Es ist ja absolut richtig, dass ein Antrag bei vorgelagerten Leistungssystemen (in unserem Fall die Beihilfe) gestellt werden muss. Das Problem ist doch aber die lange Bearbeitungsdauer, wodurch ein Beamter Wochenlang in Vorkasse treten muss. Bei hohen Arztrechnungen kann es so in einzelnen Monaten dazu führen, dass nicht genug Gehalt übrig ist, um die Grundsicherung sicherzustellen.
Das ist definitiv ein Problem.
Laut Jobcenter Düsseldorf kann das Jobcenter in Vorkasse treten, wenn andere Behörden (in unserem Fall Beihilfestelle) zu lange für die Bearbeitung von Anträgen benötigen.
https://www.jobcenter-duesseldorf.de/finanzielle-hilfen/geld-zum-leben/vorrangige-leistungen
Das steht dort nicht für die Beihilfe.
Wenn es um Grundsicherungsbedarfe geht, die durch Einkommen (Erwerbseinkommen, Wohngeld, Kinderzuschlag etc.) gedeckt werden müssen, das Einkommen aber nicht zufließt, muss das Jobcenter freilich in Vorleistung gehen.
Hier haben wir allerdings keinen Grundsicherungsbedarf "Kosten Krankenbehandlung." Zudem habe ich erhebliche Zweifel daran, dass Leistungen der Beihilfestelle sozialrechtliches Einkommen darstellen. Mit Fälligkeit der "Kosten Krankenbehandlung" entsteht ein Anspruch ggü. der Beihilfestelle in selber Höhe. 100 € Zahlungsverpflichtung "Kosten Krankenbehandlung" stehen sodann 100 € Anspruch (PKV+Beihilfe) gegenüber. Definitionsgemäß ist Einkommen aber nur das, was Jemand wertmäßig dazu erhält (stRspr. BSG).
Natürlich kann und muss das Jobcenter in Vorleistung treten, wenn durch die verzögerte Bearbeitung anderer Behörden der Lebensunterhalt nicht sichergestellt werden kann. Dies würde dann jedoch auch nicht zusätzlich erfolgen, die jeweiligen Ansprüche würden untereinander verrechnet.
Dies ist jedoch hier nicht der Fall. Hier hat der Beamte durch seine Bezüge ausreichend Einkommen für seinen Lebensunterhalt.
Wenn sich der Beamte jedoch überlegt, sein Geld statt für seinen Lebensunterhalt für Schulden auszugeben, ensteht dadurch keine Bedürftigkeit im sozialhilferechtlichen Sinne.
Schau mal nach "Subsidiaritätsprinzip".
Eben. Vergleichbar mit dem Beispiel "bezahle Anfang des Monats den teuren Urlaub vom Einkommen, kann aber nichts zu Essen kaufen."
In dem Fall geht das Jobcenter auch nicht in Vorleistung - für was auch.
Hier kommen wir nicht zusammen. Gesundheitskosten gehören genauso zu den Lebenshaltungskosten wie Kosten für Lebensmittel oder Warmmiete...
Und die grundsicherungsrechtlich entstehenden Kosten kann der Beamte durch seine Besoldung decken, in dem er seine PKV bezahlen kann und ergänzend Anspruch auf Beihilfe hat.
Eine Rechnung nicht zu bezahlen kannst du maximal einmal durchziehen. Danach wir der Arzt Vorkasse bei dir verlangen, damit du nicht wieder in Verzug kommst.
Ich denke auch wir sind uns einig, dass die 4 Wochen eine Maximaldauer darstellen sollte.
Mit den größeren Abrechnungsunternehmen kann man m. E. reden. Ich habe bisher ein mal gebeten eine Fälligkeit hinauszuschieben. Die Abrechnungsunternehmen wissen auch, dass einige Beihilfestellen nicht sonderlich schnell zahlen. Unabhängig davon mahnen die Unternehmen die Zahlung an, was dann mal 5 € kosten kann. Etwaige Mahngebühren habe ich aber nie gezahlt, sondern nur die Hauptforderung mit entsprechendem Vermerk überwiesen.
und zwar ganz unabhängig davon, wie schnell die PKV oder Beihilfe erstattet. Demzufolge hat man sich dafür auch ein paar Euro Fuffzig beiseite gelegt. Schließlich lebt der Beamte in geordneten Wirtschaftsverhältnissen.
