Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion  (Read 239530 times)

Reviloone92

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #780 am: 14.12.2023 08:45 »
Eben kam die Info rein, dass Bayern die IAP folgendermaßen auszahlen will:

  • Einmalzahlung zusammen mit den Monatszahlungen Januar bis März 2024 mit den Bezügen im März 2024

Soviel zur "schnellstmöglichen Auszahlung" der IAP-Einmalzahlung... ???

Wieso klagst du? Du bekommst vor wie nach Geld wie wir auch, egal ob Dez 2023 oder März 2024. ;)

Na ja es wurde ja in den Medien propagiert, dass die Einmalzahlung ja noch im Dezember ausgezahlt werden soll und das ärgert mit Sicherheit einige, dass die Erhöhung erst im März 24 kommen soll. Vorrallem da ja der Haushaltsplan 2024 gestern veröffentlicht wurde, müssen wir sozusagen wieder  in Vorleistung gehen. Nur ist es bei einigen so, vorrallem in den unteren Entgeltgruppen, dass die schon ziemlich ausgeschröpft sind.

Rheini

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #781 am: 14.12.2023 08:49 »

Die Arbeitgeber wollten Geld sparen. Ihr Ziel war die Belastung auf 3 Haushaltsjahre zu verteilen und das schaffen sie jetzt in ihren Büchern.

[...]

Ich bin sehr fasziniert was hier im Forum diskutiert wird. Ich überlege die ganze Zeit in welcher Welt hier einige leben.


Meine (ganz kurz gefasste) Meinung dazu: Final wird immer nur ein über Volumen diskutiert, welches in Verhandungen dann in entsprechende Tariferhöhungen umgesetzt wird. Das Volumen selbst konkurriert natürlich mit all den anderen staatlichen Ausgabepositionen und ist daher begrenzt.

Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten. Da Gewerkschaften sich aber eher am linken Rand verorten, sind Kürzungen bei Ausgaben ideologisch kaum darstellbar und damit steht man auf dem selbst ausgerollten Schlauch.

Ich würde das als "kognitiven Tilt" bezeichnen. Für mich ist das nicht attraktiv.

Zitat:"Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten."

Bei dieser Aussage, kann ich nicht mitgehen. Dieser "Druck" wird m. M. nach oft angewandt. Wenn ich der Meinung bin gute Gründe als Gewerkschaft zu haben das die Leute besser zu bezahlen sind und der Arbeitgeber davon überzeugt wird (überzeugt werden muss), ist es Aufgabe des Arbeitgebers zu schauen, woher er die Mittel dafür bekommt.

Der Staat hat dann mehrere Möglichkeiten wie z. B. Einsparungen, Schuldenaufnahme, Erhöhung der Einnahmen. Als Gewerkschaft kann es mir -erstmal- egal sein. Wenn man sich ansonsten auf dieses Spiel einlässt, tappt man meines Erachtens in die Falle und macht sich unnötig zum Buhmann bei dem Bereich, der von den genannten Bereich betroffen wird. Ebenfalls in diese Richtung gehen einige Zitate bzgl. "Wenn man mit dem Tarifabschluss nicht zufrieden ist, hätte man selbst mehr tun müssen usw.". Wenn ich als Gewerkschaft mir diesen Teil zu Eigen mache, muss ich auch mit der Kritik umgehen können und meine Arbeit vertreten.

Ebenfalls in meinen Augen ein NoGo, ist die IAP (3.000 Euro). Ich fände es besser wenn die Gewerkschaft immer auch die Folgejahre im Blick hätten. Schon vor zig Jahren habe ich Zitate von Bankern zu anderen Themen gelesen, dass in Deutschland die Menschen noch nie den Zinses Zins Effekt verstanden haben. Wer mehr zu dem Thema wissen will, soll sich mal mit dem im Internet zu findenden Beispiel mit der Anlage als Sparguthaben von Jesus beschäftigen. Daher würde ich mir wünschen, dass die Gewerkschaften "nur" Prozentsteigerungen verhandeln. Wenn dann der Arbeitgeber zu den ausgehandelten Prozenten noch den IAP zahlen möchte, kann er das gerne tun oder lassen.

