Autor Thema: Sollte man in Deutschland Richter werden?  (Read 8398 times)

clarion

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #75 am: 18.04.2024 18:05 »
Da sich so viele über sogenannte Plattitüden aufregen,  muss ich noch mal darauf eingehen.
Warum gibt es wohl  Sprüche,  die immer wieder und in mehrere Lebenslagen wieder kehren?  Weil diese Sprüche auf viele Situationen passen.

Ich verstehe Love it, leave it, change it auch eher so, dass man eine immmer unerträglichere Situationen verlassen sollte, wenn man sie nicht ändern kann. Das ist gesünder für die eigenen Seele und auch für Mitmenschen um einen herum.

Weiter oben berichtete jemand von seiner besseren Hälfte. Die Situation, die da beschrieben ist, ist mit mehr Geld nicht zu verbessern. Man hat ja keine Zeit selbiges die auszugeben. Sondern man  bräuchte deutlich mehr Personal. Gibt es überhaupt genügend Arbeit suchende Voll - Juristen, um das Personal nennenswert aufzubauen?

Solange Juristen ähnlich Mangelware wie Ingenieure,  Ärzte, Lehrer,..... sind, werden die großen Kanzleien noch mehr Geld aufbieten, um genügend gute Leute zu bekommen. Dass

Thomber

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #76 am: 22.04.2024 08:25 »
Zitat
Solange Juristen ähnlich Mangelware wie Ingenieure,  Ärzte, Lehrer,..... sind, werden die großen Kanzleien noch mehr Geld aufbieten, um genügend gute Leute zu bekommen.

Eine Kanzlei - das natürlich Habitat der Juristen, korrekt.
Als Leiter von Gruppen, Referaten oder gar ganzen Ämtern und Behörden, zwar historisch so vorgegeben, aber unnötig. (So, wie ein Arzt in einen medizinischen Bereich gehört, sollte ein Jurist im Rechtsbereich eingesetzt werden.)

Taigawolf

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #77 am: 22.04.2024 16:41 »
Soviel dazu:

https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100391186/cum-ex-skandal-ex-chefermittlerin-geht-hart-mit-der-politik-ins-gericht.html

Hier einige prägnante Zitate aus dem Artikel:

- "Brorhilker habe um ihre Entlassung aus dem Beamtenverhältnis gebeten[...]"
- Dem WDR sagte Brorhilker: "Ich war immer mit Leib und Seele Staatsanwältin, gerade im Bereich von Wirtschaftskriminalität, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird." Dies lasse sich in einem Satz zusammenfassen: "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen."
- "Brorhilker sprach sich für mehr Personal in der Strafverfolgung [...] aus."

Alter Richter

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #78 am: 25.04.2024 17:26 »
Sollte man heutzutage in Deutschland Richter werden.

Wenn man was kann: Klares Nein, denn

-du musst dann die Drecksjobs machen, weil mittlerweile zu viele da sind, die wenig bis gar nichts können,

- die Justizverwaltungen reden alles schön (auf deutsch: lügen, wenn sie den Mund aufmachen),

- über die Besoldung muss man gar nicht reden,

- du wirst mittlerweile ob deiner Berufswahl nicht mehr nur verschämt, sondern offen belächelt.

PS: Bei uns im Bezirk können sie zuletzt gar nicht so viele Assessoren einstellen, wie sie wieder gehen. Natürlich nur eine „unglückliche Momentaufnahme“, so die (s.o.) Justizverwaltung.

2strong

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #79 am: 25.04.2024 23:19 »
Ärgere Dich nicht. Frustrierte Frauen über 50 gibt es häufiger und die paar Mark bei Cum-Ex machen die Bock auch nicht fett.

Taigawolf

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #80 am: 26.04.2024 07:38 »
Ärgere Dich nicht. Frustrierte Frauen über 50 gibt es häufiger und die paar Mark bei Cum-Ex machen die Bock auch nicht fett.

