Autor Thema: Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst  (Read 191680 times)

BWBoy

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #15 am: 08.01.2024 13:16 »
Also auf der einen Seite befürworte ich eine angemessene Startforderung. Die Betonung liegt auf Start, denn man wird grundsätzlich runtergehandelt. Dementsprechend hoch ist die Startforderung anzusetzen.

Andererseits könnte ich mich durchaus mit dem Gedanken anfreunden, dass man wenn die Forderungen aufgrund klammer Kassen abgelehnt werden direkt kontert und sagt gut, dann fordern wir halt stattdessen eine 32 Stunden Woche bei gleichbleibenden Bezügen. Eine Reduktion der Bundesbeamtenarbeitszeit auf 39 Stunden bei gleichbleibenden Bezügen zu fordern macht keinen Sinn, da die Anhebung ohnehin ohne Bezüge Erhöhung vollzogen wurde. Eine reduktion auf den level der arbeitnehmer käme bei gleichzeitiger Ablehnung deiner Erhöhung so gesehen einem Verzicht auf die Besoldungsrunde gleich. Zudem dürfen wir nicht vergessen, das hauptsächlich für die Tarifbeschäftigten verhandelt wird und die sind bereits bei 39 stunden. Die Forderung einer Reduktion auf 39 Stunden bringt denen also nichts und wäre die erste die fallengelassen wird. Das konnte man in der Vergangenheit sehr gut beobachten als Verdi sich das bereits des öfteren auf die Fahne geschrieben hat um bei den Beamten ein paar Mitglieder zu generieren.

Es muss also eine Forderung sein, von der beide profitieren. Also entweder eine vernünftige Gehaltserhöhung, oder alsternativ 32 Stunden Woche für alle. Beim gehalt würde man dann vermutlich auf irgendwas jenseits von gut und böse runtergehandelt werden. Wenn man da stattdessen von 32 stunden Forderung am ende bei 35 für alle und ohne Bezügekürzung landet, könnte ich damit leben. Da uns generell immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera geboten wird, wäre es sicher angenehm das mal umzudrehen frei nach dem Motto ihr wollt das eine nicht, dann macht doch das andere.

Bleibt man allerdings realistisch, so dürfen wir uns weiterhin verarschen lassen, denn bei den politikverschuldeten Nachwuchs- und Haushaltsproblemen hat weder das eine noch das andere eine gute Aussicht auf Erfolg 

Finanzer

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #16 am: 08.01.2024 13:22 »
@Petr Rigortzki: Volle Zustimmung.
Insbesondere zum Puinkt Geld. Davon ist nämlich genug da. Das Problem ist Gelb und der Neoliberal durchsetzte Teil der SPD. Selbst wenn man diese bescheuerte Schuldenbremse beibehalten wöllte, wäre mit genügend Willen genug Geld da um Vernünftig zu bezahlen/besolden und nicht durch die Hintertür die Steuern für die Geringverdiener zu erhöhen.

@BWBoy: Arbeitszeitverkürzungen bedeuten aber auch, das weiteres Personal eingestellt werden muss, um die Arbeit zu erledigen.

BWBoy

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #17 am: 08.01.2024 13:37 »
@Petr Rigortzki: Volle Zustimmung.
Insbesondere zum Puinkt Geld. Davon ist nämlich genug da. Das Problem ist Gelb und der Neoliberal durchsetzte Teil der SPD. Selbst wenn man diese bescheuerte Schuldenbremse beibehalten wöllte, wäre mit genügend Willen genug Geld da um Vernünftig zu bezahlen/besolden und nicht durch die Hintertür die Steuern für die Geringverdiener zu erhöhen.

@BWBoy: Arbeitszeitverkürzungen bedeuten aber auch, das weiteres Personal eingestellt werden muss, um die Arbeit zu erledigen.

Ist mir klar, die Problematik greife ich im Letzten Satz ja auf. Die Aussicht auf Arbeitszeitverkürzung ist beim aktuellen Nachwuchsproblem sehr dürftig.

