Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 28615 times)

MoinMoin

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Ich möchte die Arbeitszeitsenkung möglichst für ALLE gleichermassen:

- um eine Nivellierung in der Gesellschaft zu erreichen, d. h. ein Mindestmaß an Gleichheit, zumindest eine Basis, die Zeitanteile von Arbeit und Nichtarbeit für alle möglichst gleich zu ziehen (in der jahrzentelangen Praxis der 40 Stunden Woche war dies auch die mehrheitliche Basis, nur wenige Bereiche haben darüberhinaus sehr viel mehr gearbeitet
Dass es Leute gibt, die nicht nivelliert werden wollen, die nicht mit Dir im Mittelmaß verharren wollen, kannst Du Dir vermutlich ebenso wenig vorstellen, wie den Umstand, dass es ganze Branchen gibt, in denen (auch ganz "normale") Arbeitnehmer 50h und mehr die Woche arbeiten, ohne zu murren.

....Überstunden sind ja auch grenzenlos möglich, es kann jeder machen, was er will. Aber die Regelarbeitszeit muss runter.
Bull Shit, Überstunden sind nur durch Anordnung möglich und hat man niemals selbst in der Hand!
Gleitzeitstunden bringen wiederum kein Geld ein.
Und deine persönliche Regelarbeitszeit kannst du jederzeit runter machen so wie du es willst.

Und wenn man eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich verhandelt, dann sind das halt ~2,5% Lohnerhöhung.
Wer dann 1h Überstunden macht, der bekommt dann  ~3,25% mehr Lohn.

Also warum sollte der AG es sich also unnötig teuer machen, da kann er doch lieber 2,5% Lohnerhöhung anbieten und ein tarifliches, bedingungsloses Anrecht auf 1h Lohnreduktion für alle (bei entsprechender Lohnkürzung um 2,5%).

Dann wird niemand gezwungen mehr oder weniger zu arbeiten als er will.

XLS

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...wo liegt das Problem, wenn bei gleichem Geld jeder weniger arbeitet?

...ah, ich verstehe, die fehlenden 30,00 Euro netto zur Kompensierung der Arbeitszeitreduzierung...auf diese geringe zu erwartende Nettoentgeltsteigerung kann ich zugunsten von mehr Freizeit verzichten. Gerade höhere Entgeltgruppen bzw. Erfahrungsstufen ersticken an der Abgabenlast, so dass sich Entgelterhöhungen nur noch sehr eingeschränkt lohnen.
« Last Edit: 06.05.2024 12:50 von XLS »

MoinMoin

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...wo liegt das Problem, wenn bei gleichem Geld jeder weniger arbeitet?
Die Reallohnkürzung vielleicht?
Oder ist das zu hoch für dich?
Zitat
...ah, ich verstehe, die fehlenden 30,00 Euro netto zur Kompensierung der Arbeitszeitreduzierung.
Also bei mir wären es monatlich ~170€ weniger die ich gegenüber einer entsprechenden Lohnerhöhung weniger bekäme.

Umlauf

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...wo liegt das Problem, wenn bei gleichem Geld jeder weniger arbeitet?

...ah, ich verstehe, die fehlenden 30,00 Euro netto zur Kompensierung der Arbeitszeitreduzierung...auf diese geringe zu erwartende Nettoeinbuße kann ich zugunsten von mehr Freizeit verzichten. Gerade höhere Entgeltgruppen bzw. Erfahrungsstufen ersticken an der Abgabenlast, so dass sich Entgelterhöhungen nur noch sehr eingeschränkt lohnen.

Das Problem ist, dass durch solche Spiele, der relative Wert der möglichen Rentenpunkte rückläufig würde. Es muss also einer Erhöhung geben, die mindestens für die durchschnittlichen Rentenbeitragszahlungen ausreicht. In den letzten Jahren habe wir im ÖD abgeloost.

