Autor Thema: Personalführung noch attraktiv?  (Read 9208 times)

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #15 am: 14.04.2025 11:30 »
Ich bin gern bereit für das berufliche Weiterkommen 50h die Woche zu arbeiten, zumindest wenn abzusehen ist, dass die Stunden auch realistisch wieder abbaubar sind und ich die Möglichkeit habe mich fachlich zu "verbreitern". Wenn Du aber wie ein Hamster im Rad die Vorgänge abarbeitest, kein Land siehst, nach oben und unten vertreten darfst und Dir dann noch Sprüche zu deiner angeblich "ausbaufähigen Resilienz" fängst, hörst du irgendwann auf zu funktionieren und fängst an dich umzuorientieren.

Bezüglich "Berufliches Weiterkommen": In dieser Sandwich-Position war das Entgelt eher das Ende der Fahnenstange.

2strong

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #16 am: 14.04.2025 11:59 »
Für eine E11 oder E12? 50h/Woche?
Das kommt sicherlich auf die Rahmenbedingungen an. In einer großen Bundesbehörde eher nicht. Bei der Gemeinde Klein Kleckersdorf ist man in der Hierarchie mitunter schon recht weit oben.

2strong

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #17 am: 14.04.2025 12:02 »
Ich bin gern bereit für das berufliche Weiterkommen 50h die Woche zu arbeiten, zumindest wenn abzusehen ist, dass die Stunden auch realistisch wieder abbaubar sind und ich die Möglichkeit habe mich fachlich zu "verbreitern". Wenn Du aber wie ein Hamster im Rad die Vorgänge abarbeitest, kein Land siehst, nach oben und unten vertreten darfst und Dir dann noch Sprüche zu deiner angeblich "ausbaufähigen Resilienz" fängst, hörst du irgendwann auf zu funktionieren und fängst an dich umzuorientieren.

Bezüglich "Berufliches Weiterkommen": In dieser Sandwich-Position war das Entgelt eher das Ende der Fahnenstange.
D'accord! Der Einsatz muss Anerkennung erfahren und es muss sich dadurch eine berufliche Perspektive ergeben. Für Spaß an der Freud macht es keinen Sinn.

Finanzer

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #18 am: 14.04.2025 12:42 »
Gerade in den Finanzämter ist für den g.D. irgendwann Ende ohne Jura-Studium. Mag sein das man in größeren Ämtern auf eine A13 oder A14 kommt mit Wechsel in den höheren Dienst, aber dort ist dann definitiv Ende.
Das schränkt das Bedürftnis, sich auf einer solchen Position mit Personalgedönst etc. abzurackern definitiv ein.... inbesondere wenn es in den gleichen Ämter (rar gesäte) Außenprüferstellen mit A13/A14 gibt.

totoughtotame

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #19 am: 15.04.2025 13:31 »
Zumindest im TV-L als TB ist der erwartbare Mehraufwand im Verhältnis zur monetären Entlohnung, die übers Jahr gesehen tatsächlich auf dem Konto teilweise sehr vernachlässigbar. Bei Beamten ist es noch etwas besser, weil sich das Abstandsgebot noch einigermaßen erahnen lässt.

Wer als Tarifbeschäftigter Sachbearbeiter Führungsaufgaben übernimmt, ohne den Hintergedanken zu haben, irgendwann mal in die oberen Führungsebenen aufzusteigen, wird den Schritt ggf. bereuen. Zumindest wenn er feststellt, dass er mit weitaus weniger Arbeit nur geringfügig weniger verdient hätte.

Ich glaube, das ist ein sehr guter Punkt der vor allen die unteren und mittleren Führungsebenen betrifft. Man macht vielleicht einen Sprung von EG12 zu EG13, bekommt aber die überzogenen Anforderungen der höheren Führungsebene und den Frust der Mitarbeiter gleichzeitig ab bzw. für beide Gruppen gleichermaßen der Trottel

Fragmon

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #20 am: 16.04.2025 08:14 »
Allerdings hat dieser Umstand auch eine positive Seite: Fachlich hervorragende Mitarbeitende ohne ausgeprägte Führungskompetenz werden nicht allein aus finanziellen Gründen dazu verleitet, sich auf Führungspositionen zu bewerben – Positionen, in denen sie womöglich unglücklich würden und auch dem Team nicht gerecht werden könnten.

So bewerben sich vorrangig Personen, die tatsächlich Interesse an Führungsverantwortung haben und Freude daran finden, Menschen zu führen, statt primär Akten zu bearbeiten.

