Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I  (Read 1082733 times)

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1770 am: 25.11.2024 13:48 »
Wenn ich es richtig im Kopf habe, soll es in den Niederlanden genau diesen Automatismus geben, damit die kalte Progression gar keine Chance hat.

Yep, in Österreich und Dänemark anscheinend ebenfalls (zumindest laut einminütiger Google-Recherche):

"Only Austria, Denmark, and the Netherlands have automatic inflation adjustments for income tax thresholds, while Belgium, Finland, France, Germany, and Sweden make periodic adjustments without automatic indexing."

Quelle: https://taxfoundation.org/research/all/eu/high-inflation-tax-revenue-europe/

Die automatischen Diätenerhöhungen unserer Bundestagsabgeordneten richtet sich ja auch an den Lohnerhöhungen.
Die EU Abgeordneten erhalten ebenfalls automatisch angepasste Erhöhungen.

Nur mal so am Rande.

Was sich unsere Abgeordneten selbst gönnen, werden sie doch auch den Angestellten im öffentlichen Dienst gönnen, oder?

Ich erinnere mich noch vor etlichen Jahren gab es mal die Situation:
Verdi kündigt die Wünsche für die anstehende Tarifrunde an.
De Maiziere  lehnt diese sofort ab, da (wie immer) viel zu hoch und nicht umsetzbar.
Ein paar Stunden später erneute Pressekonferenz und De Maiziere verkündet das der Bundestag die automatischen Erhöhungen gebilligt hat und die Bundestagsabgeordneten nun die automatischen Erhöhungen erhält.

Diese waren m.W deutlich höher als die Forderungen von Verdi für die Angestellten des öffentlichen Dienstes.

Zu diesen automatischen Erhöhungen gab es null Reaktion der Verdi Führungsetage und ich glaube mich zu Erinnern dass der Abschluss schlecht war.
Wenn wunderts?

Die "Elite" muss halt auch "elitär" bezahlt werden  ;)

Philipp

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1771 am: 25.11.2024 13:48 »
Wenn ich es richtig im Kopf habe, soll es in den Niederlanden genau diesen Automatismus geben, damit die kalte Progression gar keine Chance hat.

Yep, in Österreich und Dänemark anscheinend ebenfalls (zumindest laut einminütiger Google-Recherche):

"Only Austria, Denmark, and the Netherlands have automatic inflation adjustments for income tax thresholds, while Belgium, Finland, France, Germany, and Sweden make periodic adjustments without automatic indexing."

Quelle: https://taxfoundation.org/research/all/eu/high-inflation-tax-revenue-europe/

Die automatischen Diätenerhöhungen unserer Bundestagsabgeordneten richtet sich ja auch an den Lohnerhöhungen.
Die EU Abgeordneten erhalten ebenfalls automatisch angepasste Erhöhungen.

Nur mal so am Rande.

Was sich unsere Abgeordneten selbst gönnen, werden sie doch auch den Angestellten im öffentlichen Dienst gönnen, oder?

Sind die nicht mittlerweile auch an die Inflation gekoppelt?

Ich wäre ja dafür, dass die Lohnsteigerungen der TVÖD und DBB sich streng an den Steigerungen der Diäten orientieren. Ganz einfache Kiste.

BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1772 am: 25.11.2024 13:49 »

Meinst du denn, dass die Arbeitgeber aus der Reinigungsbranche oder anderen Niedriglohnbranchen alle lügen, wenn die von ihren Arbeitnehmern sprechen, die teilweise kündigen mit der Begründung "Von Bürgergeld habe ich mehr"?

Das Problem liegt doch nicht beim Regelsatz, sondern beim Schonvermögen und der eher wenig beschränkten Übernahme von Unterkunftskosten sowie der Nutzung oder Implementierung von Sanktionen.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1773 am: 25.11.2024 13:52 »
Jedenfalls lässt sich festhalten.

