@Warnstreik: Ich mache meinen Job hier seit über 16 Jahren und war Teile dieser Zeit, da wir ein kombinierter Uni-Fraunhofer-Betrieb sind, auch im Betriebsrat. Da habe ich schon einiges mitbekommen und es wird halt durch solche Abschlüsse dann auch nicht besser. Der Frust kollegenseitig ist riesig, bei den TV-L-Angestellten noch mehr als bei den TVöDs, aber auch hier schon.
Die Fluktuation liegt mittlerweile bei über 20 % im Hause und die Verweildauer bei ca. 2,5 Jahren. Viele Stellen sind x-fach ausgeschrieben und werden häufig gar nicht mehr besetzt. Egal ob TVöD oder TV-L. Schon der TVöD-Abschluss hat für Frust gesorgt. Für viele Kolleginnen und Kollegen mit TVöD-Vertrag war dieses Ergebnis, das nun von allen plötzlich so bejubelt wird, unterirdisch. Das wird hier in der Diskussion derzeit völlig vergessen.
Im universitären Umfeld arbeiten nun einmal viele Mitarbeitende in den EG13 und aufwärts. An der Universität Stuttgart sind dies derzeit über 3300. Im Vergleich dazu der nichtwissenschaftliche Dienst aus den unteren EGs 1800. Ist also ein ganz anderes Verhältnis wie z.B. auf einem Landratsamt.
Die Erwartungshaltung dieses Personenkreises ist daher eine andere an solche Abschlüsse. Während hingegen jemand mit EG 5 - 8 womöglich mit 10 % zufrieden ist, sieht ein MA aus EG13 aufwärts 8,5 % als Witz an, vor allem wenn man sein Umfeld aus der PW nimmt.
Und es geht nicht darum, dass man deswegen gleich wechselt, so wie hier teilweise gefordert wird, sondern man "wundert" sich, wieso dem AG der Bildungsstandort Deutschland so unwichtig geworden ist. Denn unser Job besteht darin junge Menschen zu befähigen später einmal die Führungskräfte von Morgen zu werden.
Zu meinen Phantasiezahlen: Sehe ich nicht als solche an. Ich will wissen, wie sich bei mir mein Gehalt über die Laufzeit des Tarifvertrages verändert. Und wenn mir jemand sagt, du bekommst, 8 oder 10 % mehr und ich rechne dies nach und das stimmt nicht, dann muss ich mir meinen Teil denken. Gleiches würde ich auch bei einem IG Metall - Ergebnis ausrechnen oder bei jedem anderen Tarifvertrag. Denn schlussendlich geht es doch darum, wie ich meine Kosten (Versicherungen, Gebühren etc.), die Sie sich ebenfalls um x % erhöht haben, wieder refinanziere. Und wird hier der Gap zu groß, dann habe ich und auch jeder andere von uns ein Problem. Und dieser Abschluss führt nicht zwingend dazu, dieses Problem zu lösen.
Man könnte hier ja noch viel schreiben. ...Ich schränke mich im Konsumverhalten ein, daraus resultiert, dass ein Geschäft, weil andere sich auch einschränken pleite geht etc etc usw. usf..
...und ich habe übrigens nie gesagt, dass mir andere egal sind. ich gönne dem kleinen Angestellten genauso seine Erhöhung, ich würde ihm oder ihr auch einen Bonus gönnen, wieso auch nicht. ich finde es allerdings fairer, wenn jeder gleich viel mehr (in %) bekommen würde. Oder ich kommuniziere als Verdi nach außen, wie es faktisch anders ist.
Ich könnte noch mehr schreiben, aber die Zeit habe ich jetzt leider nicht. Darum ende ich heute einmal an dieser Stelle.