Autor Thema: [BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium  (Read 11258 times)

Grandia

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #30 am: 31.10.2024 10:15 »
Gymnasiallehrer aus Nds. Hier. Einstieg natürlich A13 an einer Schule, die iPads, Apple-TV und Beamer als Darstellungsebene nutzen. Jeder A13 hier muss damit umgehen können, ebenso wie mit digitalem Klassenbuch und vielem mehr, was alles on top auf Befähigungen des "normalen" Lehrerdaseins.

Den Rest kann ich nachvollziehen...aber das?
Sorry, das gehört zum Beruf und wenn man sich über so etwas beschwert oder aufführt, wundere ich mich nicht, warum über uns Lehrer die Nase gerümpft wird.
Und nebenbei:
Das alles erleichtert uns den Job.

Ich sagte ja, dass es dazugehört. Und ich empfinde es nicht nur als Erleichterung, da eben nicht alle mitziehen wollen oder gar können. A13 ist offensichtlich A13, weil neben dem Studium und der Ausbildung/Referendariat alles als "Standard" gesehen wird.
Das war im übrigen keine Beschwerde, lediglich das neue Elemente zum Beruf dazukommen, die neue Kompetenzen erfordern.

Sommer89

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #31 am: 31.10.2024 13:23 »
Hallo zusammen,

neben der Besoldungsthematik wird in Bayern seit einiger Zeit am Gymnasium auch noch weiter massiv gespart, indem man die Beförderungen am Gymnasium (trotz immer höheren Aufwands) extrem heruntergefahren hat.

Der bpv hat das in einer schönen Grafik dargestellt:

https://bpv.de/fileadmin/_processed_/9/7/csm_Grafik_Wartezeit-Bef%C3%B6rderung_92c4828d78.png

Warum dieser Beitrag?

1. Persönlicher Frust, weil ich mich seit mehr als 10 Jahren sehr an der Schule engagiere. Wertschätzung des Dienstherrn ist nicht mehr vorhanden.
2. Warnung an Neueinsteiger: Überlegt euch das ganz genau mit der "Karriere" an der Schule: Lauft weg, so lange ihr noch könnt!

Beste Grüße


@superdash: Wie lange dauert es denn so ungefähr, bis eine Lehrkraft am Gymnasium in Bayern auf A14 kommt?

In Behörden gehen bereits viele Stellen unterhalb von A14 mit Personalverantwortung einher. Soweit ich weiß, sind Anteilungsleiter am Landratsamt, die teilweise mehrere hundert Leute unter sich haben, oft A13 - A14.

Reisinger850

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #32 am: 31.10.2024 14:42 »
Passt doch. Verantwortlich sein für 200+ Menschen täglich ist schon einiges.

SwenTanortsch

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #33 am: 31.10.2024 14:54 »
Über den Lehrerberuf weiß ja jeder Bescheid, weil ja jeder mal als Schüler Lehrer erlebt hat, so wie ich ja über den Beruf des Kochs gut Bescheid weiß, weil ich ja schon mal in einem Restaurant gegessen habe, und mich im Berufsfeld des Bankangestellten sehr gut auskenne, weil ich zwei Konten von verschiedenen Banken habe, auch weiß ich genau, dass Eisenbahnfahrer, die heute anders heißen, einen echt schlechten Job machen, weil ich regelmäßig Bahn fahre, noch schlimmer sind nur die Piloten, weil ich 2019 nach New York geflogen bin (sollte man heute nicht mehr machen, sagen die Klimaforscher, die aber echt keine Ahnung haben, wenn ich mir das tägliche Wetter angucke, außer im Sommer, aber da sind die bestimmt alle im Urlaub, sodass das nicht auf deren Kappe geht), und überhaupt wirklich keine Ahnung haben die Gefängnisaufseher, was ich aus meiner lebenslänglichen Freiheitsstrafe genau weiß - ach, Blödsinn, ich habe ja noch gar nicht im Knast gesessen, aber die im Fernsehen haben auf jeden Fall wirklich keine Ahnung (s. Baader Meinhof Kompex). Und darüber hinaus gehe ich als Lehrer immer, wenn ich einen Teppich kaufe (in meinem Haus gibt es keine Teppiche), erst einmal auf den Teppichverkäufer zu und erkläre ihm, was ein Teppich ist, das bin ich meinem Beruf schuldig, um dann doch keinen zu kaufen und auch nicht ins Teppichgeschäft zu gehen. Aber die haben nun echt keine Ahnung, die Teppichverkäufer, das weiß ich genau!