Worum es mir hauptsächlich ging war als Gegensatz zu dem wir haben nicht das Geld um euch mehr zu bezahlen halt die entsprechende Gegenforderung auf den Tisch zu knalle. Sprich "wenn ihr uns nicht mehr bezahlen wollt, dann arbeiten wir halt für das gleiche Geld weniger" Ist ja nicht so als ob man in anderen Bereichen des Lebens für das gleiche Geld nicht auch immer weniger Leistung bekommt.

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #18 am: 08.01.2024 13:46 »
@BWBoy: Stimmt, wer lesen kann ist klar im Vorteil ;D

wizzard

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #19 am: 08.01.2024 21:42 »
Naja die Inflation steigt ja wieder in diesem Jahr. Das Dumme ist für die Regierung, dass die Tarifverhandlungen direkt ins Jahr der Bundestagswahl fallen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man so ein Theater wie 2023 veranstaltet. Natürlich wird man kleinere Brötchen backen, deshalb meine Prognose:

Erhöhung ab dem 01.03.2025 um 4% bis 5%
Erhöhung ab dem 01.01.2026 um 3% bis 4%

Laufzeit wieder 24 Monate

Warum wieder 8 Wochen Nullrunde hinnehmen? Der aktuelle Vertrag endet am 31.12.24

andreb

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #20 am: 08.01.2024 22:21 »

… Arbeitszeitverkürzungen bedeuten aber auch, das weiteres Personal eingestellt werden muss, um die Arbeit zu erledigen.

Wer sagt das ?
Es gibt Bereiche, die personell voll ausgestattet sind und an der Kotzgrenze laufen, weil die Arbeit nicht weniger wird und die 100. Exceltabelle für irgendwelche Exceltabellenbearbeiter in den oberen/obersten Behörden befüllt werden muss.

Mal den ganzen überbordenden Schwachsinn an Bürokratie abbauen, dann klappt es auch mit dem vorhandenen Personal.

TorteJones

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #21 am: 09.01.2024 06:25 »
Nimm uns nicht die Excel-Tabellen .....

ChRosFw

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #22 am: 09.01.2024 08:57 »
Excel ist viel zu teuer...

xap

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #23 am: 10.01.2024 10:24 »
Personal das Excel bedient ist viel zu teuer. Aber wir schweifen ab.

Schmitti

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #24 am: 10.01.2024 11:59 »
Deshalb gehen manche dann zu open office o.ä.. Dann brauchts auch gleich wieder zusätzliches Personal, um die Tabellen neu einzurichten und zu formatieren  :D

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #25 am: 10.01.2024 16:50 »
Beispiel positive Tarifverhandlungen vor 3 Monaten (Condor):

Im Einzelnen verbirgt sich hinter dem Tarifergebnis neben einer tabellenwirksamen Gehaltserhöhung von mindestens 17 Prozent in mehreren Schritten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro sowie ein Sockelbetrag in Höhe von 415 Euro für die untersten Gehaltsgruppen. Leitende Flugbegleiter*innen bekommen zwei neue Gehaltsstufen, Flugbegleiter*innen ohne Leitungsfunktion sogar bis zu drei neue Entgeltstufen in der Gehaltsstruktur. Durch eine neue Berechnung der Betriebszugehörigkeit und damit verbundenen mehrfachen Sprüngen in der Gehaltsstruktur kommen so bis zum Ende der Laufzeit einige Beschäftigtengruppen auf bis zu 34 Prozent mehr Gehalt.

Darüber hinaus wurden weitere Fortschritte zur Stabilisierung des Flugbetriebs sowie zur Vergütung von Mehrarbeit erzielt. Sollte die Inflation in den kommenden Jahren über 7 Prozent liegen, wird diese durch einen zusätzlich vereinbarten sogenannten Indexlohn ausgeglichen. Mit diesem Schritt haben die Tarifpartner eine Reallohnerhöhung sichergestellt. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. September 2026.

