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Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
2strong:
--- Zitat von: yogiii am 02.03.2025 19:26 ---Gehen wir mal zurück in die Zeit vor dem Mindestlohn:
Was passiert, wenn eine Person Vollzeit arbeitet (40h/Woche) und der Lohn trotzdem unterhalb der Existenzsicherung liegen würde (da kein Mindestlohn vorhanden). Die Person würde aufstockend Bürgergeld bekommen.
=> Der Staat (und somit die Steuerzahler) würden also anteilig die Lohnkosten von Unternehmen tragen, welche Personen im Niedriglohn beschäftigen.
Allein aus dem Grund sollte der Staat sowie wir Steuerzahler daran interessiert sein, dass eine vollzeitbeschäftigte Person von ihrem Einkommen existenzsichert leben kann.
--- End quote ---
Deine Sichtweise kann ich nachvollziehen. Insbesondere zum Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns dürfte dann etwas dran gewesen sein. Jedenfalls sind anschließend nicht sofort sämtliche Geringverdiener arbeitslos geworden. Durch den seither überproportional steigenden Mindestlohn geraten sukzessive auch Jobs unter Druck, deren Wertschöpfung tatsächlich eben nur überschaubar ist. Binnen zehn Jahren ist der Mindestlohn um über 50% gestiegen. Das ist Dein Lohn bei Weitem nicht. Und manche wollten ja jetzt erneut deutlich anders heben, auf dann über 75% des Ausgabgswertes. Das ist m. E. völlig außer Verhältnis.
DiVO:
--- Zitat von: 2strong am 03.03.2025 00:52 ---
--- Zitat von: yogiii am 02.03.2025 19:26 ---Gehen wir mal zurück in die Zeit vor dem Mindestlohn:
Was passiert, wenn eine Person Vollzeit arbeitet (40h/Woche) und der Lohn trotzdem unterhalb der Existenzsicherung liegen würde (da kein Mindestlohn vorhanden). Die Person würde aufstockend Bürgergeld bekommen.
=> Der Staat (und somit die Steuerzahler) würden also anteilig die Lohnkosten von Unternehmen tragen, welche Personen im Niedriglohn beschäftigen.
Allein aus dem Grund sollte der Staat sowie wir Steuerzahler daran interessiert sein, dass eine vollzeitbeschäftigte Person von ihrem Einkommen existenzsichert leben kann.
--- End quote ---
Deine Sichtweise kann ich nachvollziehen. Insbesondere zum Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns dürfte dann etwas dran gewesen sein. Jedenfalls sind anschließend nicht sofort sämtliche Geringverdiener arbeitslos geworden. Durch den seither überproportional steigenden Mindestlohn geraten sukzessive auch Jobs unter Druck, deren Wertschöpfung tatsächlich eben nur überschaubar ist. Binnen zehn Jahren ist der Mindestlohn um über 50% gestiegen. Das ist Dein Lohn bei Weitem nicht. Und manche wollten ja jetzt erneut deutlich anders heben, auf dann über 75% des Ausgabgswertes. Das ist m. E. völlig außer Verhältnis.
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Eine Erhöhung des Mindestlohns führt dazu, dass (endlich) Tätigkeiten technisiert und automasiert werden, die bisher von Hand gemacht wurden. Ab einer gewissen Lohnhöhe rechnet es sich für die Supermärkte z. B. sämtliche Produkte mit RFID-Chips zu versehen, sodass sämtliche sich im Einkaufswagen befindlichen Produkte automatisch beim Durchschreiten des Kassenbereichs erfasst werden und anschließend nur noch bezahlt werden müssen, z. B. durch am Eingang vorgehaltener Kunden-App. Aktuell ist es noch billiger einen Kassierer an die Kasse zu setzen und diesen jeden Artikel einzeln scannen zu lassen. Wie lange das noch so ist weiß ich nicht.
Oder hier einige Beispiele, die bereits technisiert wurden und für die Arbeitsplätze eingespart wurden: Pfandrückgabeautomaten, in meiner Kindheit stand da noch ein Mitarbeiter, der jede Flasch/Dose/Kasten/Gebinde einzeln entgegengenommen und sofort sortiert hat. Geldrecycler in Banken, früher haben Privatpersonen ihr Bargeld am Schalter abgehoben und eingezahlt, Geschäftsleute nachts "Geldbomben" in den Nachtresor geworfen, die am Folgetag vom Kassierer gezählt und gebucht wurden. Heutztage kann Geld von jedem 24/7 am Automaten ein- und ausbezahlt werden.
