Mal was ganz anderes:
Es war ja hier zu lesen, dass es bei einem Abschluss - selbst auf dem Niveau des TVÖDs - zu massenhaften Kündigungen kommen soll. Da sich der Abschluss aber noch unterhalb des TVÖDs befindet:
Wer und wie viele haben gekündigt und/oder kennt AN, die gekündigt haben. Wenn nicht gekündigt wurde- warum nicht ?
Ich bin erst seit einigen Jahren im Rahmen des TVL beschäftigt. Rückrechnereien der letzten 15 Jahre sind daher für mich nicht wertvoll. Ich habe gestern meine Bewerbungsunterlagen zusammengestellt, Foto muss ich noch machen. Im neuen Jahr wird sich dann beworben, weil vermutlich über die Feiertage nicht allzuviele Stellen ausgeschrieben werden. Wenn es etwas schönes gibt, reiche ich mit Vertragsunterschrift meine Kündigung ein.
Es ist keinesfalls so, dass ich mit meiner Stelle als Ingenieur unzufrieden bin, aber sehr wohl, mit der finanziellen Perspektive, die mir aufgezeigt wird. Es geht mir auch nicht darum, jetzt das Thema ÖD gegen Privatwirtschaft wieder anzureissen. Jede im ÖD arbeitende Person weiß um die Mehrverdienstmöglichkeiten in der PW und gleichzeitig kennt man die Vorteile im ÖD angestellt zu sein.
Wenn man anfängt im Rahmen des TVL zu arbeiten, kennt man den Vertrag und seine Entwicklungen nicht ausreichend gut. Mit der Zeit lernt man ihn leider und notgedrungen besser kennen. Das geht bei Zulagen los und endet in den teils lächerlichen, niedrigen Neueingruppierungen motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dann nach 1,5 Jahren wieder gehen, weil die Zeit auf dem Lebenslauf reicht um als "einschlägige Berufserfahrung" bei Personalern anderer Firmen durchzugehen.
Ja, TVL, TVöD, TVV usw. haben alle ähnliche Mechanismen und es gibt in allen einige Dienststellen, welche die Tarifverträge und deren "Kann-Regelungen" behandeln, als hätten wir noch 1973. Damit muss man im ÖD in jedem Fall leben.
Nur innerhalb des ÖD ist für mich der TVöD jetzt deutlich attraktiver. Dort gibt es im Moment schlichtweg mehr Geld bei identischen Vor- und Nachteilen bzgl. der Arbeit. Für mich sind es zum TVöD für 2024, selbst wenn ich die IAP für Januar bis Oktober als Gehalt zähle, aufs Jahr etwa 3.200€ netto, weniger. Das entspricht ca. 9%. Da stimmt das Verhältnis einfach nicht mehr.
Und mal davon ab zu der ständigen Fragerei "Wer hat denn jetzt gekündigt?"
Antwort: Ich hoffe so schnell niemand. Man sucht sich erst was neues, bevor man das tut. Die Kündigungen werden 2024 reinflattern, zumal jeder hoffentlich noch die 1.800€ mitnimmt. Daher ist die Frage aktuell noch nicht zielführend. Die Leute, die den Lauf akzeptieren, halten die Läden auf Mindestlevel am Laufen, bis sie in 5-6 Jahren in Rente gehen und ihre Stellen nicht mehr nachbesetzt werden können. Bis dahin wird es vermutlich noch eine Weile so weiter vor sich in dröppeln.
Als kleines Adendum zu den Gewerkschaftsansprüchen, weil ich durchaus verstehe, dass mit mehr Mitgliedern auch mehr Kraft hinter Strekandrohungen steckt:
Ich habe in den letzten 5 Jahren keinerlei Kontaktaufnahme von Seiten der verdi zu mir identifiziert. Es gibt an vielen Stellen Willkommensveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Personalentwicklungsgespräche etc. Wo sind da die verdi-Vertreter*Innen? Das sind Momente in denen ich Leute überzeugen und gewinnen kann. Klar braucht die Gewerkschaft Anteilnahme um Wirksamkeit zu haben, aber möglicher Weise ist auch bei der Mitgliederwerbung von Seite der Gewerkschaft noch Luft nach oben. Erst nach 3 Jahren wurde mir bewusst, dass man da überhaupt beitreten kann. Wenn dieses einfache Ansprechen schon nicht klappt, wie soll ich davon ausgehen, dass die eigentliche und deutlich komplexere Arbeit innerhalb der Gewerkschaft besser funktioniert?