Letzten Endes glaube ich, wird der Tarifabschluss so angenommen werden. Damit müssen beide Seiten zunächst leben. Ob das gut für den Arbeitgeber ist oder für die Gewerkschaft - Beschäftigte, wird sich zukünftig zeigen. Die Menschen stimmen halt einfach mit den Füssen ab. So war es früher, so wird es auch hier wieder sein und auch zukünftig wird sich daran m. M. nach, nichts ändern.

« Last Edit: 14.12.2023 08:58 von Rheini »

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #782 am: 14.12.2023 09:01 »
Eben kam die Info rein, dass Bayern die IAP folgendermaßen auszahlen will:

  • Einmalzahlung zusammen mit den Monatszahlungen Januar bis März 2024 mit den Bezügen im März 2024

Soviel zur "schnellstmöglichen Auszahlung" der IAP-Einmalzahlung... ???

Wieso klagst du? Du bekommst vor wie nach Geld wie wir auch, egal ob Dez 2023 oder März 2024. ;)
... dass die Erhöhung erst im März 24 kommen soll.
...
Immer daran denken: Es handelt sich NICHT im eine Erhöhung. Es wird "nur" ein wenig Klimpergeld verteilt - einmalig und dann ist es wech...

Warnstreik

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« Antwort #783 am: 14.12.2023 09:13 »
AHA .... siehe https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/tarifrunde-127.html und meine Frau hat in ihrem Unternehmen von ihrem AG im Mai 23 eine Erhöhung um 8 % erhalten. Einfach so übrigens.

Hast du dir die Tabelle mal angeschaut? TVöD und TV-L haben im Vergleich den besten Abschluss erzielt.

Was deine Frau wo und von wem bekommt hat doch hier überhaupt nichts zu suchen. Wenn ich als Arbeitgeber jemanden halten oder belohnen oder weiterentwickeln will, dann entwickle ich ihn auch finanziell weiter. In der PW ziemlich normal - im öffentlichen Dienst noch "automatisiert", was aber im Tarifrecht ziemlich outdated ist. Hat aber mit Tarifverhandlungen nichts zu tun, da hier der Anspruch und nicht der Good-Will verhandelt wird.



Nachtrag: Für viele Länder kam die Einigung für die technische Auszahlung schlicht zu spät. Die Abrechnungsläufe z.B. in Hamburg waren bei der Einigung schon losgelaufen. So gibts das halt im Januar rückwirkend.

Sithlord

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« Antwort #784 am: 14.12.2023 09:18 »
Eben kam die Info rein, dass Bayern die IAP folgendermaßen auszahlen will:

  • Einmalzahlung zusammen mit den Monatszahlungen Januar bis März 2024 mit den Bezügen im März 2024

Soviel zur "schnellstmöglichen Auszahlung" der IAP-Einmalzahlung... ???

Wieso klagst du? Du bekommst vor wie nach Geld wie wir auch, egal ob Dez 2023 oder März 2024. ;)

Na ja es wurde ja in den Medien propagiert, dass die Einmalzahlung ja noch im Dezember ausgezahlt werden soll und das ärgert mit Sicherheit einige, dass die Erhöhung erst im März 24 kommen soll. Vorrallem da ja der Haushaltsplan 2024 gestern veröffentlicht wurde, müssen wir sozusagen wieder  in Vorleistung gehen. Nur ist es bei einigen so, vorrallem in den unteren Entgeltgruppen, dass die schon ziemlich ausgeschröpft sind.

Das ist keine Erhöhung, sondern einmalige Zahlung und Ratenzahlung bis Oktober 24. Erste Erhöhung gibt erst ab Nov 2024 bzw zweite ab Feb 2025.

patrick0815

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« Antwort #785 am: 14.12.2023 09:22 »
 Ich bin im TVÖD-Kommune tätig und schon bei unserer Tarifverhandlung habe ich die Diskussion um den IAP habe nie komplett verstanden.

Es haben ja alle recht mit dem Zinseszinseffekt (Lohn und Rentenanspruch).

Jedoch muss man das gesamte Bild betrachten.

Fakt ist doch einfach, dass über die Gesamtlaufzeit niemals wesentlich mehr als die rund 10 % (200 € + 5,5 %) gegeben hätte. Daher ist der IAP als on Top zu den ausgehandelten Ergebnis zu sehen.