Warum werden diese Tätikeiten heutzutage von Automaten übernommen? Weil diese inzwischen eben günstiger/wirtschaftlicher sind als Mitarbeiter für die gleiche Tätigkeit.
Ich muss bei jeder Tarifrunde lachen über die Diskussion in diesem Forum. Da gibt es immer die gleichen Gruppen: die einen argumentieren mit steigen Lebenshaltungskosten und Mindestlohnerhöhung, die anderen drohen mit Kündigung bei zu geringer Erhöhung, und wieder andere fordern eine Abkehr der "Sozialismuskomponenten" um als E1xler endlich wieder deutlich mehr als die Postwagenschubser zu verdienen. Und dann gibt es noch die selbsternannten Überflieger, die von ihrem Chef jedes Mal eine Absage erhalten, wenn sie eine Zulage fordern und dennoch bleiben, weil der Chef ja wirklich alles gegeben hat, aber der böse Stadtrat/Rechnungsprüfungshof/sonstwer einfach die Mittel nicht freigibt.
Mein Tipp: Konzentriert euch lieber auf euch selbst und arbeitet an eurem Marktwert. Erkennt euer Arbeitgeber diesen Marktwert, ist es leicht individuell mehr rauszuhandeln und zu erhalten. Erkennt er diesen nicht, nehmt die Füße in die Hand und wechselt.
cinderella:
--- Zitat von: DiVO am 03.03.2025 06:28 ---[...]
Ich muss bei jeder Tarifrunde lachen über die Diskussion in diesem Forum. Da gibt es immer die gleichen Gruppen: die einen argumentieren mit steigen Lebenshaltungskosten und Mindestlohnerhöhung, die anderen drohen mit Kündigung bei zu geringer Erhöhung, und wieder andere fordern eine Abkehr der "Sozialismuskomponenten" um als E1xler endlich wieder deutlich mehr als die Postwagenschubser zu verdienen. Und dann gibt es noch die selbsternannten Überflieger, die von ihrem Chef jedes Mal eine Absage erhalten, wenn sie eine Zulage fordern und dennoch bleiben, weil der Chef ja wirklich alles gegeben hat, aber der böse Stadtrat/Rechnungsprüfungshof/sonstwer einfach die Mittel nicht freigibt.
Mein Tipp: Konzentriert euch lieber auf euch selbst und arbeitet an eurem Marktwert. Erkennt euer Arbeitgeber diesen Marktwert, ist es leicht individuell mehr rauszuhandeln und zu erhalten. Erkennt er diesen nicht, nehmt die Füße in die Hand und wechselt.
--- End quote ---
Zu welcher Gruppe zählst du dich? Du arbeitest im öffentlichen Dienst und feilst an deinem Marktwert?
Aktuell sind eher die Leute bedroht, deren Aufgabe darin besteht dummes Zeug auf Papier zu bringen. Das kann dann zeitnah jede KI. Ob deine Butte Orangensaft komplett ohne menschliches Zutun den Weg durch den Supermarkt findet, bezweifele ich. Das Problem heute ist eher die Leute zu finden, die da arbeiten. Günstig sind die eh.
Der aktuelle Versuche der SB-Kassen ist der, die Arbeit auf den Kunden zu verlagern. Die RFID-Chips würden wahrscheinlich neue Lösungen auf Entsorgerseite erfordern.
DiVO:
--- Zitat von: cinderella am 03.03.2025 06:55 ---
--- Zitat von: DiVO am 03.03.2025 06:28 ---[...]
Ich muss bei jeder Tarifrunde lachen über die Diskussion in diesem Forum. Da gibt es immer die gleichen Gruppen: die einen argumentieren mit steigen Lebenshaltungskosten und Mindestlohnerhöhung, die anderen drohen mit Kündigung bei zu geringer Erhöhung, und wieder andere fordern eine Abkehr der "Sozialismuskomponenten" um als E1xler endlich wieder deutlich mehr als die Postwagenschubser zu verdienen. Und dann gibt es noch die selbsternannten Überflieger, die von ihrem Chef jedes Mal eine Absage erhalten, wenn sie eine Zulage fordern und dennoch bleiben, weil der Chef ja wirklich alles gegeben hat, aber der böse Stadtrat/Rechnungsprüfungshof/sonstwer einfach die Mittel nicht freigibt.
