Autor Thema: Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst  (Read 454307 times)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #720 am: 06.03.2025 11:30 »
Wie unterschiedlich das individuell wirkt, kann man bei so manchem Kollegen merken, der in dieser Runde überhaupt keine Entgelterhöhung, sondern viel lieber eine erheblich Arbeitszeitreduktion wünscht.

Das sind hauptsächlich die Kollegen, die sich wohnlich nicht mehr verändern müssen oder wollen. Insofern, du fragtest danach was die Schimpferei soll, wünsche ich mir von diesen Kollegen einfach ein bisschen Empathie und Respekt. Was für den einen eine sehr hohe Forderung sein mag (genauso wie beim Thema amtsangemessene Alimentation) ist für den anderen geradeso ausreichend um auf den Lebenstandard seines 15 Jahre älteren Kollegen zu kommen.

Die Generation U40 wird durch die Preisentwicklung bei Wohneigentum und Mieten um einen großen Teil ihrer Lebensleistung gebracht. Wie gesagt, ich sähe da einfach gerne ein bisschen Empathie, Respekt und Verständnis. Auch in einem Forum.

Da bin ich weitestgehend bei Dir. Dennoch gibt es faktisch ja keinen Anspruch auf vollständigen Ausgleich der Inflation.

Was mich ein wenig stört sind so Meinungen, die bezüglich der Inflation behaupten, die Werte seien politisch manipuliert um die Bürger bewusst hinter die Fichte zu führen. (Vielleicht ist ja jemand von statistischen Bundesamt an Bord und kann da etwas Aufklärung leisten?)

Natürlich wünsche ich mir auch eine ordentliche Erhöhung der Bezüge, aber nur weil die Dose Ravioli nun 3 statt 2 Euro kostet, muss ich a) nicht verarmen und b) keinen Rückschluss von dieser konkreten Preiserhöhung auf die allgemeine Inflation ziehen und dort dann Betrug vermuten.

Dabei verbleibt die persönlich erlebte Teuerung natürlich die Grundlage für die persönlich formulierten Wünsche.

emdy

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #721 am: 06.03.2025 11:31 »
Menschen, die noch über 30 Jahre arbeiten werden können jetzt schon um ihre Lebensleistung gebracht werden?
Man mag es unterschiedlich bewerten, ich bin ja nicht neutral in der Frage, aber verstanden hast du mich sicherlich.

Nachtrag:
@Nelson: Dann stimmen wir wirklich weitgehend überein. Ich schließe ab mit dem Hinweis, dass die Meinung, die offizielle Inflationsrate sei "nicht mehr sachgerecht" nicht unbedingt ein Manipulationsvorwurf ist. Beides ist ja geäußert worden. Es ist Kritik an der Methode. Ich sag immer: "Soviele Fernseher kann ich gar nicht kaufen, um auf diesen Wert zu kommen."
« Last Edit: 06.03.2025 11:38 von emdy »

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #722 am: 06.03.2025 11:38 »
Menschen, die noch über 30 Jahre arbeiten werden können jetzt schon um ihre Lebensleistung gebracht werden?
Man mag es unterschiedlich bewerten, ich bin ja nicht neutral in der Frage, aber verstanden hast du mich sicherlich.

Ich halte es für schwierig für Jahrzehnte die Lebensleistung abzusprechen, nur weil man sich aktuell ggf. kein Haus in der gewünschten Region leisten kann oder keine Wohnung in der gewünschten Größe

emdy

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« Antwort #723 am: 06.03.2025 11:43 »
Aus meiner Warte ist das ganz stimmig, aber gut, leben wir den Meinungspluralismus.

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« Antwort #724 am: 06.03.2025 11:46 »
Aus meiner Warte ist das ganz stimmig, aber gut, leben wir den Meinungspluralismus.

Oder den Realitätspluralismus ;)

InternetistNeuland

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« Antwort #725 am: 06.03.2025 11:55 »
Wie unterschiedlich das individuell wirkt, kann man bei so manchem Kollegen merken, der in dieser Runde überhaupt keine Entgelterhöhung, sondern viel lieber eine erheblich Arbeitszeitreduktion wünscht.