Nun gut, ich bin ein typischer Lehrer, will also geliebt werden, weshalb ich meine Schüler regelmäßig bestrafe und benote alles und jeden jederzeit, um nicht aus der Übung zu kommen, das ist wichtig wegen der beruflichen Qualifikation und deswegen gebe ich mir auch für diesen Beitrag bis jetzt eine 3+, weshalb meine Versetzung nicht gefährdet ist, was mich bedrückt, weil ich gar nicht versetzt werden, sondern an meiner Schule bleiben möchte (Lehrer bewegen sich nicht gerne, außer zum Kaffeeautomaten). Insofern bin ich froh, wenn ich nicht von der Stelle komme und dass mein Dienstherr noch nie auf den Gedanken gekommen ist, mich zu befördern (er beachtet mich darüber hinaus sowieso viel zu wenig, ich viel schließlich geliebt werden; obgleich: Schaue ich mir meinen Dienstherrn an, dann will ich doch lieber nicht geliebt werden), denn für die Beförderung nehme ich sowieso lieber den Bus (der bringt mich mit größerer Wahrscheinlichkeit ans Ziel, wie ich weiß), wenn ich nicht Fahrrad fahre (und über Fahrradmonteure, die weiterhin noch immer keine Mechatroniker sind - zurecht! - könnte ich jetzt wirklich einiges sagen, weil ich mein Fahrrad immer selbst repariere oder es lieber gleich wegwerfe, wenn mal das Ventil kaputt ist und ich nicht weiß, soll ich dann den Lenker abschrauben oder doch lieber den Rahmen durchsägen - und nimmt dann eigentlich besser eine Holz- oder eher eine Metallsäge, eventuell besser die Nervensäge, um erstere und den Rahmen zu schonen -, um es zu reparieren; auf jeden Fall haben die echt keine Ahnung die Fahrradmechatroniker, das weiß ich genau, so wie auch Busfahrer - kommen immer zu spät und ich kann die dann nichtmal ins Klassenbuch eintragen, weil das elektronisch ist und ich sonst auch irgendwann womöglich nicht mehr befördert werde). Auf jeden Fall würde ich mir für diesen weiteren Teil wohl eine 3- geben, um nicht aus der Übung zu kommen, wobei eine 5- hier bestimmt besser wäre, denn dann würde ich ganz sicher nicht versetzt werden und käme also zum Glück weiterhin nicht von der Stelle (außer im Bus).

Soll heißen, ich bin ein Lehrer und stecke voller Vorurteile, was mich vom Großteil der Bevölkerung unterscheidet, der aber echt keine Ahnung hat, weshalb ich ihm eine 4- gebe und ihn auch mündlich nicht mehr drannehme, wenn der so weitermacht. Zur Not muss ich da auch mal mit dessen Eltern sprechen, wobei ich hoffe, dass die mir dann nicht wieder so viele Mails als Antwort schreiben, was ich aber regelmäßig abwürge, indem ich die Mails auf Rechtschreibung und Kommasetzung hin kontrolliere (und zwar regelmäßig mit einem dicken Rotstift und immer doppelt unterstrichen, weshalb man die jeweils darunterstehende Zeile auch nicht mehr lesen kann, was aber nun echt nicht mein Problem ist), um am Ende dann genauso regelmäßig solange "Thema verfehlt" drunterschreibe, bis die mich anrufen und dann gehe ich nicht ans Telefon, weil ich dann Feierabend habe.

Ergo: Über den Lehrerberuf weiß jeder Bescheid, weil er selbst mal Schüler war, und dann noch viel mehr, wenn er gar Kinder hat, weshalb ich der ersten Gruppe in der Beurteilungskompetenz eine glatte 2 gebe und der zweiten eine 2+. Und wer das anzweifelt, den lasse ich bei den nächsten Bundesjugendspielen erst durchfallen und dann beim Weitsprung nachsitzen; denn ich bin Lehrer an einer Ganztagsschule und habe morgens Recht und nachmittags Freizeit oder umgedreht, weshalb ich diesen Aufsatz nun mit mangelhaft bewerte und auch nicht bereit bin, den am Reformationstag weiter zu korrigieren: Sollen das doch die Pfarrer machen (die echt keine Ahnung haben, da kenne ich mich aus, denn ich bin noch immer nicht aus der Kirche ausgetreten, aber nur, weil mir das mein Steuerberater empfohlen hat, der nun echt keine Ahnung hat!). Und wer nun meinte, ich hätte hier das Thema verfehlt, der sollte sich beim nächsten Elternsprechtag echt mal warm anziehen; denn ich habe nicht das Thema verfehlt, sondern meinen Beruf, und zwar das mit Bedacht, also wegen der Sommerferien, was nun allerdings nach den Herbstferien echt dumm gewesen ist und hier allemal mal klarzustellen war!

Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #34 am: 31.10.2024 15:19 »
Ist es nicht so, dass die Tätigkeiten an einem Gymnasium und die damit verbundenen Ämter spitz bewertet sind?
Also Lehrer im Amt eines Studienrates = A13, Fachleiter = A14, Fachbereichsleiter = A15 und dadurch eine Beförderung immer mit einer Änderung der Tätigkeiten verbunden ist?

