Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion  (Read 528450 times)

VFA West

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #975 am: 20.12.2023 21:07 »
https://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/allg/a/2025/a/vergleich.tvoed-bund-2024.m.html

?

Ich habe die Werte der EG9a/4 TVöD-VKA vs. TV-L im Kalenderjahr 2024 verglichen. Und da beträgt das Jahresbrutto nun einmal über 20% mehr.  :)

Du kannst natürlich gerne andere Vergleiche vornehmen. Wenn's hilft.  :D
Ja darfst und sollst du ja auch vergleichen.
Und das ganze geraffel mit Netto Einmalzahlung etc. macht den Vergleich nicht einfacher und die unterschiedliche Laufzeiten Zeitpunkte der TVs wann wie wo was erhöht wurden ebenfalls nicht.

Am Ende gilt doch nur das eine, Wechsel, wenn du meinst der andere Ag ist besser.
 8)
Ich wollte nur darauf darauf verweisen, dass einige eben nicht schlechter als TVöD bezahlt werden, und erst recht nicht (dauerhaft) 20 %

Nochmal: Genau deswegen habe ich die Brutto- und Nettowerte des KALENDERJAHRES 2024 unter Berücksichtigung sämtlicher Tariferhöhungen und Einmalzahlungen verglichen. Wenn du meinst, es ist sinnvoller, die TVöD-Tabelle 2024 mit der TV-L-Tabelle 2025 zu vergleichen, wenn es im TVöD bereits die nächste Tariferhöhung geben wird, dann ist das schön für dich. Es ändert aber halt nichts an der Tatsache. Tut es wirklich so weh, das zu akzeptieren?

Unzufriedenheit mit einem Ergebnis muss nicht zwangsläufig auch zur Folge haben, dass man sofort wechselt. Die Vorteile wurden genannt und es muss auch eine zu einem passende Stelle gefunden werden. Andererseits kann das in einem solchem Forum wohl kaum heißen, dass man das Ergebnis deshalb nicht kritisieren und nur loben darf. Wenn das von einigen das Verständnis ist, dann war das Ergebnis wirklich noch deutlich zu gut. Und im Gegensatz zu offenbar manch anderem, ich kenne die Diskussion zum Ergebnis des TVÖD. Und ich meine mich zu erinnern, Zustimmung sieht anders aus. Und als unterste Grenze mag das Ergebnis des TV-L vielleicht in Ordnung sein und dennoch ist es, wie der Abschluss des TVÖD, einfach nur schlecht. Und das darf man schreiben, ohne das man in einer Gewerkschaft ist, interessiert in der Gewerkschaft ohnehin niemanden, ob man dort Beiträge zahlt oder ob man nun in seiner Dienststelle bleibt oder nicht. Das nennt sich Meinungsfreiheit. Und es gehört dazu, dass man diese Meinung auch einmal anerkennt und hier nicht stets direkt oder indirekt nur dann eine Meinung zu billigt, wenn man das Ergebnis gut findet und/oder in einer Gewerkschaft ist.

Genau so. 👍
Aber es gibt halt Menschen, die sich das schönreden müssen, um zu bleiben. Weil sie Angst vor der Veränderung haben.
Schade, es würde euch gut tun.  :)
Und es ist gar nicht so schwer, wie man denkt. Man muss sich einfach nur einen Ruck geben. Der erste Schritt ist schwer, ja. Aber danach wird es leicht. Glaubt mir.  :)
2024 wird vieles aufwirbeln. Es wird für viele DAS Jahr der Veränderung. Und die Energien stehen gut. Traut euch. Ihr werdet nicht nur mit ggf. >20% mehr Gehalt belohnt, sondern auch mit einer großen Bewusstseinserweiterung.  :) Ich wünsche es euch allen.

VFA West

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #976 am: 20.12.2023 21:19 »
Ich habe zwei Bewerbungen an den Bund losgeschickt.
Rechne nicht mit sofortigem Erfolg, aber das Ergebnis hat mich motiviert Unterlagen zusammen zusuchen, zu aktualisieren und mal ein Anschreiben zu entwerfen. Mal schauen ob da eine Einladung kommt.

TV-L 14/4 (2024)
Jahres-Brutto:               71407.73 €

TV-Bund 14/4 (2024) inkl. Zulage
Jahres-Brutto:               80772.77 €

Also ich würde mich super freuen wenn das klappt.

