Autor Thema: Erwartungshaltung Urteil zur amtsangemessenen Alimentation  (Read 29600 times)

HochlebederVorgang

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Wieso vergleichen?! Ich bin  ;)

Ich glaube, wenn es um das Thema Erwartungen geht, dann muss man sich irgendwann ein Zeitfenster setzen. Für mich wird es ein Jahr sein, das ich dem Gesetzgeber noch geben werde. Mit zwei Berufstiteln habe ich dort wahrscheinlich aber auch eine andere Perspektive als viele andere.

Ich finde die Debatte allerdings auch verkürzt, wenn sie sich nur um Besoldung dreht. Das Thema hat auch Folgewirkungen, die für mich teilweise noch einschneidender als die Höhe der Besoldung selbst sind. Es wird in der Not ungeeignetes Personal eingestellt. Der Verfall des Rechtstaates findet sich nicht nur beim Thema Besoldung, nein auch in der täglichen Arbeit. Aus Gründen der Unterbesetzung wird mittlerweile offen Recht nicht angewandt oder nach kreativen Ungehungslösungen gesucht. Ich habe mich aus Überzeugung entschieden, diese schwindet.

HochlebederVorgang

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PS. Einen kurzen Beitrag, der hierher gehört, habe ich gerade aus Versehen im allgemeinen Forum gepostet.

Danke Swen, ich bin gespannt.

SwenTanortsch

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Gern geschehen, HochlebederVorgang. Für mich hat sich hier eine ganz neue Welt erschlossen - und da sie an Fakten belegt ist, wird sich zeigen müssen, was daraus folgen wird.

BWBoy

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Bin Ich eigentlich der Einzige, der sich bei den doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen darauf, ob A13/A10 für ein Haus reicht darüber Gedanken macht, wo die jeweiligen Personen eingesetzt sind?
Denn das macht einen riesigen Unterschied, ob ich damit in München oder ländlich sitze.

Während der eine sagt ich finanziere mir für 600k locker mein Traumhaus, gibts für den anderen im Speckgürtel für 600k rein gar nichts. Das sollte eigentlich jedem Bundesbeamten klar sein, dass hier das Verdienstempfinden extrem individuell ist.

Alleine deshalb, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass die Wertigkeit des Amtes die Grundlage bildet. Ich lebe zum Beispiel ländlich aber selbst da ist man mittlerweile locker mal 400k los und die mieten bei mir im Dorf sind auch schon gerne Mal bei 1000-1200€ warm für die Familienwohnung. Ich komme damit klar weil es verglichen zu München nur ein Bruchteil ist. Aber was wäre, wenn ich mit meiner Besoldungsstufe und den gleichen Aufgaben in München eingesetzt wäre? Dann wäre mein frei zur Verfügung stehendes Einkommen aber mal ganz schön reduzierter. Ist dadurch jetzt mein Amt an einem anderen Ort mehr oder weniger Wert? nein. Dennoch muss ein Angehöriger meiner Besoldungsgruppe der das Pech hat in München gelandet zu sein, trotzdem Amtsangemessen davon leben können.

Und was die hier scheinbar immer noch vorhandene gefühlte Überbezahlung angeht: Ich liege in meinem kleinen Kaff einer eher einkommensschwachen Region als A11 gerade mal beim unteren Mittelmaß.

MoinMoin

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Und was die hier scheinbar immer noch vorhandene gefühlte Überbezahlung angeht: Ich liege in meinem kleinen Kaff einer eher einkommensschwachen Region als A11 gerade mal beim unteren Mittelmaß.
So schlimm scheint es nicht zu sein.
Jährlich erhebt mitunter das Statistische Bundesamt die Höhe des Durchschnittseinkommens. 2024 lag nach Angaben der Bundesbehörde das Durchschnittseinkommen in Deutschland im Median bei 52.159 Euro brutto. Bei einer ledigen Person mit der Steuerklasse I in Baden-Württemberg ergibt das rund 2775 Euro netto im Monat.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/aktuelles-durchschnittsgehalt-so-hoch-ist-das-durchschnittsgehalt-in-deutschland/26628226.html
A11 (47-64T€)  liegt da doch da als Single ab Stufe 3 über dem Brutto Medianeinkommen.
und Netto ab Stufe 1

Aber gefühlt sollte eher ein A9 Median sein und ein A11 klar drüber.