hondafahrer26

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #35 am: 31.10.2024 15:44 »
Über den Lehrerberuf weiß ja jeder Bescheid, weil ja jeder mal als Schüler Lehrer erlebt hat, so wie ich ja über den Beruf des Kochs gut Bescheid weiß, weil ich ja schon mal in einem Restaurant gegessen habe, und mich im Berufsfeld des Bankangestellten sehr gut auskenne, weil ich zwei Konten von verschiedenen Banken habe, auch weiß ich genau, dass Eisenbahnfahrer, die heute anders heißen, einen echt schlechten Job machen, weil ich regelmäßig Bahn fahre, noch schlimmer sind nur die Piloten, weil ich 2019 nach New York geflogen bin (sollte man heute nicht mehr machen, sagen die Klimaforscher, die aber echt keine Ahnung haben, wenn ich mir das tägliche Wetter angucke, außer im Sommer, aber da sind die bestimmt alle im Urlaub, sodass das nicht auf deren Kappe geht), und überhaupt wirklich keine Ahnung haben die Gefängnisaufseher, was ich aus meiner lebenslänglichen Freiheitsstrafe genau weiß - ach, Blödsinn, ich habe ja noch gar nicht im Knast gesessen, aber die im Fernsehen haben auf jeden Fall wirklich keine Ahnung (s. Baader Meinhof Kompex). Und darüber hinaus gehe ich als Lehrer immer, wenn ich einen Teppich kaufe (in meinem Haus gibt es keine Teppiche), erst einmal auf den Teppichverkäufer zu und erkläre ihm, was ein Teppich ist, das bin ich meinem Beruf schuldig, um dann doch keinen zu kaufen und auch nicht ins Teppichgeschäft zu gehen. Aber die haben nun echt keine Ahnung, die Teppichverkäufer, das weiß ich genau!

Man kann sich auch wirklich viel Ironisches einfallen lassen, um Kritik pauschal als "fehlende Einsichten" wegzuwischen. Noch dazu mit einem sehr unglücklichen Beispiel. Denn als "Gast" maße ich mir durchaus an, die Arbeit eines Koches zu beurteilen - nämlich unter anderem daran, ob es mir schmeckt. Und: Köche werden von mir nicht zwangsalimentiert, stattdessen wird sich ein Restaurant, welches einen Koch beschäftigt, der den Ansprüchen der zahlenden Gäste nicht gerecht wird, wahrscheinlich nicht lange halten. Ähnliches ließe sich zu deinen anderen Beispielen schreiben.

Man muss auch nicht die eigene Schulzeit bemühen oder die Schüler fragen. Jeder, der einen Lehrer als Verwandten oder sehr guten Freund hat, wird diesem - nach dem ersten obligatorischen Beißreflex, den du hier auch an den Tag legst - problemlos entlocken können: Auch er hat Kollegen, die absolut nichts als Lehrer taugen. Und weiterhin, dass sie diesen Kollegen schon seeeeehr lange haben und ihn auch noch weiterhin seeeehr lange als Kollegen behalten werden.

Die Unterschiede zu deinen ganzen Beispielen ist genau der Grund, weswegen Lehrer als "Gruppe" so kritisch gesehen werden: Qualität setzt sich nicht durch, sondern koexistiert neben fehlender Qualität. Und wer Kinder hat, hofft, dass seine Kinder zufällig eben den fähigen Lehrer haben, den wir natürlich auch alle aus unserer Schulzeit kennen. Und das IST ein Problem. Plain and simple.

superdash

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #36 am: 31.10.2024 16:36 »
Hallo zusammen,

neben der Besoldungsthematik wird in Bayern seit einiger Zeit am Gymnasium auch noch weiter massiv gespart, indem man die Beförderungen am Gymnasium (trotz immer höheren Aufwands) extrem heruntergefahren hat.

Der bpv hat das in einer schönen Grafik dargestellt:

https://bpv.de/fileadmin/_processed_/9/7/csm_Grafik_Wartezeit-Bef%C3%B6rderung_92c4828d78.png

Warum dieser Beitrag?

1. Persönlicher Frust, weil ich mich seit mehr als 10 Jahren sehr an der Schule engagiere. Wertschätzung des Dienstherrn ist nicht mehr vorhanden.
2. Warnung an Neueinsteiger: Überlegt euch das ganz genau mit der "Karriere" an der Schule: Lauft weg, so lange ihr noch könnt!

Beste Grüße


@superdash: Wie lange dauert es denn so ungefähr, bis eine Lehrkraft am Gymnasium in Bayern auf A14 kommt?

In Behörden gehen bereits viele Stellen unterhalb von A14 mit Personalverantwortung einher. Soweit ich weiß, sind Anteilungsleiter am Landratsamt, die teilweise mehrere hundert Leute unter sich haben, oft A13 - A14.

Die Zeit bis zur 1. Beförderung hängt von der Beurteilung ab. Früher wäre ich mit meiner Beurteilung nach 6-8 Jahren befördert worden. Durch die Sparmaßnahmen warte ich wohl so circa 15 Jahre.

Das hat in Bayern eine zusätzliche Konsequenz: auf einige Stellen im Schulbereich darf man sich in Bayern erst ab a14 bewerben. Früher war das dann so: engagierte Leute wurden nach spätestens zwei sehr guten Beurteilungen auf a14 befördert und konnten sich dann in Richtung Schulleitungsebene bewegen. Danach konnte man sich dort weiter qualifizieren und zeigen was man kann: das lassen dann halt viele sein.

