Autor Thema: neue Tarifrunde  (Read 104589 times)

KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #510 am: 01.03.2024 10:27 »
Es würde schon helfen, nicht die Beitragsbemessungsgrenzen immer weiter anzuheben. Dann bekommt man mal einmal einen relativ großen Lohnzuwachs. Dann kommt die Politik und sagt: "Die Löhne und Gehälter sind stark gestiegen, dann müssen auch die Beitragsbemessungsgrenzen stark steigen."

Und dann war letztes Jahr ja auch noch die Diskussion, die Lauterbach angestoßen hat, dass die GKV und PKV Beitragsbemessungsgrenzen auf die Höhe der RV- und AV- Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden.
Es ist zum Glück nicht gekommen, aber das wird sicherlich nicht mehr lange dauern.

Und wenn man dann das wieder liest:
https://www.merkur.de/wirtschaft/studie-warnt-sozialabgaben-steigen-bald-auf-50-prozent-rente-pflege-reformen-zr-92861652.html

Da freut man sich doch, 42 % Spitzensteuersatz (da der ja merkwürdigerweise nicht in dem Maße angehoben wird wie die Löhne) und dann noch 25 % Sozialabgaben; bleiben noch 33 % von jedem weiteren verdienten Euro.
[...]

Hier muss ich ein wenig einhaken, vielleicht sogar in einem Punkt widersprechen. Wir haben in Deutschland bei der Belastung durch Steuern und Abgaben immer noch jenen vielzitierten Mittelschichts-Bauch, der insbesondere bei mittleren Einkommen das "Aufsteigen" unattraktiv gestaltet. Wer nach Schule und Studium direkt in die E13 hüpft, hat diesen dann bereits nach wenigen Jahren hinter sich gelassen, das Gros der Arbeitnehmer bleibt darin aber hängen.

Wenn die Sozialabgaben steigen, wird das also vor allem dort zu spüren sein, wo man unterhalb der Bemessungsgrenzen verdient. Über den eigenen Einkommensteller in die Volkswirtschaft blickend bedeutet das: Sinkende Konsum-Laune und stagnierende Umsätze im B2C-Geschäft. Keine guten Vorzeichen in einem Land mitten im Strukturwandel.

Dass die Sozialabgaben steigen werden, ist unabwendbar. Gerade die RV ist angesichts des demografischen Wandels ein vollständig dysfunktionales Konstrukt, welches bereits heute faktisch ohne die gigantischen Steuerzuschüsse nicht überlebensfähig ist. Eigentlich hätte man sich vor 20 Jahren darüber bereits Gedanken machen müssen - Nun liegt das Kind nicht nur im Brunnen, sondern ist bereits längst ertrunken.

Um also wieder mehr "Wumms" in den Konsum und die Wirtschaft zu bekommen, sollten die Abgaben eben besser nicht zu stark steigen - aber genau hier stehen die Bemessungsgrenzen technisch gesehen im Weg.

Gleichzeitig hat man die Steuertarife in den letzten Jahrzehnten nur sehr lieblos angepasst, so dass die kalte Progression mit voller Wucht zuschlagen kann. 150% eines Durchschnittseinkommens reichen bereits aus, um den Spitzensteuersatz zu zahlen.

Ohne hier jetzt konkrete Lösungsansätze vorzustellen, bin ich der Überzeugung, dass für die Steuer- und Abgabenlast auf Einkommen das Gleiche gelten muss, wie vor einigen Jahren für Corona: "Flatten the curve!"

Ja das ist das große Problem mit der Rente. Bei jeder Regierung wird wieder gesagt "Die nächste Regierung ist die letzte, die noch eine Chance hat, etwas zu ändern." Wenn man vor einigen Jahren etwas gemacht hätte, hätte man steigende Abgaben eventuell noch abbremsen können. Ich sag nur beispielsweise Norwegen. Dass die Umlage nicht funktionieren kann bei "so wenig" Nachwucht, war bereits vor 20 Jahren bekannt. Unbeliebte Themen werden aber leider nicht angepackt und dann passiert halt gar nichts.