Der mit den Keksen (also der neue Finanzminister) will die Abmilderung der kalten Progression gerne noch durch den Bundestag beschließen lassen. Die FDP, deren liebstes Kind das ja eigentlich in den letzten Jahren war, würde wohl eventuell zustimmen. Dann wäre das Ding durch, da genug Stimmen.

Ansonsten macht die CDU es rückwirkend mit einem eigenen Gesetz, da es ja auch verfassunsgemäß geboten ist.
In unserem Fall wird das aber ohnehin trotzdem wahrscheinlich eher ein Minusgeschäft insgesamt, da die steigenden Krankenkassen- und Pflegeversicherungskosten wahrscheinlich stärler zur Geltung kommen als die Minderung der Einkommenssteuer.

Und dass die Beiträge 2026 nicht steigen, glaube ich nicht.

Karin kann erstmal also mindestens 1 % nur für den Ausgleich der höheren Sozialbeiträge auf den Tisch legen

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1774 am: 25.11.2024 13:53 »

Meinst du denn, dass die Arbeitgeber aus der Reinigungsbranche oder anderen Niedriglohnbranchen alle lügen, wenn die von ihren Arbeitnehmern sprechen, die teilweise kündigen mit der Begründung "Von Bürgergeld habe ich mehr"?

Das Problem liegt doch nicht beim Regelsatz, sondern beim Schonvermögen und der eher wenig beschränkten Übernahme von Unterkunftskosten sowie der Nutzung oder Implementierung von Sanktionen.

Da gebe ich dir durchaus Recht

Gifty

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1775 am: 25.11.2024 14:01 »
Die Schule meiner Kinder war (einfache Fahrt) 2,5 km entfernt. Wir haben kein Eliteinternat für unsere Kinder gehabt, sondern einfach eine Schule, auf der nicht täglich x Schlägereien stattfanden etc.  Die Busfahrt wurde nicht gestellt.

Durch meine Steuern bezuschusse ich im Übrigen auch die Pendlerpauschale der Landbevölkerung, die u.U. einen deutlich weiteren Fahrtweg zur Arbeit hat als ich. Weshalb soll die Pendlerpauschale nun noch erhöht werden?

So ist es auch bei uns in der Großstadt.

Ab 3 Kilometer kann man sich die Fahrtkosten erstatten lassen.
Aber die nächste Gesamtschule, welche als Brennpunktschule regelmäßig in der Presse ist, liegt 2,5 Kilometer entfernt. Deswegen bekommen wir die Fahrkosten für das nächstgelegene Gymnasium (3,9 Kilometer) nicht erstattet. Da formal an beiden Schulen nach der 10. Klasse der gleiche Abschluss möglich ist.

Bei der Brennpunktschule hat mein Sohn während der ganzen Schulbesichtigungen von sich aus gesagt, hier möchte er nicht hin. Das habe ich nach 3 Minuten nur gedacht, aber nichts gesagt.

Wenn man hier das große Pech hat, seine Wunschschule nicht zu bekommen, das trifft mittlerweile recht viele, kann man über die gesamte Stadt irgendwohin zugewiesen werden.

Unsere Wunschschule sollte eigentlich ein Neubau sein. Aber es werden wohl noch ein paar Jahre marode Container sein. Im Sommer versagt die Klimatisierung und zur Zeit versagt immer wieder die Heizung. Sportunterricht findet 2 Stadtteile weit weg statt.

Immerhin habt ihr aber überhaupt die Wahl.
Hier ist die dann nächste Schule soweit weg, dass deine Eltern schon ihren Job aufgeben müssten, um dort hinzukommen. Oder ihre Stunden reduzieren; ist nicht mal eben in einer Stadt 1,2 Mal umsteigen, wo alle 5 MInuten etwas fährt. Man erreicht in der Regel die Schule dann gar nicht mit dem ÖPNV bzw müsste bis dahin 3 Mal umsteigen bei Bussen, die 2-3 Mal am Tag fahren...... hat also mit praktischer Umsetzung nichts zu tun und bleibt bloße vage Theorie

Wer zwingt einen, irgendwo in die Pampa zu ziehen?