 ;D bei den Zahlen wird einem schwindelig, dieser Unterschied ist der helle Wahnsinn.

Ich wünsche es dir so sehr  :)

Kenne das Gefühl, genau so ging es mir auch. Es war so aufregend, meine ganzen Unterlagen zusammenzutrommeln, den Lebenslauf zu verfeinern und die Motivationsschreiben aufzusetzen.  ;D. Und die Vorstellungsgespräche erst  ;D

Aber denk' dran: Es muss nicht beim ersten Mal klappen. Bei mir war es auch die Bewerbung Nr. 4 und das Vorstellungsgespräch Nr. 2. Aber es hat geklappt. Ich habe mich fachlich gut vorbereitet und präsentiert, auch im Vorfeld in der Hospitation viele Fragen gestellt, Interesse gezeigt. Dabei immer in der positiven und lockeren Energie geblieben. Und dann zieht man eben auch das an, was gut für einen ist.  :)

Wie gesagt, traut euch. Es kann euch nichts passieren. Selbst wenn ihr eine Absage erhaltet, habt ihr neue Erfahrungen gesammelt. Aber wenn ihr dran bleibt, dann lohnt sich die Arbeit und ihr werdet belohnt.  ;)

Traut euch und lasst den TV-L hinter euch.  ;D

PunxsutawneyPhil

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #977 am: 21.12.2023 06:43 »
Wer und wie viele haben gekündigt und/oder kennt AN, die gekündigt haben. Wenn nicht gekündigt wurde- warum  nicht ?

Bei uns haben allein im Dezember 2 KollegInnen gekündigt, auch wegen der fehlenden finanziellen Perspektiven. Ich bin zwar (noch) nicht bereit zu kündigen, habe aber noch über 20 Jahre, das halbe Berufsleben, bis zur Rente und bin Stufe 5. Das heißt außer den tariflichen Lohnsteigerungen habe ich bis zur Rente nicht mehr viel zu erwarten. Und in den höheren Gehaltsgruppen fallen die bekanntlich dank Verdi unterdurchschnittlich aus.

Bei uns verschiebt sich schon seit Jahren das Verhältnis von niedrig eingruppierten Stellen zugunsten der höher eingruppierten Stellen. Damit sinkt bei uns nicht nur der gewerkschaftliche Organisationsgrad. Insofern Verdi die höheren Gehaltsgruppen benachteiligt, verstärkt Verdi dadurch das Problem, dass freie Stellen in den höheren EGs immer schwieriger zu besetzen sind.

Noch im März diesen Jahres hat Werneke bei dem Tarifverhandlungen des TVÖD behauptet, dass in Gegensatz zu den höheren Gehaltsgruppen die niedrigen EG ja die harte Arbeit leisten würden und deswegen auch überdurchschnittlich mehr Geld verdient hätten, obwohl die Arbeitgeber wohl durchaus bereit gewesen wären, die höheren Gehaltsgruppen deutlich besser zu entlohnen als es das Ergebnis es dann zugelassen hat. Diese Rhetorik und noch mehr die dahinterstehende Grundhaltung zur Arbeit, die da geleistet wird, hat bei uns nachhaltig für Fassungslosigkeit gesorgt. Was Wertschätzung anbetrifft, steht der Verdi-Chef den AG nicht nach. Wenn bei Verdi nichtmal der Grundkonsens darüber besteht, alle ArbeitnehmerInnen gleichermaßen vertreten zu wollen und man eine Rhetorik betreibt, durch die die vermeintlich hart arbeitende Arbeitnehmerschaft gegen die vermeintlich nicht hart arbeitende ausgespielt wird, ist das nicht nur bedenkliche populistische und ideologiegetriebene Stimmungsmache, wo soll man sich denn dann noch organisieren? Wenn die Arbeit des Sekretariats als entlohnenswerter eingeschätzt wird als die der angestellten LehrerInnen, die der Finanzbuchhaltung als entlohnenswerter als die der angestellten DozentInnen und dann auch noch behauptet wird, letztere würden nicht hart arbeiten, läuft etwas gründlich falsch in der Gewerkschaft.

Hier zum Nachhören:

https://www.deutschlandfunk.de/mega-streik-verhaeltnismaessig-interview-frank-werneke-verdi-vorsitzender-dlf-2dbbd5af-100.html

Die oben anzitierte Aussage findet sich ab 4:25 min.

