Gut ist erstmal die strukturelle Zäsur ab 2029. Diese Modell stellt einen großen Schritt in die richtige Richtung dar und wird Strahlkraft in andere Branchen - natürlich auch unsere - haben.
Die üblichen Argumente
- Sockelbetrag sorgt für eine Stauchung der Tabelle
- De Facto Reallohnverlust
- usw.
...sind zwar alle richtig und wichtig, aber werden für einen Moment außer Acht gelassen.
Bedeutender Moment für alle Arbeitnehmer.
Könntest Du das ein wenig erläutern? Ich sehe hier keine "strukturelle Zäsur", wüsste auch nicht wozu diese gut sein sollte.
Du hast ja vorhin durchklingen lassen, dass 35h Arbeiten für dich ein Graus sind und du auf deine 39/40h bestehst. (Keine Lust auf Frau und/oder Kinder zuhause?)
Für alle Nicht-Choleriker und GDLer bedeutet diese Entscheidung, dass 35h/Woche nunmehr als "Vollzeit" angesehen werden bei vollem Lohnausgleich zur vorherigen Vollzeit. Gleichzeit werden - wie ich es verstehe - die Stunden 36-40 als Überstunden anerkannt und die Mehrvergütung antrags- und begründungslos ausgezahlt.
Dies gibt viel Spekulation meinerseits wieder, aber so oder so ähnlich wird es wohl aussehen. Diese Wahlfreiheit stellt die Zäsur dar. Ich will mir aber noch mal das Einigungspapier in Ruhe angucken.
Also: Gerade auch Lokführer gehören doch in den Bereich, in denen eine Verkürzung der Arbeitszeit eben nicht zu einer Erhöhung der Effizienz führt - die Züge fahren dadurch ja nicht schneller
. Wenn man also 1000 Lokführerstunden besetzten muss, dann braucht es eben bei weniger AZ mehr Mitarbeiter - was bei dem angesprochenen Lohnausgleich natürlich zu höheren Kosten und steigenden Ticketpreisen führen wird (Bitte an dieser Stelle frenetischen Jubel dazudenken). Ich fürchte aber, diese wirklich einfachsten Zusammenhänge begreifen die Wenigsten.
Übertragen auf den öD bedeutet das aber, dass ein Mehrbedarf an Personal durch verringerte AZ (z.B. bei der Polizei) natürlich auch insgesamt negativ auf Tariferhöhungen wirkt. Denn anders als die Bahn können wir keine Ticket-Preise erhöhen, sondern werden aus Töpfen versorgt, die man im Volumen erhöht, nicht prozentual. Der gewerkschaftlich erzielte volle Lohnausgleich nivelliert sich dann über die kommenden Tarifrunden wieder an der gestiegenen Mitarbeiterzahl (glücklicherweise leben wir ja in einer Zeit des Fachkräfte-Überschusses - Besetzungsschwierigkeiten gibt es ja keine
)
Wenn es gesamtwirtschaftlich zu einer breiten Steigerung der Produktivität kommt, dann kann und muss man über eine Reduzierung der AZ reden. Die KI wird uns sicher in den kommenden Jahren dazu Möglichkeiten eröffnen - aber eben auch um den Preis, dass man viele Jobs dann schlicht gar nicht mehr braucht (zB die Lokführer, die durch autonom fahrende Züge obsolet werden).
Um meine Zeit für Frau und Kinder musst Du Dir auch keine Sorgen machen. HomeOffice bringt da wesentlich mehr, als Präsenz und ne Stunde weniger AZ.