Julianx1

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Bin Ich eigentlich der Einzige, der sich bei den doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen darauf, ob A13/A10 für ein Haus reicht darüber Gedanken macht, wo die jeweiligen Personen eingesetzt sind?
Denn das macht einen riesigen Unterschied, ob ich damit in München oder ländlich sitze.

Während der eine sagt ich finanziere mir für 600k locker mein Traumhaus, gibts für den anderen im Speckgürtel für 600k rein gar nichts. Das sollte eigentlich jedem Bundesbeamten klar sein, dass hier das Verdienstempfinden extrem individuell ist.

Alleine deshalb, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass die Wertigkeit des Amtes die Grundlage bildet. Ich lebe zum Beispiel ländlich aber selbst da ist man mittlerweile locker mal 400k los und die mieten bei mir im Dorf sind auch schon gerne Mal bei 1000-1200€ warm für die Familienwohnung. Ich komme damit klar weil es verglichen zu München nur ein Bruchteil ist. Aber was wäre, wenn ich mit meiner Besoldungsstufe und den gleichen Aufgaben in München eingesetzt wäre? Dann wäre mein frei zur Verfügung stehendes Einkommen aber mal ganz schön reduzierter. Ist dadurch jetzt mein Amt an einem anderen Ort mehr oder weniger Wert? nein. Dennoch muss ein Angehöriger meiner Besoldungsgruppe der das Pech hat in München gelandet zu sein, trotzdem Amtsangemessen davon leben können.

Und was die hier scheinbar immer noch vorhandene gefühlte Überbezahlung angeht: Ich liege in meinem kleinen Kaff einer eher einkommensschwachen Region als A11 gerade mal beim unteren Mittelmaß.

Naja, aber ist das nicht die Problematik des ganzen Themas? Deswegen gehen ja hier die Meinungen soweit auseinander.

Manche vetreten die Auffassung, die Besoldung müsse generell angehoben werden. Das System der Zulagen und Zuschläge müsse ninimiert werden.

Andere verweisen auf Familienstatus, Anzahl der Kinder und Wohnort.

Weitere machen das Einkommen rein am statusrechtlichen Amt fest.

Und so gibt es die unterschiedlichsten Erwartungen an eine amtsangemessene Besoldung. Und ich kann sie alle nachvollziehen. Aber ich glaube nicht das es eine Lösung geben wird, die jedem gerecht wird.

Was mich zusätzlich triggert, sind die unterschiedlichen Sachstände bei den 16 + 1 Besoldungskreisen. Allein in meiner Familienkonstellation gibt es bei gleicher Besoldungsgruppe Unterschiede von mehr als 1.000€ im Monat!

Wenn du mich fragst was die Lösung ist???? Keine Ahnung. Mit dem nicht umgesetzten Kabinettsentwurf hätte ich gut leben können. Falsch! Besser leben können.

Ich weiß aber auch, dass mein Kollege der nicht wie ich in der Pampa lebt und sich mit 2 Einkommen bei 0 Kindern in der Kölner City viel schwieriger tut.

Wo ich in der Nahrungskette stehe, in meinem Dörfchen, weiß ich nicht. Lässt sich halt auch schwer vergleichen. Der eine ist Bauer, der nächste Ingenieur, der Dritte Zahnarzt.

Ich hoffe einfach dass das Thema "warm" bleibt und nicht einschläft. Irgendwann wird schon die nächste Sau durchs Dorf getrieben.