Ekko

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #978 am: 21.12.2023 07:46 »
Mal was ganz anderes:

Es war ja hier zu lesen, dass es bei einem Abschluss - selbst auf dem Niveau des TVÖDs - zu massenhaften Kündigungen kommen soll. Da sich der Abschluss aber noch unterhalb des TVÖDs befindet:

Wer und wie viele haben gekündigt und/oder kennt AN, die gekündigt haben. Wenn nicht gekündigt wurde- warum  nicht ?

Ich bin erst seit einigen Jahren im Rahmen des TVL beschäftigt. Rückrechnereien der letzten 15 Jahre sind daher für mich nicht wertvoll. Ich habe gestern meine Bewerbungsunterlagen zusammengestellt, Foto muss ich noch machen. Im neuen Jahr wird sich dann beworben, weil vermutlich über die Feiertage nicht allzuviele Stellen ausgeschrieben werden. Wenn es etwas schönes gibt, reiche ich mit Vertragsunterschrift meine Kündigung ein.

Es ist keinesfalls so, dass ich mit meiner Stelle als Ingenieur unzufrieden bin, aber sehr wohl, mit der finanziellen Perspektive, die mir aufgezeigt wird. Es geht mir auch nicht darum, jetzt das Thema ÖD gegen Privatwirtschaft wieder anzureissen. Jede im ÖD arbeitende Person weiß um die Mehrverdienstmöglichkeiten in der PW und gleichzeitig kennt man die Vorteile im ÖD angestellt zu sein.
Wenn man anfängt im Rahmen des TVL zu arbeiten, kennt man den Vertrag und seine Entwicklungen nicht ausreichend gut. Mit der Zeit lernt man ihn leider und notgedrungen besser kennen. Das geht bei Zulagen los und endet in den teils lächerlichen, niedrigen Neueingruppierungen motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dann nach 1,5 Jahren wieder gehen, weil die Zeit auf dem Lebenslauf reicht um als "einschlägige Berufserfahrung" bei Personalern anderer Firmen durchzugehen.

Ja, TVL, TVöD, TVV usw. haben alle ähnliche Mechanismen und es gibt in allen einige Dienststellen, welche die Tarifverträge und deren "Kann-Regelungen" behandeln, als hätten wir noch 1973. Damit muss man im ÖD in jedem Fall leben.
Nur innerhalb des ÖD ist für mich der TVöD jetzt deutlich attraktiver. Dort gibt es im Moment schlichtweg mehr Geld bei identischen Vor- und Nachteilen bzgl. der Arbeit. Für mich sind es zum TVöD für 2024, selbst wenn ich die IAP für Januar bis Oktober als Gehalt zähle, aufs Jahr etwa 3.200€ netto, weniger. Das entspricht ca. 9%. Da stimmt das Verhältnis einfach nicht mehr.

Und mal davon ab zu der ständigen Fragerei "Wer hat denn jetzt gekündigt?"
Antwort: Ich hoffe so schnell niemand. Man sucht sich erst was neues, bevor man das tut. Die Kündigungen werden 2024 reinflattern, zumal jeder hoffentlich noch die 1.800€ mitnimmt. Daher ist die Frage aktuell noch nicht zielführend. Die Leute, die den Lauf akzeptieren, halten die Läden auf Mindestlevel am Laufen, bis sie in 5-6 Jahren in Rente gehen und ihre Stellen nicht mehr nachbesetzt werden können. Bis dahin wird es vermutlich noch eine Weile so weiter vor sich in dröppeln.

Als kleines Adendum zu den Gewerkschaftsansprüchen, weil ich durchaus verstehe, dass mit mehr Mitgliedern auch mehr Kraft hinter Strekandrohungen steckt:
Ich habe in den letzten 5 Jahren keinerlei Kontaktaufnahme von Seiten der verdi zu mir identifiziert. Es gibt an vielen Stellen Willkommensveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Personalentwicklungsgespräche etc. Wo sind da die verdi-Vertreter*Innen? Das sind Momente in denen ich Leute überzeugen und gewinnen kann. Klar braucht die Gewerkschaft Anteilnahme um Wirksamkeit zu haben, aber möglicher Weise ist auch bei der Mitgliederwerbung von Seite der Gewerkschaft noch Luft nach oben. Erst nach 3 Jahren wurde mir bewusst, dass man da überhaupt beitreten kann. Wenn dieses einfache Ansprechen schon nicht klappt, wie soll ich davon ausgehen, dass die eigentliche und deutlich komplexere Arbeit innerhalb der Gewerkschaft besser funktioniert?