Man kann geteilter Ansicht sein, wann es sich um ein paar Mark handelt. Dennoch geht es hier schlicht und ergreifend ums Prinzip. Wenn unsereins das Finanzamt reinlegen würde, dann wäre was los. Deshalb finde ich das Zitat "die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen" nicht nur wahr, sondern zugleich äußerst bedenklich für einen Rechtsstaat.

Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird. Solche Dinge tragen massiv zum Frust bei der Bevölkerung über die Politik bei. Was das auf Dauer bewirkt ist denke ich jedem klar.

Es ist daher meiner Meinung nach keineswegs nur "eine frustrierte Dame". Hier geht es hinter den Kulissen um so viel mehr, was eigentlich das Herz unseres Rechtsstaates sein sollte. Das ist in Wahrheit ein Paukenschlag für ebendiesen.

Thomber

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #81 am: 26.04.2024 07:57 »
Die Finanzämter behandeln alle Menschen in vergleichbaren Fällen gleich, so wie die Richtenden auch alle vergleichbaren Kriminellen gleich behandeln. Sieht man doch aktuell sehr gut - alle schuldunfähig. 
Diese "Täter" sind die Opfer der Gesellschaft - Ihnen muss geholfen werden. Ein Trauma erlitten zu haben, darf kein negatives Stigmata sein.   


Zitat
Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird.
  Bitte zu beachten, dass Regierungskritik als demokratiefeindlich eingestuft ist. Nur pöse rechte und damit automatisch anti-demokratische Kräfte sehen Anlass zur Kritik an Scholz & Co..

Ich werde gleich mal in Chorweiler anrufen ...


 :P

Taigawolf

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #82 am: 26.04.2024 08:14 »
Die Finanzämter behandeln alle Menschen in vergleichbaren Fällen gleich, so wie die Richtenden auch alle vergleichbaren Kriminellen gleich behandeln. Sieht man doch aktuell sehr gut - alle schuldunfähig. 
Diese "Täter" sind die Opfer der Gesellschaft - Ihnen muss geholfen werden. Ein Trauma erlitten zu haben, darf kein negatives Stigmata sein.   


Zitat
Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird.
  Bitte zu beachten, dass Regierungskritik als demokratiefeindlich eingestuft ist. Nur pöse rechte und damit automatisch anti-demokratische Kräfte sehen Anlass zur Kritik an Scholz & Co..

Ich werde gleich mal in Chorweiler anrufen ...


 :P

Ich stelle gerade fest, dass ich früher über sowas unbeschwert lachen konnte. Heute schwingen da plötzlich tatsächlich auch noch ernstere Gefühle und Gedanken mit, da das inzwischen leider immer mehr aus dem satirischen Eck rückt und zur Realität wird. Wie hat es Dieter Nuhr vor einer Weile mal formuliert: "Die Politik wird für uns Komiker immer mehr zur echten Konkurrenz".

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #83 am: 28.04.2024 10:00 »
Richter dürften heutzutage leichtes Spiel haben, da unter den Anwälten noch viel mehr Dilettanten unterwegs sind, als in ihrer eigenen Berufsgruppe. Die Zahl der durch Anwälte verursachten Verfahrens- und Einschätzungsfehler hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vervielfacht. Viele reißen auch Mandate an sich, weil die Versicherung de facto zahlt, obgleich in vielen Fällen keinerlei Chance auf Erfolg besteht. Das Problem ist, dass man als Mandant immer die Katze im Sack kauft und die große Enttäuschung meist erst vor Gericht, also wenn es schon zu spät ist, kommt. Dann hilft dem unvorbereiteten Laien mit anmutenden Erbsenhirn auch kein Anzug und Kanzlei in Bestlage mehr.

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #84 am: 28.04.2024 14:00 »
Diese Erkenntnisse hast Du von der 7b in der letzten Projektwoche erarbeiten lassen, nehme ich an.

Studienrat

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #85 am: 29.04.2024 20:36 »
Diese Erkenntnisse hast Du von der 7b in der letzten Projektwoche erarbeiten lassen, nehme ich an.

