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Und nun sag ich dir noch was zum "SAP Experten. Das war (bin) ich. Mein Einstiegsgehalt lag 2016 bei 52.000 im Jahr. Und ich war bei der größten SAP Beratungsfirma in BW angestellt.
Hmmm, so mal am Rande: Im Jahr 2016 lag das durchschnittliche Vollzeiteinkommen bei 3703 € pro Monat, die Versicherungspflichtgrenze lag bei 56.250 € p.a. ... Ich würde also davon ausgehen, dass wir hier nicht unbedingt von einem schlechten Einstiegsgehalt sprechen können (wobei ich Deinen Qualifikationshintergrund natürlich auch nicht kenne).
Klar stieg mein Gehalt nach 4 Jahren auf mehr als das doppelte, aber der Preis war enorm.
Unbezahlte Überstunden, Auslandsaufenthalte, Meetings mit Regierungsmitgliedern, Personalverantwortung und Diensthandys die IMMER an waren und Mails die zu Tag und Nacht binnen 4 Stunden zu beantworten waren.
Ja, das ist ein völlig anderes Leistungsniveau als im öD - was sich dann auch in einem Gehalt widerspiegelt, welches Du im öD überhaupt nicht findest (E15/6 im Jahr 2020 lag bei grob 86k). Ich kenne dieses Leben von Freunden in anderen Branchen auch mit mehrjährigen Aufenthalten im Ausland, bei denen Wohnung/Haus und Verpflegung on top gezahlt wurden. Das eigentliche Gehalt diente hier im wesentlichen zur Gestaltung der Freizeit und dem Vermögensaufbau. Du hast aber völlig Recht: Das muss man mögen und das macht man so auch nicht ein ganzes Leben lang.
Meine persönliche Erfahrung stammt aus tarifungebundenen KMUs, in denen ich als System- und Applikationsbetreuer zwar nicht im Ausland verweilen musste, aber dennoch häufig am Abend oder am Wochenende im Einsatz war. Das Gehalt war definitiv höher, die Leistungsanforderungen aber eben auch.
Jeder kann diese Unterschiede (also Gehalt und Anforderungen) gegeneinander abwägen, und zumindest komme ich in meinem ganz konkreten Einsatzfeld zum Ergebnis, dass das durchaus OK ist. In einer kleineren Kommune den IT-Leiter für eine E10 würde ich aber definitiv nicht machen.
Wenn wir jetzt aber noch einen Blick auf die Neueinstellungen in unserem Haus werfen, dann sinkt das Niveau der Neuzugänge auf der Arbeitsebene (E10-E12) ganz langsam ab - hier ließe sich jetzt darüber streiten, ob das ein Attraktivitätsproblem (auch in Sachen Gehalt) ist, oder eher ein generelles Problem in unserem Lande. Fakt bleibt jedoch, dass wir den Fachkräftemangel spüren und bei vielen Ausschreibungen tatsächlich gar kein geeigneter Bewerber aufschlägt.
Wo ich Dir natürlich absolut Recht gebe: Die pW zahlt nicht generell besser! So manch einen FI haben wir im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung aus seinem Systemhaus abgeworben - Die können sich jetzt im öD endlich auch warme Mahlzeiten und ein Hobby leisten