Wer glaub es hätte ein Sockelbeitrag von 300-400 € + 5,5 % gegeben, ist doch etwas realitätsfern. Zumindest ist dies meine Meinung.

Rheini

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« Antwort #786 am: 14.12.2023 09:25 »
Ich bin im TVÖD-Kommune tätig und schon bei unserer Tarifverhandlung habe ich die Diskussion um den IAP habe nie komplett verstanden.

Es haben ja alle recht mit dem Zinseszinseffekt (Lohn und Rentenanspruch).

Jedoch muss man das gesamte Bild betrachten.

Fakt ist doch einfach, dass über die Gesamtlaufzeit niemals wesentlich mehr als die rund 10 % (200 € + 5,5 %) gegeben hätte. Daher ist der IAP als on Top zu den ausgehandelten Ergebnis zu sehen.

Wer glaub es hätte ein Sockelbeitrag von 300-400 € + 5,5 % gegeben, ist doch etwas realitätsfern. Zumindest ist dies meine Meinung.

Du siehst die IAP als "On Top" an. Ich auch. Daher ist für mich das Ergebnis so zu kommunizieren.

Erst 0% Erhöhung, dann 5,5% Erhöhung (gerne mit Nennung der Daten ab wann und der Laufzeit des Tarifvertrages. Zusätzlich on Top zahlt der AG 3.000 Euro.

Dennoch darf man sich doch wünschen, dass die Gewerkschaft es anders versucht umzusetzen, oder? Insbesondere doch gerade dann wenn man mit prozentualen Mehrerhöhung statt IAP und des angeblichen Betrachtungszeitraumes des AG von 3 Jahren, bei dieser Konstellation ab dem 4. Jahr als Beschäftigter "gewinnt"?!?!?!?!?

patrick0815

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« Antwort #787 am: 14.12.2023 09:36 »
Ich bin im TVÖD-Kommune tätig und schon bei unserer Tarifverhandlung habe ich die Diskussion um den IAP habe nie komplett verstanden.

Es haben ja alle recht mit dem Zinseszinseffekt (Lohn und Rentenanspruch).

Jedoch muss man das gesamte Bild betrachten.

Fakt ist doch einfach, dass über die Gesamtlaufzeit niemals wesentlich mehr als die rund 10 % (200 € + 5,5 %) gegeben hätte. Daher ist der IAP als on Top zu den ausgehandelten Ergebnis zu sehen.

Wer glaub es hätte ein Sockelbeitrag von 300-400 € + 5,5 % gegeben, ist doch etwas realitätsfern. Zumindest ist dies meine Meinung.

Du siehst die IAP als "On Top" an. Ich auch. Daher ist für mich das Ergebnis so zu kommunizieren.

Erst 0% Erhöhung, dann 5,5% Erhöhung (gerne mit Nennung der Daten ab wann und der Laufzeit des Tarifvertrages. Zusätzlich on Top zahlt der AG 3.000 Euro.

Dennoch darf man sich doch wünschen, dass die Gewerkschaft es anders versucht umzusetzen, oder? Insbesondere doch gerade dann wenn man mit prozentualen Mehrerhöhung statt IAP und des angeblichen Betrachtungszeitraumes des AG von 3 Jahren, bei dieser Konstellation ab dem 4. Jahr als Beschäftigter "gewinnt"?!?!?!?!?

Da bin ich bei dir!
Sollte auch so kommuniziert werden.

Nur hatte ich damals bei uns und jetzt auch bei euch das Gefühl, dass die Diskussion um den IAP und den Zinseszinseffekt (Lohn/Rente) am eigentlichen Kern vorbeigeht.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #788 am: 14.12.2023 09:41 »

Die Arbeitgeber wollten Geld sparen. Ihr Ziel war die Belastung auf 3 Haushaltsjahre zu verteilen und das schaffen sie jetzt in ihren Büchern.

[...]

Ich bin sehr fasziniert was hier im Forum diskutiert wird. Ich überlege die ganze Zeit in welcher Welt hier einige leben.


Meine (ganz kurz gefasste) Meinung dazu: Final wird immer nur ein über Volumen diskutiert, welches in Verhandungen dann in entsprechende Tariferhöhungen umgesetzt wird. Das Volumen selbst konkurriert natürlich mit all den anderen staatlichen Ausgabepositionen und ist daher begrenzt.

Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten. Da Gewerkschaften sich aber eher am linken Rand verorten, sind Kürzungen bei Ausgaben ideologisch kaum darstellbar und damit steht man auf dem selbst ausgerollten Schlauch.

Ich würde das als "kognitiven Tilt" bezeichnen. Für mich ist das nicht attraktiv.

Zitat:"Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten."

Bei dieser Aussage, kann ich nicht mitgehen. Dieser "Druck" wird m. M. nach oft angewandt. Wenn ich der Meinung bin gute Gründe als Gewerkschaft zu haben das die Leute besser zu bezahlen sind und der Arbeitgeber davon überzeugt wird (überzeugt werden muss), ist es Aufgabe des Arbeitgebers zu schauen, woher er die Mittel dafür bekommt.

Der Staat hat dann mehrere Möglichkeiten wie z. B. Einsparungen, Schuldenaufnahme, Erhöhung der Einnahmen. Als Gewerkschaft kann es mir -erstmal- egal sein. Wenn man sich ansonsten auf dieses Spiel einlässt, tappt man meines Erachtens in die Falle und macht sich unnötig zum Buhmann bei dem Bereich, der von den genannten Bereich betroffen wird. Ebenfalls in diese Richtung gehen einige Zitate bzgl. "Wenn man mit dem Tarifabschluss nicht zufrieden ist, hätte man selbst mehr tun müssen usw.". Wenn ich als Gewerkschaft mir diesen Teil zu Eigen mache, muss ich auch mit der Kritik umgehen können und meine Arbeit vertreten.

Ebenfalls in meinen Augen ein NoGo, ist die IAP (3.000 Euro). Ich fände es besser wenn die Gewerkschaft immer auch die Folgejahre im Blick hätten. Schon vor zig Jahren habe ich Zitate von Bankern zu anderen Themen gelesen, dass in Deutschland die Menschen noch nie den Zinses Zins Effekt verstanden haben. Wer mehr zu dem Thema wissen will, soll sich mal mit dem im Internet zu findenden Beispiel mit der Anlage als Sparguthaben von Jesus beschäftigen. Daher würde ich mir wünschen, dass die Gewerkschaften "nur" Prozentsteigerungen verhandeln. Wenn dann der Arbeitgeber zu den ausgehandelten Prozenten noch den IAP zahlen möchte, kann er das gerne tun oder lassen.

Letzten Endes glaube ich, wird der Tarifabschluss so angenommen werden. Damit müssen beide Seiten zunächst leben. Ob das gut für den Arbeitgeber ist oder für die Gewerkschaft - Beschäftigte, wird sich zukünftig zeigen. Die Menschen stimmen halt einfach mit den Füssen ab. So war es früher, so wird es auch hier wieder sein und auch zukünftig wird sich daran m. M. nach, nichts ändern.

Es ist natürlich schon richtig, dass die Gewerkschaften sich aus politischen Entscheidungsfindungen heraushalten sollten - aber dann eben auch konsequent. Im Bereich sozialer Transfers ist man aber gerne Feuer und Flamme.

Zur IAP: Ich sehe das anders, auch bezüglich der Tabellenwirksamkeit und dem Zinseszins. Final wird ein Volumen über eine Laufzeit verteilt und am Ende dieser Laufzeit steht dann der Zins, der in der folgenden Runde zum Zinseszins wird.

Beispiel:

Bei einer Laufzeit von 24 Monaten steht ein Volumen von +10% (zu den aktuellen Gehältern) zur Verfügung.

Wenn die Erhöhung direkt im ersten Monat vollständig umgesetzt wird, dann stehen am Ende der Laufzeit 110% Gehalt in der Tabelle.

Beginnen wir mit 12 Monaten Nullrunde, können wir danach die Gehäter um 20% steigern. Am Ende stehen 120% Gehalt in der Tabelle.

Beginnen wir mit 18 Monaten Nullrunde und erhöhen dann um 20%, dann steht uns immer noch die Hälfte des Volumens zur Verfügung, was  2 Optionen zulässt:

- Wir erhöhen direkt am Anfang um 6,6% brutto (dadurch verringert sich die zweite Erhöhung auf ca. 12,5%) und es bleiben am Ende wieder 120% in der Tabelle.