So sehe ich das auch.
Auch als A6er, verheiratet, Ehepartner ohne Einkommen, 2 Kinder, kann man monatlich zumindest geringe Beträge beiseite legen, um höhere oder unerwartete Rechnungen zu bezahlen. Das gebietet schon der gesunde Menschenverstand. Das gilt umso mehr für erwartbare und regelmäßige wiederkehrende Rechnungen.
Wie ich es mache:Zum Monatsende wird die Besoldung gezahlt.
Ein größerer Teil (eigentlich noch zu wenig) fließt am Monatsanfang per Dauerauftrag ins Aktiendepot.
Ein zweiter größerer Teil fließt auf ein separates Girokonto (bspw. C24 Bank) mit den Unterkonten
- Urlaub und
- Auto (Tagesgeldkonto und entsprechend verzinst).
Beides ebenfalls per Dauerauftrag.
Der Teil Urlaub ist höhenmäßig so gewählt, dass ich die Kosten des Urlaubs nahezu vollständig (>75%) von dem Urlaubskonto begleichen kann. Essen und Trinken bleiben außen vor, das brauche ich auch zuhause bzw. bei AI-Urlauben kann ich mit der Ersparnis für Essen etc. die restlichen Kosten des Urlaubs decken.
Der Teil Auto ist höhenmäßig so gewählt, dass ich einmal jährlich Kfz-Steuern, Kfz-Haftpflicht, Vollkasko,
größere Reparaturen und nach einigen Jahren einen Teil (vllt. 40 %) der Neuanschaffung eines PKW bezahlen kann.
Ich zahle zudem seit Jahren monatlich höhere Nebenkostenvorauszahlungen (ca. 10 % mehr), um keine Nachzahlung leisten zu müssen. Bei einer Wohnungsgenossenschaft ist das Vorhaben außerdem risikoarm bis risikofrei. Das Guthaben aus den Nebenkosten floss auch dieses Jahr teilweise ins Aktiendepot, teilweise in die Urlaubskasse und teilweise aufs Girokonto für ein-zwei Annehmlichkeiten. Weiterer Vorteil ist, Geld, das die Wohnungsgenossenschaft bekommt, kann ich nicht ausgeben.
Dasselbe habe ich bis zum letzten Anbieterwechsel für den Stromabschlag gemacht.
Nach Abzug von Sparrate, Miete, Strom, PKV, Rechtsschutzversicherung, Gewerkschaftsbeitrag und DU-Versicherung bleiben noch kleinere regelmäßige Beträge und ich lebe von dem, was auf dem Girokonto übrig bleibt (~1050 €).
Vom Rest auf dem Girokonto gehen ab:
- Essen und Trinken (Ich kaufe bei Aldi, Lidl, Rewe und selten bei Edeka oder Kaufland ein. Ich bereite mir mein Essen weitgehend vor und nehme die vorbereiteten Behälter mit zur Arbeit)
- 1, selten 2 mal monatlich Essen gehen, Döner und Getränke am Kiosk kaufen
- Arztkosten (variabel) und Medikamente (fix ~60 € monatlich)
- Kleidung (~35-40€ im Monatsdurchschnitt, schlicht, elegant, elegant und nichts Unnötiges)
- Hygieneprodukte (~10 € im Monatsdurchschnitt, Seife, Rasierklingen, Cremes und andere Pflegeprodukte)
- aktuell noch Zigaretten (~100 € monatlich)
- Beitrag Sportgruppe (25 € monatlich)
- Rundfunkbeitrag (19 € monatlich, der Beitragsservice und deren Mitarbeiter verstehen nach über 2 Jahren immer noch nicht, dass ich monatlich zahle und bei Fälligkeit des Beitrags für die 3 folgenden Monate, zum Anfang des Quartals, bereits 3 Monate im Voraus gezahlt habe

)
- in der Nachbarstadt Freunde besuchen (Zugticket, Sprit), sonstige Spritkosten für Einkauf oder 1-2 mal im Jahr weitere Fahrten
- Spritkosten Nebentätigkeit (im Monatsdurchschnitt ca. 20 €)
- juristische Datenbank (ca. 20 € im Monatsdurchschnitt)
- kleinere Anschaffungen (zuletzt Heizfolie und Zubehör für eine einfache Fußbodenheizung unterm Schreibtisch, neue Fahrradtasche, elektrische Reinigungsbürste) und kleinere Luxusausgaben (ich stehe total auf Kaffee aus Kapseln)
- die 35 € PHV und 40 € Hausratversicherung jährlich zahle ich aus den laufenden Einnahmen
- 2 x jährlich Räderwechsel mit Einlagerung zu je 60 € (?)
