Autor Thema: neue Tarifrunde  (Read 826014 times)

KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #2460 am: 13.09.2024 11:13 »
einfach mal mit der Geschichte der Beamtenbesoldung seit 1949 beschäftigen.

Ein Vergleich macht ja nur Sinn seit Umstellung auf den TVöD, da dort die Angestellten ja massiv geschröpft wurden - also von daher ist dort spätestens pari pari erreicht wurden.

KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #2461 am: 13.09.2024 11:15 »
Sie können sich die Diskussion sparen.

Beamte müssen auch nach Eintritt ins Pensionsalter verfassungsgemäß alimentiert werden. Insoweit ist es ein Irrglaube, dass sich die Pension durch Aufnahme der Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung den gesetzlichen Renten anpassen wird.

Die Rentenversicherung würde entweder weiter sachfremd ausgeplündert werden oder der Stadt müsste die gesetzliche Rente sowieso aus dem Steuersäckel aufstocken.

Bleibt spannend wie lange sich der Staat sich das noch leisten kann....
die GRV geht ja nach und nach jetzt unter, die Leute werden auch nicht mehr Beiträge ohne Ende zahlen wollen/können, da auch die GKV massiv steigt.
Wir kommen dann nahezu an den Punkt, dass die Abzüge so hoch sind, dass arbeiten sich auch für Besserverdiener kaum mehr rechnet.

HochlebederVorgang

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« Antwort #2462 am: 13.09.2024 11:46 »
Ein Vergleich macht insoweit keinen Sinn, als dass Beamte nach gesetzlichen Regelungen alimentiert werden und Angestellte ihren Lohn im Rahmen der Tarifautonomie mit Hilfe (ist es wirklich Hilfe!?) der Gewerkschaften selbst aushandeln.

Trotzdem ist die Geschichte der Besoldung ab 1949 erhellend, weil Sie feststellen werden, dass es an der Besoldung und den Pensionen zumindest von dem Standpunkt der Ungleichbehandlung mit Angestellten und Rentnern überhaupt nichts zu kritisieren gibt. Die Beamten zahlen durch Kürzungen bereits die gleichen Beiträge in eine Rücklage ein und zahlen während ihres Pensionsbezuges weiter in diese Rücklage, die stets für andere Zwecke verwandt wurde, ein.

Sie fahren hier insoweit die klassische Linie, als dass sich bitte alle nach unten orientieren sollen. Jedoch ist für Beamte das "ganz unten" nun einmal definiert, nämlich durch die Mindestalimentation. Und deshalb geht es auch nicht darum, was sich der Staat "leisten" kann.

Ich frage mich vielmehr, wieso es sich die Beitragszahler der gesetzlichen Versicherungen gefallen lassen, dass deren Einzahlungen zweckentfremdet werden. Gleichzeitig kann man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, dass in Deutschland vor allem die Lohneinkünfte dermaßen mit hohen Sozialabgaben belastet werden.

Organisator

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« Antwort #2463 am: 13.09.2024 12:06 »
Ich frage mich vielmehr, wieso es sich die Beitragszahler der gesetzlichen Versicherungen gefallen lassen, dass deren Einzahlungen zweckentfremdet werden. Gleichzeitig kann man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, dass in Deutschland vor allem die Lohneinkünfte dermaßen mit hohen Sozialabgaben belastet werden.

DAS ist die entscheidende Frage. Warum sollte man auf andere Versorgungssysteme schielen, wenn das eigene reparaturbedüftig ist.

HochlebederVorgang

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« Antwort #2464 am: 13.09.2024 12:18 »
Geht noch weiter. Wieso lassen die Angestellten und die Gewerkschaften (Ist es wirklich Hilfe?) es zu, dass die VBL sich nicht mehr lohnt. Das ist an sich ein gutes Konstrukt, aber nicht, wenn man im Rahmen von Tarifverhandlungen abschenkt.

NelsonMuntz

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« Antwort #2465 am: 13.09.2024 12:58 »
einfach mal mit der Geschichte der Beamtenbesoldung seit 1949 beschäftigen.

Ja, man hat mir mal erzählt, dass die Pensionen der ehemaligen Wehrmachtsoffiziere in der Nachkriegszeit für jene Verhältnisse gar fürstlich ausfielen ;)

Auch in den Jahren des Wirtschaftswunders war die Welt eine andere: In der Industrie gab es unzählige Jobs, in denen man mit Anlerntätigkeiten tatsächlich ein auskömmliches Gehalt für eine Familie erzielen konnte.

