Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 14827 times)

MoinMoin

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Ich glaube was die meisten hier nicht verstehen: Klar kann ich meine Arbeitszeit freiwillig reduzieren, aber mal darüber nachgedacht, dass damit auch jeden Monat Rentenansprüche verloren gehen? Man sammelt dann nämlich auch nur noch Teilzeit-Rentenpunkte. Und das macht dann irgendwann schon einen Unterschied... daher ist es nicht so einfach mit: "Wenn du nur 36 Std. arbeiten willst, dann reduziere doch deine Arbeitszeit." Ja für den Moment macht es keinen Unterschied, richtig. Im Alter schon.
Falsch,
es macht keinen Unterschied, ob ich 4000€ bei einer 36h Woche bekomme oder 4000€ bei einer 44h Woche.
Es gibt keine Teilzeit-Rentenpunkte!
Die Rentenpunkte gibt es für das Geld nicht für die Zeit!
Also, wenn der AG die Arbeitszeit auf 36h reduziert und entsprechend den Lohn kürzt, dann bekommst du auch als VZ weniger Rentenpunkte.
Wenn er auf 36 h reduziert bei vollen Lohnausgleich bekommst du genauso viel Rentenpunkte und die, die weiterhin 40h arbeiten und mehr Geld bekommen bekommen, dann mehr Rentenpunkte.

MoinMoin

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Also meine Reduzierung auf 34 h hatte rein steuerliche Gründe.

Ist bei mir nicht viel anders!
Und die daraus resultierende niedrigere Rente ist mehr als kompensiert
Weniger Geld verdienen heißt in der Tat weniger Steuern zahlen, zum Glück!
Und da ist es besser durch weniger arbeiten und weniger Geld zu verdienen, als niedrigwertiger Arbeiten und dadurch weniger Steuer zahlen.

NelsonMuntz

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Also meine Reduzierung auf 34 h hatte rein steuerliche Gründe.

Ist bei mir nicht viel anders!
Und die daraus resultierende niedrigere Rente ist mehr als kompensiert
Weniger Geld verdienen heißt in der Tat weniger Steuern zahlen, zum Glück!
Und da ist es besser durch weniger arbeiten und weniger Geld zu verdienen, als niedrigwertiger Arbeiten und dadurch weniger Steuer zahlen.

Hmmmm - also wir haben zwar einen progressiven Steuertarif, aber hier gilt grundsätzlich: Mehr Brutto = Mehr Netto.

Zum Problem wird das also erst, wenn man eine der vielen, durch das Einkommen begrenzte Förderungen abgreifen möchte, oder nach Einkommen in Stufen gestaffelte Beiträge zu leisten hat. Prinzipiell ist das aber kein eigentliches Problem der Steuer-Kurve.

Dass die Steuern auf Einkommen allerdings grundsätzlich zu hoch sind, unterschreibe ich natürlich auch ;)

BAT

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Das Problem ist, wenn die schon gut an steigerte Kurve mit den jeweiligen BBG in etwa zusammenfällt.

Ich glaube, ich hatte seinerzeit Brutto fast 700 € weniger, netto aber nur knapp 300 €. Hat sich inzwischen aber - glaube ich - etwas entspannt. Würde in Bezug auf die Steuer/ Abgaben wieder auf Vollzeit gehen.

NelsonMuntz

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Das Problem ist, wenn die schon gut an steigerte Kurve mit den jeweiligen BBG in etwa zusammenfällt.

Ich glaube, ich hatte seinerzeit Brutto fast 700 € weniger, netto aber nur knapp 300 €. Hat sich inzwischen aber - glaube ich - etwas entspannt. Würde in Bezug auf die Steuer/ Abgaben wieder auf Vollzeit gehen.

Ja, es gibt unsympathische Ecken auf der Kurve - Aber die 700 fehlen dann in den Rentenpunkten (sofern Du nicht über die Bemessungsgrenze rutscht) und 300€ im Monat sind 3600€ (+JSZ) im Jahr.

Von mir aus könnte man sich das ganze SV-Gedöns auch sparen und die AN- sowie AG-Beiträge auszahlen. Gerade die Rente wird für mich (BJ 73) ein brutales Minus-Geschäft.

BAT

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Von mir aus könnte man sich das ganze SV-Gedöns auch sparen und die AN- sowie AG-Beiträge auszahlen. Gerade die Rente wird für mich (BJ 73) ein brutales Minus-Geschäft.

Inzwischen. Für uns beide (ich bin 72er) hatten wir aber immerhin eine Absicherung z. B. über EU-Rente, die jetzt inzwischen aber auch nicht mehr sooo wichtig ist.

Natürlich fehlt das Geld - aber die Abwägung habe ich mich getroffen. Da kostet das neue Auto halt mal abwas weiniger. Bei Ableistung des Immobliendarlehens habe ich dann aber 750 € jeden Monat wieder mehr zur Verfügung.

