Gut, wenn du Staatsschulden nicht per se verurteilst -- wovon ich ausging, als ich meinen obigen Beitrag schrieb -- , dann sind wir wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander. Ja, ich bin auch der Meinung, dass nicht per se diese ungeprüft aufgenommen werden sollten, sondern ausschließlich dann, wenn "sie sich rechnen", also absehbar ist, dass der Staat im Vergleichsszenario ohne Aufnahme der Schulden zur Finanzierung der gerade zu bewertenden Maßnahme schlechter da stünde. Insofern, ja, halte ich keynsianische Wirtschaftspolitik, die in der Krise den Staat unterstützend eingreifen lässt, während er sich in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten durch höhere Steuern refinanziert, durchaus für sinnvoll.
Leider fällt die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte doch eher anders aus; zwar unterstützt der Staat in Krisen, baut dann aber nach deren Beendigung nicht seine Handlungsfähigkeit durch höhere Steuern wieder aus, sondern verbleibt bei den niedrigeren Steuersätzen. (Ok, es ist natürlich auch immer schwierig, die allgemeine Stimmungslage hinter sich zu behalten, wenn man die Steuern wieder anhebt; man blicke mal darauf, wie sich der Hotel- und Gastroverband gegen die Wiedereinsetzung der normalen Mehrwertsteuersätze für Restaurant-Besuche, die zu deren Förderung während Corona- und Energiekrise abgesenkt worden waren, gewehrt hat...)