Hallo,
ich möchte mal was on Topic schreiben. Ich bin selber in einer Sparkasse beschäftigt. Glaube die sind hier im Forum nur gering vertreten. Relativ geringer Organisationsgrad in der Gewerkschaft. Die ist in den meisten Sparkassen so. Tariftabelle sind die meisten irgendwo in der EG 8-9 eingruppiert. Die besseren Kollegen in der 9-10. Führungskräfte in der 12-14. Ich selber bin Führungskraft. Ob wir 2 oder 4% mehr Gehalt bekommen ist für viele gar nicht kriegsentscheidend.
Was sind die eigentlichen Problem.
1.) Viel zu wenige Mitarbeiter. Dies führt dazu, dass immer mehr Arbeiten auf weniger Köpfe verteilt werden. Mehr Urlaubstage hören sich gut an. Wenn du ein Team von 20 Mitarbeitern leitest bedeuten 2 Urlaubstage mehr weitere 40 Fehltage.
Was fehlt sind Fachkräfte!!! Für einfache Tätigkeiten (Anlerntätigkeiten) bekommst du Leute ohne Ende( z.B aus dem Einzelhandel). Diese Tätigkeiten werden aber immer weniger.
2.) Stufenaufstiege lohnen sich wenig:
Beispiel junger Mitarbeiter ist in einer TG 8 Stufe 3. Dort ist der MA bereits 2 Jahre Brutto mit 3628 EUR
Wird er hochgestuft auf TG 9 Stufe 3 bekommt er 3869 EUR. Wenn er keine Leistung zeigt kommt er 1 Jahr später in TG 8 Stufe 4 mit 3770 Brutto.
Für mehr Leistung also 100 Brutto mehr? Später wird der Unterschied mal größer aber das akzeptieren die Jungen Mitarbeiter nicht mehr. Warum soll man sich für brutto 100 EUR mehr den A**** aufreißen, wovon dann 50 EUR netto übrig bleiben.
3.) Die Erfahrungsstufen dauern ewig. Teilweise ist man erst Mitte 40 bis man in der letzten Stufe ist.
4.) Willkürliche Höhergruppierungen durch Vorgesetzte
Mag er dich wirst du hochgestuft. Wenn nicht, dann kannst du auch eine höherwertige Tätigkeit machen und wirst nicht hochgestuft. Das ist Standard in Sparkassen
4.) Abwerbung durch Privatwirtschaft.
Ich selber bekomme in regelmäßigen Abständen Angebote. Teilweise für Jobs mit deutlich weniger Verantwortung und 20-30% mehr Gehalt. Sparkasse hat nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem öffentlichen Dienst zu tun. Ich kloppe selber teilweise 12 Stunden Schichten. Einige Sparkassen haben Eigenkapitalrenditen, die deutlich über denen von Privatbanken liegen. Auch Sparkassen können marktgängige Gehälter zahlen. Sind ja auch nicht die günstigsten bei den Gebühren.
5.) Immer weniger "kommunaler Auftrag"
Einige Städte sind nur noch scharf auf die Ausschüttungen und die "verdeckten Ausschüttungen". Mit versteckten Ausschüttungen meine ich die Spende für den neuen Fußballplatz, das Stadtfest etc. So wird ein kleiner Schattenhaushalt geführt.
6.) Gehälter von Vorständen
Vorstände kassieren schnell 500.000 EUR pro Jahr. Zudem noch die Altersrückstellungen. Ein Vorstand kann also auch mal 1 Million p.a kosten. Gab mal einen Kanzlerkandidaten, der sagte "jeder Sparkassenvorstand bekommt mehr Geld als ein Bundeskanzler" Recht hatte er. Kanzler wurde er aber nicht.
Die Top Führungskräfte kommen gerade mal auf ca. 100.000 EUR p.a. Das ist dann TG 15
7.) Was wäre meine Forderung um die Attraktivität in den Sparkassen zu steigern? Ich spreche nur von Sparkassen und nicht vom sonstigen öffentlichen Dienst. Dort habe ich zu wenig Einblick. Mein Ziel wäre die Vorstandsgehälter nicht so stark weiter wachsen zu lassen und potenzielle Fach und Führungskräfte zu halten.
Für TG 1-8: Einmalzahlung z.B 500 EUR + Inflationsausgleich (2-3 % p.a.) für die nächsten beiden Jahre
TG 9 -15 : Keine Einmalzahlung sondern dauerhafte Anhebung des Tabellenentgeltes zwischen 200 EUR für EG 9A-500 EUR mtl. für EG 15) + Inflationsausgleich analog der unteren Tarifgruppen.
Vorstände: Einfrieren der Vergütung für mind. 36 Monate. Bei Neuverträgen bzw. Anschlussverträge da in der Regel 5 Jahres Verträge, Keine weitere Dotierung der Altersrückstellung.
Ich selber arbeite auch in einer Sparkasse. Für junge Arbeitnehmer sind die Einstiegsgehälter meiner Meinung nach einigermaßen angemessen. Aber ich sehe ähnlich wie du das Problem bei den Stellen E8, E9 aufwärts.
Die Steigung der Gehälter durch Erfahrungsstufen sind kaum da außer in den aller letzten Stufen und meiner Meinung nach wurden die Gehälter von der privaten Wirtschaft zu sehr abgehängt. Bei uns geht es aktuell noch mit Führungskräften, da wir eine sehr große Sparkasse sind. Allerdings merkt man in den letzten Jahren immer häufiger wie oft Führungspositionen ausgeschrieben werden. Aber auch in "niedrigeren" Positionen sind teilweise mehr Ausgänge als Eingänge zu verzeichnen. Klar wir sind als Sparkasse im öffentlichen Dienst vertreten, aber ich finde das diese Gehälter (gerade für eine Bank) einfach nicht mehr angemessen sind.
Mehr Urlaubstage sind super, aber in meinen Augen eigentlich nicht mehr notwendig. Wir brauchen nicht mehr Urlaub, wir haben schon genug Urlaubstage. Wir bräuchten mehr Geld und Flexibilität der Arbeitszeiten. Die zusätzlichen Urlaubstage die gestellt worden sind, sind ja schön und gut aber würden prinzipiell auch wieder Geld kosten.
Kleines Fazit: Meiner Meinung nach müssen die Gehälter der Sparkassen angepasst werden und mit gutem Sprung erhöht werden, da sonst zu viele Arbeitskräfte und Führungskräfte an die Privatwirtschaft verloren werden.
Wir sind zwar nicht bei Wünschdirwas, aber ich fände einen einmaligen Hieb von mindestens 10% oder mehr durchaus angemessen, dann gute Erhöhungen über die Tarifverhandlungen. Man darf nicht vergessen als Sparkasse ist man ebenso auch im Vertrieb tätig und heimst Unmengen an Geld ein und die Sparkassensonderzahlungen sind ein tolles Gimmick, retten aber nicht das "fehlende Gehalt".