sebbo83

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #979 am: 21.12.2023 07:53 »
TV-L'er in den östlichen Bundesländern orientieren sich ehr Richtung TVöD-Bund statt Kommune. Kreise und Kommunen geben gerne den Stadt- oder Kreisplanern nur eine E10. Wenn man jedoch in die Bundesfachplanung kommt eine E13. Im Land ist es die E11. Am Ende machen alle irgendwie und irgendwo das gleiche.
Aber ja, in den Städten wo Bundesbehörden angesiedelt sind wird gerne gewechselt meinem Vernehmen nach.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #980 am: 21.12.2023 08:25 »
Es ist auch ein wenig zynisch, nach Kündigungen zu fragen und den AN zu gratulieren, die gehen, wenn man hier als Vertreter einer der Verhandlungspartner auftritt, die das Ergebnis mit zu verantworten haben. Weder erkenne ich da Selbstkritik oder ein Grundmaß an Problembewusstsein und schon gar keinen Versuch, die Unzufriedenen überhaupt im Ansatz zu erreichen oder gar ins Boot zu holen. Da unterscheidet man sich von der AG-Seite auch nicht wirklich.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #981 am: 21.12.2023 08:33 »
Ich habe in den letzten 5 Jahren keinerlei Kontaktaufnahme von Seiten der verdi zu mir identifiziert. Es gibt an vielen Stellen Willkommensveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Personalentwicklungsgespräche etc. Wo sind da die verdi-Vertreter*Innen?

Erstmal danke, dass du bewiesen hast, dass man eine kritische Haltung auch ohne Angriffe, Verunglimpfungen und Polemik vortragen kann. Ein sehr guter Beitrag und ich kann deine Ansichten voll und ganz nachvollziehen.

Zu deiner Frage (das Zitat oben): Genau das ist die Krux. Wer soll denn zu dir kommen? Der VerDi-Regionalsekretär? So läuft das nicht - Gewerkschaftsarbeit ist Bottom-Up, und ich glaube aus dem Grund, dass sich bei euch niemand (oder sehr sehr wenige) engagieren, kommt bei dir keine Kommunikation an. Der Kontaktpunkt ist im Normalfall der lokale Vertrauenskörper oder engagierte Gewerkschaftsmitglieder - oft gespielt über Betriebs- oder Personalrat. Wenn da schlicht nichts existiert passiert bei euch auch nichts.

Wenn die lokale Graswurzelgruppe dann etwas auf die Beine stellen kann und will, dann unterstützen auch die Gewerkschaften, mit Info-Material, Schulungen, Werbegedöns und dann kommen auf Einladung oft auch die lokalen (hauptamtlichen) Gewerkschaftsvertreter und stehen Rede und Antwort.

TV-Ler

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Gerade lese ich ein Rundschreiben des BMI zum Thema Tarifeinigung im TVöD vom 22.04.23...

"Berlin, 20. Dezember 2023
Seite 1 von 1

Mit Rundschreiben vom 26. Juli 2023 wurden die Entwürfe der Tarifvertragstexte zur Tarifeinigung vom 22. April 2023 bekannt gegeben, auf die sich die Tarifvertragsparteien in den sog. Redaktionsverhandlungen verständigt haben. Das Rundschreiben enthielt zudem den Hinweis, dass die rechtswirksame Schlusszeichnung i. S. d. Tarifvertragsgesetzes zu diesem Zeitpunkt noch ausstand.

Soweit der Bund betroffen ist, erfolgte diese Schlusszeichnung am 17. November 2023. Für den
Bereich des Bundes hat es keine Änderungen gegenüber den bereits veröffentlichen Fassungen
gegeben. Die Änderungstarifverträge sowie die aktuellen Lesefassungen sind auf der Internetseite
des Bundesministeriums des Innern und für Heimat abrufbar."


