Hallo zusammen,
ich bin Teamleiter in einer Ausländerbehörde und bin seit längerem an der Belastungsgrenze. Die Gespräche mit meiner Vorgesetzten liefen in der Regel nach dem Schema "Ich weiß ja, dass Sie viel zu tun haben, aber wir können Ihnen nicht mehr bieten. Lob und Anerkennung kann ich Ihnen geben, dafür können Sie sich aber nichts kaufen." Nun sitze ich da mit knapp 20 KollegInnen im Team und genieße das Leben in einer E9c. Man muss dazu sagen, dass die Teamleitung nicht nur in vollem Umfang die Urlaubsplanung, die Mitarbeitergespräche, das Einspringen für ausgefallene Teammitglieder etc. umsetzt, sondern ich auch noch über eigene Aufgaben wie Negativentscheidungen bei Anträgen einer gewissen Tragweite eingebunden werde. Undzwar von Anfang an. Das heißt, ich habe auch ganz eigene Fälle und bin dahingehend auch selbst mit der Sachbearbeitung betraut. Laut Stellenbeschreibung zu 80%.
Aktuell bin ich gerade in die Stufe 3 der E9c gekommen und für den Job ist das aus meiner Sicht zu wenig. Ich gebe alles (was sicher viele von sich behaupten), aber es kommt finanziell nicht viel rum. Stress, Krisen und Anfeindungen (unzufriedener KollegInnen, welchen meine Entscheidungen nicht passen) sind mein täglich Brot.
Meine Kommune leistet sich annäherend 10.000 Beschäftigte inkl. der Beamten. Allerdings macht sie vom vorzeitigen Stufenaufstieg (gem. § 17 Abs. 2 S. 1 TVöD-V) laut meiner Vorgesetzten keinen Gebrauch und sieht auch bei mir keine Ausnahmeveranlassung dazu. Nun plane ich gemäß der Fachkräfte-RL zu argumentieren. Undzwar wurde ja unter Ziffer 2. die Vorweggewährung von Stufen als Option zur Personalbindung zwischen den Tarifparteien beschlossen. Mir ist bewusst, dass die jeweiligen Kommunen das anwenden können, aber nicht müssen.
Allerdings sind einige Stellen seit längerem unbesetzt, teilweise werden sie auch gar nicht mehr ausgeschrieben, sondern man wartet auf "schlechtere Zeiten in der Wirtschaft, um höhere Bewerberzahlen zu generieren" (O-Ton Vorgesetzte auf meine Frage, warum wir mehrere offene Stellen nicht ausschreiben).
Sie haben ja schon in der E9a Probleme und können die Stellen nicht besetzen. Mit mir haben sie einen Dummen gefunden, der sich den Stress für das bisschen Kohle antut. Bevor ich eine Kündigung in Erwägung ziehe, würde ich aber nochmal auf das Pferd Stufenaufstieg setzen, eine Ersatz für meine essentielle Stelle finden sie ohnehin nicht. Damit und mit meinen guten Bewertungen will ich in die Verhandlung gehen. Allerdings befürchte ich fast, dass sie auf Durchzug schalten. Da ich bisher noch nie wirklich verhandelt habe, möchte ich einmal bei euch nachfragen, wie ich das am besten anstellen sollte.
Beste Grüße
Kyuss