Allgemeines und Sonstiges > allgemeine Diskussion

Karenztage… zwingendes Erfordernis oder Rückfall in frühere Zeiten?

<< < (14/21) > >>

2strong:
Hat neben von @Warnstreik denn noch irgendjemand etwas brauchbares Beizutragen jenseits von Anekdoten, Ideologie oder Polemik? Es ist ja zumindest auffällig, dass der Krankenstand in Deutschland doppelt so hoch ist wie in der Schweiz und höher als in fast allen anderen Ländern der Union. Und mit den hier widrigen Lebensumständen dürfte es jedenfalls nicht vollständig zu erklären sein. Mein Verdacht ist daher auch: Es wird einem insbesondere in den ersten sechs Wochen zu leicht gemacht.

schlumpf:
Der AG kann, wenn er will ab dem ersten Tag eine AUB verlangen.
Also wo ist das Problem? Das die AGs es massenhaft nicht machen, also da soll die Flachpiepe von Allianz-Chefs mal entsprechend seine Kollegen drauf hinweisen.
Und dann sollte man mal eine Studie machen, ob bei den Ags, die ab dem ersten Tag AUB verlangen ein anderen Krankenstand als bei den "Karenztage" AGs gibt.

Dann können wir weiter reden.

Und worüber redet man dann:
Das man den Ärzten vorwirft, sie würden leichtfertig AUBs verteilen?
Dann sollen die hohen Herren doch dieses Horn Schmettern:
Skandal: Ärzte vergeben AUB ohne zuprüfen und verursachen Millardenschäden bei der Wirtschaft!
Und die lieben AGs müssen dann mit der vollen Härte des Rechtstaates, diese willfährigen Ärzte zur Rechenschaft ziehen.
Es gibt durchaus Ärzte, die Schadensersatzklagen verloren haben und zahlen mussten, weil sie "Gefälligkeits" Bescheinigungen geschrieben haben.

Eine mögliche Entlastung der Ärzte wäre es, wenn der Stamm-Apotheker auch AUBs verteilen dürfte, frei nach dem Motto: Hier ist ihr Paracetamol und 2 Tag AUB, damit sie wieder auf die Beine kommen.  ;D

Das beste Mittel gegen Blau machen ist, keine Blaumacher einzustellen oder zu erzeugen.
Denn es machen doch Menschen nur Blau, wenn sie keinen Sinn und Spaß und Wertschätzung an und in ihrer Arbeit finden.

PushPull:
Die einzig wichtige Frage, im historischen Wirtschafts-Powerhouse Europas ist doch, was sich in den letzten Jahren verändert hat. Denn die Bedingungen rund um die Krankschreibung haben sich ja nicht geändert. Ich erlebe selber (man werfe hier einen Blick auf das Thema zur amtsangemessenen Besoldung), dass von Arbeitgebern und Dienstherren Dinge fehlen:

Wertschätzung und geben, statt nur verlangen. Ausreichend Personal einstellen, sodass ich nicht Überstunden mache, weil Arbeit für drei Leute da ist. Wir haben einen riesigen Niedriglohnsektor seit der Agenda 2010.

Man muss sich selbst oder beim Blick auf andere Angestellte/Beamte fragen: Wozu die Extrameile gehen? Da reden wir nicht vom Blaumachen, sondern eben sich krank doch nicht aufzuraffen. Meine Frau wollte sich in ihrem Ausbildungsunternehmen entwickeln und fing dafür ein berufsbegleitendes Studium für knapp 18.000 Euro an. Damit könne man nicht so viel anfangen und man sähe sie seinerzeit auf ihrer Position genau richtig. Auf den Hinweis hin, sie würde sich auch mal extern bewerben gab es Belächeln und ein „Ist ja manchmal nicht schlecht, seinen tatsächlichen Marktwert gespiegelt zu bekommen.“ Nach der ersten Bewerbung war sie weg, mit 28% mehr Gehalt. Dann hieß es „Ach, hätten Sie doch mal was gesagt.“

Nun kann man argumentieren, man müsse nur mal den Druck erhöhen und mehr USA wagen, indem man Arbeitnehmerrechte kürzt. Dann komme ich aber zu der Frage zurück, wieso man das vorher nicht musste. Der Chef meines Vaters (mittelständisches Unternehmen) kam noch zu meiner Taufe, mitsamt Geschenk und seine Witwe kam 18 Jahre nach Verkauf des Unternehmens an einen Großkonzern zur Beerdigung meines Vaters. Der Vater meines besten Freundes wurde vorletzes Jahr verberentet. Nach 48 Jahren (!) im gleichen Unternehmen gab es einen Blumenstrauß und einen 50€ Gutschein für Edeka. Ich rede hier ja nicht von Gier auf Geldwerte, sondern von Wertschätzung, die heute fehlt.

Sind nur Anekdoten, aber wie gesagt: das Blaumachen isses erwiesenermaßen nicht.

Faunus:

--- Zitat von: 2strong am 10.01.2025 18:43 ---Es ist ja zumindest auffällig, dass der Krankenstand in Deutschland doppelt so hoch ist wie in der Schweiz und höher als in fast allen anderen Ländern der Union.

--- End quote ---

Woher kommt die Steigerung von 40 %?
Bisher sind die Durchschläge für die Kankenkassen der vom AG verlangten AUs ab dem 1. ersten Krankentag in der Regel nicht an die Krankenkassen weitergegeben worden. Warum auch? Der Arbeitgeber zahlt die ersten 6 Wochen.

Beispiel: Ich habe meine 2-wöchige Krankschreibung bei Corona nicht an die KK geleitet, sondern ausschließlich an den AG! Mir ging es 2, 3 Tage richtig dreckig und dann habe ich an meine privaten PC meine Arbeitsstelle malträtiert  8). 

JETZT gib es die elektronische AU, die automatisch an die Krankenkassen weitergeleitet wir - und voila: Anstieg 40%
Und die Schweiz ist mit der elektronischen AU noch nicht so weit und wird deshalb jetzt um die ca. 40% niedriger liegen. Deshalb vielleicht jetzt fast doppelt so hoch?!

2strong:
@Faunus
Das könnte eine Erklärung sein. So hatte ich die Berichterstattung jedoch nicht verstanden (was nichts heißen muss, da ich gerne auch mal auf der Leitung stehe). Durch die veränderte Erfassung, ao dachte ich, erklärt sich der Anstieg, aber nicht das absolute unherschiedliche Niveau. Dabei unterstelle ich, dass die Erfassung in allen EU-Staaten/Schweiz nach halbwegs gleichen Methoden erfolgt.

Außerdem erinnere ich mich an die Aussage des Merzedes-Chefs, der mit Blick auf die weltweit verteilten Werke von ähnlich unterschiedlich hohen Krankenständen berichtete, bei denen die deutschen Standorte auffällig seien.

Navigation

[0] Message Index

[#] Next page

[*] Previous page

Go to full version