NelsonMuntz

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...jeder hat auch mit geminderter Regelarbeitszeit eine Perspektive - bei gleichem Geld, mit noch mehr Freizeit....

Ich bin mir langsam unsicher, ob Du den Inhalt meiner Argumentation kognitiv überhaupt erfasst hast.

Ich schätze, an dieser Stelle ist weitere Diskussion tatsächlich sinnbefreit.

....Überstunden sind ja auch grenzenlos möglich, es kann jeder machen, was er will. Aber die Regelarbeitszeit muss runter.

Nein, Du hast explizit erwähnt, dass für Dich zur Vermeidung von Disparitäten eine reguläre "Überzahlung" zu vermeiden ist. Überstunden müssten in Deiner Logik also prinzipiell durch Freizeit ausgeglichen werden. Damit fehlt Deiner (ideologisch anmutenden) Argumentation auch noch die Konsistenz.

MoinMoin

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...wo liegt das Problem, wenn bei gleichem Geld jeder weniger arbeitet?

...ah, ich verstehe, die fehlenden 30,00 Euro netto zur Kompensierung der Arbeitszeitreduzierung...auf diese geringe zu erwartende Nettoentgeltsteigerung kann ich zugunsten von mehr Freizeit verzichten. Gerade höhere Entgeltgruppen bzw. Erfahrungsstufen ersticken an der Abgabenlast, so dass sich Entgelterhöhungen nur noch sehr eingeschränkt lohnen.
wo liegt dann bei dir das Problem ein Stunde weniger zu arbeiten?
Wer wie was hindert dich daran?

XLS

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- der Zeitanteil von Erwerbsarbeit muss sich für alle gleichermassen reduzieren, Erwerbsarbeit verliert dadurch an Bedeutung im positiven Sinne, zugunsten weiterer vielfältiger Lebensbereiche,

- bei mehr Freizeit, habe ich mehr Zeit, eigenen Mehrwert zu schöpfen, kann so z. B. Handwerkerkosten einsparen, spare dadurch viel Geld und habe zudem noch Spass dabei

XLS

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...jeder hat auch mit geminderter Regelarbeitszeit eine Perspektive - bei gleichem Geld, mit noch mehr Freizeit....

Ich bin mir langsam unsicher, ob Du den Inhalt meiner Argumentation kognitiv überhaupt erfasst hast.

Ich schätze, an dieser Stelle ist weitere Diskussion tatsächlich sinnbefreit.

....Überstunden sind ja auch grenzenlos möglich, es kann jeder machen, was er will. Aber die Regelarbeitszeit muss runter.

Nein, Du hast explizit erwähnt, dass für Dich zur Vermeidung von Disparitäten eine reguläre "Überzahlung" zu vermeiden ist. Überstunden müssten in Deiner Logik also prinzipiell durch Freizeit ausgeglichen werden. Damit fehlt Deiner (ideologisch anmutenden) Argumentation auch noch die Konsistenz.

...wenn ich Deine Beiträge quer lese, scheinst Du ziemlich "eingleisig" strukturiert zu sein .... Du lebst um zu arbeiten...freust Dich über jeden Euro mehr auf Deinem Konto. In der Soziologie spricht man von psychosozialer Armut.

NelsonMuntz

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...wenn ich Deine Beiträge quer lese, scheinst Du ziemlich "eingleisig" strukturiert zu sein .... Du lebst um zu arbeiten...freust Dich über jeden Euro mehr auf Deinem Konto. In der Soziologie spricht man von psychosozialer Armut.

 8) - hat Dir das Dein Psychotherapeut mal so erklärt? ;)

Wenn Du meine Beiträge wirklich verstanden hättest, dann wäre Dir aufgefallen, dass ich jetzt bereits mehr Freizeit habe, als ein durchschnittlicher 35h-Jobber. Und glaube mir, ich kann mit dieser Freizeit sogar etwas anfangen.