Mein Tipp: Konzentriert euch lieber auf euch selbst und arbeitet an eurem Marktwert. Erkennt euer Arbeitgeber diesen Marktwert, ist es leicht individuell mehr rauszuhandeln und zu erhalten. Erkennt er diesen nicht, nehmt die Füße in die Hand und wechselt.
--- End quote ---
Zu welcher Gruppe zählst du dich? Du arbeitest im öffentlichen Dienst und feilst an deinem Marktwert?
Aktuell sind eher die Leute bedroht, deren Aufgabe darin besteht dummes Zeug auf Papier zu bringen. Das kann dann zeitnah jede KI. Ob deine Butte Orangensaft komplett ohne menschliches Zutun den Weg durch den Supermarkt findet, bezweifele ich. Das Problem heute ist eher die Leute zu finden, die da arbeiten. Günstig sind die eh.
Der aktuelle Versuche der SB-Kassen ist der, die Arbeit auf den Kunden zu verlagern. Die RFID-Chips würden wahrscheinlich neue Lösungen auf Entsorgerseite erfordern.
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Auch die aktuellen Kassen mit Kassiererin und scanbaren Barcodes sind eine technische Verbesserung gegenüber dem manueller Erfassen sämtlicher Waren. Die SB-Kassen sind nett, aber kein technologischer Fortschritt, da immer noch manuell die Barcodes über einen Scanner gezogen werden müssen. Für die Entsorgerseite erfordert das keine neuen Lösungen. RFID-Chips sind bereits heute oftmals in hochwertige Kleidungsstücke in die Etiketten genäht und können bedenkenlos über den Hausmüll entsorgt werden.
Ich arbeite seit knapp zehn Jahren im öffentlichen Dienst und ich bilde kontinuierlich weiter und erhöhe so meinen Marktwert. Als es vor fünf Jahren in eine Richtung ging, die mir nicht gefiel, habe ich mich aktiv bei anderen Arbeitgebern beworben und meinen Wechselwillen mit einem Vertragsangebot eienr anderen Firma unterstrichen. Wenige Wochen später wurde ich dann von einer anderen Behörde abgeworben mit deutlich höherem Gehalt und angenehmeren Arbeitsbedingungen. Seitdem habe ich Vorgesetzte, die sich um ihre Mitarbeiter kümmern und es gibt auch ohne Nachfragen Zulagen.
cinderella:
--- Zitat von: DiVO am 03.03.2025 07:09 ---
[...]
Ich arbeite seit knapp zehn Jahren im öffentlichen Dienst und ich bilde kontinuierlich weiter und erhöhe so meinen Marktwert. Als es vor fünf Jahren in eine Richtung ging, die mir nicht gefiel, habe ich mich aktiv bei anderen Arbeitgebern beworben und meinen Wechselwillen mit einem Vertragsangebot eienr anderen Firma unterstrichen. Wenige Wochen später wurde ich dann von einer anderen Behörde abgeworben mit deutlich höherem Gehalt und angenehmeren Arbeitsbedingungen. Seitdem habe ich Vorgesetzte, die sich um ihre Mitarbeiter kümmern und es gibt auch ohne Nachfragen Zulagen.
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Ich bin ITler und auch schon etwas älter. Ich musste mich mein gesamtes Berufsleben und auch davor weiterbilden. Das empfand ich nie als etwas Besonderes. Auf meinen Marktwert habe ich dabei nie geschaut sondern nur darauf in wie weit das auch in der Praxis anwendbar ist. Die meisten meiner Arbeitskollegen bilden sich ebenfalls weiter und ich denke daran scheitert es im öffentlichen Dienst nicht. Hier programmiert also keiner mehr in Pascal oder Delphi oder besteht darauf.
Ich freue mich das es anscheinend Arbeitgeber im öD gibt, die ihre Mitarbeiter fördern. Auch finde ich es gut, wenn man selber den Arsch hoch kriegt und mal den Arbeitgeber wechselt. Hab ich selber ein paar mal gemacht. Die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten halte ich im öD für deutlich schlechter als die der Privatwirtschaft. Man muss aber auch deutlich weniger leisten. Die die nur öD kennen, werden das wahrscheinlich schwer verstehen können.
Ich hab jetzt eine Bundesbehörde und eine Landesbehörde von innen gesehen. Das was da als Arbeit und Leistung definiert wird, haut dich in Privatwirtschaft aus dem Markt! Heute is Brauchtumspflege wg Rosenmontag?!? Tausense MA bezahlt frei. Find ich als Steuerzahler schlecht.
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