Autor Thema: Rente für Beamte  (Read 20848 times)

Rentenonkel

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 461
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #120 am: 15.03.2024 08:45 »
Hubertus Heil hat gesagt, dass er sich eine Reform nach dem Modell Österreichs vorstellen könnte.

Dieses Modell ist jedoch anders, als viele glauben. So wurde in Österreich neben den bisherigen Säulen der Rentenversicherung eine weitere Säule eingeführt: Die Versicherungsanstalt für öffentlich Bedienstete.

In dieser Säule sind Beamte nicht pflichtversichert, dennoch müssen sie sukzessive einen Eigenbeitrag mit einzahlen. Das hängt ab vom Geburtsdatum und auch vom Zeitpunkt der erstmaligen Verbeamtung. Zusätzlich zu diesem Eigenbeitrag muss auch der Dienstherr einen Beitrag leisten.

Die Einnahmen kommen allerdings nicht der Sozialversicherung zugute, sondern werden dem österreichischen Bundesbudget zugerechnet. Die Versicherungsanstalt für öffentlich Bedienstete legt das Geld also wieder beim Staat als Darlehen an. Über diesen Umweg profitiert die Versicherungsanstalt davon, dass sie zunächst Gelder einnimmt, ohne tatsächlich Ausgaben zu produzieren. Die jetzigen Alt-Pensionäre müssen von den österreichischen Dienstbehörden zusätzlich alimentiert werden. Bei denjenigen, die teilweise eingezahlt haben, gibt es eine komplizierte Mischberechnung.

Beamte erhalten dafür einen Ruhegenuss vom Staat und leisten dafür einen Beitrag in der Höhe von 12,55 % ihrer Bemessungsgrundlage. Diese besteht aus dem Gehalt und den als ruhegenussfähig erklärten Zulagen (ohne Höchstgrenze). Der Ruhegenuss beträgt für jedes ruhegenussfähige Dienstjahr 2,2222% der RGB; mit 45 Jahren werden 100% der RGB erreicht. (Vorher lediglich 80 %). Da mit dem Eigenbeitrag auch eine spürbare Verbesserung in der Altersvorsorge erreicht wurde, hat man auch die Beamten mit ins Boot geholt.

Angestellte zahlen dagegen nur 10,25 % von ihrem Brutto, erhalten dafür allerdings auch weniger Rente. Pro Versicherungsjahr werden lediglich 1,78 % der Berechnungsgrundlage für die Rentenberechnung berücksichtigt. 

Allerdings ist das System so ausgelegt, dass (ähnlich wie bei uns die VBL) der Dienstherr durch seinen Beitrag die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ausgleichen muss. Österreich erhofft sich, dass die zusätzlichen Beiträge in Zukunft durch wegfallende Alt Pensionen aufgefangen werden können. Abwarten, ob die Rechnung aufgeht.

Vielleicht übernimmt in D die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) diese Aufgabe.

Ein solches Umschichten könnte daher für größere Akzeptanz in der Bevölkerung für höhere Alterseinkünfte sorgen (die Beamten haben ja mehr eingezahlt), dient auch der Transparenz und dient auch, vor dem Hintergrund des Urteils des BVerfG, dem Umgehen der Schuldenbremse.

Wie hier schon mehrfach angedeutet wurde, müssten dann allerdings in D voraussichlich die Bruttobezüge der Beamten steigen, damit das Ausmaß der Unteralimentation nicht noch größer wird. Bei einer Verbesserung der staatlichen Altersbezüge würden allerdings die vom BVerfG angesetzten Ausgaben für die zusätzliche Altersvorsorge wegfallen und somit müssten die Dienstherrn diesen Beitrag nicht vollständig, aber doch in wesentlichen Teilen ausgleichen.

Kurzum: Wenn sich die Pension durch einen eigenen Beitrag spürbar verbessern würde und die Bruttobezüge dann auch noch etwas angehoben würden, ist der Vorschlag von Hubertus Heil überlegenswert.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,704
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #121 am: 15.03.2024 09:40 »
Und wo ist nun die Verbesserung für das allgemeine Rentensystems zu finden?

Wir ja immer besser...

Schmitti

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 883
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #122 am: 15.03.2024 11:09 »
Um die ganze Hin- und Herrechnerei zu bewerkstelligen, werden ja wieder einige Stellen benötigt, auf die man dann Beschäftigte setzt, die damit dann Rentenbeiträge zahlen  ::)

Organisator

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,864
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #123 am: 15.03.2024 14:16 »
Und wo ist nun die Verbesserung für das allgemeine Rentensystems zu finden?