Ich halte die Verantwortung für Kinder und Jugendliche mindestens für gleichwertig aufwändig und relevant, wie die Führung von Mitarbeitern. Die Führung Erwachsener sollte doch wesentlich einfacher sein, als dies bei Jugendlichen der Fall ist. Das wäre also kein Argument...

SwenTanortsch

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #37 am: 31.10.2024 17:48 »
... Ich bin ganz Deiner Meinung, Hondafahrer: Wenn ich ins Restaurant gehe, dort also esse und es schmeckt mir, liegt's am guten Koch; das kann ich schließlich beurteilen. Und wenn meinem Nachbarn das gleiche Gericht nicht schmeckt, liegt's am schlechten Koch; das kann er schließlich beurteilen. Und wenn wir uns dann über den Koch unterhalten, sind wir immer einer Meinung, können uns nur manchmal nicht darauf verständigen, ob der schlechte Koch ein guter oder der gute Koch ein schlechter ist. Außerdem mag ich kein Sauerkraut und immer, wenn ich im Restaurant Sauerkraut esse, weiß ich, dass dort ein schlechter Koch kocht.

Und darüber hinaus weiß ich als Lehrer mit 25 Jahren Lehrererfahrung, dass ein großer Teil der Bevölkerung weiß, was ich mache, um mir dann zu erklären, was ich mache. Ich bin dann immer wieder ganz erstaunt, was ich mache und wie wenig ich doch nach 25 Jahren Lehrerseins über meinen Beruf weiß, von denen die anderen, die ihn noch nie ausgeübt haben, so viel mehr wissen. Ich gebe mir dann nur immer noch mehr Mühe, endlich mal herauszubekommen, was ich eigentlich mache, um dann zum Glück feststellen zu können, dass ich mir diese Mühe gar nicht geben muss. Denn am Ende erklären mir ja zum Glück doch immer ganz viele Menschen, die noch nie in meinem Beruf gearbeitet haben, was ich in meinem Beruf eigentlich mache.

Wenn Du also den Lehrer Deines Kindes beurteilst und das, was er Deiner oder der Meinung Deines Kindes nach macht, gefällt Dir, ist's ein guter Lehrer; und wenn der Vater des Schulkameraden Deines Kindes den Lehrer beurteilt und das, was er dessen Meinung nach oder der Meinung seines Kindes nach macht, nicht gefällt, ist's ein schlechter Lehrer. Und was ist er jetzt?

Er ist ein Mensch, der regelmäßig vor Gruppen mit unter 15 bis über 30 jungen Menschen tritt, von denen jeder ein Individuum mit Vorlieben und Abneigungen ist und die sich darüber hinaus ob der Schulpflicht in einer Zwangsinstitution befinden, in der sie Tag für Tag in einem hohen Maße Etikettierungen erfahren und die von sich behauptet, dass sie Leistung messen würde, ohne dass für einen zumeist nicht geringen Teil dieser jungen Menschen überhaupt klar ist, nach welchen Kriterien sich "Leistung" bemisst - denn wäre es ihnen klar, wären sie nicht jung und befänden sich nicht in der Zwangsinstitution. Wie damit als Lehrer so umzugehen ist, dass man nach Möglichkeit Stunde für Stunde jedem dieser jungen Menschen in jeder Gruppe, in der sie sich befinden, gerecht wird und sie also dabei in ihrer individuellen Menschwerdung so zu unterstützen, dass sie nach Möglichkeit ohne Beschämung und also in Würde ihren Bildungsprozess vorantreiben können, ist eine Kunst, die so komplex ist, dass permanentes Scheitern an ihr das Brot jedes Lehrers ist, der sich über diese Prozesse Gedanken macht.

Und innerhalb dieser Prozesse gebe ich Dir Recht, dass nicht jeder meiner Kollegen für die hier geschilderten (und noch sehr viel mehr nicht geschilderte) Gedanken empfänglich ist - aber höchstwahrscheinlich wird der Prozentsatz derer, die in meinem Berufsfeld nicht geeignet sind, kaum höher oder niedriger liegen als in anderen Berufen - da aber augenscheinlich große Teile der Bevölkerung weiß, wie es besser ginge, ohne es je ausprobiert zu haben, gibt's augenscheinlich wiederkehrend eine Messlatte, die unrealistisch ist, was auch an den Lehrern liegen mag, aber eben auch daran, dass eine Zwangsinstitution, die etikettiert, indem sie bewertet und dazu junge Menschen regelmäßig in recht große Gruppen zusammenfügt, nicht der ideale Raum sein dürfte, um ihnen nach Möglichkeit so gerecht zu werden, wie es jeder von ihnen eigentlich verdiente.

Und da die Alternative wäre, die allgemeine Schulpflicht abzuschaffen, werden wir als Gesellschaft damit leben müssen, dass Schule eine Thema ist, das polarisiert, und dass das, was Leher machen, nie genug und oft genug grundlegend falsch ist.

