Mal mit Bezug zum öD: Ich habe den Eindruck, das Konkurrenzdenken zwischen den Ebenen Bund - Land - Kommunen hat in den letzten Jahren schon stetig zugenommen. Es interessiert oben schon praktisch gar nix mehr, ob und wie eine Idee unten umgesetzt werden kann. Das ist im Übrigen für mich einer der Hauptgründe für so manches Umfrage- bzw. Wahlergebnis.
Dabei ist die Partei X, selbst wenn sie auf allen drei Ebenen "Regierungen"/Beteiligungen an der politischen Führung hat, inzwischen eigentlich eine Partei X-Bund, Partei X-Land, Partei X-Kommunal - zwischen den Ebenen gibt es auch da wenig klare Linien. So manchen kommunalen Grünen habe ich schon an grünen Bundesvorgaben verzweifeln sehen, und die Farbe kann man hier beliebig austauschen.
Wenn die AfD an manchen Stellen so gewinnen sollte, dass sie auch mal vom Meckerer zum Gestalter werden sollte, wird sie sich zum einen in diesen praktischen Irrsinn einfügen, andererseits könnte das die (letzte?) Chance für die anderen sein, wieder deutlich mehr an Profil zu gewinnen, und zwar einem, was man eben über die Ebenen hinweg als solches wahrnehmen kann.
Ansonsten hat sich die Partei in der Vergangenheit auch nicht immer "nett" zum bestehenden öD, dem Umfang z.B., der Bürokratie... geäußert. Eine Regierungsbeteiligung würde vielleicht auch da dem ein oder anderen zeigen, wieso eigentlich die Bürokratie in Deutschland so gewachsen ist, wie sie ist.
Unterm Strich würde ich dann aber auch eher mit einer "Entzauberung" der AfD rechnen, als mit dem Einzug des Extremismus ins Land und nach außen. Nicht jeder, der AfD wählt, ist Extremist, da ist auch viel Unmut über die Arbeitsweise der anderen Parteien und der Politik allgemein dabei. Und diesen Anteil der Wähler zu halten, da hatte eigentlich jede Partei, die irgendwo von der Oppositionsbank in die Führung wechseln durfte (oder musste) schon immer ihre Probleme. Dann kann man sich die Probleme und Handlungszwänge/-spielräume nicht mehr so aussuchen, wie man vorher sich die Themen als Opposition aussuchen konnte. Dann muss mit dem gearbeitet werden, was morgens auf dem Tisch liegt. Und man kann nicht mehr jedem Wähler nach der Nase schreien, man muss sie auch mal vor den Kopf stoßen.
Ich habe ernsthafte Zweifel, dass man diesen Wechsel auf Bundesebene derzeit in der AfD ernsthaft in Erwägung zieht. Dafür braucht man noch mehr Köpfe, die das so wollen und können.
Aber kurz: sollte die AfD eine Regierung (mit)bilden, wird der öD pauschal betrachtet das zunächst praktisch gar nicht anders merken, wie jeden anderen Regierungswechsel auch. Da ist doch jede Partei am Ende auch nur Teil des etablierten Systems, und längst nicht jeder Wunschzettel, egal wie groß oder bunt er ist, landet am Ende im Vorschriftendschungel.