- Spotify (~3 € im Monatsdurchschnitt)
Am Anfang des Monats ist alles bezahlt und gespart. Am Ende des Monats ist das Girokonto allermeist und nahezu leer. Ich saß vorletzten Monat in einem Restaurant, wollte einen Freund einladen und bezahlen, hatte allerdings 5 € zu wenig auf dem Girokonto. Unangenehm, aber ich habe stets Bargeld dabei. Aber selbst ohne Bargeld bin ich bei meinen Freunden und hoffentlich auch in meinen üblichen Lokalitäten kreditwürdig.

Die Inflation der letzten Jahre habe ich gemerkt und ich musste vor der Besoldungsanpassung und der Zahlung der IAP monatlich ca. 50 € aus meinen Rücklage nehmen.
Zweimal jährlich schreibe ich Rechnungen für das Honorar aus Nebentätigkeit, meist vorm Urlaub. Das Honorar verteile ich auf das Aktiendepot (größerer Teil), das Urlaubskonto und ein kleiner Teil geht auf das Girokonto.
Einmal im Jahr erhalte ich nach Abgabe meiner Steuererklärung eine Steuerrückzahlung (~300€). Warum weiß ich nicht, ich habe keine Ahnung von Steuerrecht. Verteilung wie zuvor.
Einmal jährlich beantrage ich die Erstattung bei PKV und Beihilfe. Verteilung wie zuvor.
Ob ich - vorallem - regelmäßige Ausgaben tätige, überlege ich mir sehr gut. Ich überlege mir auch, was brauche ich und was nicht (Müssen es 80 GB Datenvolumen fürs Handy sein? Die 100 Mbit-Leitung Internet oder reichen 25 Mbit? BigTV-Paket oder reicht freeTV?). Meine Ausgaben sind optimiert und ich prüfe nach 1-2 Jahren, ob dieselbe Leistung bei einem anderen Unternehmen günstiger zu beziehen ist. Ich habe nie einen Neuwagen gefahren, brauche kein besonders schickes, besonders großes oder besonders teures Auto (2020 Leasingrückläufer nach 3 Jahren für ~11.500 € gekauft). Dennoch fahre ich keinen ausgebleichten roten Kleinstwagen.
Ich kann mir Annehmliichkeiten leisten (ab und an Fleisch vom Demeter-Hof, auswärts Essen, 1 mal wöchentlich Brot/Brötchen vom teuren Handwerksbäcker etc.) und muss nicht auf jeden Cent achten. Sollte ich einen neuen Kleiderschrank brauche oder ein Haushaltsgerät muss ersetzt werden, kann ich die Anschaffung teils vom Girokonto, teils aus den Rücklagen bezahlen.
Sollte aber mal Urlaub anstehen, die Waschmaschine defekt sein, eine teure Autoreparatur anstehen und eine hohe Beihilferechnung ins Haus flattern, müsste ich ans Aktiendepot ran. Glücklicherweise zahlen meine PKV und die Beihilfestelle zügig, sodass ich keine Rücklage aus für Gesundheitskosten benötige. Und falls mal was hängt rufe ich an, frage nach und allermeist erhalte ich eine Antwort und der Prozess verläuft zügig. Dass das so ist, liegt nicht an meiner nicht sonderlich herausgehobenen Position oder weil ich wen kenne, der wen kennt. Ich überlege mir schlicht vorher, ob ich anrufe und personelle Ressourcen binde oder nicht und ich überlege vorher, ob mein Anliegen wirklich dringlich ist. Selbst bei ~25% unbesetzten Stellen funktioniert meine Verwaltung.
Zugegeben, ich bin freundlich und kann sehr bestimmt sein. Vielleicht ist das der Grund, warum ich kaum Schwierigkeiten mit meiner Verwaltung habe.