Und die Leute, die jetzt unter 60/55 sind, werden das mit massiv steigenden Beiträgen noch ausbaden dürfen

MoinMoin

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #511 am: 01.03.2024 10:32 »
Dass die Umlage nicht funktionieren kann bei "so wenig" Nachwucht, war bereits vor 20 Jahren bekannt. Unbeliebte Themen werden aber leider nicht angepackt und dann passiert halt gar nichts.
Diese stumpfsinnige und irrelevante Nachwuchs gebrabbel ist nervig.
Denn es ist irrelevant! Wenn wir 3 Kinder pro Rentner hätten, dann würde wir nichts gewinnen, solange diese nicht in Lohn und Brot sind.
Das einzige was zählt ist das Verhältnis der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer zu den ehemalige sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern.
Und da haben wir uA ein Problem mit der Bezugsdauer, die "blöden" Rentner leben einfach zu lange.

BAT

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« Antwort #512 am: 01.03.2024 10:35 »
Auch wenn meine Ansicht randständig ist, das Problem ist ein strukturelles, politisches. Die Masse an Wählern sind inzwischen in der Rente oder 10 bis 15 Jahre davor.

Wir brauchen das Wahlrecht für alle, also auch für Kinder, ausgeübt durch die Beziehungsberechtigten.

Das würde auch mehr bringen, als irgendwelche kleinen Stellschrauben in Tarifverträgen für Kinder, wobei wir wieder beim Thema sind.

NelsonMuntz

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« Antwort #513 am: 01.03.2024 10:52 »
Dass die Umlage nicht funktionieren kann bei "so wenig" Nachwucht, war bereits vor 20 Jahren bekannt. Unbeliebte Themen werden aber leider nicht angepackt und dann passiert halt gar nichts.
Diese stumpfsinnige und irrelevante Nachwuchs gebrabbel ist nervig.
Denn es ist irrelevant! Wenn wir 3 Kinder pro Rentner hätten, dann würde wir nichts gewinnen, solange diese nicht in Lohn und Brot sind.
Das einzige was zählt ist das Verhältnis der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer zu den ehemalige sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern.

Das ist absolut korrekt - da wir aber weder ausreichend Kinder produzieren, noch sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer aus anderen Ländern erfolgreich importieren, haben wir ein Problem.

Zitat
Und da haben wir uA ein Problem mit der Bezugsdauer, die "blöden" Rentner leben einfach zu lange.

Hmmm, jede Software hat einen Life Cycle und (zumeist) ein fest definiertes EOL - vielleicht ist das ja ein Ansatz?  ;)

heike2106

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« Antwort #514 am: 01.03.2024 10:53 »
Auch wenn meine Ansicht randständig ist, das Problem ist ein strukturelles, politisches. Die Masse an Wählern sind inzwischen in der Rente oder 10 bis 15 Jahre davor.

Wir brauchen das Wahlrecht für alle, also auch für Kinder, ausgeübt durch die Beziehungsberechtigten.

Das würde auch mehr bringen, als irgendwelche kleinen Stellschrauben in Tarifverträgen für Kinder, wobei wir wieder beim Thema sind.

Und was sollen die Kinder und jungen Eltern wählen? Das sie länger arbeiten müssen, mehr einzahlen und das Rentenniveau abgesenkt wird?
Die Jungen wollen das, was die Boomer gerade auch haben/wollen. Niemand will länger arbeiten.

Private Vorsorge muss stärker unterstützt werden. Kapitalertragssteuer weg bei Einkommen bis 100.000 zB., Förderungen/Zulagen u. a. auch für ETF Invests

BAT

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« Antwort #515 am: 01.03.2024 10:59 »
Sollen sie zu 100 % AFD wählen, ich bin aber überzeugt davon, dass es sich etwas zu einfach gemacht wird, Millionen Bürger mit einem Handstreich vom Wahlrecht auszuschließen.

NelsonMuntz

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« Antwort #516 am: 01.03.2024 11:20 »
Auch wenn meine Ansicht randständig ist, das Problem ist ein strukturelles, politisches. Die Masse an Wählern sind inzwischen in der Rente oder 10 bis 15 Jahre davor.

Wir brauchen das Wahlrecht für alle, also auch für Kinder, ausgeübt durch die Beziehungsberechtigten.

Das würde auch mehr bringen, als irgendwelche kleinen Stellschrauben in Tarifverträgen für Kinder, wobei wir wieder beim Thema sind.

