Autor Thema: neue Tarifrunde  (Read 717605 times)

MoinMoin

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #495 am: 29.02.2024 16:32 »
Da die Höhe dieser Spende unter Staatseinfluss steht, ist das schlicht nicht ganz dem privaten Bereich zuzuordnen.
Nein, es ist deine freie und private Entscheidung, welchem religiösem Verein du zugehörst.
Das unterschiedliche Kirchen unterschiedliche Beitragsformen (die als Spende steuerlich geführt werden) haben, ist Teil dieser Entscheidung.
Es gibt genügend christliche Kirchen, die keine staatlich organisierte Zwangsabgabenformen haben.

On-topic ist es aber halt Fakt, dass im Gegensatz zu MoinMoins Ausssage durch diese Brutto-Netto-Situation in D dann halt auch mal nur die gut 180  € überbleiben.
Ja, wenn man den freiwillig geleistet Beitrag dazu zählt, dann kommt man (mich eingeschlossen) durchaus darauf, dass nur gut 180€ von 400€ übrig bleiben.

Wenn man nur die Dinge dort einbezieht, die man nicht selber beeinflussen kann, dann sieht es halt anders aus.

BAT

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #496 am: 29.02.2024 16:33 »
Natürlich kann man alles beeinflussen, ich bin doch nicht pirmär auf Teilzeit wegen der Freizeit. Das ist Steueroptimierung.

armerknecht

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #497 am: 29.02.2024 17:25 »
Oh ist es schon wieder so weit, sehr gut.

MoinMoin

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #498 am: 29.02.2024 18:41 »
Natürlich kann man alles beeinflussen, ich bin doch nicht pirmär auf Teilzeit wegen der Freizeit. Das ist Steueroptimierung.
Nein, den RV,AV Beitragssatz kann man nicht beeinflussen auch nicht die Steuerprogression und minimal den KV Beitragssatz und absolut den Kirchensteuersatz.
Und das man durch weniger Geld verdienen weniger Steuer zahlt ist durchaus korrekt, ob das eine Steueroptimierung ist, nun denn.

BAT

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #499 am: 29.02.2024 18:46 »
Doch nicht den Satz, aber den Zahlbetrag.

Und dass man mit 1000 € weniger an Lohnsteuer im Einzelfall Anspruch auf - was weiß ich - 10000 € mehr Förderung bei der Heizung erhält, habe ich doch in einem anderen Strang erwähnt.

Darum geht es aber nicht. Wenn man Beispielsrechnungen aufstellt, sollte dies sich am Arbeitnehmer mittlerer Art und Güte orientieren. Und die meisten zahlen nunmal Kirchensteuer (noch).

MoinMoin

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #500 am: 29.02.2024 18:57 »
Doch nicht den Satz, aber den Zahlbetrag.
Klar, den kann man auf 0 drücken.
Darum geht es aber nicht. Wenn man Beispielsrechnungen aufstellt, sollte dies sich am Arbeitnehmer mittlerer Art und Güte orientieren. Und die meisten zahlen nunmal Kirchensteuer (noch).
Soso, kann man so sehen.
Ich habe keine zahlen darüber, wieviel Prozent der Lohnsteuerpflichtigen im TVx Kirchensteuerpflichtig sind.

Aber man kann es auch so sehen, dass man das Betrachtet, was gesichert gezahlt werden muss, ohne die freiwilligen Ausgaben zu betrachten.

und ich hatte mich nur gefragt, wie jemand auf die 180 kommt, was mir durch den Hinweis der von mir nicht berücksichtigten Kirchensteuer beantwortet wurde.
Ich hätte natürlich dann auch noch die 2,70 Prozent GKV Zusatzbeitrag dazu nehmen können, um die maximale Belastung zu betrachten.

KlammeKassen

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« Antwort #501 am: 29.02.2024 20:33 »
Es würde schon helfen, nicht die Beitragsbemessungsgrenzen immer weiter anzuheben. Dann bekommt man mal einmal einen relativ großen Lohnzuwachs. Dann kommt die Politik und sagt: "Die Löhne und Gehälter sind stark gestiegen, dann müssen auch die Beitragsbemessungsgrenzen stark steigen."

