Autor Thema: neue Tarifrunde  (Read 847216 times)

Tarifgeist

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3105 am: 06.10.2024 09:32 »
Sollte ja...aber so spielt halt das Leben, alles ist im Wandel. In den USA sind mehrere Arbeitsverhältnisse schon üblicher. Ich kann auch nur empfehlen die Arbeitszeit zu reduzieren und sich weitere Einkommensquellen zu erschließen. Das trägt dazu bei die Missstände im Hauptjob lockerer zu sehen und schafft zusätzliche Sicherheit, da man unabhängiger wird.

Ich finde eine solche Entwicklung gruselig! Außerdem entsteht die Produktivität sicherlich eher im Haupt-Job und nicht am Wochenende an der Kasse der Tankstelle!
Dann lieber die Option: Arbeitszeit auf 42-43h rauf und das "mehr" dann steuerfrei stellen, sowie in den Sozialversicherungen Beitraglich vergünstigten (z.B. Hälfte des normalen Beitrags oder so)...
Dann würde am Ende des Tages auch was bei rumkommen

BAT

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3106 am: 06.10.2024 11:09 »
Ach, so spät einen Termin als Kassenpatient? Manchmal kann eine Distanz vom Gesundheitssystem auch ganz gut sein ;) - es wird auch zu viel behandelt in D.

Die Hafenarbeiter in den USA haben übrigens ein 60 (!) prozentige Gehaltssteigerung erkämpft.

XLS

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3107 am: 06.10.2024 13:03 »
AZV auf 35 h - 36 h fände ich super. Wenn Verdi das durchsetzt, dann hole ich meinen verstaubten Mitgliedsantrag aus der Tiefe meiner Schublade und trete ein. :D

Ich bin ja für ein Lohnplus von 30% - da könntest Du dann auch mit TZ glücklich werden, oder? ;)

30 Prozent werden leider nicht kommen ... allenfalls 3 Prozent, die man aber netto infolge Erhöhung der Sozialabgaben fast nicht merken wird. Demgegenüber spürt man 4 Stunden AZV pro Woche deutlich.

Solange sich steuer- und abgabenpolitisch nichts tut (was allerdings nichts mit den Tarifverhandlungen zu tun hat), sind marginale Brutto-Entgelterhöhungen für mich nicht sonderlich erstrebenswert. Dann gibt es noch das Rentenargument "Entgeltsteigerungen sind wichtig für die Rente". Wenn aber das Rentenniveau regelmäßig abgesenkt wird, was wir uns über viele Jahre mühsam aufgebaut haben, dann zieht dieses Argument auch nicht mehr.

Mehr Freizeit bedeutet, dass du mehr Zeit hast, um Geld auszugeben  ;), ob dann ein Nicht-Ansteigen der Gehälter gut ist?

Mehr Freizeit bedeutet in erster Linie mehr Lebensgewinn, auch mehr Einsparungen sind möglich mit Blick darauf, was ich in der Mehrfreienzeit alles selbst erledigen kann, z. B. Handwerkliche Arbeiten, kreatives Veredeln.

Ich habe habe ja nichts gegen Lohnerhöhungen. Das Problem besteht jedoch darin, dass diese netto nicht bzw. in zu geringem Umfang auf dem Konto ankommen.

monkey

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3108 am: 06.10.2024 13:25 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.

KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3109 am: 06.10.2024 14:12 »
Ich glaube es werden sich noch einige umgucken wenn die Angebote der Arbeitgeber kommen… die Kommunen melden ohnehin schon alle Probleme mit den Haushalten… da wird nicht viel gehen… wenige Prozente und wie bei der Bahn gestaffelte Reduzierung der Arbeitszeit

Jedes mal das Gleiche. Probleme mit dem Haushalt, es ist nix da bla bla bla. Die Kohle für Bürgergeld und weitere Sozialleistungen ist immer reichlich vorhanden.