Eltern würden hier doch in der Regel lediglich Ihre eigene Stimme mehr gewichten. Kinder (insbesondere die kleinen) haben schlicht noch keine eigene, ausdifferenzierte politische Meinung. Ausnahmen mögen hier ab 15/16 die Regel bestätigen, aber das Wahlrecht ab 18 macht schon Sinn.

"Stellschrauben für Kinder" gehören auch nicht in Tarifverträge, sondern müssten allgemeingültig geregelt werden. Da wir hier immer auf die Zulagen für Beamte schielen, hier ein entsprechender Vorschlag (der Beamte und Kinderlose gleichermaßen auf die Palme treiben wird ;)):

Pro Kind iterierend 25% Ermäßigung auf den GKV-Beitrag.  ;D

BAT

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« Antwort #517 am: 01.03.2024 11:23 »
Natürlich, das Gegenteil ist der Fall: Kopfpauschale.

Zumal wir es mit einer Klientel zu tun haben, die recht oft das System in Anspruch nimmt.

Faunus

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« Antwort #518 am: 01.03.2024 14:17 »
Kinderwahlrecht - was für eine Satire  8)

BAT

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« Antwort #519 am: 01.03.2024 16:22 »
Kinderwahlrecht - was für eine Satire  8)

Jahrelange gelebte Praxis in tausenden Gremien.

Umlauf

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« Antwort #520 am: 04.03.2024 03:07 »
Ich bleibe auch bei der Ansicht, dass man nicht einerseits sagen kann, es sind zwei unterschiedliche Systeme, die nicht vergleichbar sind; aber dann zu fordern, dass die Tarifabschlüsse übertragen werden sollen - dass wäre nach dieser Forderung so, als ob IG Metall für die Stahlindustrie den Abschluss der Textilverarbeitung übernehmen würde.

Es kann doch nicht das Problem der einzelnen Beamten sein, wenn die AG/Dienstherren es nicht für Notwendig erachten für die Beamten eine andere (niedrigere) Erhöhung mit den Gewerkschaften zu verhandeln.
Ich würde da als DBB auch schön die Klappe halten und mich freuen das 1 zu 1 übernommen wird, dann muss ich nicht mehr selbst Verhandeln mit dem Risiko das der Abschluß schlechter wird.

Weiterhin gilt immer noch das Alimentationsprinzip, was wohl auch Grundlage für die hohen Kinerzuschläge ist.

Ich Neide es den Beamten nicht, denn Grundsätzlich steht am Anfang immer die Berufswahl und jedem stand es frei diesen Weg zu gehen.

Es geht eher darum, dass gesagt wird, dass ein Vergleich unsinnig ist, weil es zwei ganz verschiedene Systeme sind. Aber dann als Argument heranzuziehen "Die Angestellten bekommen jetzt xy %, also müssen wir das auch bekommen." macht halt keinen Sinn. Warum sollte das so gemacht werden, wenn die Systeme nicht miteinander vergleichbar sind?

Dass der DBB beide Gruppen vertritt, finde ich sowieso ziemlich merkwürdig.

Die Verdi vertritt zwar auch zig Branchen, aber es sind alles Arbeitnehmer, die sozialversicherungspflichtig sind und (ohne freiwillige Wahl ab ca. 66.000 Euro p.a. PKV) in der GKV versichert sind, also den gleichen Bedingungen von Vornherein unterliegen.


Um mit dieser Mär aufzuräumen, zitiere ich mich jetzt selbst:

Die Beamten komplett ignorieren wird für verdi schwierig.
Zitat des zuständigen verdi-Fachbereichs: „ver.di ist die Gewerkschaft für die Beamt*innen des Bundes, der Länder und der Kommunen.“
Gleiches gilt übrigens auch für Richter.
Ebenso tritt verdi bei vielen Personalratswahlen mit Beamtenlisten an.