Für uns auch interessant:

Sollte die Inflation in den kommenden Jahren über 7 Prozent liegen, wird diese durch einen zusätzlich vereinbarten sogenannten Indexlohn ausgeglichen. Mit diesem Schritt haben die Tarifpartner eine Reallohnerhöhung sichergestellt.

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #26 am: 10.01.2024 20:51 »
Wie schon "gedacht": DBB Herr Silberbach wiedergewählt für die nächsten paar Jahre

dbb Jahrestagung Köln, 8. Januar 2024 Starker Staat – wehrhafte Demokratie Ulrich Silberbach

https://www.dbb.de/artikel/silberbach-vertrauen-in-den-staat-muss-wiederhergestellt-werden.html

Auszüge:

zur Innenministerin
In guter Tradition nehmen wir unsere dbb Jahrestagung zum Anlass,um die aktuelle Entwicklung des öffentlichen Dienstes und grundlegende gesellschaftspolitische Fragen zu diskutieren.
Umso enttäuschender ist es, dass die Bundesinnenministerin als zuständiges Kabinettsmitglied diesen Termin nicht wahrnimmt. Auch die Art und Weise ihrer Absage ist bis heute einzigartig in der Tradition zwischen dem BMI und dem dbb: Weder hat es eine persönliche Nachricht, noch eine sonstige Begründung gegeben, warum die
schriftliche Zusage nicht eingehalten wurde.

Statistik zur Lage des Vertrauens in die Beamtenschaft
Laut unserer aktuellen dbb Bürgerbefragung gehen nur 27 Prozent der Bürgerinnen und Bürger davon aus, dass der Staat in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen. Zahlreiche ähnliche Befragungen anderer Institutionen kommen zum gleichen Ergebnis.

Steuereinnahmen:
Ja, einerseits hatten wir noch nie so hohe Steuereinnahmen für die öffentliche Hand zur Verfügung wie heute.
Andererseits hatten wir seit der Gründung der Bundesrepublik auch noch nie einen so großen Investitionsstau und noch nie so viele Krisengleichzeitig zu bewältigen.

Setzt die Politik auf einen handlungsfähigen ÖD?
Die politischen Kräfte unseres Landes, die an seiner freiheitlich demokratischen Grundordnung festhalten, setzen auf einen handlungsfähigen öffentlichen Dienst.

Die personelle Zukunft:
Dem Staat fehlen mehr als 550.000 Beschäftigte und die Lage wird mit der Pensionierung der Babyboomer immer schlimmer:Über 1,3 Millionen Kolleginnen und Kollegen gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand.„Der Personalnotstand gefährdet die Handlungsfähigkeit von Staat und Verwaltung“.

Die ewige Binse vom Dienstverhältniss und mal schauen wie der u.a. Spruch bei den kommendenTV aussieht
Das besondere Dienst- und Treueverhältnis im Berufsbeamtentum ist keineswegs eine Einbahnstraße. Auch für die
Dienstherrn sind damit einige Pflichten verbunden. Dazu gehört für uns ganz klar, dass sie den Beamtinnen und Beamten nicht immer wieder irgendwelche Sonderopfer abverlangen!

Arbeitszeit: Potentiel interessant für die kommenden Verhandlungen
Im Jahr 2006 wurde die Wochenarbeitszeit einseitig zu Sparzwecken erhöht und weiterhin tragen alle bis heute diese Sonderbelastung mit.Doch die ursprüngliche Begründung ist längst weggefallen und die 41 Stunden Woche daher in keiner Weise zu rechtfertigen. Dies ist ein drängendes und mehr und mehr ärgerliches Problem!
Denn aus Sicht vieler Beamtinnen und Beamten ist dies eine dauerhafte Missachtung berechtigter Interessen und ein weiterer schwerer Vertrauensbruch der Politik seit vielen Jahren.