Was das Fachkräfteproblem angeht.. Wer sind denn jetzt die Fachkräfte? VFAs, ITler, Ingenieure, Ärzte ? Da wird doch schon immer fleißig gestritten. Logisch müsste man jede Berufsgruppe in diesem Sektor öD allein betrachten. Die haben doch gar keinen Bock drauf.
Stellenbewertungen auch ein großes AG Problem. Endloses Thema. Das wird kein Tarifvertrag ändern. Man müsste alles neu ausrichten.

Genau das, was du sagst.

Die Kommunen haben immer finanzielle Probleme. Die haben noch nie etwas anderes behauptet. Andere, die wichtige Branchen beheimaten, die nicht von der Krise betroffen sind, haben dafür umso mehr Geld. Aber ja klar, natürlich kommt das als Reaktion nach MIttwoch.
Personalausgaben beim Bund sind zwischen 8 und 9 %, also von daher können sie ruhig was raushauen

Und wie der Kollege sagt: So lange immer unnütze Leistungen noch finanziert werden, Ausreisepflichtigen noch schöne Leistungen geben, zeigt dieses Argument eigentlich nur eine ANTI-Wertschätzung der Menschen, die den Laden aufrecht halten. Nullrunde werden auch nicht möglich sein, da eine Nullrunde bei der Besoldung zurzeit niemals möglich ist.
Und wenn die Besoldung steigt und das Tarifgehalt nicht, hilft das bestimmt dabei, die Leute zu finden, die gesucht werden (und keine Beamte sind).


KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3110 am: 06.10.2024 15:02 »
Sollte ja...aber so spielt halt das Leben, alles ist im Wandel. In den USA sind mehrere Arbeitsverhältnisse schon üblicher. Ich kann auch nur empfehlen die Arbeitszeit zu reduzieren und sich weitere Einkommensquellen zu erschließen. Das trägt dazu bei die Missstände im Hauptjob lockerer zu sehen und schafft zusätzliche Sicherheit, da man unabhängiger wird.

Am besten direkt schwarz, um dem Staat direkt noch ein Schnippchen zu schlagen, was das hemmunglose und erbarmungslose Abkassieren durch Steuern und Sozialversicherungen angeht

KlammeKassen

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3111 am: 06.10.2024 15:08 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.

Weil die Mitarbeiter in den unteren Gruppen mehr verdienen als in der Privatwirtschaft. Deshalb gibt es von denen auch noch immer genug Bewerbungen. Die Stellen in den höheren Entgeltgruppen sind - was die Anzahl potentieller Kandidaten angeht - ohnehin beschränkt, da nicht allzu viele Leute über die Qualifikationen verfügen. Die, die über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, können sich daher mehr oder weniger "aussuchen", wo sie arbeiten. Und insbesondere im öffentlichen Dienst verdienen diese Leute im Vergleich zur Privatwirtschaft weniger. Darum ist es so schwierig, diese Stellen zu besetzen. Es braucht daher klare lineare Erhöhungen.

Kurzzusammenfassung:
A) Untere Entgeltgruppen: Hohe Anzahl potentieller Arbeitskräfte = Bezahlung dennoch besser als PW
B) Obere Entgeltgruppen: Niedrige Anzahl potentieller Arbeitkräfte = Bezahlung schlechter als PW

Hier sieht man den krassen Widerspruch, bzw. was du als "Passt nicht zusammen" bezeichnest.
Es gibt in den unteren Entgeltgruppen nahezu immer genügend Bewerbungen, dort muss sich nicht viel ändern, weil dort das Gehalt zur PW besser ist und der Job auch noch sicherer ist (für Arbeitskräfte in den Gruppen also doppeltes Plus)

monkey

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3112 am: 06.10.2024 15:26 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.

Weil die Mitarbeiter in den unteren Gruppen mehr verdienen als in der Privatwirtschaft. Deshalb gibt es von denen auch noch immer genug Bewerbungen. Die Stellen in den höheren Entgeltgruppen sind - was die Anzahl potentieller Kandidaten angeht - ohnehin beschränkt, da nicht allzu viele Leute über die Qualifikationen verfügen. Die, die über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, können sich daher mehr oder weniger "aussuchen", wo sie arbeiten. Und insbesondere im öffentlichen Dienst verdienen diese Leute im Vergleich zur Privatwirtschaft weniger. Darum ist es so schwierig, diese Stellen zu besetzen. Es braucht daher klare lineare Erhöhungen.