Und dann war letztes Jahr ja auch noch die Diskussion, die Lauterbach angestoßen hat, dass die GKV und PKV Beitragsbemessungsgrenzen auf die Höhe der RV- und AV- Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden.
Es ist zum Glück nicht gekommen, aber das wird sicherlich nicht mehr lange dauern.

Und wenn man dann das wieder liest:
https://www.merkur.de/wirtschaft/studie-warnt-sozialabgaben-steigen-bald-auf-50-prozent-rente-pflege-reformen-zr-92861652.html

Da freut man sich doch, 42 % Spitzensteuersatz (da der ja merkwürdigerweise nicht in dem Maße angehoben wird wie die Löhne) und dann noch 25 % Sozialabgaben; bleiben noch 33 % von jedem weiteren verdienten Euro.
Arbeitsanreize für Beförderungen oder ähnliches werden so nicht geschaffen.

Viele, die jetzt nach der Erhöhung auf weniger als 4.500 Euro sind, werden sich auch noch über den Tarifabschluss "freuen", da ab März weniger netto ankommt als die letzten Monate.

Die steigenden Sozialabgaben (und die werden definitiv steigen, die Frage ist nur wie krass) sind halt sicherlich ein Grund für eine verstärkte Kluft. Ich denke nicht, dass die Differenz zwischen der besonderen Steuertabelle und der allgemeinen Steuertabelle genauso wachsen wird.

Bleibt spannend, wie das weitergehen wird ohne Geld in Deutschland.

Klar dürfte sein, dass Niklas und Karins Nachfolger (und vielleicht auch Nancy, wobei die bei den letzten Gehaltsverhandlungen ja fast großzügig im Gegensatz zu Niklar und Karin war) deshalb massiv für eine Nullrunde werben werden.

KlammeKassen

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« Antwort #502 am: 29.02.2024 20:34 »

Die Differenz liegt wohl an der Kirchensteuer. Also einfach aus dem Verein austreten, wenn mehr als 50 % der Bruttolohnerhöhung übrig bleiben sollen.

Na, das deutsche Steuerrecht ist kompliziert, da ja die Kirchensteuer auch das zu versteuernde Einkommen reduziert, ist dann der wahre Unterschied (mit allen anderen Positionen außerhalb des Einkommens nach TVÖD) zu bewerten.

Und ob jemand gerne zahlt oder nicht, ist bei überbordenden Staatseinnahmen eigentlich nicht mehr die Frage. Das war früher mal.

Das Problem sind die ebenfalls überbordenden Staatsausgaben, weshalb der Staat so nimmersatt ist  ::)

KlammeKassen

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« Antwort #503 am: 29.02.2024 20:40 »
Nachdem keiner den Brutto-Netto-Vergleich machen möchte: Hier ein Beispiel für 5 % Lohnerhöhung bei vergleichbaren Ausgangsbedingungen.

TVÖD-VKA 2024 E12S4 (Bayern; Lohnsteuerklasse I; keine Kinder)
100 % Arbeitszeit: 5594,63 € Brutto; 3406,36 € Netto
105 % Arbeitszeit: 5874,36 € Brutto; 3553,48 € Netto
entspricht: 4,3 % mehr Nettolohn durch 5 % Lohnerhöhung

Beamte BUND 2024 A12S6 (Lohnsteuerklasse I; keine Kinder)
100 % Arbeitszeit: 5458,23 € Brutto; 4157,23 € Netto
105 % Arbeitszeit: 5731,14 € Brutto; 4318,23 € Netto
entspricht: 3,8 % mehr Nettolohn durch 5 % Lohnerhöhung

Der Beamte hat also durch 5 % mehr nur 3,8 % mehr Nettolohn, der Angestellte aber sogar 4,3 % mehr Nettolohn.

und wenn man einen vergleichbaren Nettolohnempfänger (ohne PKV) nimmt:
A10S5
4337,08 ->3461,58
4553,93 -> 3600,43
4% Lohnsteigerung Netto bei 5% Brutto und "nur" 140€ mehr, während der Angestellte 150€ Netto mehr hat?

