du keine Rechnungen einreichst, sind manchmal nur auf den ersten Blick attraktiv. Du solltest genau rechnen, denn die Bei­trags­rück­er­statt­ung hat steuerliche Nachteile.

Zu vergleichen, welche Behandlungen gesetzliche und private Kran­ken­ver­si­che­rungen bezahlen, ist schwierig. Denn in der PKV gibt es keinen festen Leistungskatalog, sondern zahlreiche unterschiedliche Tarife. So kann jeder Privatversicherte nach seinen individuellen Wünschen Art und Umfang der Leistungen zusammenstellen, wie mit einem Baukasten. Durch entsprechende Vertragsbausteine kann er beispielsweise dafür sorgen, dass die Kasse die Kosten übernimmt für Behandlungen beim Heilpraktiker, umfassenden Zahnersatz und Kieferorthopädie oder Kuraufenthalte.

Manchmal leisten private Ver­si­che­rungen mehr als die gesetzlichen Kran­ken­kas­sen – aber nicht immer. Bei längerem Verdienstausfall, beispielsweise infolge einer Krankheit oder in der Elternzeit, bietet die Gesetzliche den besseren Schutz. Auch in der Psychotherapie oder bei Reha und Kuren leistet die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung oft mehr als gute PKV-Tarife. Mit Zusatzleistungen und Wahltarifen greifen viele gesetzliche Kassen Leistungen auf, die sonst nur die privaten Versicherer bezahlen. Wenn man Krankengeld erhält, zahlt die gesetzliche Krankenversicherung 80 % der Rentenversicherungsbeiträge weiter, die private KV zahlt gar nichts ein.

Die private Kran­ken­ver­si­che­rung ist nicht automatisch besser als die gesetzliche. Ein PKV-Tarif mit umfassenden Leistungen kostet auch entsprechend viel. Wer mit einer privaten Kran­ken­ver­si­che­rung liebäugelt, sollte sich deshalb sicher sein, dass er sich die steigenden Beiträge langfristig auch leisten kann.

Im Laufe eines Lebens zahlt ein privat Krankenversicherter mehr als ein gesetzlich Versicherter, allerdings verteilt sich die Last unterschiedlich. Während ein gesetzlich versicherter in der Regel im Laufe seines Berufslebens mehr Beiträge zahlt und dafür im Alter weniger, ist es bei privat Krankenversicherten meist umgekehrt.

Finanztip empfiehlt in den meisten Fällen, sich lieber gesetzlich zu versichern und den Ver­si­che­rungs­schutz auf Wunsch durch Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen zu ergänzen. Allein für Menschen (ohne Familie) mit auf Dauer hohem sowie sicherem Einkommen lohnt sich eine private Ver­si­che­rung.

Eule:
Dank für deinen ausführlichen Beitrag - das regt zum Nachdenken an.

Viele der genannten Dinge habe ich bedacht, insbes. keinen SB und auch eine relativ hohe zusätzliche Rückstellung fürs Alter. Zudem bin ich gesund und der umfangreichste Tarif, den die Gesellschaft anbietet kostet mich so eben diese 680€. Ein Beitragsrückerstattung senkt meine Kosten und erhöht entsprechend die Steuerlast, klar.

Nach aktueller Rechtslage wäre ja sogar auch ein Wechsel bis zu einem bestimmten Alter aus der pKV in die gKV möglich, wenn man sein Einkommen entsprechend senkt. Das System über Gebühr ausnutzen will ich aber auch nicht.

Bei der gesetzlichen Rente habe ich den Wert mit einer Anpassung von 1% genommen. Wahrscheinlich wird die Rente deutlich höher ausfallen.

Alle benötigen eine Absicherung im Krankheitsfall, unabhängig von der Leistungsfähigkeit, vollkommen klar.

Interessant wären noch die aktuellen pKV Kosten eines 75jährigen.

clarion:
Meine Nachbarin als ehemalige Selbstständige zahlte vor ca. 2 Jahren kurz vor dem 80. Geburtstag ca. 800 Euro in die PKV und das tut ihr verdammt weh. Es ist mehr als die Mieteinnahmen, die sie aus einer zur Altersversorgung gekauften Wohnung erzielt. Die GKV wäre, als sie noch beruflich aktiv war, ziemlich teuer gewesen. Dafür zahlt sie jetzt im Alter deutlich mehr .

Bedenke auch das Thema  Familienplanung und die Möglichkeit, dass Du mal Teilzeit arbeiten willst oder aus gesundheitlichen Gründen musst. Wenn eine Verbeamtung eine realistische Option ist,  dann kannst Du den Gesundheitszustand durch eine Anwartschaftsversicherung  einfrieren.

Eule:
Okay, die Frage ob gKV oder pKV muss unbedingt sehr genau und individuell geprüft werden.

pkV aus dem Beispiel: 800€ - 243€ vom Rentenversicherungsträger bei 3.000€ Rente wären dann 557€ eigener Anteil. Bei Selbstständigen ist’s nochmal eine andere Sache.

gKV Kosten wären ja höher als die o.g. 557€, bei 3000€ Rente und 2000€ Betriebsrente.

Ich kann für mich persönlich noch nicht so richtig herausarbeiten, dass die gKV für mich so viel günstiger im Alter ist als die pKV. Insbesondere dann nicht, wenn ein Teil der gesparten Beiträge in jüngeren Jahren entsprechend angelegt werden. Außerdem entfallen im Alter bei der pKV der Beitragsanteil für das Krankentagegeld und die Altersrückstellungen.
Es regt mich allerdings zum Nachdenken an, weil zumindest hier eingebrochen alle eher in Richtung gKV tendieren, ob ich nicht irgendetwas fundamentales übersehe.

Ich meine aktuell spare ich per sofort knapp 200€ monatlich, wenn ich die 30 Jahre davon 150€ mit nur 6% Anlege habe ich zum Rentenbeginn etwa 150.000€. Bei einer Restlebenserwartung von 20 Jahren (optimistisch), könnte ich monatlich 625€ aus dem Kapital für die pKV nutzen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass das abschmelzende Kapital in der Phase auch noch verzinst wird.

Die Familienplanung ist abgeschlossen und die Kinder sind derzeit über meine Lebensgefährtin familienversichert. Wenn die Kinder privat versichert werden müssten, würde die o.g. Ersparnis einige Zeit geringer ausfallen.

ISN:
Du dürftest noch mehr als 15 Jahre Zeit haben, um in die gKV zurückzukehren, indem du durch Teilzeit unter die JAEG kommst. Also kannst du in aller Ruhe die Vorteile und Nachteile abwägen.

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