Hast du 7000 Häuser in der Stadt gebaut, in die alle einziehen können?

Du hast doch geweint, dass deine Kinder keinen Transfer bekommen haben... weil du glaube ich auch einfach keine Vorstellung von Entfernungen hast.

Es ist gesünder, auf dem Land zu leben und für Tiere und Kinder ist es auch schöner in der Natur, als in dem Smog der Großstadt auf Dauer zu wohnen (Lärm, Stress, Hektik, Müll, Kriminalität, Ghettos)


Ich stimme dir zu ...

Nur bitte unsere ländlichen Regionen haben ganz ganz wenig mit Natur zu tun.

BVerfGBeliever

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1776 am: 25.11.2024 14:48 »
Das wäre aber nur bei einem einheitlichen Steuersatz der Fall und kann nicht bei einem progressiven Steuersystem funktionieren.

Ähem, warum?

1.) Ausgangspunkt ist die Funktion des Grenzsteuersatzes (in Abhängigkeit des Einkommens). Bekanntes Beispiel: 42% "Spitzensteuersatz" ab einem bestimmten - in meinen Augen viel zu niedrigen - Einkommen.
2.) Zwar liegt mein Matheunterricht schon einige Jahrzehnte zurück, aber wenn ich mich richtig erinnere, müsste die zu zahlende Steuer doch vermutlich so etwas Ähnliches wie das Integral unter dieser Funktion sein (sonst hieße es ja vermutlich auch nicht Grenzsteuersatz).
3.) Teilt man diese Steuer durch das jeweilige Einkommen, erhält man die Funktion des Durchschnittssteuersatzes (wiederum in Abhängigkeit des Einkommens).

Und wo genau soll jetzt das Problem sein, diese Funktion des Durchschnittssteuersatzes einfach so anzupassen, dass beispielsweise bei einer Inflationsrate von vier Prozent jeweils ein bestimmter y-Wert nicht mehr bei einem bestimmten x-Wert erreicht wird, sondern stattdessen jeweils erst bei diesem x-Wert mal 1,04?


[P.S. Grafisch gesehen könntest du die Funktion exakt so lassen wie sie ist und müsstest einfach nur die x-Achsenbeschriftung um den Faktor 1,04 anpassen.]

UNameIT

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« Antwort #1777 am: 25.11.2024 14:54 »
Wenn ich es richtig im Kopf habe, soll es in den Niederlanden genau diesen Automatismus geben, damit die kalte Progression gar keine Chance hat.

Yep, in Österreich und Dänemark anscheinend ebenfalls (zumindest laut einminütiger Google-Recherche):

"Only Austria, Denmark, and the Netherlands have automatic inflation adjustments for income tax thresholds, while Belgium, Finland, France, Germany, and Sweden make periodic adjustments without automatic indexing."

Quelle: https://taxfoundation.org/research/all/eu/high-inflation-tax-revenue-europe/

Die automatischen Diätenerhöhungen unserer Bundestagsabgeordneten richtet sich ja auch an den Lohnerhöhungen.
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Wäre doch super unser Gehalt an die Anpassung der Diäten oder des Bürgergelds zu koppeln. Wären +12% letztes Jahr meine ich.

NelsonMuntz

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« Antwort #1778 am: 25.11.2024 15:19 »

Wäre doch super unser Gehalt an die Anpassung der Diäten oder des Bürgergelds zu koppeln. Wären +12% letztes Jahr meine ich.

