Und was sollen diese Bausteine in der Realität wert sein? Vermutlich liegt man bei Erwerbsunfähigkeit trotzdem auf Hartz4 Niveau. Genauso unsinnig wie eine BU, welche monatlich 1000€ zahlt.
Die Kernaufgabe des Versicherers ist es, Risikokollektive zu bilden. Das bedeutet, dass sich über den Versicherer viele Menschen zu einer Versichertengemeinschaft zusammenschließen. Der Versicherer erhebt von den Mitgliedern der Gemeinschaft eine risikoadäquate Prämie.
Wie hoch der risikogerechte Beitrag ausfällt, errechnet der Versicherer anhand von Statistiken. Der Versicherer ist angehalten, vorsichtig zu kalkulieren. Zu der eigentlich risikogerechten Prämie wird ein zusätzlicher Sicherheitspuffer aufaddiert, damit auch bei einer leichten Fehlkalkulation genügend Geld zur Verfügung steht, um die Schäden der Versichertengemeinschaft decken zu können. Wird der Sicherheitspuffer wie erwartet nicht gebraucht, entstehen Risikogewinne. Davon stehen 90 Prozent der Versichertengemeinschaft zu und 10 Prozent darf der Versicherer als Gewinn verbuchen.
Zusätzlich kalkuliert der Versicherer die Löhne für seine Mitarbeiter, Mietkosten für die Geschäftsräume und vieles mehr ein. Und nicht zu vergessen: Natürlich wird die Prämie in der Regel so kalkuliert, dass am Ende ein Gewinn für den Versicherer bleibt.
Das ist der Grund, warum üblicherweise für Versicherte im Mittel Versicherungen ein Verlustgeschäft sind.
Die VBL hat jedoch gegenüber klassischen Versicherungen mehrere Vorteile:
Zum einen ist sie eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, dass heißt, die erwirtschafteten Gewinne kommen der Versichertengemeinschaft (und nicht den Aktionären) zu Gute.
Zum anderen sind die Verwaltungskosten sehr gering, da ja alle Versicherten bereits dort versichert sind und die Beiträge über das Gehalt eingezogen werden und nicht durch Inkassobereiche notfalls eingetrieben werden müssen.
Daher hat die VBL gegenüber klassischen Versicherungen erst einmal einen Wettbewerbsvorteil.
Die Frage, ob sich eine solche Versicherung überhaupt lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Erwerbsminderung oder Berufsunfähigkeit können ein existenzbedrohendes Risiko sein. Eine solche Versicherung kann sinnvoll sein, wenn man nicht über genügend eigenen finanziellen Mittel verfügt, einen längeren Verdienstausfall überbrücken zu können. Zudem können auch Partnerin oder Kinder auf das Einkommen des Hauptverdieners angewiesen sein. Diese Versicherung wäre dann nicht nur für den Versicherten wichtig, sondern vor allem auch für die Familie.
Ich erlebe in der täglichen Praxis leider viele, die so denken, wie Du. Ich habe schon Menschen kennen lernen dürfen, die mit ihrem Auto einen schweren Unfall hatten und dann erwerbsgemindert wurden und mit der Rente knapp über H4 Niveau waren. Das Auto ist dank der Vollkaskoversicherung mit bspw 10.000 EUR versichert, die eigene Gesundheit nicht. Dabei wäre eine lebenslange BU von 1000 EUR genauso teuer gewesen und hätte bei 20 Jahren Rentenbezug eine versicherte Summe von 240.000 EUR bedeutet.
Da stellt sich mir die Frage, warum Menschen Ihre Autos oft besser versichern, als ihre eigene Gesundheit ...