Kurzzusammenfassung:
A) Untere Entgeltgruppen: Hohe Anzahl potentieller Arbeitskräfte = Bezahlung dennoch besser als PW
B) Obere Entgeltgruppen: Niedrige Anzahl potentieller Arbeitkräfte = Bezahlung schlechter als PW

Hier sieht man den krassen Widerspruch, bzw. was du als "Passt nicht zusammen" bezeichnest.
Es gibt in den unteren Entgeltgruppen nahezu immer genügend Bewerbungen, dort muss sich nicht viel ändern, weil dort das Gehalt zur PW besser ist und der Job auch noch sicherer ist (für Arbeitskräfte in den Gruppen also doppeltes Plus)

Du machst ein anderes Fass auf als das auf welches ich geantwortet habe. Es ging darum, ob das Gehalt zum Leben reicht. Dass du gegen Sockelbetrag bist und für eine Erhöhung in den oberen Gruppen um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat inzwischen bestimmt schon jeder gelesen. Eine valide Position, die ich nur nicht teile.

MoinMoin

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« Antwort #3113 am: 06.10.2024 16:03 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.
Also ein 9aler, der 2-3 Kinder und einen Partner zu versorgen hat, der dürfte in diversen Orten Bürgergeld on Top bekommen können.
Für einen Single Reicht das Vollzeitgehalt sicherlich zum Leben, ist ja oberhalb des Mindestlohnes.
Ob man sich allerdings als Single mit ner 5er Stelle 3 Mal im Jahr die Kanaren gönnen kann, hängt doch extrem vom Wohnort ab.

Und ja, wenn es eine Stundenreduktion ohne bei vollem monats Lohnausgleich gibt, dann bekommt ein Teilzeitler mehr Geld ohne Zeitaufstockung, da sich der Stundenlohn erhöht. Und der VZ müsste seine Stunden aufstocken dürfen um mehr Lohn zu erhalten.

KlammeKassen

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« Antwort #3114 am: 06.10.2024 17:49 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.

Weil die Mitarbeiter in den unteren Gruppen mehr verdienen als in der Privatwirtschaft. Deshalb gibt es von denen auch noch immer genug Bewerbungen. Die Stellen in den höheren Entgeltgruppen sind - was die Anzahl potentieller Kandidaten angeht - ohnehin beschränkt, da nicht allzu viele Leute über die Qualifikationen verfügen. Die, die über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, können sich daher mehr oder weniger "aussuchen", wo sie arbeiten. Und insbesondere im öffentlichen Dienst verdienen diese Leute im Vergleich zur Privatwirtschaft weniger. Darum ist es so schwierig, diese Stellen zu besetzen. Es braucht daher klare lineare Erhöhungen.

Kurzzusammenfassung:
A) Untere Entgeltgruppen: Hohe Anzahl potentieller Arbeitskräfte = Bezahlung dennoch besser als PW
B) Obere Entgeltgruppen: Niedrige Anzahl potentieller Arbeitkräfte = Bezahlung schlechter als PW

Hier sieht man den krassen Widerspruch, bzw. was du als "Passt nicht zusammen" bezeichnest.
Es gibt in den unteren Entgeltgruppen nahezu immer genügend Bewerbungen, dort muss sich nicht viel ändern, weil dort das Gehalt zur PW besser ist und der Job auch noch sicherer ist (für Arbeitskräfte in den Gruppen also doppeltes Plus)

Du machst ein anderes Fass auf als das auf welches ich geantwortet habe. Es ging darum, ob das Gehalt zum Leben reicht. Dass du gegen Sockelbetrag bist und für eine Erhöhung in den oberen Gruppen um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat inzwischen bestimmt schon jeder gelesen. Eine valide Position, die ich nur nicht teile.