Eleon

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #21 am: 22.04.2025 11:00 »
Das kommt auf die Anzahl der Mitarbeiter an. Ich durfte viele Jahre in einer mittleren Führungsebene tätig sein und bin froh, dass ich dort raus bin. Das Mehr an Gehalt ist überschaubar im Verhältnis zu den Nerven, die man in einer solchen Position lässt.
Gerade in der letzten Zeit wurde der Personalmangel immer größer und die Mitarbeiter sollten Arbeiten übernehmen, die sie nicht schaffen konnten. Der Krankenstand stieg ständig an.

Schmitti

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #22 am: 22.04.2025 13:18 »
Aus der Kommunalverwaltung her betrachtet: Von oben gibt es immer mehr Aufgaben für erkennbar weniger Personal, und du bist dann das Schweinchen in der Mitte wo sich der gesammelte Frust von den Mitarbeitern, den oberen Führungsverantwortlichen, der Politik und letztlich auch den Bürgern entlädt - selbst wenn man die Bezahlung der sog. unteren/mittleren Führungspositionen 2-3 Gruppen höher ansetzen würde, würde das die Attraktivität dieser Stellen und die Bewerberlage dazu auch nicht verbessern. Dafür braucht es viel mehr Aufgabenkritik, viel weniger Wunschzettelpolitik, viel mehr Realitätsnähe, viel weniger offenkundige Bananenrepublikverwaltung in unseren Behörden. Dann findet sich auch wieder Führungsnachwuchs.

BAT

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #23 am: 22.04.2025 15:03 »
Hört sich nach Henne-Ei - Problem an.

Aber das Mehr an Gehalt finde ich doch interessant in dem Bereich, gerade wo jetzt die JSZ angepasst wird. Es lohnt sich dann sogar etwas der Sprung von E12 auf E13.

NWB

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #24 am: 07.05.2025 15:10 »
Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt.

BAT

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #25 am: 07.05.2025 15:24 »
Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt.

Nun, dass muss jeder für sich bewerten.

Aber man darf nicht nur auf die Entgelttabelle schauen, sondern sollte auch beachten, wenn die BBG greift. Ist also in einigen Fällen auch mehr Netto vom erhöhten Brutto.

dregonfleischer

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #26 am: 07.05.2025 17:09 »
Ich bleibe dabei, dass sich das mehr an Aufwand nicht lohnt für das mehr an Geld, was es da gibt. Es lohnt sich nicht wir haben hier die 8 was schon sehr wenig der Vorgestzte hat die 9 wuerde ich mir nicht antun

Nun, dass muss jeder für sich bewerten.

Aber man darf nicht nur auf die Entgelttabelle schauen, sondern sollte auch beachten, wenn die BBG greift. Ist also in einigen Fällen auch mehr Netto vom erhöhten Brutto.

Faunus

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #27 am: 07.05.2025 19:40 »
Allerdings hat dieser Umstand auch eine positive Seite: Fachlich hervorragende Mitarbeitende ohne ausgeprägte Führungskompetenz werden nicht allein aus finanziellen Gründen dazu verleitet, sich auf Führungspositionen zu bewerben – Positionen, in denen sie womöglich unglücklich würden und auch dem Team nicht gerecht werden könnten.

So bewerben sich vorrangig Personen, die tatsächlich Interesse an Führungsverantwortung haben und Freude daran finden, Menschen zu führen, statt primär Akten zu bearbeiten.

Sehe ich ähnlich.
Wer sich munter mit Fachaufgaben und Führungsaufgaben von "Oben" zuscheixxen lässt, ohne nach "oben" seine Bedinungen für die Umsetzung der Aufgaben durchzusetzen, ist vielleicht auch nicht für MA geeignet.

Ytsejam

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #28 am: 09.05.2025 07:26 »
Als Leiter von fast 100 Mitarbeitern (A13) überwiegend im mittl. Dienst kann ich jedem nur empfehlen: Lauft! Wenn ihr den Anspruch habt, eure Arbeit gut machen zu wollen, lauft!

Wenn euch egal ist wie der Laden unter euch läuft und ihr sowieso, weils ja gerade trendy ist, Stellenhopping betreibt und nur seine Bingokarte abhaken will, also schneller auf eine andere Stelle hüpft als man ansatzweise Ahnung von der Rechtsmaterie und Führungserfahrung erwirbt, dann macht das ruhig.