Und auch wenn man damals für einen Laib Brot im Durchschnitt weit mehr Zeit benötigte, um diesen auf Arbeit zu erwirtschaften, so entfielen im Warenkorb doch all diese lustigen Dinge von heute, wie Farbfernehgeräte, mobile Kommunikationsmittel oder gar Fernflugreisen ;) ... solche Vergleiche über mehrere Dekaden sind zwar lustig, führen aber zu nix.

KlammeKassen

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« Antwort #2466 am: 13.09.2024 13:32 »
Ein Vergleich macht insoweit keinen Sinn, als dass Beamte nach gesetzlichen Regelungen alimentiert werden und Angestellte ihren Lohn im Rahmen der Tarifautonomie mit Hilfe (ist es wirklich Hilfe!?) der Gewerkschaften selbst aushandeln.

Trotzdem ist die Geschichte der Besoldung ab 1949 erhellend, weil Sie feststellen werden, dass es an der Besoldung und den Pensionen zumindest von dem Standpunkt der Ungleichbehandlung mit Angestellten und Rentnern überhaupt nichts zu kritisieren gibt. Die Beamten zahlen durch Kürzungen bereits die gleichen Beiträge in eine Rücklage ein und zahlen während ihres Pensionsbezuges weiter in diese Rücklage, die stets für andere Zwecke verwandt wurde, ein.

Sie fahren hier insoweit die klassische Linie, als dass sich bitte alle nach unten orientieren sollen. Jedoch ist für Beamte das "ganz unten" nun einmal definiert, nämlich durch die Mindestalimentation. Und deshalb geht es auch nicht darum, was sich der Staat "leisten" kann.

Ich frage mich vielmehr, wieso es sich die Beitragszahler der gesetzlichen Versicherungen gefallen lassen, dass deren Einzahlungen zweckentfremdet werden. Gleichzeitig kann man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, dass in Deutschland vor allem die Lohneinkünfte dermaßen mit hohen Sozialabgaben belastet werden.

Viel interessanter ist dann die Frage, warum bei den gleichen zu verrichtenden Tätigkeiten der eine alimentiert wird und der andere nicht alimentiert wird (--> würde demzufolge ja bedeuten, dass der nicht zu alimentierende, obwohl er die selben Tätigkeiten verrichtet, nicht so bedeutsam ist, sonst würde der Staat/das Land/die Kommune bei ihm ja auch lebenslang verpflichten)

Es bleibt bei meiner Meinung: Es gibt Zoll, Richter, Staatsanwälte, Polizei, Steuerfahndung; bei dem Rest ist es komplett sinnlos, diesen Weg zu gehen. Warum so unterschiedliche Behandlung in einer Behörde/Kommune, es macht wenig Sinn.

Also auf kommunaler Ebene kann ich sagen, dass die Rückstellungen jährlich angepasst werden, da wird aufwandsmäßig nichts anderweitig verwendet und erhöht. Der Cashflow/die Liquidität ist natürlich etwas anderes. Das ist halt das Prinzip der Rückstellungen; sie stehen da und die genaue Höhe und der genaue Zeitpunkt des Cash(ab)flows sind nicht exakt bekannt (weil beispielsweise Dienstunfähigkeit, Tod, früherer oder späterer Pensionsbeginn möglich ist; außerdem wird ein "Künstlicher" Abzinsungszins hinterlegt, der auch nicht immer die Realität widerspiegelt).

Und das mit den hohen Sozialabgaben wird erst noch richtig schlimm in den nächsten Jahren.
Aber so lange die Grünen mit an der Macht sind, ist es doch immer das Gleiche:
- Alle sind willkommen in Deutschland, auch wenn sie hier 100 Straftaten begehen;
  auch bei Entziehung einer berechtigten Abschiebung sollen sie nicht mittellos sein und schön Sozialleistungen
  bekommen
- Wer nicht arbeitet, soll ausreichend mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden
- Wer arbeitet, ist dumm; deshalb gehört ihm richtig viel abgezogen und an die nicht arbeitende Bevölkerung
   umverteilt; jemand, der nicht arbeitet, sollte nicht schlechter leben
- Nach uns die Sintflut (außer beim Klima): Rente bleibt bei 48 % und wenn die jetzige Generation 56 % Abgaben
  zahlt, ist das auch egal; außerdem kann ordentlich Geld aufgenommen werden, denn die Zinsen dafür bezahlen
  die nachfolgenden Generationen, die ja dank der Klimaverbesserungen noch lange leben können
  (insofern die Grünen überhaupt schnallen, dass Kredite "Geld kosten" (Zinsen)).