Wie gesagt, ich beziehe mich hier auf die Verwaltung. Du beziehst dich auf Pflege; dort ist das auch etwas anders. Im TVöD-V sind die Höchstqualifizierten (Ärzte, Tierärzte) mit in die normale Entgelttabelle gepackt. Bei euch (zumindest sofern es kommunale Krankenhäuser sind) sind Ärzte ja auch nicht einmal in der "normalen" Tabelle erfasst, da die Ärzte in kommunalen Kliniken über den Marburger Bund mit der VKA verhandeln. Daher mag sich das bei euch ohnehin alles etwas anders darstellen. Bei euch kommt natürlich auch hinzu, dass ihr noch (im Gegensatz zu den meisten in der Verwaltung, da für die meisten keine Arbeiten außerhalb der Rahmenzeit (Mo-Fr 6-21 Uhr) anfallen) Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste bekommt. Dies wirkt sich natürlich auch positiv auf das Gehalt auf, da diese teilweise steuer- und sozialabgabenfrei sind; da kommt dann auch wenigstens netto ordentlich etwas an.

Meine Meinung bzw. Antwort bezog sich eher darauf, dass du meintest, dass hier Sockelbeträge, die den unteren Entgeltgruppen helfen, nicht willkommen sind. Dies liegt zum großen Teil auch daran, dass verdi - zumindest seitdem es den TVöD gibt (vorher weiß ich es nicht) - schon oft genug bei Abschlüssen mit Sockel- oder Mindestbeträgen gearbeitet hat. Die Tabelle ist dadurch schon deutlich gestaucht wurden im Laufe der Jahre. Es ist nun nicht so, dass es das nie oder nur selten gegeben hätte. In anderen Tarifabschlüssen wüsste ich nicht, dass so oft eine "Sozialkomponente" enthalten war.

Schade, dass du das anders siehst. Es ist für die verbliebenen Kollegen aber echt übel, wenn Stellen ewig nicht besetzt werden können, weil das Gehalt zu schlecht ist. Diese hauen dann oft nach und nach auch in den Sack, weil das schon belastend ist (zusätzlich zu der ohnehin schon schlechteren Bezahlung im Vergleich zur PW). Ich habe in meiner Abteilung noch einigermaßen Glück, in anderen Abteilungen/Ämtern sieht das aber schon anders aus mit den nichrbesetzten Stellen und dadurch entsteht (auch, es gibt natürlich auch immer andere Gründe) auch Unzufriedenheit, die sich nicht gerade in qualifizierter Arbeit widerspiegelt. Da kommt ein Teufelskreis in Gange, der nur durch genügend qualifiziertes Personal wieder durchbrochen werden kann.

monkey

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« Antwort #3115 am: 06.10.2024 18:23 »

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.
Also ein 9aler, der 2-3 Kinder und einen Partner zu versorgen hat, der dürfte in diversen Orten Bürgergeld on Top bekommen können.
Für einen Single Reicht das Vollzeitgehalt sicherlich zum Leben, ist ja oberhalb des Mindestlohnes.
Ob man sich allerdings als Single mit ner 5er Stelle 3 Mal im Jahr die Kanaren gönnen kann, hängt doch extrem vom Wohnort ab.

Und ja, wenn es eine Stundenreduktion ohne bei vollem monats Lohnausgleich gibt, dann bekommt ein Teilzeitler mehr Geld ohne Zeitaufstockung, da sich der Stundenlohn erhöht. Und der VZ müsste seine Stunden aufstocken dürfen um mehr Lohn zu erhalten.

Ist das überhaupt noch ein valides Lebenskonzept? Der Alleinverdiener? Und nur damit es keine Missverständnisse gibt: Ernstgemeinte Frage. Das könnte ich mir z.B. gar nicht mehr vorstellen, dass nicht wenigstens Teilzeit vom Partner angestrebt wird. Das Geld wäre hier in Hamburg viel zu knapp.

Brownyy

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« Antwort #3116 am: 06.10.2024 19:47 »

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Ja, ein Nebenverdienst macht richtig Sinn. Der Hauptjob sollte zum Leben reichen, oder nicht?

