Autor Thema: Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation  (Read 1446 times)

PushPull

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Ich habe eine Frage aus dem schulischen Kontext:

Es ist, zumindest an unserer Schule, auffällig, dass A14 Stellen für, von Zeitaufwand und Komplexität sowie Verantwortung her, sehr unterschiedliche Aufgabengebiete vergeben werden. Liegt es vollends im Ermessen der Schulleitung, dass es hier nicht einmal eine grobe Vergleichbarkeit geben muss, insbesondere wenn sie Entlastungsstunden generell aufgrund der Beförderung ausschließt? Auch vor dem Hintergrund, dass die Art der Tätigkeit in der Ausschreibung später keine Rolle für die letztendliche Aufgabe hat.

Ein Beispiel:

Stelle 1: inhaltliche (!) Pflege der Schulwebseite mit 0-2 Einträgen pro Monat, die nur ggf. sprachlich überarbeitet werden müssen und aus dem Kollegium kommen.

Stelle 2: Schulbuchverwaltung für die gesamte Sek I.

photosynthese

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #1 am: 19.03.2025 16:29 »
A14 ist im Sek-II-Lehramt eine Durchgangsstation. Es gibt viele Stellen, bei denen man das Gefühl hat, dass niemand so richtig weiß, warum es diese Stelle überhaupt gibt — außer um die Pflichtzahl an A14-Stellen zu erfüllen. Erst bei A15 passt es wieder.

LehrerInNRW

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #2 am: 19.03.2025 20:11 »
Was genau ist daran das Problem? Wenn man sich schulintern bewirbt, was die Regel ist, weiß man doch worauf man sich einlässt. 

1. Beförderungsamt Verkerhssicherheitserziehung vs. Vertretungsplanung - da weiß man doch gleich wo die Reise hingeht.

Homepage kann übrigens auch richtig Arbeit sein. Kumpel von mir macht das uns sitzt mehrmals die Woche dran.

Der Bücherwürmer unserer Schule haben 2 Entlastungsstunden bekommen statt einer Beförderung. Auch kein schlechter Deal, wenn man bedenkt, dass man für Ausgabe und Rückgabe ausgeblockt wird.

PushPull

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #3 am: 19.03.2025 21:53 »
Das Problem ist, dass direkt bei Ernennung eine ganz andere Tätigkeit zugewiesen wurde. Man weiß also nicht immer, wohin die Reise geht.

Organisator

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #4 am: 20.03.2025 09:31 »
Homepage kann übrigens auch richtig Arbeit sein. Kumpel von mir macht das uns sitzt mehrmals die Woche dran.

Der Bücherwürmer unserer Schule haben 2 Entlastungsstunden bekommen statt einer Beförderung. Auch kein schlechter Deal, wenn man bedenkt, dass man für Ausgabe und Rückgabe ausgeblockt wird.

Jetzt wird es auch klar, warum das Schulsystem in Deutschland so teuer ist, wenn man zur Pflege von der Schulhomepage oder für die Bücherentleihe Menschen im höheren Dienst einsetzt. Sowas wäre doch eher etwas für eine Schulverwaltungskraft im mitteren Dienst bzw. passender Angestellten.

Ansonsten kenne ich es so, dass mit dem ersten Beförderungsamt eine Tätigkeit als Fachleiter verbunden ist (was auch wieder zur Ausbildung passen würde).

PushPull

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #5 am: 20.03.2025 10:49 »
Du würdest dich wundern, wofür man alles Lehrkräfte teils vom eigentlichen "Geschäft" abzieht, um Verwaltungsaufgaben zu übernehmen. Das geht nur auf, weil man nichts davon irgendwo ausweist, sondern intransparente Unterrichtsstundenvergleiche zur 41-Stundenwoche gezogen hat. Auch bei der Beförderung versteckt man sich hinter der besonderen Eignung und dem "der/die muss das dann schaffen". Und man blendet dann auch aus, dass hier keine Vergleichbarkeit bei Arbeitsaufwand, Verantwortung, etc. zwischen den Stellen gegeben ist.

Hier wird auch deutlich, warum man die minutengenaue Arbeitszeiterfassung, die von der EU vorgeschrieben ist, nicht bei Lehrkräften umsetzen will. Man arbeitet lieber mit "Entlastungsstunden", die bestenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.

photosynthese

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #6 am: 20.03.2025 14:38 »
Du würdest dich wundern, wofür man alles Lehrkräfte teils vom eigentlichen "Geschäft" abzieht, um Verwaltungsaufgaben zu übernehmen. Das geht nur auf, weil man nichts davon irgendwo ausweist, sondern intransparente Unterrichtsstundenvergleiche zur 41-Stundenwoche gezogen hat. Auch bei der Beförderung versteckt man sich hinter der besonderen Eignung und dem "der/die muss das dann schaffen". Und man blendet dann auch aus, dass hier keine Vergleichbarkeit bei Arbeitsaufwand, Verantwortung, etc. zwischen den Stellen gegeben ist.

Hier wird auch deutlich, warum man die minutengenaue Arbeitszeiterfassung, die von der EU vorgeschrieben ist, nicht bei Lehrkräften umsetzen will. Man arbeitet lieber mit "Entlastungsstunden", die bestenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.