Das sind hauptsächlich die Kollegen, die sich wohnlich nicht mehr verändern müssen oder wollen. Insofern, du fragtest danach was die Schimpferei soll, wünsche ich mir von diesen Kollegen einfach ein bisschen Empathie und Respekt. Was für den einen eine sehr hohe Forderung sein mag (genauso wie beim Thema amtsangemessene Alimentation) ist für den anderen geradeso ausreichend um auf den Lebenstandard seines 15 Jahre älteren Kollegen zu kommen.

Die Generation U40 wird durch die Preisentwicklung bei Wohneigentum und Mieten um einen großen Teil ihrer Lebensleistung gebracht. Wie gesagt, ich sähe da einfach gerne ein bisschen Empathie, Respekt und Verständnis. Auch in einem Forum.

Da bin ich weitestgehend bei Dir. Dennoch gibt es faktisch ja keinen Anspruch auf vollständigen Ausgleich der Inflation.

Was mich ein wenig stört sind so Meinungen, die bezüglich der Inflation behaupten, die Werte seien politisch manipuliert um die Bürger bewusst hinter die Fichte zu führen. (Vielleicht ist ja jemand von statistischen Bundesamt an Bord und kann da etwas Aufklärung leisten?)

Natürlich wünsche ich mir auch eine ordentliche Erhöhung der Bezüge, aber nur weil die Dose Ravioli nun 3 statt 2 Euro kostet, muss ich a) nicht verarmen und b) keinen Rückschluss von dieser konkreten Preiserhöhung auf die allgemeine Inflation ziehen und dort dann Betrug vermuten.

Dabei verbleibt die persönlich erlebte Teuerung natürlich die Grundlage für die persönlich formulierten Wünsche.

Das statistische Bundesamt fragt regelmäßig Haushalte "Wie viel gebt ihr für Miete aus?" "Wie viel gebt ihr für Lebensmittel aus?" etc. . Das heißt diese Werte sind statistisch erfasst. Sie werden aber leider nicht auf das Wägungsschema angewendet. Ich für meinen Teil verstehe nicht, woher die Gewichtung (die ich persönlich nicht für sachgerecht halte) im Wägungsschema kommt.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #726 am: 06.03.2025 12:40 »
Das statistische Bundesamt fragt regelmäßig Haushalte "Wie viel gebt ihr für Miete aus?" "Wie viel gebt ihr für Lebensmittel aus?" etc. . Das heißt diese Werte sind statistisch erfasst. Sie werden aber leider nicht auf das Wägungsschema angewendet. Ich für meinen Teil verstehe nicht, woher die Gewichtung (die ich persönlich nicht für sachgerecht halte) im Wägungsschema kommt.

Ich bin kein Statistiker und kann an der Stelle maximal oberflächlich die konkrete Berechnung des Inflationswertes kritisieren. Wenn ich das richtig sehe, wird das Wägungsschema auch nur alle 5 Jahre angepasst und das sicher von einer Gruppe von Leuten, die davon weit mehr verstehen als ich. Von daher kann ich mangels Expertise gar keine sachungerechte Gewichtung feststellen.

Dabei gehe ich selbstverständlich auch nicht davon aus, dass dort alles perfekt läuft - aber final hat der so monatlich erstellte KPI für mich doch gar keine Bedeutung, wenn die Salatgurke montags 79 Cent und am Freitag 1,29 Euro kostet. Insbesondere wird es für mich schwierig mit der Berechnung einer persönlichen Inflation, wenn ich mal einen Monat gar keine Gurke kaufe.

Die persönlich erlebte Teuerung ist und bleibt doch absolut individuell - und auch in Tarifverhandlungen sehe ich die Inflationsrate nur als Hilfswert um Forderungen und/oder Ergebnisse medial einordnen zu können.