Anfang 2010 war die Welt noch in Ordnung, kaum Fluktuation, man hat ab und zu mal einen Mitarbeiter mit großem Tamtam verabschiedet, meist wegen Rente nach Jahrzehnten, man konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren, alles war noch irgendwie händelbar.

Gefühlt so gegen 2017 wurde es dann auf einmal immer mehr, bis zu Corona, wo sowieso alles anders war. Auf einmal habe ich innerhalb von 5 Jahren 80% der Mitarbeiter verloren: Die Alten gingen in Rente, und die nachkamen hatten auf einmal die freie Auswahl an Stellen - und machten davon auch Gebrauch. Keine 3 Monate da, schon ging es zur nächsten Stelle (Hoffentlich irgendwas mit Social Media), Identifikation mit der Arbeit: Null.

Die Kollegen, die kaum laufen konnten, mussten die neuen Kollegen einarbeiten. Wissensverlust: Immens! Machte die Stellen natürlich unattraktiver, wenn man neben der eigentlichen Arbeit dauerhaft einarbeiten muss. Dazu kommt ein immer agressiveres Bürgerverhalten. Also schnell auf Stellen wechseln, wo weniger Stress ist, und man gleich oder gar mehr verdient. Arbeit an der Front wird im TVÖD ja nicht als Mehrwert gesehen. Ein Teufelskreis.

Der "Fachkräftemangel", der nichts anderes ist als eine Rentnerschwemme, die man vorher erahnen konnte, aber nicht entsprechend mit Azubis nachgefüllt hat, sorgte für ein Loch von locker 10%, wodurch in der Gesamtverwaltung ein Bäumchenwechseldich-Spiel entstand, der für zusätzlichen Kapazitätsverlust führte. Hinzu kam, dass man im eigenen Haus kein Personal mehr bekam und zu 90% sich externer Kräfte bedienen musste. Verwaltungsleute? Nein, Kaufleute, Reno, bis hin zu MaleinBürovonaußengesehen-Mitarbeitern. In der Not frisst der Teufel fliegen, teilweise auch Fliegen die schon über 60 sind, noch nie in der Verwaltung gearbeitet haben und kurz nach der Einarbeitung schon den Rentenantrag ausfüllen können. Das Wissen ging, die Qualität fiel.

Die Kirsche auf der Sahne ist dann noch die Einstellung nicht aller, aber vieler der Generation Z: Work-Life-Balance mit möglichst wenig Work-Anteil. Rechte ja, Pflichten nein. Und eine Erziehung, in der ein Nein oder Kritik 20 Jahre keine Rolle spielte. Eine Handhabe, selbst absolute Unterperformer irgendwie an die Schüppe zu bewegen sind einfach nicht vorhanden.

Das Schlimmste: Die werden auch noch innerhalb kürzester Zeit hochbefördert, weil ja überall freie Stellen winken auf die sich keine Bewerber mehr finden. Da ist man mit Ende 20 schon E12, bevor man überhaupt weiß wie der Hase läuft. Und die kommen dann in Führungspositionen. Was klappen kann, oder aber eben oft auch nicht. Beängstigend wo das hinführt, wenn die dann dei Geschicke der Verwaltung leiten.

Mit einer handvoll Alteingesessenen (Verhältnis Paretolike 20-80) versucht man also den Laden noch irgendwie auf Kurs zu halten.

Und on top kam dann noch die Digitalisierung. Unfassbar viel Mehraufwand, Vorgaben von oben die mit der Praxis nicht vereinbar sind aber umgesetzt werden müssen, und eine Bürgerschaft, die die umgesetzten Digitalisierungen einfach nicht nutzen mag, so dass der erhoffte Entlastungseffekt ausbleibt.

Ja, nennt mich Boomer, ist mir egal, der Laden wird schon irgendwie weiter laufen. Und nein früher war nicht alles besser. Aber wir schlagen eine Richtung ein, die nicht gut ist.

Anyway, zurück zur Ausgangsfrage: Für die 3,50€ die man als Teamleiter oder ähnliches mehr bekommt würde ich nicht mehr empfehlen, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Die Gestaltungsmöglichkeiten organisatorischer Art können toll sein (kommen aber meist erst in höheren Riegen), aber Personalführung heutzutage ist ein Graus...

LogiJöw

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Antw:Personalführung noch attraktiv?
« Antwort #29 am: 09.05.2025 08:11 »
Kann den TL-Graus nur bestätigen, es wird in Richtung Personal nicht besser. Daher sind die TL-Tage gezählt.