Ergo: Ich kriege regelmäßig zurückgemeldet, dass ich halbwegs vernünftig kochen kann, was wohl heißen soll, dass es den Essern überwiegend einigermaßen schmeckt - aber ich kann nicht beurteilen, ob ein Koch ein guter oder schlechter ist. Ich weiß nur, ob mir das, was man mir vorsetzt, schmeckt oder nicht schmeckt. Aber mein Gescmackssinn ist dabei so eingeschränkt, dass ich wohl davon ausgehen müsste, dass ich viele Spitzenköche für schlecht erachten sollte, da mir ihr Essen kaum schmeckte - und falls doch, würden mich die von ihnen auf dem Teller präsentierten Speisen wohl eher selten satt machen (was für mich bedeutete, dass es mir nicht schmeckte; denn Sättigung ist für mich Teil dessen, dass es mir schmeckt, was zeigt, dass mein Geschmackssinn eher wohl nicht sehr ausgeprägt ist).

@ Organisator

Es ist genauso, es gibt klare Ämterbewertungen, die wiederum mit unterschiedlicher formaler Qualifikation und Verantwortung verbunden sind.

pfalzdumal

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #38 am: 31.10.2024 18:18 »

Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

Das sehe ich ein bisschen anders - selbst kommunaler Beamter und Lehrer im Freundes- und Familienkreis. Wenn bei formal gleicher Qualifikation der Amtsleiter der Kämmerei oder der Rechtsamtes  mit A15 nach Hause geht - mit zwei Staatsexamina und der didaktische Leiter einer Gemeinschaftsschule ebenfalls mit A15, der aber im Gegensatz zu den Kollegen nicht Haushalte mit Volumina im 500-Millionenbereich oder die gesamten Rechtsangelegenheiten einer Verwaltung verantwortet, frage ich mich schon, wo da die Relationen sind. Didaktische Leitung bedeutet in meinem Beispiel Betreuung der Referendare, Organisation der Fortbildungen und Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung des grundsätzlichen Konzepts der Schule. Ich sehe da im Vergleich  zum Amtsleiter in der Kämmerei oder der Leiterin des Rechtsamts, die regelmäßig morgens als erste kommen und als letzte gehen und im Urlaub ständig erreichbar sind, erhebliche Unterschiede.

SwenTanortsch

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #39 am: 31.10.2024 18:39 »
Das magst Du so sehen, pfalzdumal, nur hat das keine Bedeutung. Und ich mag das genauso wie Du oder völlig anders sehen, und das hat genauso wenig Bedeutung. Wir befinden uns hinsichtlich der Ämterbewertung in einem formalen Teil des Rechtsinstituts Alimentationsprinzip. Der Gesetzgeber hat also formale Kriterien festgelegt, für welches Amt welche Qualifiaktionen notwendig sind und welche Verantwortung mit ihm verbunden sind. Solange diese Festlegung der Ämterwertigkeit nicht vom Bundesverfassungsgericht als evident sachwidrig betrachtet worden ist und also zu ändern wäre, beansprucht die Festlegung Gesetzeskraft und ist deshalb uneingeschränkt anzuwenden. Das ist in dem von mir skizzierten Maße gegeben, ob das nun Dir oder mir schmecken mag oder nicht.

Darüber hinaus ist es Teil des weiten Entscheidungsspielraums, über den der Gesetzgeber verfügt, die Ämterwertigkeit sachgerecht zu ändern. "Sachgerecht" bedeutet, er muss einen sachlichen Grund anführen, mit dem er die Änderung begründet. Solange er das aber nicht tut, also nicht mit Gesetzeskraft zur Änderung schreitet, gilt das, was ich als Konklusion im ersten Absatz geschrieben habe. Dein oder mein moralisches Empfinden ist hier also völlig belanglos.

Versuch

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #40 am: 31.10.2024 19:14 »
Gymnasiallehrer aus Nds. Hier. Einstieg natürlich A13 an einer Schule, die iPads, Apple-TV und Beamer als Darstellungsebene nutzen. Jeder A13 hier muss damit umgehen können, ebenso wie mit digitalem Klassenbuch und vielem mehr, was alles on top auf Befähigungen des "normalen" Lehrerdaseins.

Den Rest kann ich nachvollziehen...aber das?
Sorry, das gehört zum Beruf und wenn man sich über so etwas beschwert oder aufführt, wundere ich mich nicht, warum über uns Lehrer die Nase gerümpft wird.
Und nebenbei:
Das alles erleichtert uns den Job.

Ich sagte ja, dass es dazugehört. Und ich empfinde es nicht nur als Erleichterung, da eben nicht alle mitziehen wollen oder gar können. A13 ist offensichtlich A13, weil neben dem Studium und der Ausbildung/Referendariat alles als "Standard" gesehen wird.
Das war im übrigen keine Beschwerde, lediglich das neue Elemente zum Beruf dazukommen, die neue Kompetenzen erfordern.
Und das ist für mich pillepalle, sorry, und in jedem Beruf so.