Selbstbeweihräucherung und Beruhigung dass der Abschluss dem DBB doch gut gelungen ist.....
Apropos Ergebnisse: 2023 war ein Mega-Jahr in Sachen Einkommensrunden!
Wir wissen, dass Einkommensrunden immer zäh sind, aber sowohl die letzte Runde mit Bund und Kommunen als auch die mit den Ländern hatten es wirklich in sich.
Dass es uns am Ende nach intensiven Verhandlungsrunden gelungen ist,Tarifkompromisse zu erzielen, die sich sehen lassen können, dies istauch und vor allem Euer Verdienst, liebe Kolleginnen und Kollegen!


und nochmal.....Ist dem so ? Seht Ihr das genauso ?
Mit der im November verabschiedeten Besoldungs- und Versorgungsanpassung erhalten alle Beamtinnen und Beamten des Bundes in gleicher Weise einen Ausgleich für die stark gestiegenenLebenshaltungskosten und nicht zuletzt Anerkennung für ihre Arbeit, die unter nicht immer einfachen Bedingungen erfolgt.

Tja und hier hat keiner der Beamtenvertretungen gewirkt:.....
Umso dringlicher ist es, dass hier auch die weiteren Herausforderungen in Sachen Besoldung und Versorgung angegangen werden: Es muss nun endlich auch auf Bundesebene eine verfassungskonforme Besoldung und Versorgung erzielt werden.


Und KEIN (0) Wort zu den kommenden Tarifverhandlungen.

Dass bedeutet = kein Interesse bzw schon Vorabsprachen dies ruhig zu halten....

emdy

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #27 am: 10.01.2024 21:21 »
Verstörend fand ich, dass Silberbach meinte, die Umsetzung der Rechtsprechung durch die Länder "könne sich sehen lassen". Ähm nein!? Alle setzen den Verfassungsbruch fort.

Ich will keinen Gewerkschafter haben, der Ergebnisse schönredet, sondern einen, der benennt, dass der Dienstherr weiterhin macht was er will. Im Grunde ist ein Indexlohn, das niedrigste akzeptable Ergebnis gewerkschaftlichen Handelns. Alles andere bedeutet, von seinen Beschäftigten zu verlangen, Jahr für Jahr für weniger Kaufkraft zu arbeiten.

Das Ergebnis der letzten Tarifrunde war ein Schlichterspruch, der naturgemäß ein Kompromiss war; nicht mehr und nicht weniger.
« Last Edit: 10.01.2024 21:33 von emdy »

Eukaryot

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Antw:Tarifverhandlungen 2024/2025 Öffentlicher Dienst
« Antwort #28 am: 12.01.2024 20:29 »
Eukaryot

Ich glaube es herrscht ein grosses Missverständnis:

Der letzte Abschluss der Tarifverhandlungen war ein mittelmässiger bzw schlechter Abschluss !

Natürlich haben sich alle auf die Schultern geklopft und "huch haben wir gerade so geschafft, maximum rausgeholt, ("Bundeswehrverband" "alles gegeben") DBB,  wiedergewählt, DGB, Nancy + Welge "den Beamten mehr als ihnen zusteht gegeben", etc. etc.
Im Vergleich zu den zivilen "vergleichbaren" Firmen wurde das Minimalmass errreicht..und natürlich wird das keiner "leicht" zugeben und Kritik darf an bestehenden Institutionen nicht geübt werden...

"Zeitenwende" - warum stellt sich ein Bundeskanzler, eine Innenministerin , ein Verteidigungsminister nicht einmal auf die Seite "Ihres Personals" sondern wehement dagegegen?????? Warum ??? Weil es nicht "darum" geht , es geht nicht um Geld denn das ist da in Europas grösstem Land ...es geht nur um eine Entscheidung und das persönliche Ego ...... und so lang kein "Leidensdruck" da ist, passiert Nichts.

"Zeitenwende" - alle wollen einen modernen, digitalen hocheffizienten Staat aber ...er darf Nichts kosten und soll omnipotent sein, aber nicht zu intrusiv....Ähnlich der Bundeswehr bis vor dem Ukrainekrieg absolut unnötig ...jetzt interessanter aber doch nicht so wichtig dass man sich auf harte Entscheidungen einlässt ..
Ein streitbarer Beitrag, der mir gefällt. Ich stelle dem mal eine provokante Hypothese entgegen.

