Normalerweise eignet man sich Spezialwissen an, weil es benötigt wird.
Bildung ist erst einmal ein Gut an sich, nicht nur Mittel zum Zweck.
Oder glaubst Du, dass sich jemand nur "aus Spaß" einer Promotion in Elektrotechnik widmet?
Ja, durchaus. Ich und viele meiner ehemaligen Mitstudierenden haben in erster Linie aufgrund der Liebe zum Fach studiert; ich habe dann auch noch deshalb darin promoviert und werde irgendwann in (mittlerer) Zukunft meine Habilitation abschließen. Ich freue mich, dass ich einen Job habe, in dem ich "aus Spaß" weitgehend das machen kann, was ich machen will. Der Verdienst war und ist hier sicherlich nicht schlecht; andernorts bekäme ich mit meiner Qualifikation aber deutlich mehr. Und hier geht es auch vielen anderen so, dass sie nicht in erster Linie wegen des Geldes ins Büro kommen...
Also ja, ein Studium aufzunehmen, weil man damit in 10 oder mehr Jahren meint, mehr verdienen zu können, obwohl man sich mit einem Ausbildungsberuf viel besser fühlen würde, halte ich für Blödsinn. Genau halte ich es für Blödsinn, eine akademische Ausbildung generell für etwas Besseres zu halten. Die Handwerkerin kann durchaus wichtiger und notwendiger sein als die Germanistin...
Wenn sich Gehalt nicht auch nach der Qualifikation richtet, entwertet man Letzteres.
Wie gesagt: Bildung ist ein Wert an sich, der erst einmal nichts damit zu tun hat, wie viel man dann im späteren Job verdienen müsste. Letzteres richtet sich danach, ob genügend Leute für den aufgerufenen Preis der Arbeit nachgehen wollen, oder eben nicht. Und wenn meher Pflegekräfte als Lektoren gesucht werden, dann müssen eben die Löhne für die Pflegekräfte steigen und die für die Lektoren nicht.