Ich bin auch überhaupt nicht eingleisig, denn anders als Du, möchte ich jedem gerne seine ganz persönliche Wunscharbeitszeit gönnen. Von mir aus darf gerne ein Rahmen von 30h - 40h geschaffen werden, in dem Arbeit als "Vollzeit" gilt und keine dienstlichen oder betriebsbedingten Gründe dagegen sprechen dürfen. Ich bin da also sehr liberal - während Du eher auf so einen "Volkserziehungs-Gedanken" verfolgst.

Wenn Du für Dich entschieden hast, nur 30h arbeiten zu wollen, dann sei Dir das doch gegönnt, aber warum willst Du anderen ein höheres Arbeitsvolumen verbieten?

Du überhöhst den Wert Deiner Ideen und gehst auf Gegenargumente nicht mal im Ansatz ein. In der Psychologie ist das wohl irgendetwas zwischen Narzissmus und Megalomanie 8) ;)

KlammeKassen

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- der Zeitanteil von Erwerbsarbeit muss sich für alle gleichermassen reduzieren, Erwerbsarbeit verliert dadurch an Bedeutung im positiven Sinne, zugunsten weiterer vielfältiger Lebensbereiche,

- bei mehr Freizeit, habe ich mehr Zeit, eigenen Mehrwert zu schöpfen, kann so z. B. Handwerkerkosten einsparen, spare dadurch viel Geld und habe zudem noch Spass dabei

Warum reduzierst du nicht einfach deine Arbeitszeit?
Wenn es bei der nächsten Tarifverhandlung am Ende nur eine prozentuale Entgeltsteigerung gibt, kannst du deine Stunden ja genau so weit reduzieren, dass du dasselbe wie vorher verdienst.
Und wir können uns über etwas mehr Gehalt freuen.

Weil für die meisten hier ist alles teurer geworden und zumindest einen Teil der Kaufkraft möchte man ersetzt bekommen haben - ist ja durchaus möglich, dass du im Geld schwimmst; aber dann reduzier doch einfach deine Stunden.
Ich habe auch bei 39 h nicht den Eindruck, für die Arbeit zu leben - bzw. auch anders ausgedrückt, ich wüsste nicht, was sich bei 37 h ändern sollte (dann kann ich 5 Tage 24 Minuten früher Feierabend machen, die Mittagspause etc. bleibt trotzdem....); am lukrativsten haben es am ehesten noch die Leute, die 5 Tage à 6 Stunden arbeiten und sich die Mittagspause schenken können (diese quasi im Feierabend verbringen)

Du kannst aufgrund der Gleitzeit dir deine Tage doch relativ souverän einteilen, so dass eigentlich Zeit für Handwerksarbeiten bleiben sollte - notfalls nutzt du dafür Gleitzeitguthaben.

XLS

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....die Absenkung der Regelarbeitszeit wurde schon in einem Gewerkschaftsartikel als Verhandlungsinhalt für die nächste Tarifrunde angekündigt. Ich gehe von einer stufenweisen Reduzierung aus und rechne kaum mehr als 1 Stunde Reduzierung in der gesamten erwarteten Tariflaufzeit (i. d. R. 24 Monate). Ich nehme im Großen und Ganzen viel Offenheit der Kolleginnen und Kollegen zu diesem Thema wahr

...reine Entgelterhöhungen sind in den höheren Entgeltgruppen und Erfahrungsstufen mit zu hohen Abgaben verbunden, es bleibt nur noch die Hälfte netto übrig, daraus resultiert meine Motivation, an die Arbeitszeit ranzugehen.
« Last Edit: 06.05.2024 14:32 von XLS »

MoinMoin

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- der Zeitanteil von Erwerbsarbeit muss sich für alle gleichermassen reduzieren, Erwerbsarbeit verliert dadurch an Bedeutung im positiven Sinne, zugunsten weiterer vielfältiger Lebensbereiche,

- bei mehr Freizeit, habe ich mehr Zeit, eigenen Mehrwert zu schöpfen, kann so z. B. Handwerkerkosten einsparen, spare dadurch viel Geld und habe zudem noch Spass dabei
Das stimmt natürlich aber gilt nicht jeden Menschen, es gibt Menschen die diesen Reallohnverlust nicht wollen.
Da sie schon eine perfektes ausbalanciertes WorkLive Balance haben.
Die lieber 1 Stunde arbeiten und dafür einen Handwerker bezahlen.