Wir ja immer besser...

Dies ist aus meiner Sicht eine Scheindiskussion.
Eine Verbesserung im Sinne von Einsparung wäre nur dann gegeben, wenn dem einen oder dem anderen die Altersbezüge gekürzt werden würden. Ob man dazu nun Systeme zusammenwirft oder dies in separaten Systemen macht, ist egal.

Interessant wäre der Grund, warum so eine Diskussion geführt wird.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,704
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #124 am: 17.03.2024 10:36 »
Na, ob nicht sowieso schon eine Kürzung da ist wegen der steigenden nachgelagerten Besteuerung der Renten?

2strong

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,495
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #125 am: 17.03.2024 12:47 »
Der Heil war diese Woche ja bei der Illner. Das qar in .einen Augen eine der besten Sendungen seit Ewigkeiten. Was mir z. B. nicht in diesem Ausmaß bewusst war: Für jeden Monat, den man in der GRV über die Altersgrenze hinaus arbeitet, erhöht sich der Rentenbezug um 0,5%. Nach einem Jahr sind das also 6%, nach zwei Jahren 12% und wer - von heute an gerechnet bis fast - 70 arbeitet, bekommt 18% mehr. Das fand ich schon erstaunlich. Und wäre tatsächlich für man einen eine deutliche Verbesserung. Denn allein von <50% des Durchschnittssalärs leben zu müssen, ist keine rosige Aussicht.

Britta2

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 683
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #126 am: 17.03.2024 13:07 »
Hubertus Heil hat gesagt, dass er sich eine Reform nach dem Modell Österreichs vorstellen könnte. ...

Vorstellen-grübeln-träumen-wünschen-planen- ....  (seit wann wird darüber bereits diskutiert OHNE irgendwelche BESCHLÜSSE und ÄNDERUNGEN?) - das wird doch nie was! Das ist nur "wir reden mal drüber und beruhigen das Volk"

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,567
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #127 am: 17.03.2024 13:22 »
Der Heil war diese Woche ja bei der Illner. Das qar in .einen Augen eine der besten Sendungen seit Ewigkeiten. Was mir z. B. nicht in diesem Ausmaß bewusst war: Für jeden Monat, den man in der GRV über die Altersgrenze hinaus arbeitet, erhöht sich der Rentenbezug um 0,5%. Nach einem Jahr sind das also 6%, nach zwei Jahren 12% und wer - von heute an gerechnet bis fast - 70 arbeitet, bekommt 18% mehr. Das fand ich schon erstaunlich. Und wäre tatsächlich für man einen eine deutliche Verbesserung. Denn allein von <50% des Durchschnittssalärs leben zu müssen, ist keine rosige Aussicht.
Ein AN der 45 Jahre Durchschnittseinzahler war bekommt ungefähr 58% seines letzten Nettoeinkommens als Nettorente ausgezahlt (wenn er zu denen gehört die 100% Rentenbesteuerung haben), also nicht <50% des letzten Salärs, aber ohne VBL und andere Einkünfte durchaus mäßig.

2strong

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,495
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #128 am: 17.03.2024 15:43 »
Die Nettobedingungen sind ja stets individuell. Das Rentenniveau liegt bei 48% des Lebensdurchschnittseinkommens innerhalb der Grenzen der Beitragsbemessungsgrenze.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,704
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #129 am: 17.03.2024 16:50 »
Wenn das Haus abgezahlt ist und saniert, ich ein durchschnittlicher Beschäftigter im öD bin und noch VBL habe, dürfte ich ab Rentenbeginn mehr Geld haben.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,567
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #130 am: 17.03.2024 20:34 »
Die Nettobedingungen sind ja stets individuell. Das Rentenniveau liegt bei 48% des Lebensdurchschnittseinkommens innerhalb der Grenzen der Beitragsbemessungsgrenze.

man lebt aber nicht vom Bruttosalär, sondern vom Nettosalär und wie jedem klar ist, sind die Abgaben während des Lebensdurchschnittseinkommen um einiges höher als die zur Rentenzeit, also ist die Aussage, dass man 48% hat einfach nichtssagend bzgl. der Reduktion des zur Verfügung stehende Geld zur Rentenzeit.
 
Aber wer sich schlecht fühlen will, der kann natürlich stumpf davon ausgehen, dass er weniger 50% als vorher hat, wenn er in Rente geht und sich dann von der Realität freudig überrascht fühlen.

Ach ja, die Renteneinzahlungszeiten und höhen sind im übrigen auch stets individuell, also warum sollte man dann nicht auch den Nettobetrag auf dieser Weise betrachten dürfen?