- Wir nutzen die IAP, die durch Befreiung von Sozialabgaben und Steuer in den ersten 18 Monaten 10% mehr netto bewirken. Am Ende der Laufzeit stehen wieder die 120% in der Tabelle.

Die Wirkung auf die Rentenpunkte lassen wir mal unberücksichtigt - aber gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerung erscheint mir die letztgenannte Variante am Besten - und zwar ohne negativen Effekt auf die Tabellenwirksamkeit und die nächste Runde.

Rheini

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #789 am: 14.12.2023 09:47 »

Die Arbeitgeber wollten Geld sparen. Ihr Ziel war die Belastung auf 3 Haushaltsjahre zu verteilen und das schaffen sie jetzt in ihren Büchern.

[...]

Ich bin sehr fasziniert was hier im Forum diskutiert wird. Ich überlege die ganze Zeit in welcher Welt hier einige leben.


Meine (ganz kurz gefasste) Meinung dazu: Final wird immer nur ein über Volumen diskutiert, welches in Verhandungen dann in entsprechende Tariferhöhungen umgesetzt wird. Das Volumen selbst konkurriert natürlich mit all den anderen staatlichen Ausgabepositionen und ist daher begrenzt.

Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten. Da Gewerkschaften sich aber eher am linken Rand verorten, sind Kürzungen bei Ausgaben ideologisch kaum darstellbar und damit steht man auf dem selbst ausgerollten Schlauch.

Ich würde das als "kognitiven Tilt" bezeichnen. Für mich ist das nicht attraktiv.

Zitat:"Wenn Gewerkschaften dieses Volumen erhöhen wollen, müssten sie technisch betrachtet auch Ideen haben, an welcher Stelle in anderen Bereichen zu Gunsten der vertretenen Mitarbeiter Ausgaben gekürzt werden könnten."

Bei dieser Aussage, kann ich nicht mitgehen. Dieser "Druck" wird m. M. nach oft angewandt. Wenn ich der Meinung bin gute Gründe als Gewerkschaft zu haben das die Leute besser zu bezahlen sind und der Arbeitgeber davon überzeugt wird (überzeugt werden muss), ist es Aufgabe des Arbeitgebers zu schauen, woher er die Mittel dafür bekommt.

Der Staat hat dann mehrere Möglichkeiten wie z. B. Einsparungen, Schuldenaufnahme, Erhöhung der Einnahmen. Als Gewerkschaft kann es mir -erstmal- egal sein. Wenn man sich ansonsten auf dieses Spiel einlässt, tappt man meines Erachtens in die Falle und macht sich unnötig zum Buhmann bei dem Bereich, der von den genannten Bereich betroffen wird. Ebenfalls in diese Richtung gehen einige Zitate bzgl. "Wenn man mit dem Tarifabschluss nicht zufrieden ist, hätte man selbst mehr tun müssen usw.". Wenn ich als Gewerkschaft mir diesen Teil zu Eigen mache, muss ich auch mit der Kritik umgehen können und meine Arbeit vertreten.

Ebenfalls in meinen Augen ein NoGo, ist die IAP (3.000 Euro). Ich fände es besser wenn die Gewerkschaft immer auch die Folgejahre im Blick hätten. Schon vor zig Jahren habe ich Zitate von Bankern zu anderen Themen gelesen, dass in Deutschland die Menschen noch nie den Zinses Zins Effekt verstanden haben. Wer mehr zu dem Thema wissen will, soll sich mal mit dem im Internet zu findenden Beispiel mit der Anlage als Sparguthaben von Jesus beschäftigen. Daher würde ich mir wünschen, dass die Gewerkschaften "nur" Prozentsteigerungen verhandeln. Wenn dann der Arbeitgeber zu den ausgehandelten Prozenten noch den IAP zahlen möchte, kann er das gerne tun oder lassen.

Letzten Endes glaube ich, wird der Tarifabschluss so angenommen werden. Damit müssen beide Seiten zunächst leben. Ob das gut für den Arbeitgeber ist oder für die Gewerkschaft - Beschäftigte, wird sich zukünftig zeigen. Die Menschen stimmen halt einfach mit den Füssen ab. So war es früher, so wird es auch hier wieder sein und auch zukünftig wird sich daran m. M. nach, nichts ändern.