Der dbb sitzt nicht wegen der Beamten in den Tarifverhandlungen. Das Kürzel dbb steht für dbb Beamtenbund und Tarifunion. Der Teilbereich Tarifunion ist die Vertretung für Tarifbeschäftigte. Gegründet wurde dieser Bereich als Gemeinschaft von Gewerkschaften und Verbänden des öffentlichen Dienstes (GGVöD) und ist seit 1974 zu Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst zugelassen. Von 1976 bis 1994 bestand eine Tarifgemeinschaft mit der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) und dem Marburger Bund. Im Zuge der gewerkschaftlichen Konzentration wurde „dbb Beamtenbund und Tarifunion“ gebildet. Gleiches geschah 2001 mit der heutigen verdi.

Hier also die Vertretung der Tarifbeschäftigten indirekt auszuschließen, die Mitglied einer der Gewerkschaften des dbb Beamtenbund und Tarifunion sind, ist schon mehr als dreist.

Umlauf

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« Antwort #521 am: 04.03.2024 03:12 »
Nachdem keiner den Brutto-Netto-Vergleich machen möchte: Hier ein Beispiel für 5 % Lohnerhöhung bei vergleichbaren Ausgangsbedingungen.

TVÖD-VKA 2024 E12S4 (Bayern; Lohnsteuerklasse I; keine Kinder)
100 % Arbeitszeit: 5594,63 € Brutto; 3406,36 € Netto
105 % Arbeitszeit: 5874,36 € Brutto; 3553,48 € Netto
entspricht: 4,3 % mehr Nettolohn durch 5 % Lohnerhöhung

Beamte BUND 2024 A12S6 (Lohnsteuerklasse I; keine Kinder)
100 % Arbeitszeit: 5458,23 € Brutto; 4157,23 € Netto
105 % Arbeitszeit: 5731,14 € Brutto; 4318,23 € Netto
entspricht: 3,8 % mehr Nettolohn durch 5 % Lohnerhöhung

Der Beamte hat also durch 5 % mehr nur 3,8 % mehr Nettolohn, der Angestellte aber sogar 4,3 % mehr Nettolohn.

und wenn man einen vergleichbaren Nettolohnempfänger (ohne PKV) nimmt:
A10S5
4337,08 ->3461,58
4553,93 -> 3600,43
4% Lohnsteigerung Netto bei 5% Brutto und "nur" 140€ mehr, während der Angestellte 150€ Netto mehr hat?

Also wo wie was Schere?

Ich muss also davon ausgehen, dass die vom Bund der Steuerzahler nicht rechnen können?

Ich kann nur sagen, dass von meiner Jahressonderzahlung und der LOB Zahlung nicht einmal 50 % übrig bleibt, das ist echt immer frustrierend.

Bei einer Tariferhöhung um beispielsweise 400 Euro, kommen auch nur so 180 Euro etwa an.

Damals war 64 Euro mehr = 30 Euro mehr netto; sieht brutto immer super aus, aber was ankommt, ist dann ein Witz


Das sieht aus folgenden Grund so hoch aus:


Mit dem monatlichen Gehalt wird der Arbeitnehmersteuerfreibetrag zu 1/12 verrechnet. Den kann man auf Erhöhungen oder Sonderzahlungen nicht erneut ontop verrechnen. Sonst würde diesen Freibetrag zu mehr als 100 Prozent bekommen.

brian

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« Antwort #522 am: 04.03.2024 07:08 »


Wir brauchen das Wahlrecht für alle, also auch für Kinder, ausgeübt durch die Beziehungsberechtigten.



Wer sagt, dass die Kinder das wählen würden was die Erziehungserechtigten ankreuzen?

TV-Ler

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« Antwort #523 am: 04.03.2024 07:23 »


Wir brauchen das Wahlrecht für alle, also auch für Kinder, ausgeübt durch die Beziehungsberechtigten.



Wer sagt, dass die Kinder das wählen würden was die Erziehungserechtigten ankreuzen?
Solange die Kinder Kinder sind, ist das irrelevant.
Eine solche Regelung würde den Stimmen von Eltern mehr Gewicht geben.
Vielleicht würden dann weniger Kinderlose an die Schaltstellen der Macht gespült werden?
Wenn es so wäre, stellt sich die Frage, ob das dann für eine bessere Politik sorgte?

brian

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #524 am: 04.03.2024 07:29 »
Eher für eine noch teurere und weitere BEstrafung von Menschen,d ie keine Kinder bekommen können oder wollen.  Die zahlen den ganzen Spass ja.