Also wo wie was Schere?

Ich muss also davon ausgehen, dass die vom Bund der Steuerzahler nicht rechnen können?

Bei einer Tariferhöhung um beispielsweise 400 Euro, kommen auch nur so 180 Euro etwa an.
Mich frustriert das nicht, da ich gerne Steuern zahle.
Allerdings frage ich mich in welcher Gehaltstufe du bist, wenn von 400€ nur 180€ ankommen.
Bei EG15S6 wären es 190€

Ist mein der Rechner hier kaputt oder hast du ein Problem mit dem rechnen?

Es ist ja auch durchaus in Ordnung Steuern zu zahlen. Von mir aus nehmen wir deine 190 Euro. Findest du das nicht etwas zu heftig, wenn nicht einmal 50 % deiner "Mehreinnahmen" in deine eigene Tasche fließen?
Also ich finde, dass von jedem zusätzlich verdienten Euro WENIGSTENS 51 % auch bei mir ankommen sollten.

BAT

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« Antwort #504 am: 29.02.2024 20:56 »
Wir haben das teuerste, aber bei weitem nicht effizienteste Gesundheitsystem der Welt. Da gibt es schon noch viele Stellschrauben.

Und wenn man der Zunahme an Rentenbezugszeit nicht mit etwas mehr Zunahme  der Lebensarbeitszeit entgegenkomt, bricht es irgendwann zusammen.

Britta2

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« Antwort #505 am: 01.03.2024 05:41 »
Wir haben nicht nur eins der teuersten Gesundheitssystem sondern europaweit auch alles mögliche "am teuersten" verglichen mit anderen Ländern. Komisch, dass Deutschland keine Notwendigkeit sieht, hier mal gegen zu steuern.
Nehmen ist bekanntlich immer leichter als geben ... Irgendeinen Grund findet sich immer, auf keinen Fall etwas zu ändern ...

NelsonMuntz

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« Antwort #506 am: 01.03.2024 08:22 »
Es würde schon helfen, nicht die Beitragsbemessungsgrenzen immer weiter anzuheben. Dann bekommt man mal einmal einen relativ großen Lohnzuwachs. Dann kommt die Politik und sagt: "Die Löhne und Gehälter sind stark gestiegen, dann müssen auch die Beitragsbemessungsgrenzen stark steigen."

Und dann war letztes Jahr ja auch noch die Diskussion, die Lauterbach angestoßen hat, dass die GKV und PKV Beitragsbemessungsgrenzen auf die Höhe der RV- und AV- Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden.
Es ist zum Glück nicht gekommen, aber das wird sicherlich nicht mehr lange dauern.

Und wenn man dann das wieder liest:
https://www.merkur.de/wirtschaft/studie-warnt-sozialabgaben-steigen-bald-auf-50-prozent-rente-pflege-reformen-zr-92861652.html

Da freut man sich doch, 42 % Spitzensteuersatz (da der ja merkwürdigerweise nicht in dem Maße angehoben wird wie die Löhne) und dann noch 25 % Sozialabgaben; bleiben noch 33 % von jedem weiteren verdienten Euro.
[...]

Hier muss ich ein wenig einhaken, vielleicht sogar in einem Punkt widersprechen. Wir haben in Deutschland bei der Belastung durch Steuern und Abgaben immer noch jenen vielzitierten Mittelschichts-Bauch, der insbesondere bei mittleren Einkommen das "Aufsteigen" unattraktiv gestaltet. Wer nach Schule und Studium direkt in die E13 hüpft, hat diesen dann bereits nach wenigen Jahren hinter sich gelassen, das Gros der Arbeitnehmer bleibt darin aber hängen.

Wenn die Sozialabgaben steigen, wird das also vor allem dort zu spüren sein, wo man unterhalb der Bemessungsgrenzen verdient. Über den eigenen Einkommensteller in die Volkswirtschaft blickend bedeutet das: Sinkende Konsum-Laune und stagnierende Umsätze im B2C-Geschäft. Keine guten Vorzeichen in einem Land mitten im Strukturwandel.