KlammeKassen

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Ich glaube was die meisten hier nicht verstehen: Klar kann ich meine Arbeitszeit freiwillig reduzieren, aber mal darüber nachgedacht, dass damit auch jeden Monat Rentenansprüche verloren gehen? Man sammelt dann nämlich auch nur noch Teilzeit-Rentenpunkte. Und das macht dann irgendwann schon einen Unterschied... daher ist es nicht so einfach mit: "Wenn du nur 36 Std. arbeiten willst, dann reduziere doch deine Arbeitszeit." Ja für den Moment macht es keinen Unterschied, richtig. Im Alter schon.

Die Grundlage für die Rentenpunkte ist das Durchschnittsgehalt der in der Rentenversicherung versicherten Personen. Wenn die Lohnerhöhungen in der Privatwirtschaft immer höher ausfallen als im öffentlichen Dienst, werden deine Rentenansprüche schon automatisch geringer.
Wenn der öffentliche Dienst jetzt 37 Stunden statt 39 Stunden bekommt bei vollem Gehaltsausgleich und viele andere Branchen bekommen schöne Erhöhungen, werden deine Rentenansprüche automatisch geringer.

Also daher ist es wichtig, dass es eine vernünftige Gehaltserhöhung gibt. Die Stunden sind für die Rente egal, es zählt der Verdienst und der Durchschnitssverdienst aller in der Rentenversicherung Einzahlenden.

Sonst sollen sie es notfalls machen wie jetzt im Nahverkehr (TV-N Baden-Württemberg glaube ich) - da ist wohl jetzt möglich auf 37 Stunden zu reduzieren oder 39 Stunden weiterhin und dafür mehr Gehalt.

NelsonMuntz

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Inzwischen. Für uns beide (ich bin 72er) hatten wir aber immerhin eine Absicherung z. B. über EU-Rente, die jetzt inzwischen aber auch nicht mehr sooo wichtig ist.

Natürlich fehlt das Geld - aber die Abwägung habe ich mich getroffen. Da kostet das neue Auto halt mal abwas weiniger. Bei Ableistung des Immobliendarlehens habe ich dann aber 750 € jeden Monat wieder mehr zur Verfügung.

Klar, die eigenen Bedürfnisse sind ganz verschieden. Meine Frau und ich müssen (noch) 2 Jugendliche mitversorgen und aufgrund früherer (mäßig erfolgreicher) Selbständigkeit auch ein wenig zusätzlich für das Alter zur Seite packen. Das schmälert dann die Spielräume ein wenig, und -um auf das Topic zurückzukommen- mindert meine Begeisterung, Entgelterhöhungen gegen Arbeitszeitverkürzungen auszutauschen ;)

Ich komme sogar auf gut 42h/Woche (weil immer Richtung Feierabend Kollegen hektisch aus dem Büroschlaf erwachen und noch mit dringenden Service Requests um die Ecke kommen). Finde ich auch OK: sind 2 Wochen Extra-Urlaub im Jahr! Und mit 95% HO bleibt mir auch genügend Zeit für das Privatleben.  8)

DerTechniker

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Also meine Reduzierung auf 34 h hatte rein steuerliche Gründe.

Ist bei mir nicht viel anders!
Und die daraus resultierende niedrigere Rente ist mehr als kompensiert
Weniger Geld verdienen heißt in der Tat weniger Steuern zahlen, zum Glück!
Und da ist es besser durch weniger arbeiten und weniger Geld zu verdienen, als niedrigwertiger Arbeiten und dadurch weniger Steuer zahlen.

Mhmm..Ich würde das Geld immer bevorzugen. Eine 39 Std Woche ist meiner Meinung nach voll okay. Es bringt mir nichts 35 Stunden zu arbeiten, um mir aber auf langer Sicht weniger leisten zu können. Vorallem wird durch weniger Arbeitsstunden nun mal auch weniger geschafft.
Öffnungzeiten von Zulassungstellen, Job Center usw. dann nur von 9:00 bis 12:00 oder was? :D Das könnte man dem Bürger echt nicht verkaufen.   

Faunus

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Von mir aus könnte man sich das ganze SV-Gedöns auch sparen und die AN- sowie AG-Beiträge auszahlen. Gerade die Rente wird für mich (BJ 73) ein brutales Minus-Geschäft.

Wie kommt man zu solch einer brutal unsinnigen Aussage?