Wie wir sehen, geht auch auf der viel, viel grüneren TVöD-Wiese alles seinen geregelten sozialistischen Gang  ;)
Welch schöner, besinnlicher Kontrast (gerade jetzt in der Weihnachtszeit  ;D) zu der Hektik hier im Forum bzgl. der Umsetzung der Tarifeinigung im TV-L...  8)

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #983 am: 21.12.2023 08:54 »
Ich habe in den letzten 5 Jahren keinerlei Kontaktaufnahme von Seiten der verdi zu mir identifiziert. Es gibt an vielen Stellen Willkommensveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Personalentwicklungsgespräche etc. Wo sind da die verdi-Vertreter*Innen?

Erstmal danke, dass du bewiesen hast, dass man eine kritische Haltung auch ohne Angriffe, Verunglimpfungen und Polemik vortragen kann. Ein sehr guter Beitrag und ich kann deine Ansichten voll und ganz nachvollziehen.

Zu deiner Frage (das Zitat oben): Genau das ist die Krux. Wer soll denn zu dir kommen? Der VerDi-Regionalsekretär? So läuft das nicht - Gewerkschaftsarbeit ist Bottom-Up, und ich glaube aus dem Grund, dass sich bei euch niemand (oder sehr sehr wenige) engagieren, kommt bei dir keine Kommunikation an. Der Kontaktpunkt ist im Normalfall der lokale Vertrauenskörper oder engagierte Gewerkschaftsmitglieder - oft gespielt über Betriebs- oder Personalrat. Wenn da schlicht nichts existiert passiert bei euch auch nichts.

Wenn die lokale Graswurzelgruppe dann etwas auf die Beine stellen kann und will, dann unterstützen auch die Gewerkschaften, mit Info-Material, Schulungen, Werbegedöns und dann kommen auf Einladung oft auch die lokalen (hauptamtlichen) Gewerkschaftsvertreter und stehen Rede und Antwort.
Davon abgesehen (und auch davon abgesehen, das ich den Beitrag von Ekko als angenehm sachlich empfunden habe), sehe ich dennoch eine gewisse hier unangebrachte Kunde-Dienstleister-Haltung.

Eine Gewerkschaft ist aber kein Dienstleister und die Mitglieder sind keine Kunden.
Gewerkschaft ist Selbstorganisation zum Zwecke der Vertretung ureigener Interessen, derer, die sich organisieren.
Da darf man gerne selbst auf die Idee kommen, einer Gewerkschaft beitreten zu wollen, ohne das irgendeine "Betüdelung" stattgefunden hat!
Erfahrung: Wer von selbst ankommt um beizutreten, der ist später auch gerne dabei und macht mit, wenn er gebraucht wird. Diejenigen, die erst nach Betüdelung beitreten, sind auch später eher unmotiviert ("Ich zahl doch schon meinen Beitrag, das muss reichen!").

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #984 am: 21.12.2023 10:05 »
Um den Kunde-Dienstleister- Gedanke weiter zu verfolgen.

Kunde zahlt Mitgliedsbeiträge um eine Dienstleistung zu erhalten. Er erwartet für seine Beiträge dass seine Interessen verfolgt werden.
Nun kommt das Problem, dass der Dienstleister nicht alle seine Kunden gleich vertritt bzw. sogar  offen kommuniziert, gegen die Interessen von Ekko (Ingenieur) zu handeln.
Gleichzeitig wundert sich der Dienstleister dass Ekko und andere Kunden, deren Interessen er nicht mehr vertritt, nicht mehr Kunde dieses Dienstleisters sein wollen bzw. gar nicht auf die Idee kommen den Dienstleister zu wählen.

Somit schadet sich der Dienstleister selbst, da seine Kunden immer weniger werden.
Außerdem werden viele der Bereiche welcher der Dienstleister überproportional besser stellt, immer weiter outgesorct, da diese Bereiche deutlich höhere Vergütet werden als in der PW. Somit schadet sich der Dienstleister erneut selbst.

Lange Rede, kurzer Sinn, dem Dienstleister mangelt es an guter Führung und realitätsfremden Sozialismusgedanken.

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #985 am: 21.12.2023 10:31 »
Um den Kunde-Dienstleister- Gedanke weiter zu verfolgen.

Kunde zahlt Mitgliedsbeiträge um eine Dienstleistung zu erhalten. Er erwartet für seine Beiträge dass seine Interessen verfolgt werden.
Nun kommt das Problem, dass der Dienstleister nicht alle seine Kunden gleich vertritt bzw. sogar  offen kommuniziert, gegen die Interessen von Ekko (Ingenieur) zu handeln.
Gleichzeitig wundert sich der Dienstleister dass Ekko und andere Kunden, deren Interessen er nicht mehr vertritt, nicht mehr Kunde dieses Dienstleisters sein wollen bzw. gar nicht auf die Idee kommen den Dienstleister zu wählen.