Dass die Sozialabgaben steigen werden, ist unabwendbar. Gerade die RV ist angesichts des demografischen Wandels ein vollständig dysfunktionales Konstrukt, welches bereits heute faktisch ohne die gigantischen Steuerzuschüsse nicht überlebensfähig ist. Eigentlich hätte man sich vor 20 Jahren darüber bereits Gedanken machen müssen - Nun liegt das Kind nicht nur im Brunnen, sondern ist bereits längst ertrunken.

Um also wieder mehr "Wumms" in den Konsum und die Wirtschaft zu bekommen, sollten die Abgaben eben besser nicht zu stark steigen - aber genau hier stehen die Bemessungsgrenzen technisch gesehen im Weg.

Gleichzeitig hat man die Steuertarife in den letzten Jahrzehnten nur sehr lieblos angepasst, so dass die kalte Progression mit voller Wucht zuschlagen kann. 150% eines Durchschnittseinkommens reichen bereits aus, um den Spitzensteuersatz zu zahlen.

Ohne hier jetzt konkrete Lösungsansätze vorzustellen, bin ich der Überzeugung, dass für die Steuer- und Abgabenlast auf Einkommen das Gleiche gelten muss, wie vor einigen Jahren für Corona: "Flatten the curve!"

BAT

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« Antwort #507 am: 01.03.2024 09:07 »
Wir haben nicht nur eins der teuersten Gesundheitssystem sondern europaweit auch alles mögliche "am teuersten" verglichen mit anderen Ländern. Komisch, dass Deutschland keine Notwendigkeit sieht, hier mal gegen zu steuern.
Nehmen ist bekanntlich immer leichter als geben ... Irgendeinen Grund findet sich immer, auf keinen Fall etwas zu ändern ...

Der Erfolg bricht uns das Genick. Deutschland kann oder konnte es sich leisten, aufgrund seiner Wirtschaftskraft jeden Unfug mitzumachen.
Die DDR ist hier ausnahmsweise ein Vorbild, was das Gesundheitssystem angeht.

BAT

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« Antwort #508 am: 01.03.2024 09:28 »

Hier muss ich ein wenig einhaken, vielleicht sogar in einem Punkt widersprechen. Wir haben in Deutschland bei der Belastung durch Steuern und Abgaben immer noch jenen vielzitierten Mittelschichts-Bauch, der insbesondere bei mittleren Einkommen das "Aufsteigen" unattraktiv gestaltet. Wer nach Schule und Studium direkt in die E13 hüpft, hat diesen dann bereits nach wenigen Jahren hinter sich gelassen, das Gros der Arbeitnehmer bleibt darin aber hängen.


Ich habe gestern mal wieder ein Schreiben vom Bundestag bekommen (zu jeder Legislaturperiode starte ich eine Petition zur Abschaffung der Grunderwerbssteuer bei selbstbewohntem Wohneigentum). Es war eine Vertröstung, dass es noch dauert. Selbst bei den Petitionen kommt die Ampel nicht zu Entschlüssen ;D

Unterzeichnet übrigens real mit Kuli von einer Oberamtsrätin. ::)

Faunus

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« Antwort #509 am: 01.03.2024 09:53 »
Wir haben das teuerste, aber bei weitem nicht effizienteste Gesundheitsystem der Welt. Da gibt es schon noch viele Stellschrauben.

Wir haben kein Gesundheitssystem!
Wir haben ein völlig überteuertes und ineffizientes Krankenmanagement. u.a. steigt die die Zahl derer, die an Übergewicht leiden und damit die üblichen Begleiterscheinungen.  Und das, was man versucht hat als Prävention bei den Sozialkassen zu verankern ist - wie üblich - zum Feigenblatt verkommen, aber finanziert immerhin ein paar Geschäftsmodelle.


Und wenn man der Zunahme an Rentenbezugszeit nicht mit etwas mehr Zunahme  der Lebensarbeitszeit entgegenkomt, bricht es irgendwann zusammen.

Prinzipiell ja, aber bei den geburtenstarken Jahrgängen ist der Zug abgefahren.