Also mir ist immer noch unklar, was zum Teufel jemanden daran hinter eben das was du willst zu machen?

Also Stundenreduktion im dem Umfang wie man Lohnerhöhung bekommt.

NelsonMuntz

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....die Absenkung der Regelarbeitszeit wurde schon in einem Gewerkschaftsartikel als Verhandlungsinhalt für die nächste Tarifrunde angekündigt. Ich gehe von einer stufenweisen Reduzierung aus und rechne kaum mehr als 1 Stunde Reduzierung in der gesamten erwarteten Tariflaufzeit (i. d. R. 24 Monate). Ich nehme im Großen und Ganzen viel Offenheit der Kolleginnen und Kollegen zu diesem Thema wahr

...reine Entgelterhöhungen sind in den höheren Entgeltgruppen und Erfahrungsstufen mit zu hohen Abgaben verbunden, es bleibt nur noch die Hälfte netto übrig, daraus resultiert meine Motivation, an die Arbeitszeit ranzugehen.

"Viel Offenheit" bedeutet doch aber nicht, dass hier ein absoluter Weg zu beschreiten sei.

Zu den Abgaben: die SV-Beiträge sind nunmal prozentual definiert - und sie sind überdies final gedeckelt, d.h. oberhalb der Bemessungsgrenzen sinkt die prozentuale Last sogar. Wir können natürlich auf eine Kopfpauschale umstellen, aber das Geschrei der Gewerkschaften über das Leid der unteren EG würde man dann wohl noch in Australien hören können.

Zur Steuer: Ja, insbesondere der "Mittelschichtsbauch" ist schmerzhaft. Aber der Ansatz kann hier doch nicht sein, das Entgelt möglichst klein zu halten. Zum einen "entzieht" man dadurch dem Staat Einnahmen (was besonders ulkig ist, wenn man selbst vom Staat bezahlt wird), zum anderen wird der Fiskus das dann im Auftrag der Politik schon an anderer Stelle kompensieren. Wenn Du die Steuern zu hoch findest, dann ist die FDP Dein Freund, wenn Du die aber eigentlich ganz gut findest, aber aus eigenen Stücken nicht so viel zahlen möchtest, reduzier Deine Stunden.

XLS

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....ein "absoluter Weg" muss nicht beschritten werden, ich könnte mir eine Kombination aus Entgelterhöhung und Arbeitszeitreduzierung gut vorstellen.

An der Abgabenpolitik müsste auch dringend gearbeitet werden...z. B. in Richtung Kopfpauschale, aber das hat ja mit dem TVÖD nichts zu tun.

NelsonMuntz

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....ein "absoluter Weg" muss nicht beschritten werden, ich könnte mir eine Kombination aus Entgelterhöhung und Arbeitszeitreduzierung gut vorstellen.

An der Abgabenpolitik müsste auch dringend gearbeitet werden...z. B. in Richtung Kopfpauschale, aber das hat ja mit dem TVÖD nichts zu tun.

Wir sprechen immer noch über zwei Paar Schuhe, denn während Du weiter ein starres Modell präferierst, sehe ich in einer Flexibilisierung der tariflichen AZ mehr "Gerechtigkeit". Dabei verbleibt ein Maximum an prozentualer Entgelterhöhung für mich immer noch der heilige Gral.

Wir werden sehen, was kommt.