Es ist natürlich schon richtig, dass die Gewerkschaften sich aus politischen Entscheidungsfindungen heraushalten sollten - aber dann eben auch konsequent. Im Bereich sozialer Transfers ist man aber gerne Feuer und Flamme.

Zur IAP: Ich sehe das anders, auch bezüglich der Tabellenwirksamkeit und dem Zinseszins. Final wird ein Volumen über eine Laufzeit verteilt und am Ende dieser Laufzeit steht dann der Zins, der in der folgenden Runde zum Zinseszins wird.

Beispiel:

Bei einer Laufzeit von 24 Monaten steht ein Volumen von +10% (zu den aktuellen Gehältern) zur Verfügung.

Wenn die Erhöhung direkt im ersten Monat vollständig umgesetzt wird, dann stehen am Ende der Laufzeit 110% Gehalt in der Tabelle.

Beginnen wir mit 12 Monaten Nullrunde, können wir danach die Gehäter um 20% steigern. Am Ende stehen 120% Gehalt in der Tabelle.

Beginnen wir mit 18 Monaten Nullrunde und erhöhen dann um 20%, dann steht uns immer noch die Hälfte des Volumens zur Verfügung, was  2 Optionen zulässt:

- Wir erhöhen direkt am Anfang um 6,6% brutto (dadurch verringert sich die zweite Erhöhung auf ca. 12,5%) und es bleiben am Ende wieder 120% in der Tabelle.

- Wir nutzen die IAP, die durch Befreiung von Sozialabgaben und Steuer in den ersten 18 Monaten 10% mehr netto bewirken. Am Ende der Laufzeit stehen wieder die 120% in der Tabelle.

Die Wirkung auf die Rentenpunkte lassen wir mal unberücksichtigt - aber gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerung erscheint mir die letztgenannte Variante am Besten - und zwar ohne negativen Effekt auf die Tabellenwirksamkeit und die nächste Runde.

Ohne das im einzelnen nachzurechnen, widerspreche ich Dir. Wenn das Gesamtvolumen IAP + Sockelbetrag + prozentuale Erhöhung wann auch immer in den drei Jahren ausschließlich als prozentuale Erhöhung oder/und Sockelbetrag, auch gestückelt, gezahlt würde, hättest Du in den folgenden Jahren durch weitere Erhöhungen (Zinseszins Effekt) mehr Geld in der Tasche. Je länger Du noch arbeitest / Rente beziehst, desto höher der Effekt.

Möge jemand anderes das als Tabelle berechnen und verdeutlichen.

Nicht umsonst wird dem Verbraucher ja bei Krediten geraten, möglichst Sondertilgungen zu leisten. Besondere Konstellationen wie höherer Sparzins als Kreditzins usw. mal außer Betracht gelassen.
« Last Edit: 14.12.2023 09:58 von Rheini »

Rheini

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #790 am: 14.12.2023 09:48 »
Ich bin im TVÖD-Kommune tätig und schon bei unserer Tarifverhandlung habe ich die Diskussion um den IAP habe nie komplett verstanden.

Es haben ja alle recht mit dem Zinseszinseffekt (Lohn und Rentenanspruch).

Jedoch muss man das gesamte Bild betrachten.

Fakt ist doch einfach, dass über die Gesamtlaufzeit niemals wesentlich mehr als die rund 10 % (200 € + 5,5 %) gegeben hätte. Daher ist der IAP als on Top zu den ausgehandelten Ergebnis zu sehen.

Wer glaub es hätte ein Sockelbeitrag von 300-400 € + 5,5 % gegeben, ist doch etwas realitätsfern. Zumindest ist dies meine Meinung.

Du siehst die IAP als "On Top" an. Ich auch. Daher ist für mich das Ergebnis so zu kommunizieren.

Erst 0% Erhöhung, dann 5,5% Erhöhung (gerne mit Nennung der Daten ab wann und der Laufzeit des Tarifvertrages. Zusätzlich on Top zahlt der AG 3.000 Euro.