Linnemann von der CDU spricht sich für eine Begrenzung der Sozialabgaben aus, ich bin wirklich gespannt, ob da etwas passieren wird. Man muss kein großer Hellseher sein, um zu wissen, dass die CDU in der nächsten Regierung als stärkste Partei vertreten sein wird.
Jedenfalls kann man als arbeitender Mensch nur CDU und FDP wählen, es sei denn, man findet die Umverteilung super und gibt gerne möglichst viel von seinem Geld ab.

KlammeKassen

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« Antwort #2467 am: 13.09.2024 13:38 »
Ich frage mich vielmehr, wieso es sich die Beitragszahler der gesetzlichen Versicherungen gefallen lassen, dass deren Einzahlungen zweckentfremdet werden. Gleichzeitig kann man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, dass in Deutschland vor allem die Lohneinkünfte dermaßen mit hohen Sozialabgaben belastet werden.

DAS ist die entscheidende Frage. Warum sollte man auf andere Versorgungssysteme schielen, wenn das eigene reparaturbedüftig ist.

Frag die Parteien, die sich für die nicht arbeitende Bevölkerung starkmachen.
Die FDP wollte ja noch viel mehr machen; das was letztlich als "Generationenkapital" übrig geblieben ist, ist natürlich ein absoluter Witz....

Wenn die Politik sich mal um die Zukunft kümmern würde, hätte man hier spätestens Anfang der 2000er etwas machen müssen

KlammeKassen

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« Antwort #2468 am: 13.09.2024 13:43 »
Geht noch weiter. Wieso lassen die Angestellten und die Gewerkschaften (Ist es wirklich Hilfe?) es zu, dass die VBL sich nicht mehr lohnt. Das ist an sich ein gutes Konstrukt, aber nicht, wenn man im Rahmen von Tarifverhandlungen abschenkt.

Kann ich nicht beurteilen, seit Einführung des TVÖD wurde hier noch nie etwas geändert...

Aber diese Möglichkeit, die Renten jedes Jahr ein Prozent anzupassen, ist Mist
https://www.ihre-vorsorge.de/altersvorsorge/betriebsrente/die-rente-steigt-die-betriebsrente-auch

Bei der gesetzlichen Rente steigt zumindest der Entgeltwert, d.h. die Rentenansprüche steigen auch schon, während man arbeitet. Bei der VBL kommen die 1 % ja erst drauf, wenn man in Rente ist.

Hier sollte die Gesetzgebung auf jeden Fall Hebel ansetzen, weil das wirklich komplette Entwertung ist. Ich denke, dass die 2010er Jahre mit jahrelanger sehr geringer Inflation nicht den Normalfall darstellen. Und selbst da, hat die 1 % Regel oft nicht ausgereicht, wie der Artikel illustriert

NelsonMuntz

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« Antwort #2469 am: 13.09.2024 13:50 »

Viel interessanter ist dann die Frage, warum bei den gleichen zu verrichtenden Tätigkeiten der eine alimentiert wird und der andere nicht alimentiert wird (--> würde demzufolge ja bedeuten, dass der nicht zu alimentierende, obwohl er die selben Tätigkeiten verrichtet, nicht so bedeutsam ist, sonst würde der Staat/das Land/die Kommune bei ihm ja auch lebenslang verpflichten)


Zumindest in der Theorie ist das ja auch richtig:

Beamte -> durch die Bestenauslese gewonnenes Personal mit erlesenen Spitzenleistungen
TB -> Arbeit von mittlerer Art und Güte (also eigentlich Ramschware ;))

Zitat
Es bleibt bei meiner Meinung: Es gibt Zoll, Richter, Staatsanwälte, Polizei, Steuerfahndung; bei dem Rest ist es komplett sinnlos, diesen Weg zu gehen. Warum so unterschiedliche Behandlung in einer Behörde/Kommune, es macht wenig Sinn.

