Autor Thema: neue Tarifrunde  (Read 111232 times)

Umlauf

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #1035 am: 17.04.2024 13:06 »
Dann müsste ich doch nicht die Pauschale nehmen, sondern alles einzeln gelten machen? Mit der Pauschale ist doch der ganze Weg abgegolten, egal wie der Weg zurückgelegt wurde...

Du musst aber auch den ganzen Weg angeben, von Tür zu Tür. Wenn die Kosten der Fahrkarte höher sind, bekommst du diesen höheren Betrag.

BAT

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #1036 am: 17.04.2024 13:20 »
Ja, erkläre mich für blöd, aber was wäre denn dieser Weg?

Also genau das was man zu Fuß, dann mit dem Zug, und dann wieder zu Fuß zurücklegt und nicht die kürzeste Strecke? Mit dem Auto sind das einige Kilometer weniger...

Herbert Meyer

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #1037 am: 17.04.2024 13:29 »
Zitat

Dennoch: Unterschiedliche Einkommensschichten haben auch unterschiedliche Warenkörbe - und daher unterscheidet sich auch die Wirkung der Inflation, die ja eben nicht homogen über alle Produktgruppen verteilt ist. Die Situation in 22/23 war schon außerordentlich und in eben solchen Fällen (die hoffentlich künftig eine Ausnahme bleiben), kann man auch mit einer Einmalzahlung reagieren, die sich explizit an die unteren Ebenen richtet.


Stimmt, in meinem Warenkorb befand sich vor kurzem eine Dachsanierung. Dass diese 30 Prozent mehr gekostet hat als noch vor einigen Jahren tat mir mit Sicherheit mehr weh als dem E6ler, der 30 Prozent mehr für seine Currywurst zahlen muss.

 :D :D :D - Gibt ja aber keinen Grund, warum die Sanierung Deiner Bruchbude durch eine Tariferhöhung querfinanziert werden sollte  ;)

Im Ernst: Ich rede hier von Einmalzahlungen, die vielleicht bei 500€ netto liegen - Da kommst Du bei einer Dachsanierung auch nicht mit weiter. Und über kommende, energetische Sanierungspflichten muss man sich als Eigentümer eben im Vorfeld auch Gedanken machen - Wenn das dann überfordert, dann ist das eben: Pech. (Wenn Du mehr Geld brauchst: Qualifiziere Dich weiter und erklimme die Karriereleiter ;))

(Ich habe übrigens selbst Eigentum und ebenfalls die Erfahrung mit gestiegenen Kosten gemacht - aus der Erfahrung aus meinem Umfeld muss ich aber auch festhalten, dass viele Leute arg auf Kante kalkulieren und oft leider auch beim Bewerten von Handwerksangeboten wenig Kompetenz an den Tag legen. Da wird dann schnell geweint/geschimpft, obwohl man es hätte besser wissen können und müssen).

Ja, wie denn nun? Deine Argumentation ist nicht konsistent. Unterscheidet sich nun die Wirkung der Inflation auf unterschiedliche Einkommensschichten oder nicht? Mein Beispiel hat aufgezeigt, dass Gutverdiener mit ihren Einkaufskörben weitaus stärker durch die Inflation betroffen sind als Geringverdiener. Wenn also von der Prämisse ausgegangen wird, dass die Inflation kein allgemeingültiger statistischer Wert ist, sondern eine moralisch, subjektive Komponente besitzt, dann müssten vor allem die höheren Entgeltgruppen entlastet und gestärkt werden.

MoinMoin

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« Antwort #1038 am: 17.04.2024 13:58 »
Dann müsste ich doch nicht die Pauschale nehmen, sondern alles einzeln gelten machen? Mit der Pauschale ist doch der ganze Weg abgegolten, egal wie der Weg zurückgelegt wurde...

Du musst aber auch den ganzen Weg angeben, von Tür zu Tür. Wenn die Kosten der Fahrkarte höher sind, bekommst du diesen höheren Betrag.
Aber erst, wenn die Fahrtkosten 4500€ übersteigen, kann man die tatsächlichen Kosten ansetzen.
So habe ich es bisher verstanden.

Umlauf

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« Antwort #1039 am: 17.04.2024 14:34 »
Ja, erkläre mich für blöd, aber was wäre denn dieser Weg?

Also genau das was man zu Fuß, dann mit dem Zug, und dann wieder zu Fuß zurücklegt und nicht die kürzeste Strecke? Mit dem Auto sind das einige Kilometer weniger...

Für die Berechnung der Entfernungspauschale ist grundsätzlich die kürzeste Straßenverbindung zwischen Wohnung und Tätigkeitsstätte maßgebend. Dies gilt auch, wenn der Weg beispielsweise per Bus oder Rad kürzer oder länger ausfällt.

Ausnahme beim PKW: eine längere Strecke bietet eine etwas kürze Fahrzeit.

https://www.deubner-steuern.de/themen/dienstwagenregelung/fahrten-zwischen-wohnung-und-taetigkeitsstaette.html

Umlauf

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #1040 am: 17.04.2024 14:35 »
Dann müsste ich doch nicht die Pauschale nehmen, sondern alles einzeln gelten machen? Mit der Pauschale ist doch der ganze Weg abgegolten, egal wie der Weg zurückgelegt wurde...