2strong

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,495
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #131 am: 18.03.2024 00:49 »
Die 48% vom Durchschnittsbrutto sind immerhin der zentrale Orientierungswert der gesamten gesetzlichen Rentensystematik. Und im Gegensatz zu allen von Dir angeführten Parametern ist dieser der einzige objektive und damit generalisierbare. Und wenn man Pech hat, verdient liegt das Einkommen noch oberhalb der JAEG und dann fällt der Cut sogar noch höher aus.

Was den Nettovergleich betrifft:
Selbstverständlich darf man den vergleichen. Auf individueller Ebene ist das vermutlich auch der interessantere Wert. Nur für einen Vergleich über eine heterogene Personengruppe ist er halt untauglich. Und deshalb arbeitet die Rentenversicherung mit diesem Wert auch nicht.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,567
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #132 am: 18.03.2024 07:38 »
Der Heil war diese Woche ja bei der Illner. Das qar in .einen Augen eine der besten Sendungen seit Ewigkeiten. Was mir z. B. nicht in diesem Ausmaß bewusst war: Für jeden Monat, den man in der GRV über die Altersgrenze hinaus arbeitet, erhöht sich der Rentenbezug um 0,5%. Nach einem Jahr sind das also 6%, nach zwei Jahren 12% und wer - von heute an gerechnet bis fast - 70 arbeitet, bekommt 18% mehr. Das fand ich schon erstaunlich. Und wäre tatsächlich für man einen eine deutliche Verbesserung. Denn allein von <50% des Durchschnittssalärs leben zu müssen, ist keine rosige Aussicht.
Ein AN der 45 Jahre Durchschnittseinzahler war bekommt ungefähr 58% seines letzten Nettoeinkommens als Nettorente ausgezahlt (wenn er zu denen gehört die 100% Rentenbesteuerung haben), also nicht <50% des letzten Salärs, aber ohne VBL und andere Einkünfte durchaus mäßig.
@2Strong:
Deine ob fettmarkierte Aussage ist natürlich korrekt, dass damit leben nicht rosig ist.
Allerdings wird der Durchschnittssalärrentner, der eine Bruttorente in Höhe von 48% Prozent seines letzten Bruttogehalt erhält, wesentlich mehr als die von dir angedeuteten unter 50% seines letzten zur Verfügung stehendem Nettogehaltes als Nettorente erhalten, als Single wird er dann ~58% Prozent bekommen (was auch nicht rosig ist).
Ich habe mit Single und 100% Versteuerung der Rente gerechnet, dürfte also in der Regel in der nächsten Zeit noch höher sein, oder?
Die Nettobedingungen sind ja stets individuell. Das Rentenniveau liegt bei 48% des Lebensdurchschnittseinkommens innerhalb der Grenzen der Beitragsbemessungsgrenze.

Natürlich hängt das von seinen individuellen Lebenssituation ab, da gebe ich dir auch recht, sollte er als Rentner noch Kinder bekommen, sieht es anders aus, auch wenn er heiratet, aber das sind nur Detailfragen denken.
In der Regel gibt es doch nur 2 Varianten: Single oder verheiratet. Und bei letzter Konstellation ist da natürliche der Steuerklassen Faktor, also der Einkommensgap, zu berücksichtigen.

Frage: Das Rentenniveau liegt doch nicht bei 48% des Lebensdurchschittseinkommens?
Ich dachte die 48% ist das Rentenniveau bezogen auf das letzte Einkommen, wenn man lebenslang das Durchschnittseinkommen verdient (also 1 Rentenpunkt pro Jahr).   

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,704
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #133 am: 18.03.2024 09:02 »
Der Heil war diese Woche ja bei der Illner. Das qar in .einen Augen eine der besten Sendungen seit Ewigkeiten.

Natürlich war sie das, recht interessante Gäste, eine gute Kontroverse und nicht zum 1000. Mal Putin.

Interessant, wie offen Heil Fakten nicht als Maßstab für seine Politik annehmen möchte. Auch eine Form von Mut und Ehrlichkeit.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,704
Antw:Rente für Beamte
« Antwort #134 am: 18.03.2024 09:04 »

Frage: Das Rentenniveau liegt doch nicht bei 48% des Lebensdurchschittseinkommens?
Ich dachte die 48% ist das Rentenniveau bezogen auf das letzte Einkommen, wenn man lebenslang das Durchschnittseinkommen verdient (also 1 Rentenpunkt pro Jahr).   

Ja, sicher. Wieso kommst du auf etwas Anderes?