Ja, wie denn nun? Deine Argumentation ist nicht konsistent. Unterscheidet sich nun die Wirkung der Inflation auf unterschiedliche Einkommensschichten oder nicht? Mein Beispiel hat aufgezeigt, dass Gutverdiener mit ihren Einkaufskörben weitaus stärker durch die Inflation betroffen sind als Geringverdiener. Wenn also von der Prämisse ausgegangen wird, dass die Inflation kein allgemeingültiger statistischer Wert ist, sondern eine moralisch, subjektive Komponente besitzt, dann müssten vor allem die höheren Entgeltgruppen entlastet und gestärkt werden.
Nö, Herbert, der Gutverdiener (der ja (zumeist!) aus gutem Grunde gut verdient - und im Rahmen von Tariferhöhungen mMn explizit nicht durch Fest- oder Sockelbeträge abgestraft werden sollte) hat die Wahl, was er mit seinem überschüssigen Geld so anfängt. Dies ist am unteren Ende der Nahrungskette eben nicht immer der Fall. Das gilt insbesondere, wenn Kinder mit ins Boot kommen.
Wenn Du eine Immobilie Dein Eigentum nennst, deren Dach zu sanieren ist, dann hast Du eben entweder sanierungsbedürftige Altware erwoben (weil Du eben doch nicht soo gut verdienst), oder die Bude geerbt. In beiden Fällen hast Du aber das Thema Kosten für Sanierung/Instandhaltung etc. zu 100% an der Backe. Da gibt's natürlich von der Steuer ein klein wenig zurück und für vieles gibt es diverse Förder-Töpfchen, aber im Prinzip ist das erstmal Dein ganz persönliches "Problem".
Diesen Luxus haben Menschen mit geringerer Qualifikation eben nicht und Ereignisse wie die Inflation in 22/23 treffen dort auf elementare Bedürfnisse wie Nahrung oder Heizen - häufig eben auch ohne die Möglichkeit, dies durch Umschichtung von Ausgaben zu kompensieren.
Wenn Du also wegen den Mehrkosten von 30% bei einer Dachsanierung Dein Auto verkaufen musst und über Monate nur noch Dosenmahlzeiten essen kannst, dann verfügst Du eben über Möglichkeiten, die Menschen mit sehr geringem Verdienst tatsächlich nicht haben. "Verzockt" hast Du Dich dann aber trotzdem
- Du musst Dich da auch nicht grämen, ich habe da den ein oder anderen Nachbarn, dem es genauso geht.
Also nochmal zusammengefasst: Ich halte eine eine leistungsgerechte Bezahlung für sinnvoll und wünsche auch, dass die Tabellen-Entgelte nicht durch Sockel- oder gar Festbeträge im Rahmen von Tariferhöhungen weiter gestaucht werden. In Ausnahmesituationen kann ich aber einmalige Leistungen nur für die unteren Gruppen durchaus akzeptieren und für richtig befinden. Damit erhalte ich die Leistungsgerechtigkeit auf der Langstrecke und kann trotzdem temporär sozial entlasten.
Ich finde meine Argumentation daher sehr konsistent ;-)