Man kann auch übertreiben. Welches Vollzeitgehalt im TVÖD reicht denn nicht zum Leben? Die unteren Gruppen vielleicht. Gleichzeitig will aber keiner Sockelbeträge, die die unteren Gruppen bevorteilen. Passt nicht zusammen.

In Deutschland gibt es stand Heute sehr viele, die täglich darum kämpfen über die Runden zu kommen. Erwerb von Wohneigentum? Kaum möglich. Miete? So hoch wie lange nicht. Lebenshaltungskosten? Erheblich gestiegen, im Vergleich zum Gehalt. Familienleben ohne größere Sorgen geht nur noch bei 2 Vollzeitverdienern.

Es kann keinen Sinn machen, sich einen Zweitjob suchen zu müssen. Wir sprechen einerseits über Work-Life-Balance, andererseits sprichst du an, dass zum Hauptjob noch ein Mini-Job ein adäquates Mittel ist. Sorry, da bin ich raus.

Der Sockelbeitrag steht darum erheblich in der Kritik, da er Jobs unterschiedlich bewertet. Warum sollte eine EG5/6 prozentual höher belohnt werden als eine EG 10/11?

Johannes1893

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3117 am: 06.10.2024 19:54 »
Ich bin sicher das sowohl in der Forderung als auch in den Verhandlungen der Fokus auf dem Mindestbetrag liegen wird. Für ver.di ist das der absolute Dauerbrenner.

Oikos

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3118 am: 06.10.2024 20:32 »
Es geht nicht um Missgunst, sondern um Gleichbehandlung; warum soll dein Kollege im Zimmer, der die gleichen Aufgaben macht, eine deutlich schlechtere Behandlung bekommen?

Mir ist aber schon klar, dass alle, die jetzt die gute Behandlung erfahren, sich niemals für eine Reform aussprechen würden. Ist die Logik des Gesetzes.


Wenn es dir um Gleichbehandlung geht und du es gut finden würdest, wenn alle gleich schlecht behandelt werden, dann ist es Missgunst.
Du gönnst jemand anderem nicht, dass er besser behandelt wird, obwohl du keinen Vorteil davon hast, wenn er genauso (schlecht) wie du behandelt wird - das ist so ziemlich die Definition von Missgunst.

Oikos

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Antw:neue Tarifrunde
« Antwort #3119 am: 06.10.2024 20:35 »
AZV auf 35 h - 36 h fände ich super. Wenn Verdi das durchsetzt, dann hole ich meinen verstaubten Mitgliedsantrag aus der Tiefe meiner Schublade und trete ein. :D

So richtig habe ich nie verstanden, warum man so scharf auf eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit ist.
Statt einer Arbeitszeitverkürzung ist doch eine prozentuale Entgelterhöhung viel sinnvoller, da diejenigen, die lieber die Arbeitszeit verkürzen wollen zulasten der Entgelterhöhung, einfach eine Teilzeit beantragen können.
Umgekehrt geht das (leider) nicht.

Eine Arbeitszeitverkürzung kann aber für alle jetzigen Teilzeitkräfte ganz geil sein. Ich hatte das schon mal etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich bin aktuell bei 30,8 Stunden, was 80% von 38,5 Stunden Vollzeit entspricht. Da ich mit meiner Stundenanzahl sehr zufrieden bin, könnte ich bei AZV auf 36 Stunden auf 85,55% erhöhen um bei 30,8 Stunden zu bleiben. Dann kriege ich nochmal 5,55% mehr Gehalt neben der verhandelten Erhöhung.

Und mehr Freizeit für das gleiche Geld? Weiß nicht, wie VZ-Kräfte dagegen sein können. Die gewonnene Zeit könnte ja auch für einen Nebenverdienst genutzt werden.

Nochmal: wer weniger arbeiten will und dafür auf eine Gehaltserhöhung verzichten möchte, kann ja entsprechend Teilzeit beantragen.
So können alle, egal ob sie pro mehr Geld oder pro mehr Freizeit sind, glücklich werden.