Aber ich stimme natürlich zu, dass eine offiziel höhere Inflationsrate durch Anpassung des Wägungsschemas eine positive Wirkung auf Verhandlungsergebnisse haben kann ;) - ob das dann sachgerecht wäre, weiß ich natürlich auch nicht.

beamtenjeff

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #727 am: 06.03.2025 13:20 »
Werden wir eigtl verarscht?

https://www.sueddeutsche.de/politik/rentenerhoehung-sondierung-spd-hubertus-heil-li.3214169?reduced=true

Vielleicht habe ich ja einen Denkfehler, aber kann es sein, dass die arbeitende Gesellschaft immer mehr von der Inflation gefressen wird, während die Nicht-arbeitenden eine Einkommens-Stabilität genießen, die fast an die Rendite eines MSCI World heran reicht? Und im Prinzip setz sich damit die Erfolgssträhne an Erhöhungen für die Nicht-arbeitenden einfach fort. Ich habe irgendwie meine Zweifel, dass wir an die 3,74 Prozent (für 1 Jahr) auch nur ansatzweise heran kommen werden.

Und ich fang hier gar nicht erst mit dem Thema Generationsgerechtigkeit in Bezug auf Rente an....

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #728 am: 06.03.2025 13:49 »
Vielleicht habe ich ja einen Denkfehler

Hast du. Die Rentenhöhe läuft der allgemeinen Lohnentwicklung hinterher. Die Erhöhung, die du in der Rente dieses Jahr siehst, gehen auf die Lohnerhöhungen im letzten Jahr zurück.

edit: Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenanpassungsformel

Rudi_Regenbogen

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #729 am: 06.03.2025 14:06 »
Schon interessant, was in einem Thread über die Gehaltsrunde 2025 so alles geschrieben wird.

Heute hat der  Arbeitsminister Heil gesagt, dass die Renten 2025 um 3,74% erhöht werden. Finde ich vollkommen OK und werde deswegen sicher kein Fass aufmachen. Und ich finde, dass sich die Verhandelnden unserer Gewerkschaften (ich bin im VBOB)  für 12 Monate nicht unter diesem Wert verkaufen dürfen. Auch wenn es in der BILD gerne mal so dargestellt wird, als wären wir alle Staatssekretäre, die Meisten unter uns dürften im mittleren und einfachen Dienst sein. Und ich sehe immer öfters Kollegen aus dem einfachen Dienst, die nebenher die Abende an Tankstellen arbeiten müssen.

beamtenjeff

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #730 am: 06.03.2025 14:29 »
Vielleicht habe ich ja einen Denkfehler

Hast du. Die Rentenhöhe läuft der allgemeinen Lohnentwicklung hinterher. Die Erhöhung, die du in der Rente dieses Jahr siehst, gehen auf die Lohnerhöhungen im letzten Jahr zurück.

edit: Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenanpassungsformel

Achso. Na dann ist ja alles gut. Mit dieser Formel ist dann quasi das "WEiter so " gerechtfertigt.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht entsprechende Daten zu recherchieren:

Kumulierte Erhöhungen (2015–2024)
TVöD-Gehalt: ca. 32,8 %
Rente West: ca. 32,4 %
Rente Ost: ca. 42,8 %

Komisch. Man müsste meinen, entsprechend der demographischen Notlage und entsprechend geringeren Einzahlungen, sollten sich die Erhöhungen der Rente im Osten auch eher auf einem mindestens stagnierendem Niveau bewegen - dem ist gar nicht so. Muss man hier vielleicht nun wegen eines grundsätzlichen Problems, nämlich des Ost-West-Lohngefälles, etwa die Rente instrumentalisieren?

Bei uns ist so einiges kaput...

A9A10A11A12A13

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« Antwort #731 am: 06.03.2025 14:37 »
Ich würde es begrüßen, wenn die Renten kräftig steigen würden, für die gesetzlich rentennachversicherten Ex-Beamten.