Du musst aber auch den ganzen Weg angeben, von Tür zu Tür. Wenn die Kosten der Fahrkarte höher sind, bekommst du diesen höheren Betrag.
Aber erst, wenn die Fahrtkosten 4500€ übersteigen, kann man die tatsächlichen Kosten ansetzen.
So habe ich es bisher verstanden.

Verstehe ich anders:

https://www.lohnsteuer-kompakt.de/fag/2023/259/wann_sollte_ich_fahrten_mit_oeffentlichen_verkehrsmitteln_nachweisen


Über 4500€ gilt
PKW: weiterhin Entfernungspauschale
Fahrkarte: tatsächlich Kosten.

Bei Fahrkarten sollten immer die tatsächlichen Kosten akzeptiert werden, wenn sie hier als die Pauschale liegen.

MoinMoin

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« Antwort #1041 am: 17.04.2024 14:48 »
Ja, erkläre mich für blöd, aber was wäre denn dieser Weg?

Also genau das was man zu Fuß, dann mit dem Zug, und dann wieder zu Fuß zurücklegt und nicht die kürzeste Strecke? Mit dem Auto sind das einige Kilometer weniger...
Ich glaube ein Kriterium ist die verkehrsgünstigste Strecke, also die schnellere aber längere kann geltend gemacht werden..
Wenn das Amt also meckert, weil sie eine kürzere Strecke als Korrekt ansieht, dann musst du halt entsprechend dagegen argumentieren, dass deine Strecke die "bessere" ist.
Sowas wie eine Umgehungsstrasse wird sicherlich akzeptiert, damit man sich nicht durchs Dorf quälen muss.

BAT

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« Antwort #1042 am: 17.04.2024 14:51 »
Meine Fahrstrecken sind auf Hin- und Rückweg mit dem Auto ehe unterschiedlich, das kommt noch dazu. ;)

NelsonMuntz

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« Antwort #1043 am: 17.04.2024 15:08 »

Ja, wie denn nun? Deine Argumentation ist nicht konsistent. Unterscheidet sich nun die Wirkung der Inflation auf unterschiedliche Einkommensschichten oder nicht? Mein Beispiel hat aufgezeigt, dass Gutverdiener mit ihren Einkaufskörben weitaus stärker durch die Inflation betroffen sind als Geringverdiener. Wenn also von der Prämisse ausgegangen wird, dass die Inflation kein allgemeingültiger statistischer Wert ist, sondern eine moralisch, subjektive Komponente besitzt, dann müssten vor allem die höheren Entgeltgruppen entlastet und gestärkt werden.

Nö, Herbert, der Gutverdiener (der ja (zumeist!) aus gutem Grunde gut verdient - und im Rahmen von Tariferhöhungen mMn explizit nicht durch Fest- oder Sockelbeträge abgestraft werden sollte) hat die Wahl, was er mit seinem überschüssigen Geld so anfängt. Dies ist am unteren Ende der Nahrungskette eben nicht immer der Fall. Das gilt insbesondere, wenn Kinder mit ins Boot kommen.

Wenn Du eine Immobilie Dein Eigentum nennst, deren Dach zu sanieren ist, dann hast Du eben entweder sanierungsbedürftige Altware erwoben (weil Du eben doch nicht soo gut verdienst), oder die Bude geerbt. In beiden Fällen hast Du aber das Thema Kosten für Sanierung/Instandhaltung etc. zu 100% an der Backe. Da gibt's natürlich von der Steuer ein klein wenig zurück und für vieles gibt es diverse Förder-Töpfchen, aber im Prinzip ist das erstmal Dein ganz persönliches "Problem".

Diesen Luxus haben Menschen mit geringerer Qualifikation eben nicht und Ereignisse wie die Inflation in 22/23 treffen dort auf elementare Bedürfnisse wie Nahrung oder Heizen - häufig eben auch ohne die Möglichkeit, dies durch Umschichtung von Ausgaben zu kompensieren.

Wenn Du also wegen den Mehrkosten von 30% bei einer Dachsanierung Dein Auto verkaufen musst und über Monate nur noch Dosenmahlzeiten essen kannst, dann verfügst Du eben über Möglichkeiten, die Menschen mit sehr geringem Verdienst tatsächlich nicht haben. "Verzockt" hast Du Dich dann aber trotzdem ;) - Du musst Dich da auch nicht grämen, ich habe da den ein oder anderen Nachbarn, dem es genauso geht.

Also nochmal zusammengefasst: Ich halte eine eine leistungsgerechte Bezahlung für sinnvoll und wünsche auch, dass die Tabellen-Entgelte nicht durch Sockel- oder gar Festbeträge im Rahmen von Tariferhöhungen weiter gestaucht werden. In Ausnahmesituationen kann ich aber einmalige Leistungen nur für die unteren Gruppen durchaus akzeptieren und für richtig befinden. Damit erhalte ich die Leistungsgerechtigkeit auf der Langstrecke und kann trotzdem temporär sozial entlasten.