Versuch

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #41 am: 31.10.2024 19:19 »

Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

Das sehe ich ein bisschen anders - selbst kommunaler Beamter und Lehrer im Freundes- und Familienkreis. Wenn bei formal gleicher Qualifikation der Amtsleiter der Kämmerei oder der Rechtsamtes  mit A15 nach Hause geht - mit zwei Staatsexamina und der didaktische Leiter einer Gemeinschaftsschule ebenfalls mit A15, der aber im Gegensatz zu den Kollegen nicht Haushalte mit Volumina im 500-Millionenbereich oder die gesamten Rechtsangelegenheiten einer Verwaltung verantwortet, frage ich mich schon, wo da die Relationen sind. Didaktische Leitung bedeutet in meinem Beispiel Betreuung der Referendare, Organisation der Fortbildungen und Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung des grundsätzlichen Konzepts der Schule. Ich sehe da im Vergleich  zum Amtsleiter in der Kämmerei oder der Leiterin des Rechtsamts, die regelmäßig morgens als erste kommen und als letzte gehen und im Urlaub ständig erreichbar sind, erhebliche Unterschiede.
Deine Kriterien treffen jedoch, bis auf den Haushalt, auf Schulleiter auch zu.
Zudem haben diese erheblich mehr Personal zu führen und dies in einer Expertenorganisation, was es deutlich erschwert.

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« Antwort #42 am: 31.10.2024 19:21 »
Über den Lehrerberuf weiß ja jeder Bescheid, weil ja jeder mal als Schüler Lehrer erlebt hat, so wie ich ja über den Beruf des Kochs gut Bescheid weiß, weil ich ja schon mal in einem Restaurant gegessen habe, und mich im Berufsfeld des Bankangestellten sehr gut auskenne, weil ich zwei Konten von verschiedenen Banken habe, auch weiß ich genau, dass Eisenbahnfahrer, die heute anders heißen, einen echt schlechten Job machen, weil ich regelmäßig Bahn fahre, noch schlimmer sind nur die Piloten, weil ich 2019 nach New York geflogen bin (sollte man heute nicht mehr machen, sagen die Klimaforscher, die aber echt keine Ahnung haben, wenn ich mir das tägliche Wetter angucke, außer im Sommer, aber da sind die bestimmt alle im Urlaub, sodass das nicht auf deren Kappe geht), und überhaupt wirklich keine Ahnung haben die Gefängnisaufseher, was ich aus meiner lebenslänglichen Freiheitsstrafe genau weiß - ach, Blödsinn, ich habe ja noch gar nicht im Knast gesessen, aber die im Fernsehen haben auf jeden Fall wirklich keine Ahnung (s. Baader Meinhof Kompex). Und darüber hinaus gehe ich als Lehrer immer, wenn ich einen Teppich kaufe (in meinem Haus gibt es keine Teppiche), erst einmal auf den Teppichverkäufer zu und erkläre ihm, was ein Teppich ist, das bin ich meinem Beruf schuldig, um dann doch keinen zu kaufen und auch nicht ins Teppichgeschäft zu gehen. Aber die haben nun echt keine Ahnung, die Teppichverkäufer, das weiß ich genau!

Nun gut, ich bin ein typischer Lehrer, will also geliebt werden, weshalb ich meine Schüler regelmäßig bestrafe und benote alles und jeden jederzeit, um nicht aus der Übung zu kommen, das ist wichtig wegen der beruflichen Qualifikation und deswegen gebe ich mir auch für diesen Beitrag bis jetzt eine 3+, weshalb meine Versetzung nicht gefährdet ist, was mich bedrückt, weil ich gar nicht versetzt werden, sondern an meiner Schule bleiben möchte (Lehrer bewegen sich nicht gerne, außer zum Kaffeeautomaten). Insofern bin ich froh, wenn ich nicht von der Stelle komme und dass mein Dienstherr noch nie auf den Gedanken gekommen ist, mich zu befördern (er beachtet mich darüber hinaus sowieso viel zu wenig, ich viel schließlich geliebt werden; obgleich: Schaue ich mir meinen Dienstherrn an, dann will ich doch lieber nicht geliebt werden), denn für die Beförderung nehme ich sowieso lieber den Bus (der bringt mich mit größerer Wahrscheinlichkeit ans Ziel, wie ich weiß), wenn ich nicht Fahrrad fahre (und über Fahrradmonteure, die weiterhin noch immer keine Mechatroniker sind - zurecht! - könnte ich jetzt wirklich einiges sagen, weil ich mein Fahrrad immer selbst repariere oder es lieber gleich wegwerfe, wenn mal das Ventil kaputt ist und ich nicht weiß, soll ich dann den Lenker abschrauben oder doch lieber den Rahmen durchsägen - und nimmt dann eigentlich besser eine Holz- oder eher eine Metallsäge, eventuell besser die Nervensäge, um erstere und den Rahmen zu schonen -, um es zu reparieren; auf jeden Fall haben die echt keine Ahnung die Fahrradmechatroniker, das weiß ich genau, so wie auch Busfahrer - kommen immer zu spät und ich kann die dann nichtmal ins Klassenbuch eintragen, weil das elektronisch ist und ich sonst auch irgendwann womöglich nicht mehr befördert werde). Auf jeden Fall würde ich mir für diesen weiteren Teil wohl eine 3- geben, um nicht aus der Übung zu kommen, wobei eine 5- hier bestimmt besser wäre, denn dann würde ich ganz sicher nicht versetzt werden und käme also zum Glück weiterhin nicht von der Stelle (außer im Bus).