Da bin ich bei Dir - auch wenn Du grundsätzlich die Soldaten noch hinzufügen musst. In den Bundes- und Landesministerien macht Verbeamtung auch oft Sinn - aber eine A9 in der Kommunalverwaltung wirft doch Fragen auf.


KlammeKassen

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« Antwort #2470 am: 13.09.2024 13:57 »
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/rente-rechnungshof-warnt-vor-plaenen-der-ampel-a-70e875a1-24ee-4541-9bc5-0a50c2425dad

Na hoffentlich nehmen sie den Bericht endlich mal Ernst... aber finde ich gut, dass sich dieses mal vermehrt damit beschäftigt wird

KlammeKassen

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« Antwort #2471 am: 13.09.2024 14:02 »

Viel interessanter ist dann die Frage, warum bei den gleichen zu verrichtenden Tätigkeiten der eine alimentiert wird und der andere nicht alimentiert wird (--> würde demzufolge ja bedeuten, dass der nicht zu alimentierende, obwohl er die selben Tätigkeiten verrichtet, nicht so bedeutsam ist, sonst würde der Staat/das Land/die Kommune bei ihm ja auch lebenslang verpflichten)


Zumindest in der Theorie ist das ja auch richtig:

Beamte -> durch die Bestenauslese gewonnenes Personal mit erlesenen Spitzenleistungen
TB -> Arbeit von mittlerer Art und Güte (also eigentlich Ramschware ;))

Zitat
Es bleibt bei meiner Meinung: Es gibt Zoll, Richter, Staatsanwälte, Polizei, Steuerfahndung; bei dem Rest ist es komplett sinnlos, diesen Weg zu gehen. Warum so unterschiedliche Behandlung in einer Behörde/Kommune, es macht wenig Sinn.

Da bin ich bei Dir - auch wenn Du grundsätzlich die Soldaten noch hinzufügen musst. In den Bundes- und Landesministerien macht Verbeamtung auch oft Sinn - aber eine A9 in der Kommunalverwaltung wirft doch Fragen auf.

Ich kann mich deinen Ausführungen hier vollkommen anschließen; Soldaten hatte ich vergessen, dort macht es aber auch Sinn. Die sollten ja auch keine "Ramschware" sein  ;)

Hans1W

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« Antwort #2472 am: 13.09.2024 14:44 »
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/rente-rechnungshof-warnt-vor-plaenen-der-ampel-a-70e875a1-24ee-4541-9bc5-0a50c2425dad

Na hoffentlich nehmen sie den Bericht endlich mal Ernst... aber finde ich gut, dass sich dieses mal vermehrt damit beschäftigt wird
Warum soltlen sie?
Der Personenkreis der die Wahl entscheidet ist kurz vor dem Ende der aktiven Phase oder schon nicht mehr aktiv im Arbeitsleben. Die Gnade der frühen Geburt!

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« Antwort #2473 am: 13.09.2024 14:57 »
Da bin ich bei Dir - auch wenn Du grundsätzlich die Soldaten noch hinzufügen musst. In den Bundes- und Landesministerien macht Verbeamtung auch oft Sinn - aber eine A9 in der Kommunalverwaltung wirft doch Fragen auf.

A9 (gD) in der Kommunalverwaltung hat für mich Sinn, soweit es z.B. um Leistungs- oder Eingriffsverwaltung geht. Dazu kann man die Verwaltungs-Bachelors im Eingangsamt gut gebrauchen.

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« Antwort #2474 am: 13.09.2024 14:59 »
Viel interessanter ist dann die Frage, warum bei den gleichen zu verrichtenden Tätigkeiten der eine alimentiert wird und der andere nicht alimentiert wird (--> würde demzufolge ja bedeuten, dass der nicht zu alimentierende, obwohl er die selben Tätigkeiten verrichtet, nicht so bedeutsam ist, sonst würde der Staat/das Land/die Kommune bei ihm ja auch lebenslang verpflichten)

Diese neue Frage ändert aber nichts an dem Unterschied Alimentierung / Entgelten und die damit verbundenen Unterschiede in den Systemen. Dann sollte man sich doch eher die Frage stellen, wofür es solche besonderen Dienst- und Treueverhältnisse überhaupt braucht, wenn so ziemlich alle anderen Länder es ohne Beamte schaffen.