Seid ihr nicht der Ansicht, dass der kleinste Beamte (ebenso jeder Arbeiter) der Vollzeit arbeiten geht, mehr Geld bekommen sollte, als jemand der nicht arbeiten geht und Bürgergeld bekommt? Und ich meine auch, dass man sich eine Familie leisten können sollte, ohne aufstockend Bürgergeld zu benötigen.
Man kann grundsätzlich darüber nachdenken, ob man das Kindergeld für alle deutlich erhöht, um Erziehungsleistung zu honorieren. Das würde auch das Geschmäckle verringern, Beamtenkinder seien mehr wert als andere Kinder.
Genau dass ist das, was ich vor einigen Seiten schon geschrieben habe.
Etwa 40 % der berufstätigen Alleinerziehenden erhalten aufstockend SGB II Leistungen, bei den Familien mit 2 und mehr Kindern sind es immerhin 33 %.
Dazu kommt noch eine nicht unerhebliche Anzahl an Familien, die aufstockend Wohngeld erhalten.
Das BVerfG hat seit Jahren bemängelt, dass Familien steuerlich gegenüber dem Bürgergeld benachteiligt werden. Während der Gesetzgeber diese Ungleichbehandlung für die Steuerpflichtigen aufgrund der Möglichkeit der Aufstockung durch andere Sozialleistungen gerade noch so gerechtfertigt hat, darf es bei Beamtenfamilien nicht sein, dass eine nicht unerhebliche Anzahl an Beamtenfamilien zusätzlich zur Alimentation Bürgergeld oder andere aufstockende Leistungen beantragen müssen, um ihre Existenzminimum sicher zu stellen. Dann ist schlicht die Netttoalimentation zu gering.
Das BVerfG möchte ausdrücklich keine Besserstellung der Beamtenkinder. Wenn jedes dritte Kind in Deutschland in Armut lebt, obwohl die Eltern berufstätig sind, dann stimmt was nicht mit der Familienpolitik. Von einer anderen Familienpolitik würden alle berufstätigen Familien profitieren, das wäre aus meiner Sicht auch dringend geboten.
Gleichwohl ist es auch nicht zu verstehen, dass die Besoldungsgesetzgeber der Länder ausschließlich mit Zuschlägen bei Familien agiert, obwohl die Bezahlung des ÖD gerade für Berufseinsteiger viel zu schlecht ist und somit die jungen, guten Köpfe woanders anheuern.
Hier müsste sowohl der TVÖD, die Beamtenbesoldung und auch die Steuerpolitik (insbesondere bei Familien) als Ganzes auf den Kopf gestellt werden.
Dazu fehlt aber entweder der Mut, die Bereitschaft zur politischen Auseinandersetzung, das Geld oder der Willen. Am Ende schadet es allen: Den Beamten, die nicht davon profitieren, den Familien, die trotzdem weiterhin aufstocken müssen, dem Betriebsklima innerhalb des ÖD und der Demokratie als Ganzes.