Soll heißen, ich bin ein Lehrer und stecke voller Vorurteile, was mich vom Großteil der Bevölkerung unterscheidet, der aber echt keine Ahnung hat, weshalb ich ihm eine 4- gebe und ihn auch mündlich nicht mehr drannehme, wenn der so weitermacht. Zur Not muss ich da auch mal mit dessen Eltern sprechen, wobei ich hoffe, dass die mir dann nicht wieder so viele Mails als Antwort schreiben, was ich aber regelmäßig abwürge, indem ich die Mails auf Rechtschreibung und Kommasetzung hin kontrolliere (und zwar regelmäßig mit einem dicken Rotstift und immer doppelt unterstrichen, weshalb man die jeweils darunterstehende Zeile auch nicht mehr lesen kann, was aber nun echt nicht mein Problem ist), um am Ende dann genauso regelmäßig solange "Thema verfehlt" drunterschreibe, bis die mich anrufen und dann gehe ich nicht ans Telefon, weil ich dann Feierabend habe.

Ergo: Über den Lehrerberuf weiß jeder Bescheid, weil er selbst mal Schüler war, und dann noch viel mehr, wenn er gar Kinder hat, weshalb ich der ersten Gruppe in der Beurteilungskompetenz eine glatte 2 gebe und der zweiten eine 2+. Und wer das anzweifelt, den lasse ich bei den nächsten Bundesjugendspielen erst durchfallen und dann beim Weitsprung nachsitzen; denn ich bin Lehrer an einer Ganztagsschule und habe morgens Recht und nachmittags Freizeit oder umgedreht, weshalb ich diesen Aufsatz nun mit mangelhaft bewerte und auch nicht bereit bin, den am Reformationstag weiter zu korrigieren: Sollen das doch die Pfarrer machen (die echt keine Ahnung haben, da kenne ich mich aus, denn ich bin noch immer nicht aus der Kirche ausgetreten, aber nur, weil mir das mein Steuerberater empfohlen hat, der nun echt keine Ahnung hat!). Und wer nun meinte, ich hätte hier das Thema verfehlt, der sollte sich beim nächsten Elternsprechtag echt mal warm anziehen; denn ich habe nicht das Thema verfehlt, sondern meinen Beruf, und zwar das mit Bedacht, also wegen der Sommerferien, was nun allerdings nach den Herbstferien echt dumm gewesen ist und hier allemal mal klarzustellen war!

Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

Der Vergleich mit dem Richter hinkt leider. Richter können nur die ca. 10 % besten eines Jahrgangs werden. Zumindest in Bayern. Und davor muss man in der Regel zur Staatsanwaltschaft, wo man sich einige Jahre 50-60 Stunden in der Woche abarbeitet, bei einer Besoldung die A13 entspricht.

Und Behörden-Mitarbeiter mit A13/A14 haben oft Führungsaufgaben, was mit unglaublich vielen Überstunden einhergehen kann - bei 6 Wochen Urlaub im Jahr.

Lehrkräfte haben eine gute Lobby und sind daher schon recht gut versorgt. Es ist sicher kein einfacher Beruf, aber die Bezahlung ist mehr als gut. Soweit ich weiß verdienen Lehrkräfte in Deutschland (Nettogehalt ist maßgeblich) sogar weltweit mit am besten (glaube nur in Schweiz und Luxemburg oder so verdienen die noch mehr).

Sommer89

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #43 am: 31.10.2024 19:22 »

Und PS.

Der Verbeamtung als Gymnasiallehrer im Amt des Studienrats geht regelmäßig ein qualifiziertes Universitätsstudium voraus, das mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird, dem sich ein Vorbereitungsdienst anschließt, der mit einem zweiten Staatsexamen beendet wird. Eine Ämterbewertung bzw. Ämterneubewertung kann regelmäßig nur formal und darin also vergleichend vorgehen. Das formale Qualifikationsniveau eines Lehrers stellt sich weitgehend nicht anders dar als das eines in die Besoldungsgruppe R 1 eingeordneten Richters. Wollte man das Amt des Studienrats anders bewerten, müsste man offensichtlich auch das des Richters bspw. an einem Amtsgericht und darüber hinaus das erste Einstiegsamt des (ehemals) höheren Diensts generell verändern, wovon ebenso bspw. der Regierungs-, Polizei- und akademische Rat betroffen wäre.