Somit schadet sich der Dienstleister selbst, da seine Kunden immer weniger werden.
Außerdem werden viele der Bereiche welcher der Dienstleister überproportional besser stellt, immer weiter outgesorct, da diese Bereiche deutlich höhere Vergütet werden als in der PW. Somit schadet sich der Dienstleister erneut selbst.

Lange Rede, kurzer Sinn, dem Dienstleister mangelt es an guter Führung und realitätsfremden Sozialismusgedanken.
Deine Überlegungen gehen fehl, da es sich bei einer Gewerkschaft - wie gesagt - NICHT um einen Dienstleister handelt.

Ansonsten wäre zu sagen:
Wem Verdi nicht zusagt (u.u. aus den oben genannten Gründen), der hat Alternativen...

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #986 am: 21.12.2023 11:04 »
Es ist auch ein wenig zynisch, nach Kündigungen zu fragen und den AN zu gratulieren, die gehen, wenn man hier als Vertreter einer der Verhandlungspartner auftritt, die das Ergebnis mit zu verantworten haben. Weder erkenne ich da Selbstkritik oder ein Grundmaß an Problembewusstsein und schon gar keinen Versuch, die Unzufriedenen überhaupt im Ansatz zu erreichen oder gar ins Boot zu holen. Da unterscheidet man sich von der AG-Seite auch nicht wirklich.

Lieber Fear of the Duck,

es bleibt spannend: ich hinterfrage diejenigen, die teilweise mit Schaum vor´m Mund angekündigt hatten, bei Konstrellation XY zu kündigen bzw. sich unverzüglich nach einer anderen Stelle umzusehen. Und jetzt ist es zynisch, einem Foristen zu beglückwünschen, der das Heft in die Hand genommen hat und nicht- wie viele mit Schaum vorm Mund -dann doch lieber in hilfloser Opfermentalität verharren.

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #987 am: 21.12.2023 11:06 »
Sehr wohl ist eine Gewerkschaft ein Dienstleister. Sonst müsste man sich als Verdi (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) nicht so schimpfen ;-)

Zudem hat Verdi auch hauptamtliche MA und diese müssen Dienstleister für die an der Basis arbeitenden sein. So würde ja gar nichts funktionieren. Ich glaube das große Problem in Deutschland ist, dass wir in einer Service-Wüste leben. Viele sehen sich einfach nicht als den Dienstleister, der sie eigentlich aber doch sind.

Jeder MA auf einer Behörde ist Dienstleister gegenüber dem extern (Bürger) und internen (andere Abteilungen) Kunden. Häufig ist es allerdings so, dass man sich extern sowie intern teilweise als Bittsteller vorkommt. Einfach ein falscher Ansatz!

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #988 am: 21.12.2023 11:09 »
@Daseinsvorsorge: Was bringt es dir zu sagen, dass die Kündigungswelle rollt? Was kannst du dir davon kaufen, wenn ich dir mitteile, dass mittlerweile mehr als 6 Kündigungen eingegangen sind und nach derzeitigem Stand 2 größere Projekte im Haus deswegen nicht beendet werden können?

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #989 am: 21.12.2023 11:23 »
Es ist auch ein wenig zynisch, nach Kündigungen zu fragen und den AN zu gratulieren, die gehen, wenn man hier als Vertreter einer der Verhandlungspartner auftritt, die das Ergebnis mit zu verantworten haben. Weder erkenne ich da Selbstkritik oder ein Grundmaß an Problembewusstsein und schon gar keinen Versuch, die Unzufriedenen überhaupt im Ansatz zu erreichen oder gar ins Boot zu holen. Da unterscheidet man sich von der AG-Seite auch nicht wirklich.

Ja, genauso habe ich insbesondere auch die Verdi-Vertreter Vorort erlebt. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin dort weg zu sein. Aktuell haben da aber bisher zwei gekündigt und das sind nur die, wo ich es mitbekommen habe. Und, da es schon vorher nicht möglich war, die offenen Stellen zu besetzen, dürfte das die Personalnot steigern. Da muss man feststellen: Selbst schuld!