Für mich ist es auch die Frage, wieviel Prozentpunke Tarifsteigerung von der Wohngrundsteuererhöhung (zu Gunsten der Gewerbegrundssteuer) aufgefressen werden? 2% also alles, für Mieter in Großkasernen und es müssten die geforderten 8% werden damit wir alle, die wir in unseren Beamtenvillen leben, als Grundsteuerzahler die Erhöhung aufkommensneutral zurücküberweisen können.

cyrix42

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« Antwort #732 am: 06.03.2025 14:37 »
@beamtenjeff: Erstens: Ja, die Lohnentwicklung im öD hinkt der allgemeinen Lohnentwicklung hinterher. Ist kein neues Phänomen.

Zweitens: Dass es in den neuen Bundesländern ein geringeres Durchschnittseinkommen gab und gibt, ist auch nicht neu. Bis zur nun erfolgten Angleichung fiel der Rentenwert-Ost entsprechend geringer aus. Sich im öD, der bundesweit (im TVöD) einheitlich zahlt, dann mit der politisch gewollten Angleichung der Rentenwerte in Ost und West zu vergleichen, erscheint daher unlauter.

Und ich weiß nicht, warum du plötzlich so neidisch auf die Rentner_innen bist. Es ist doch absehbar, dass allgemein die Löhne in den nächsten Jahren nicht mehr so stark steigen werden, wie sie es in der Hochinflationsphase — bzw. kurz danach — getan haben. Entsprechend werden auch die Rentenanpassungen wieder geringer ausfallen; und aufgrund der großen Anzahl an Boomern, die in Rente gehen, im Vergleich zu den weniger nachkommenden neuen Beitragszahler_innen, wird diese Rentenanpassung auch geringer ausfallen als die allgemeine Lohnentwicklung.

beamtenjeff

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« Antwort #733 am: 06.03.2025 14:50 »
@beamtenjeff: Erstens: Ja, die Lohnentwicklung im öD hinkt der allgemeinen Lohnentwicklung hinterher. Ist kein neues Phänomen.

Zweitens: Dass es in den neuen Bundesländern ein geringeres Durchschnittseinkommen gab und gibt, ist auch nicht neu. Bis zur nun erfolgten Angleichung fiel der Rentenwert-Ost entsprechend geringer aus. Sich im öD, der bundesweit (im TVöD) einheitlich zahlt, dann mit der politisch gewollten Angleichung der Rentenwerte in Ost und West zu vergleichen, erscheint daher unlauter.

Und ich weiß nicht, warum du plötzlich so neidisch auf die Rentner_innen bist. Es ist doch absehbar, dass allgemein die Löhne in den nächsten Jahren nicht mehr so stark steigen werden, wie sie es in der Hochinflationsphase — bzw. kurz danach — getan haben. Entsprechend werden auch die Rentenanpassungen wieder geringer ausfallen; und aufgrund der großen Anzahl an Boomern, die in Rente gehen, im Vergleich zu den weniger nachkommenden neuen Beitragszahler_innen, wird diese Rentenanpassung auch geringer ausfallen als die allgemeine Lohnentwicklung.

Und wann wird das passieren? Ich meine, der Real-Lohn-Index sagt im Prinzip nichts anderes, als dass wir uns seit vielen Jahren mehr oder weniger in einer Stagnation befinden. Du sagst ja selbst, nach oben hin wird sehr wahrscheinlich nicht mehr viel passieren. Wann also gedenkt man denn die Rente zu reformieren und Arbeit für die wenig verbleibenden Arbeitnehmer wieder attraktiv zu machen? Man kann doch nicht die Arbeitnehmer der Zukunft dafür bestrafen, dass es die Generationen davor verkackt haben, sei es durch ausbleibende Reformationen oder eine gesunde Familienpolitik?!

cyrix42

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« Antwort #734 am: 06.03.2025 15:04 »
Mir ist nicht klar, worauf du hinaus willst. Nach aktuellem Stand wird die Rente halt bei schlechter werdendem Verhältnis von Beitragszahler_innen zu Rentner_innen halt langsamer wachsen; d.h., der Lebensstandard (zukünftiger) Rentner_innen wird bei der weiterhin erwartbaren demographischen Entwicklung geringer ausfallen als bei derzeitigen Rentner_innen. Und nu?