Dennoch darf man sich doch wünschen, dass die Gewerkschaft es anders versucht umzusetzen, oder? Insbesondere doch gerade dann wenn man mit prozentualen Mehrerhöhung statt IAP und des angeblichen Betrachtungszeitraumes des AG von 3 Jahren, bei dieser Konstellation ab dem 4. Jahr als Beschäftigter "gewinnt"?!?!?!?!?

Da bin ich bei dir!
Sollte auch so kommuniziert werden.

Nur hatte ich damals bei uns und jetzt auch bei euch das Gefühl, dass die Diskussion um den IAP und den Zinseszinseffekt (Lohn/Rente) am eigentlichen Kern vorbeigeht.

Was ist für dich der "eigentliche Kern"?

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #791 am: 14.12.2023 10:10 »
Erst 0% Erhöhung, dann 5,5% Erhöhung
Die 200 EUR Sockel nicht vergessen. Die sind nicht Bestandteil der IAP. Em Ende ist es dann nicht 5,5% Erhöhung sondern 10% oder was auch immer (je nach EG)

cyrix42

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« Antwort #792 am: 14.12.2023 10:12 »
Ist es in bezug auf die Jahressonderzahlung nicht sogar besser das die 1800€ erst 2024 kommen?

Da die Inflationsausgleichszahlung für die Jahressonderzahlung unbeachtlich ist, ist deren Auszahlzeitpunkt für deren Berechnung unbedeutend. (Und selbst wenn sie für die JSZ herangezogen werden würde, würde sich nichts ändern, da die verspätete Zahlung dennoch dem Dezember-Entgelt 2023 und nicht dem Berücksichtigungszeitraum Juni bis September 2024 zugerechnet würde…)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #793 am: 14.12.2023 10:16 »

Ohne das im einzelnen nachzurechnen, widerspreche ich Dir. Wenn das Gesamtvolumen IAP + Sockelbetrag + prozentuale Erhöhung wann auch immer in den drei Jahren ausschließlich als prozentuale Erhöhung oder/und Sockelbetrag, auch gestückelt, gezahlt würde, hättest Du in den folgenden Jahren durch weitere Erhöhungen (Zinseszins Effekt) mehr Geld in der Tasche. Je länger Du noch arbeitest / Rente beziehst, desto höher der Effekt.

Möge jemand anderes das als Tabelle berechnen und verdeutlichen.

Nicht umsonst wird dem Verbraucher ja bei Krediten geraten, möglichst Sondertilgungen zu leisten. Besondere Konstellationen wie höherer Sparzins als Kreditzins usw. mal außer Betracht gelassen.

Du solltest nicht widersprechen, wenn Du nicht wenigstens kurz über meine Beispiele nachdenkst  ;)

Tarifverhandlungen sind keine(!) Annuitätendarlehen oder fest verzinste Anlageformen. Der Vergleich geht grundsätzlich fehl, weil der Zeitpunkt der Tabellenerhöhung während der Laufzeit frei definiert werden kann. Die ersten beiden meiner Beispiele zeigen das doch ganz gut: mit 12 Monaten Nullrunde fährt man auf lange Sicht besser, als mit einer sofortigen Erhöhung.

Ferner der Hinweis: Der Arbeitgeber hat im Rahmen solcher Verhandlungen natürlich auch den Zuwachs der Tabellen zum Ende der Laufzeit im Auge.

Das mit der IAP ist hier schon ganz klug eingebaut.

Ein ganz anderes Thema ist die Größe des Volumens an sich ...


Rheini

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« Antwort #794 am: 14.12.2023 10:17 »
Erst 0% Erhöhung, dann 5,5% Erhöhung
Die 200 EUR Sockel nicht vergessen. Die sind nicht Bestandteil der IAP. Em Ende ist es dann nicht 5,5% Erhöhung sondern 10% oder was auch immer (je nach EG)

Stimmt, habe ich geschlabbert. Ändert an meiner Aussage allerdings nichts. Der Sockelbetrag wirkt sich ja wie die prozentuale Erhöhung, auch auf die Folgejahre aus und steht daher gleichberechtigt neben einander.  Stauchung der TAbelle und Sinnhaftigkeit, ist hier nicht mein Thema. Mir geht es um die IAP und die negativen Auswirkungen.