Vorsicht: Hamburg hat uns allen gezeigt, dass ein Umdenken bei der Arbeitszeit nicht unbedingt gut ist. Die Kolleg*innen mit Deutsch und Fremdsprachen würden vermutlich alle profitieren, ja. Aber wir alle kennen Kolleg*innen, die nicht müde werden "Augen auf bei der Fächerwahl" zu proklamieren — und immer noch der Ansicht sind, dass der Arbeitstag mit der letzten Unterrichtsstunde zu Ende und die Ferien komplett Urlaub sind.

Mir ist völlig klar, dass man auch mit Sport (Wettkämpfe, ein moderner Sportunterricht enthält auch theoretische Anteile...), Kunst (Ausstellungen, manchmal auch regional oder sogar überregional...), Erdkunde (außerschulische Lernorte...) oder Religion (Schulgottesdienste...) (...) viel Arbeit haben KANN, im jetzigen System ist es aber relativ frei, wieviel man wirklich investiert. Wir kennen alle die Kolleg*innen, die einen Ball in den Raum werfen und das ist dann ihr Sportunterricht — oder einen Satz Mandalas kopieren und das ist dann ihr Religionsunterricht. Wir würden in einem großen Teil der Lehrerschaft ein böses Erwachen erleben, wenn das umgesetzt würde. Ich spreche hier jetzt übrigens für die ganze Berufsgruppe, mit meinen persönlichen Fächern bzw. teilw. selbstgewählten Aufgaben würde ich sicher profitieren...

PushPull

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #7 am: 20.03.2025 15:20 »
Ich rede auch nicht von anders gearteten pauschalisierten Ansätzen. Ich spreche wenn von einer exakten Zeiterfassung, die zur Not eben auch durch Lehrkräfte gesteuert (von mir aus auch sofern in Stichproben auch nachvollziehbar) erfasst wird. Ohne neue Pauschalen, ohne Anwesenheitspflicht. So wie in anderen Berufen, teils mit 100% Remote-Arbeit, auch.

Johann

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #8 am: 24.03.2025 09:40 »
oder einen Satz Mandalas kopieren und das ist dann ihr Religionsunterricht.
Ist das heutzutage echt immer noch so, dass Schüler Arbeitsblätter bekommen, auf denen sie teilweise nix erkennen können, weil das Arbeitsblatt die 8. Kopie der Kopie ist? Wieso nimmt man nicht eine digitale Vorlage und druckt die aus oder bastelt Arbeitsblätter digital zusammen und druckt diese dann aus? Oder schickt sie direkt auf die Tablets der Schüler? Immerhin steht in Schulen kein Fax mehr. Oder? :o

Umlauf

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #9 am: 24.03.2025 10:01 »
oder einen Satz Mandalas kopieren und das ist dann ihr Religionsunterricht.
Ist das heutzutage echt immer noch so, dass Schüler Arbeitsblätter bekommen, auf denen sie teilweise nix erkennen können, weil das Arbeitsblatt die 8. Kopie der Kopie ist? Wieso nimmt man nicht eine digitale Vorlage und druckt die aus oder bastelt Arbeitsblätter digital zusammen und druckt diese dann aus? Oder schickt sie direkt auf die Tablets der Schüler? Immerhin steht in Schulen kein Fax mehr. Oder? :o

Leider ja, zudem auch noch aus verschiedenen Quellen. Dazu noch ein gebundenes Aufgabenheft, das eigentlich nur eine weitere Kopiervorlage im Original ist. Dann noch ein Lehrbuch.

In mein Augen wurden in diesen Fällen die Lehrmittel falsch gewählt bzw. sehe ich die Art und Weise der Vermittlung hier falsch.

PushPull

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #10 am: 24.03.2025 11:28 »
Interessant, dass es hier kaum um die eigentliche Fragestellung geht. Dabei ist die Sinnhaftigkeit der Beförderung für bestimmte Aufgabenfelder ja gar nicht das Thema. Das wird in der Praxis eben so gemacht. Mir geht es lediglich um die Vergleichbarkeit von Stundenumfang und Verantwortung für eine gleich bezahlte Stelle. Zumindest ungefähr.

Johann

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Antw:Beförderungsamt Gymnasium: Arbeitsaufwand in Relation
« Antwort #11 am: 24.03.2025 14:48 »
Ja, ich weiß auch nicht so recht, was genau du dazu noch hören möchtest außer "Ist halt so". Im Bildungssektor gibt es sehr viele solcher Punkte, wo man sich fragen könnte, ob das gerecht oder fair ist, wie es halt ist.
Angefangen dabei, dass angestellte Lehrkräfte bedeutend weniger Geld haben als die verbeamteten Lehrkräfte über die Frage nach der Fairness, ob ein Mathe und Physik Lehrer wirklich nur das selbe verdienen muss wie ein Sport und Kunst Lehrer über die Frage, wieso in einigen Bundesländern auch Grundschullehrer A13 sind und in anderen nur A12 hin zu der Frage, wieso in manchen Bundesländern ohne jegliche Tätigkeitsänderung irgendwann eine Beförderung nach A14 oder sogar A15 reinflattert und in anderen Bundesländern eben entsprechende zusätzliche Aufgaben dafür notwendig sind.

Ist halt so. Muss man als Lehrkraft eben sehen, wo sie welche Stelle antreten möchte. Fair ist das nur bedingt in seiner Gesamtheit.