Faunus

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Klar, die eigenen Bedürfnisse sind ganz verschieden. Meine Frau und ich müssen (noch) 2 Jugendliche mitversorgen und aufgrund früherer (mäßig erfolgreicher) Selbständigkeit auch ein wenig zusätzlich für das Alter zur Seite packen. Das schmälert dann die Spielräume ein wenig, und -um auf das Topic zurückzukommen- mindert meine Begeisterung, Entgelterhöhungen gegen Arbeitszeitverkürzungen auszutauschen ;)


Als Selbständiger hast Du ja nun scheinbar keine Reichtümer für einen auskömmlichen Lebensabend generieren können oder grundlegend etwas zurückgelegt, aber als Angestellter willst Du nun in der Lage sein die Rentenbeiträge besser anzulegen und abzusichern als die Rentenkasse?
« Last Edit: 25.04.2024 16:44 von Faunus »

NelsonMuntz

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Klar, die eigenen Bedürfnisse sind ganz verschieden. Meine Frau und ich müssen (noch) 2 Jugendliche mitversorgen und aufgrund früherer (mäßig erfolgreicher) Selbständigkeit auch ein wenig zusätzlich für das Alter zur Seite packen. Das schmälert dann die Spielräume ein wenig, und -um auf das Topic zurückzukommen- mindert meine Begeisterung, Entgelterhöhungen gegen Arbeitszeitverkürzungen auszutauschen ;)


Als Selbständiger hast Du ja nun scheinbar keine Reichtümer für einen auskömmlichen Lebensabend generieren können oder grundlegend etwas zurückgelegt, aber als Angestellter willst Du nun in der Lage sein die Rentenbeiträge besser anzulegen und abzusichern als die Rentenkasse?

Tatsächlich Ja.

1. Die Selbständigkeit gehört in eine eher juvenile Phase - man wird älter und reifer. Fakt bleibt: Es fehlen halt ein paar Jahre.

2. Die RV legt gar nichts an. Durch die zugehörigen Verwaltungskosten gibt es sogar eine negative Redite. Steuerzuschüsse  werden final auch durch den Bürger  getragen. Eine Umlage muss per se nicht schlecht sein, aber speziell für meinen Jahrgang (und drumherum) ist die demographische Situation für ein solches System besch#@/%.

Wenn es um die soziale Komponente und Sicherung bei Krankheit etc. geht, dann wäre hier mein Vorschlag: Ausweitung des Bürgergelds auf alle Bürger - steuerfinanziert als "negative Einkommenssteuer" oder eben als Grundsicherung im Alter. Dafür dann Wegfall von RV-Beiträgen und direkte Besteuerung vom ersten Einkommenseuro an mit einer Flattax oder einer leicht linear steigenden Rate. Für zusätzliche Wünsche im Alter: Privat vorsorgen oder von mir aus auch offiziell einen Staatsfond aufbauen.

Wir können natürlich auch so weitermachen - dann gehört die Welt (und die politische Macht) endgültig den Erben der wirklich großen Vermögen.


Hugo Stieglitz

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Eine Reduzierung der Arbeitszeit ist ein Anachronismus. Wir haben heute schon zu wenig Arbeitskräfte und die, die arbeiten, wollen noch weniger arbeiten? Wie soll das funktionieren? Was nötig ist, ist eine Erhöhung der Arbeitszeit mit entsprechender Vergütung.

Faunus

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Wenn es um die soziale Komponente und Sicherung bei Krankheit etc. geht, dann wäre hier mein Vorschlag: Ausweitung des Bürgergelds auf alle Bürger - steuerfinanziert....

Das haben wir doch schon, weil so viele nicht vorausschauend planen:
Zitat
Im Juni bezogen bundesweit 691.820 Menschen im Rentenalter Grundsicherung, 63.250 Männer und Frauen mehr als im Juni 2022. Auch in den Jahren zuvor sei die Zahl der Betroffenen gewachsen, hieß es.
aus Zeit online 06.10.2023 "Mehr Menschen im Rentenalter beziehen Grundsicherung" mit Quelle Statistisches Bundesamt

45 Jahre ist ein Zeitraum, den viele nicht übersehen können/wollen und die Rente ist um so niedriger je weniger und kürzer eingezahlt wird und desto wahrscheinlicher rutscht man in die Grundsicherungsleistungen.
Neben Krankheit, bei der Du bei frühzeitigem Arbeitsausfall z.B. mit Erwerbsminderungsrente halbwegs abgesichert bist, gibt es die Risikofaktoren Scheidung, Arbeitslosigkeit, Unfall....

Oder anders: wie viele Entwicklungsländer haben ein Rentensystem?

TV-Ler

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45 Jahre ist ein Zeitraum, den viele nicht übersehen können/wollen...
Einen solchen Zeitraum kann realistischerweise niemand überschauen.
Nur halten sich manchen genau deswegen an gewisse Prinzipien (eigenverantwortliche Vorsorge), die Masse handelt jedoch eher nach dem Motto "Es ist noch immer gutgegangen...)  8)