Hmm, beim Bügergeld hätte ich Bedenken: 2025 wird es dort definitiv eine Nullrunde geben und sollte es zu den in der Union gewünschten Absenkungen kommen, dann stünden auch schmackhafte Kürzungen im TVöD an ;)

Faunus

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1779 am: 25.11.2024 15:35 »

Wäre doch super unser Gehalt an die Anpassung der Diäten oder des Bürgergelds zu koppeln. Wären +12% letztes Jahr meine ich.

Die ist aber der Unterschied von
€ 50/mtl. gegenüber € 1.400/mtl.  an 12% mehr
schon irgendwie bewußt, oder müssen wir uns Sorgen um Dich machen?!  8)

Sukram10

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1780 am: 25.11.2024 15:38 »
Meinst du denn, dass die Arbeitgeber aus der Reinigungsbranche oder anderen Niedriglohnbranchen alle lügen, wenn die von ihren Arbeitnehmern sprechen, die teilweise kündigen mit der Begründung "Von Bürgergeld habe ich mehr"?
Japp, das meine ich.

JahrhundertwerkTVÖD

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« Antwort #1781 am: 25.11.2024 15:40 »
Problem der automatischen Erhöhungen wäre dass:
1: Verdi seine Daseinsberechtigung verliert
2: Keine Lachshäppchenrunden mehr angesagt sind
3: Keine lustigen Trillerpfeifen Ausflüge mehr nötig sind
4: Kein Sozialismusgedöns und Mindestbeträge
5: Keine hunderte von Forum Diskussionsseiten
6: Keine weiteren Reduzierungen der unsozialen Gehälter ab E9
7: Visagisten und Schmierenkomödienschreiber für die Verhandlungen bis mitten in der Nacht werden arbeitslos
8: Etliche Verdi Funktionäre sich um andere Sachen kümmern müssten
9: es zu einfach wäre
10: mir langsam nichts mehr einfällt

Faunus

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« Antwort #1782 am: 25.11.2024 15:41 »
Das Rumgeheule um die paar Nutscherl vom Bürgergeld gehen mir echt langsam auf die Nerven.

Macht Euch doch mal lieber Gedanken um die vom VW-Betriebsrat angebotene 0-Runde an den AG VW.
Bosch fährt auch zurück und andere Zuleiferbetriebe werden nachziehen.
Ich bin der Meinung, dass dies auch Auswirkungen auf die Verhandlungen im ÖD hat.

Ich sag nur "warm anziehen"!

Faunus

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« Antwort #1783 am: 25.11.2024 15:44 »
Meinst du denn, dass die Arbeitgeber aus der Reinigungsbranche oder anderen Niedriglohnbranchen alle lügen, wenn die von ihren Arbeitnehmern sprechen, die teilweise kündigen mit der Begründung "Von Bürgergeld habe ich mehr"?
Japp, das meine ich.

Merkwürdig!
Unser Reinigungsunternehmen hat kaum Fluktation und zahlt auch nur den Mindestlohn mit rund 2000 EUR brutto/mtl.

MoinMoin

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« Antwort #1784 am: 25.11.2024 15:53 »

Mit der Einsparung könnten wir ja noch etwas das Bürgergeld erhöhen  ;). So schaffen wir es bestimmt, dass viele arbeiten gehen.

Den Regelsatz halte ich in der Tat eher für zu niedrig.

Meinst du denn, dass die Arbeitgeber aus der Reinigungsbranche oder anderen Niedriglohnbranchen alle lügen, wenn die von ihren Arbeitnehmern sprechen, die teilweise kündigen mit der Begründung "Von Bürgergeld habe ich mehr"?
Nö, wenn sie Kinder haben und dann noch schwarz arbeiten gehen, dann kann das durchaus korrekt sein.
Aber wenn sie Kinder haben, dann könnten sie trotz Arbeit Bürgergeld bekommen und hätten dann tatsächlichen mehr. Aber natürlich ist es bequemer sich in die Illegalität zu begeben und nicht mehr offiziell oder überhaupt zu Arbeiten um die Zeit mit den lieben Kinder zu genießen.