Die Beurteilung des letzten Tarifabschlusses ist abhängig vom Maßstab.
Auf die gesamte Laufzeit gemessen ergibt sich seit dem vorangegangenen Abschluss ein Reallohnverlust. Die „Inflationsausgleichsprämie“ wurde als Mittel verwendet, um die Tariferhöhung später in Kraft zu setzen und gleicht die Inflation keineswegs aus.
Gemessen mit anderen Tarifabschlüssen würde ich ihn durchaus im oberen Mittelfeld sehen.
Gemessen an der volkswirtschaftlichen Bilanz des Staates (fatale Demografie, Staatsverschuldung, Wirtschafts“wachstum“, Exportschwäche, Digitalisierungsdefizit, Kriegsausgaben), wäre ich gar geneigt, ihn als überdurchschnittlich gut zu bewerten. Gute entlohnte Staatsdiener verdient eigentlich nur ein gut wirtschaftender Staat.

Die Begriffe „Zeitenwende“ und „Transformation“ waren für mich bereits undefinierbare Worthülsen, in die jeder etwas anderes hineininterpretieren kann, als ich den Koalitionsvertrag erstmalig analysierte und sind es seither geblieben. Sie reihen sich ein in die inflationäre Verwendung der Bezeichnung „historisch“ für Vorgänge, an die sich in zwei Dekaden niemand mehr erinnern wird. Angemessen wäre es, Verwaltungsvorgänge konsequent zu digitalisieren und zu automatisieren, um das in den nächsten Jahren aus dem öffentlichen Dienst ausscheidende Personal nicht mehr in großer Zahl nachbesetzen zu müssen. Dafür bedarf es eines konsequenten Ansatzes der „Medienbruchfreiheit“ und eines konsequenten Abschaffens der veralteten Rechtswirkung der händischen Unterschrift.

In meinem Umfeld ist gefühlt eine halbe Abteilung nur mit Scanvorgängen beschäftigt. Bin ich zu lange im Homeoffice, dann „können“ meine Bescheide wegen fehlender Formularvordrucke nicht gescannt werden, bloß weile es keine digitale Signatur gibt, die §126a BGB bereits seit 2016 kennt.

Ohne Leidensdruck gab es im öffentlichen Dienst noch nie nennenswerten Fortschritt. Alleine das Lebenszeitprinzip verhindert frischen Wind und belässt leidenschaftliche juristische Bedenkenträger oft jahrzehntelang in mächtigen Positionen.
Außerdem sind alte Gesellschaften regide, innovationsfeindlich und geprägt von einem negativen Weltbild. Intrusiv darf Politik in einem konservativ geprägten Staat ohnehin fast nie sein. Die Demografie verstärkt dies. Insbesondere die stark juristisch geprägte deutsche Gesellschaft ist dies sowieso. Ein Blick in das aufstrebende, innovative und junge Asien zeigt das Gegenteil. Es liegt in der Natur der Sache, dass insbesondere alte und genau deswegen besonders reformbedürftige Gesellschaften hierzu nicht in der Lage sind.

Durch den Zyklus der Überalterung muss jeder Staat nach der durch die Industrialisierung und Wohlstand bedingten Kinderlosigkeit einmal durch. Die Post-Ära mit einer ausgeglichenen Gesellschaftspyramide hat noch kein Staat erreicht. Mit etwas Glück werden wir nach den Japanern in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts vielleicht unter den ersten sein.

Schließlich führen die zugrunde gelegten Faktoren dazu, dass es ohne (Leidens-)druck keine Arbeitszeitverkürzung für Beamte geben wird und die Gewerkschaften gut damit beraten wären, diese einzufordern. Sinnvoll wäre dies aber wirklich nur, wenn der öffentliche Dienst durch Digitalisierung weniger Personal benötigt.

Mario12

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« Antwort #29 am: 15.01.2024 18:58 »
Ich tippe auf:

ab 01.01.25: Nullrunde
ab 01.01.26: +1,4 %