Diese Sprüche kenne ich nur von der Schulaufsichtsbehörde.
Der Verein, in dem durch Hochbücken und Klinken putzen Karriere (von A13 zu A14) möglich ist.
Alle meine Kollegen lieben dich!
Dort scheinst du gemäß der Anzahl deiner Beiträge auf jeden Fall viel Zeit zu haben.
Naja, lieber hier den Größenwahn deiner Inhalte und deines dir selbst gewählten Namens absondern, als meiner  sowieso schon gebeutelten Berufsgruppe noch zusätzlich an den Nerven zu sägen. Vielleicht steckt hinter dem Wahn aber auch nur der Schrei nach, na du weißt schon, Aufmerksamkeit usw.
Mir gefallen deine Beiträge auch vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass ich nicht der letzte bin, der in der Schlange steht.

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #86 am: 29.04.2024 21:49 »
Genau so denke ich mir das: Einmal etwas vorbereitet (hier: einen Text), kann man ihn den Rest des Berufslebens recyceln, ob er passt oder nicht. Du machst Deinem Stand alle Ehre.

Habe gestern aber auch noch was zum Thema gelesen, was u. a. den Threatersteller interessieren dürfte (bezieht sich allerdings allein auf NRW):
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/staatsanwaltschaft-nrw-nordrheinwestfalen-unerledigte-faelle-justiz-ermittlungsverfahren/

Freddy24

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #87 am: 29.04.2024 23:15 »
Vielen Dank. Früher waren  für den Justizdienst zwei Prädikatsexamen (früher 10Punkte, heute 9 Punkte) Einstellungsvoraussetzung. Heute reichen vielfach 7 Punkte (unteres befriedigend) im zweiten Staatsexamen. Das dürfte auch am Einkommen liegen. Der Vorsitzende eines Richterbundes führte in einem Interview vor wenigen Tagen aus, dass der Mangel an Nachwuchs auch daran liege , daß das Einstiegsgehalt in der Justiz 60000 € beträgt, in Großkanzleien dagegen über 130000 €. Er meinte dann, das würde ausgeglichen durch die Familienfreundlichkeit der Arbeitsbedingungen in der Justiz. Vielleicht sind seine Arbeitsbedingungen bei einem Bundesgericht familienfreundlich, die an einem Amtsgericht sind es jedenfalls nicht. Auch in Sachen Work-Life-Balance haben die Grosskanzleien übrigens die Justiz überholt.

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #88 am: 30.04.2024 07:40 »
Genau so denke ich mir das: Einmal etwas vorbereitet (hier: einen Text), kann man ihn den Rest des Berufslebens recyceln, ob er passt oder nicht. Du machst Deinem Stand alle Ehre.

Habe gestern aber auch noch was zum Thema gelesen, was u. a. den Threatersteller interessieren dürfte (bezieht sich allerdings allein auf NRW):
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/staatsanwaltschaft-nrw-nordrheinwestfalen-unerledigte-faelle-justiz-ermittlungsverfahren/

Bei manchen Leuten erlaube ich mir Redundanz.

Studienrat

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Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
« Antwort #89 am: 30.04.2024 07:41 »
Vielen Dank. Früher waren  für den Justizdienst zwei Prädikatsexamen (früher 10Punkte, heute 9 Punkte) Einstellungsvoraussetzung. Heute reichen vielfach 7 Punkte (unteres befriedigend) im zweiten Staatsexamen. Das dürfte auch am Einkommen liegen. Der Vorsitzende eines Richterbundes führte in einem Interview vor wenigen Tagen aus, dass der Mangel an Nachwuchs auch daran liege , daß das Einstiegsgehalt in der Justiz 60000 € beträgt, in Großkanzleien dagegen über 130000 €. Er meinte dann, das würde ausgeglichen durch die Familienfreundlichkeit der Arbeitsbedingungen in der Justiz. Vielleicht sind seine Arbeitsbedingungen bei einem Bundesgericht familienfreundlich, die an einem Amtsgericht sind es jedenfalls nicht. Auch in Sachen Work-Life-Balance haben die Grosskanzleien übrigens die Justiz überholt.

Ich habe noch unseren Bundespräsidenten Steinmeier im Ohr, der einst im Ausland vorlautbarte, dass unser Justizsystem das Maß aller Dinge sei.