Wollte man Gymnasiallehrer in Deutschland niedriger besolden, müsste man offensichtlich die Anforderung an das Qualifikationsniveau absenken, um dann Gymnasiallehrer nicht mehr als Studienräte einzugruppieren, wobei - da mittlerweile ein großer Teil der bislang nach A 12 besoldeten Lehrkräfte in vielen Ländern nun gleichfalls nach A 13 besoldet wird - damit wohl eine grundsätzliche Absenkung des Qualifikationsniveaus im Lehramtsbereich einhergehen müsste. Eine Absenkung könnte man bspw. erreichen, indem man die Regelstudienzeiten oder die Dauer des Vorbereitungsdiensts verkürzte (sofern sich die Eingruppierung des Gymnasiallehrers als Studienrat am Ende nicht als ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums entpuppte, der nur dann nicht zu beachten wäre, sofern es zu einer übergreifenden Neubewertung aller Ämter käme - aber das ist hier nur eine Vermutung). Als wie sinnvoll sich das ggf. darstellte, kann jeder selbst bewerten (nicht nur der Lehrer selbst, der ja über eine eingehende Bewertungskompetenz verfügt, weshalb ich mir für diesen letzten Beitrag eine 2-3 gebe und dabei hoffe, dass die Note nicht auf meinem Halbjahreszeugnis auftaucht, weil dort Zwischennoten nicht gestattet sind).

Das sehe ich ein bisschen anders - selbst kommunaler Beamter und Lehrer im Freundes- und Familienkreis. Wenn bei formal gleicher Qualifikation der Amtsleiter der Kämmerei oder der Rechtsamtes  mit A15 nach Hause geht - mit zwei Staatsexamina und der didaktische Leiter einer Gemeinschaftsschule ebenfalls mit A15, der aber im Gegensatz zu den Kollegen nicht Haushalte mit Volumina im 500-Millionenbereich oder die gesamten Rechtsangelegenheiten einer Verwaltung verantwortet, frage ich mich schon, wo da die Relationen sind. Didaktische Leitung bedeutet in meinem Beispiel Betreuung der Referendare, Organisation der Fortbildungen und Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung des grundsätzlichen Konzepts der Schule. Ich sehe da im Vergleich  zum Amtsleiter in der Kämmerei oder der Leiterin des Rechtsamts, die regelmäßig morgens als erste kommen und als letzte gehen und im Urlaub ständig erreichbar sind, erhebliche Unterschiede.
Deine Kriterien treffen jedoch, bis auf den Haushalt, auf Schulleiter auch zu.
Zudem haben diese erheblich mehr Personal zu führen und dies in einer Expertenorganisation, was es deutlich erschwert.

Schulleiter sind aber auch A16. Da gehört viel Arbeit nun mal dazu.

superdash

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Antw:[BY] Kaum noch Beförderungen am Gymnasium
« Antwort #44 am: 31.10.2024 20:20 »
Der Vergleich mit dem Richter hinkt leider. Richter können nur die ca. 10 % besten eines Jahrgangs werden. Zumindest in Bayern. Und davor muss man in der Regel zur Staatsanwaltschaft, wo man sich einige Jahre 50-60 Stunden in der Woche abarbeitet, bei einer Besoldung die A13 entspricht.

Zunächst sei erwähnt dass der Richtervergleich mitnichten hinkt. In vielen Fächerkombinationen wurden in den letzten Jahren in Bayern am Gymnasium nur die <10% der besten Absolventen genommen. Zudem sind die Punktegrenzen für das Richteramt kontinuierlich abgesenkt worden, da es zu wenig Bewerber gibt. (Wer will auch noch nach R1-R.. bezahlt werden, wenn er in einer Kanzlei das Vielfache verdienen kann. Und als Richter hat man auch Berge an Arbeit und sitzt dann Konzernjuristen gegenüber die mit Geld um sich werfen können.)

Und Behörden-Mitarbeiter mit A13/A14 haben oft Führungsaufgaben, was mit unglaublich vielen Überstunden einhergehen kann - bei 6 Wochen Urlaub im Jahr.

Das ist dein Blick auf die Sache. Frage mal einen Außenstehenden über die Arbeitsbelastung in Behörden. Ich zitiere aus einem Beitrag auf Zeit-Online sinngemäß: "Wenn die Beamten in Behörden 100% arbeiten, dann ist das wie wenn ich in meiner Firma 60% arbeite. Mit so wenig Leistung würde man in der freien Wirtschaft nicht lange überleben." So werden Behörden von außen wahrgenommen. Und genau hier liegt das Problem: Es ist eine reine Außenwahrnehmung, genau wie die Außenwahrnehmung der Arbeit von Lehrern. Daher halte ich mich sehr zurück, was die Beurteilung der Arbeit anderer angeht. Das auch insbesondere deshalb, da ich bereits an der Universität, in der Automobilindustrie (im Labor) und als Lehrer tätig war/bin.

Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass ich nie die Intention hatte, eine Neid-Debatte auszulösen. Schade, dass alles was mit Lehrern zu tun hat sehr häufig von externen Experten be- und verurteilt wird, die idR noch nie im Lehrerberuf gearbeitet haben. Daher kann die Moderation den Thread gerne schließen, da ein Großteil der Beiträge nichts mit dem Titel zu tun haben...