Autor Thema: Mögliche Zulagen im Extremfall  (Read 1446 times)

strega

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Mögliche Zulagen im Extremfall
« am: 21.10.2024 19:42 »
Hallo zusammen,

ich arbeite in einer Kommune als Beamter und habe letztes Jahr die Ausbildung im mittleren Dienst abgeschlossen. Somit bin ich aktuell Beamter auf Probe, bekomme eine A6 und bin noch ÜPL.

Da ich mich über 10 Jahre privat sehr intensiv mit IT-Themen auseinandergesetzt habe, konnte ich mir einiges an Wissen aneignen, welches mehr und mehr auch zu meinem Aufgabengebiet wurde.

So habe ich im Alleingang während der Hochzeit zu Corona im Gesundheitsamt im ersten Ausbildungsabschnitt eine Schnittstelle gebaut, die papierloses Arbeiten ermöglichte und zudem die komplette Prozesskette umstrukturiert, was eine Effizienzsteigerung von weit über tausend Prozent zur Folge hatte. Dies hat zu Omikron über 30 befristete Neueinstellungen verhindert und abgeordnete Mitarbeiter konnten zudem zurück in ihre eigentliche Fachbereiche. Insgesamt lag die Einsparung hier bei etwa 1.5 Millionen Euro.
In meinen weiteren Abschnitten habe ich ebenfalls Prozesse optimiert und damit viele Stunden an Arbeitszeit bei den Kollegen aus dem gehobenen und höheren Dienst bis heute einsparen können. Dies realisierte ich meist durch kleine Automatisierungen über Excel in Visual Basic.

Dies führte dazu, dass ich bei der IT eingesetzt wurde (bis heute).
Durch mein bei der Kommune einzigartiges Wissen, habe ich das Thema Robotic Process Automation übernommen. Hier entwickle ich die Automatisierungen von regelbasierten Prozessen (also eigentlich fast alles, was kein Ermessen hat).
Ich arbeite eigentlich komplett selbstständig und organisiere auch alle Meetings mit anderen Fachbereichen. Halte Vorträge bei anderen Kommunen oder in anderen Fachbereichen zu dem Thema.

Meine Aufgaben:
Analyse der Prozesse (Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit)
Organisation von Meetings
Klärung von Abhängigkeiten
Schnittstellen
Solution Design für die Automatisierung
Entwickeln der Automatisierung
Administration der Software
Administration der technischen Infrastruktur
Priorisierung der Projekte
Dokumentation der Entwicklungen
KPIs
Reporting an Fachbereichsleitung und Dezernent
Vorträge inkl. Präsentationen intern und extern



Insgesamt sind es eigentlich zwei Stellen, RPA Developer und Business Analyst.
Im ersten Jahr musste ich die Basis schaffen, was sehr viel Zeit gekostet hat. Dennoch konnte ich trotz sehr viel Arbeitszeit für Präsentationen, technischer Infrastruktur und weiteren Abhängigkeiten dieses Jahr rund 100.000€ einsparen und die Mitarbeiter in den jeweiligen Fachbereich enorm entlasten. Der ROI ist ebenfalls bereits innerhalb kürzester Zeit erreicht worden.
Ich schätze die Einsparungen für das nächste Jahr auf etwa 300.000€. Da ich nun wiederkehrende Prozesse priorisiere, wird sich dies sehr schnell im weiteren Jahr aufsummieren. Für die Anpassungen und Administration der laufenden Bots, sowie die Planung der Ressourcen des Bots bin ich natürlich ebenfalls zuständig.

Da es keine andere Person gibt, die das Fachwissen hat, habe ich natürlich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Externe Dienstleister für die Analyse und Entwicklung liegen, wenn sie günstig sind, bei 1140€ pro Tag und pro Mitarbeiter.
Bevor ich die Thematik übernahm, wurde diese von einem A13er und zwei EG11ern betreut. Hier wurde innerhalb eines Jahres ein einziger Prozess realisiert, der zu 100% von extern entwickelt wurde und eine Erfolgsquote von 23% hatte, da die Prozessaufnahme völlig mangelhaft war und der Dienstleister natürlich einiges gekostet hat. Ich habe diese Automatisierung innerhalb von einem Monat auf 94% Erfolgsquote gebracht.

Die Business Analyst Stelle liegt bei einer EG11. Die Entwicklerstelle würde, wenn sie existent wäre, wahrscheinlich bei einer EG12 liegen. Da ich Expertise in beiden Bereichen habe und dazu in weiteren IT-Bereichen, schätze ich meine Aufgaben bei mindestens A13, wahrscheinlich aber höher. Zudem spare ich aktuell bereits das dreifache meines Jahresgehalts ein trotz geringer Kapazitäten für die Automatisierungen, da ich auch die Infrastruktur aufbauen musste und viele weitere Themen habe.


Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß - jedoch ist es natürlich wenig motivierend, wenn man mit FBLs Meetings hält, Prozesse von A11ern lernt und automatisiert und gleichzeitig in keiner Weise nach Leistung bezahlt wird. Wenn man seine Aufgaben, die Arbeitszeit und die Wertigkeit der Tätigkeiten dann noch mit Mitarbeitern vergleicht, die teils die doppelte Besoldungsstufe haben, wird es noch düsterer.

Gibt es hier irgendwelche Möglichkeiten als Beamter auf eine faire Besoldung?
Ich habe kein Studium, einen GdB von 50 (der zum großen Teil aufgrund damals fehlender Diagnose für das nicht vorhandene Studium und Abitur verantwortlich ist).
Lediglich einen Wisch vom Mensa Institut, der meine kognitiven Fähigkeiten bescheinigt und die Qualität und Leistung meiner Arbeit wären vorzuweisen.


Vielen Dank für jeden Tipp!

Casa

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Antw:Mögliche Zulagen im Extremfall
« Antwort #1 am: 21.10.2024 20:03 »
Es kommen Leistungsprämien und Leistungszulagen in Betracht.

https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=5020100122085532150#:~:text=%C2%A7%204%20Leistungszulage,-%C2%A7%204&text=(2)%20Die%20Leistungszulage%20betr%C3%A4gt%20maximal,der%20erbrachten%20Leistung%20zu%20bemessen.


Es kann die Vorweggewährung der nächsten Dienstaltersstufe erfolgen, § 29 Abs. 4 LBesG NRW.


Alterativ kannst du den Beamtenstatus aufgeben und dich auf Stellen mit deinem Wunschgehalt bewerben.
Gib mir ein Minus, wenn dir meine Beiträge gefallen. :-)

strega

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Antw:Mögliche Zulagen im Extremfall
« Antwort #2 am: 21.10.2024 20:52 »
Ist es auch möglich die höherwertigen Tätigkeiten als Selbstständiger auszuführen und das Beamtenverhältnis zu reduzieren?

Organisator

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Antw:Mögliche Zulagen im Extremfall
« Antwort #3 am: 28.10.2024 16:18 »
Ist es auch möglich die höherwertigen Tätigkeiten als Selbstständiger auszuführen und das Beamtenverhältnis zu reduzieren?
Dem dürfte der Dienstherr kaum zustimmen. Wenn du das jedoch auch als Selbständiger leisten kannst, würde ich das ausschließlich so machen. Schließlich dürfte der von dir angesprochene Tagessatz über deiner Besoldung liegen.

AKMS94

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Antw:Mögliche Zulagen im Extremfall
« Antwort #4 am: 02.11.2024 12:37 »
Ich würde den Beamtenstatus nicht leichtfertig aufgeben. Reduzier deine Stunden wenn möglich, Meld ein Nebengewerbe an und mach dich nebenberuflich Selbstständig.
Die STundenreduzierung kannst du auch ungebgründet einreichen. Würde in dem Zusammenhang nicht die zukünftige Aufnahme einer Selbstständigkeit erwähnen. Gib nur das nötigste preis wozu du verpflichtet bist. Die Genehmigung des Dienstherrn muss natürlich erfolgen. Bei uns ist dies ein Standard Formular was auf dem Dienstweg eingereicht wird. Halt dich etwas grob in der Beschreibung sodass kein Interessenskonflikt offensichtlich ist bzgl. deiner Diensttätigkeit.

Am Ende überprüft das kein Mensch mehr sobald du die Genehmigung hast. In unserer Personalstelle haben die ganz andere Sorgen. Arbeite auch in einer Großstadt in NRW. Hatte damals nach der Ausbildung mit A6 auch noch einen Minijob, der natürlich genehmigt wurde.

Musst nur auf deinen Umsatz & Gewinn achten da es hierzu bestimmte Grenze gibt. Die dürfen im Vergleich zu deinem Endgrundgehalt nur in einem bestimmtem Rahmen liegen.

Wenn du dann merkst, dein potentielles Einkommen aus Selbständigkeit könnte viel höhre sein kannst den den Beamtenstatus an den Nagel hängen. Bist ja noch relativ früh in der Karriereleiter weshalb das natürlich besser kompensierbar ist als wie wenn man mit 50 den Beamtenstatus aufgeben möchte.