Ich finde meine Argumentation daher sehr konsistent ;-)

NelsonMuntz

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« Antwort #1044 am: 17.04.2024 15:10 »
Meine Fahrstrecken sind auf Hin- und Rückweg mit dem Auto ehe unterschiedlich, das kommt noch dazu. ;)

Oh, da musst Du schon einen guten Grund haben. Ansonsten ist nämlich auch der Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung dahin.

BAT

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #1045 am: 17.04.2024 15:14 »

Oh, da musst Du schon einen guten Grund haben. Ansonsten ist nämlich auch der Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung dahin.

Keine Sorge, die Umgehungsstrße hat sehr stark versetzte Auf- und Abfahrten, die einen Unterscheid von 1 km generieren, je nach Fahrtrichtung. Wobei sich zusätzlich Google Maps und die Realität nicht einig sein, welchen Weg man nehmen kann. Sehr kurioser Einzelfall wohl ;)

Und Herbert hat natürlich recht mit seinem Einwand auf deinen Warenkorb. Je nach Einzelfall sind die Kosten für Besserverdienenden stärker gestiegen.

NelsonMuntz

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« Antwort #1046 am: 17.04.2024 15:36 »

Keine Sorge, die Umgehungsstrße hat sehr stark versetzte Auf- und Abfahrten, die einen Unterscheid von 1 km generieren, je nach Fahrtrichtung. Wobei sich zusätzlich Google Maps und die Realität nicht einig sein, welchen Weg man nehmen kann. Sehr kurioser Einzelfall wohl ;)

Und Herbert hat natürlich recht mit seinem Einwand auf deinen Warenkorb. Je nach Einzelfall sind die Kosten für Besserverdienenden stärker gestiegen.

Klar, wenn Mercedes die Preise für die S-Klasse erhöht, der Frühstücks-Kaviar nur noch zum dreifachen Preis auf dem Tisch landet und die Tickets für den Wochendflug immer teurer werden, dann ist das natürlich bitter. ABER: Wer als Gutverdiener seine Ausgaben derart auf Kante genäht hat, dass er bei Schwankungen der Kaufkraft in reale Probleme gerät, der hat sich einfach im Leben verzockt. In der Regel kann der Gutverdiener aber sein Ausgaben gut konsolidieren.

Wir können an dieser Stelle allerdings auch gerne eine Diskussion darüber führen, ob es im öD (und weiten Teilen der übrigen, versicherungspflichtigen Beschäftigung) überhaupt so etwas wie "Gutverdiener" gibt - aber ich fürchte, das geht zu weit ;-)

BAT

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« Antwort #1047 am: 17.04.2024 15:44 »
Nein, du wertest. Das ist nicht das Thema; deine Aussage, dass die Inflation, etliche Preise für Besserverdiener nicht höher waren als bei Geringverdiener, ist so pauschal nicht haltbar.

Organisator

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« Antwort #1048 am: 17.04.2024 16:08 »
Nein, du wertest. Das ist nicht das Thema; deine Aussage, dass die Inflation, etliche Preise für Besserverdiener nicht höher waren als bei Geringverdiener, ist so pauschal nicht haltbar.

Ohne eine solche Wertung macht die Betrachtung der Auswirkungen von Inflation aber keinen Sinn.

NelsonMuntz

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« Antwort #1049 am: 17.04.2024 16:12 »
Nein, du wertest. Das ist nicht das Thema; deine Aussage, dass die Inflation, etliche Preise für Besserverdiener nicht höher waren als bei Geringverdiener, ist so pauschal nicht haltbar.

Doch, das ist sie - deshalb ist ja bspw. das Bürgergeld stärker als die Inflation gestiegen, weil hier ein spezifischer Warenkorb betrachtet wird und Kaufkraftverluste nicht verfassungsrechlich akzeptierbar sind. (Lustig immer, wenn Menschen sich Gutverdiener nennen, aber geradezu neidisch dorthinblicken ;))

Bei der genannten Dachsanierung fällt mir aber auch nicht wirklich viel zu ein. Zum einen muss man diese Mehrkosten ja über die Lebenszeit des neuen Daches ansetzen, zum anderen auch in ein Verhältnis zum Einkommen setzen - da bleibt dann von den 30% auch nicht mehr so viel übrig. Peanuts eben.

Meine (durchaus umfangreichen) baulichen Aktivitäten in den letzten 3 Jahren sind übrigens nur 20% teurer geworden. 10% davon waren mir von vornherein klar - was mit der Angebotserstellung im Handwerk zu tun hat - was wiederum mit der Pflicht zusammenhängt, bei öffentlichen Ausschreibungen stets das güstigste Angebot annehmen zu müssen. Einfach mal die Kollegen vom Bauamt zur Thematik befragen - das ist eine Katastrophe ;)

Abschließend: Natürlich werte ich solche Situationen auch. Mit gesundem Maße über den eigenen Teller zu blicken ist natürlich ein wenig aus der Mode gekommen. Dennoch ist mein skizzierter Ansatz leistungsgerechter, als der Ansatz von verdi mit Sockel- und Festbeträgen.