Imperator

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Und was die hier scheinbar immer noch vorhandene gefühlte Überbezahlung angeht: Ich liege in meinem kleinen Kaff einer eher einkommensschwachen Region als A11 gerade mal beim unteren Mittelmaß.
So schlimm scheint es nicht zu sein.
Jährlich erhebt mitunter das Statistische Bundesamt die Höhe des Durchschnittseinkommens. 2024 lag nach Angaben der Bundesbehörde das Durchschnittseinkommen in Deutschland im Median bei 52.159 Euro brutto. Bei einer ledigen Person mit der Steuerklasse I in Baden-Württemberg ergibt das rund 2775 Euro netto im Monat.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/aktuelles-durchschnittsgehalt-so-hoch-ist-das-durchschnittsgehalt-in-deutschland/26628226.html
A11 (47-64T€)  liegt da doch da als Single ab Stufe 3 über dem Brutto Medianeinkommen.
und Netto ab Stufe 1

Aber gefühlt sollte eher ein A9 Median sein und ein A11 klar drüber.

Die Quelle nimmt den Bundesdurchschnitt zugrunde. Dabei kommen die 2775 EUR netto so ziemlich in jedem Bundesland raus.

Das Durchschnittseinkommen in Ba-Wü ist aber wesentlich höher als der Bundesdurchschnitt, nämlich 4921 € brutto (April 2024) (https://www.zeit.de/news/2025-03/27/so-hoch-ist-das-einkommen-in-baden-wuerttemberg)

Vergleicht man den Jahreswert in Ba-Wü, beträgt dieser 59.052 € Brutto. bzw. 6.893 € höher als der Bundesdurchschnitt. Im Prozentsatz ist das ein Unterschied von rund 13,22 %.

Wichtig anzumerken ist, dass der Betrag ohne Sonderzahlungen wie Weihnachts/Urlaubsgeld/Prämien zu verstehen ist! Das bedeutet, dass der bereits um rund 13 % höhere Betrag noch Weihnachtsgeld etc. dazu addiert werden. Da ist man sehr schnell im Bereich von 15-20 % mehr Lohn als der Bundesdurchschnitt.

Bei genauerem Blick erscheint mir der A9er eher unterdurchschnittlich und ein A11er mittlerweile sehr viel näher am Durchschnitt (bezogen auf Ba-Wü). Aber deiner Aussage stimme ich zu, dass ich im A11er ein gutes Stück oberhalb des Durchschnitts anzusetzen ist.

MoinMoin

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Ja, so unterschiedlich sind die Einkommen in den BLs.
Das hatte BWBoy durchaus korrekt dargestellt.

Ich weiß zwar nicht wo er wohnt, aber den Unterschied zwischen Median und Durchschnitt sollte man trotzdem beachten, ob das das Handelsblatt korrekt gemacht hat....die vermischen das ja ebenfalls sprachlich.

Unstrittig ist, dass er zu niedrig ist.

HochlebederVorgang

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Oberhalb welches Durchschnitts?

Vergleichsgruppe sind bei A11 die vergleichbaren Beschäftigten mit einem abgeschlossenen Fachhochschulstudium. Insoweit kann man aus der Statistik nichts ableiten, weil dort alle in einen Topf geworfen werden.

PolareuD

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Oberhalb welches Durchschnitts?

Vergleichsgruppe sind bei A11 die vergleichbaren Beschäftigten mit einem abgeschlossenen Fachhochschulstudium. Insoweit kann man aus der Statistik nichts ableiten, weil dort alle in einen Topf geworfen werden.

Sehe ich auch so. Deswegen hatte ich ja auch vor ein paar Tagen auf den Korn Ferry Gehaltsreport verwiesen:
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,126056.msg407588.html#msg407588

Zu dem ist der Wasserkopf im öD ist normalerweise will größer als in der freien Wirtschaft, wo die Hierarchien viel steiler sind.
« Last Edit: 05.05.2025 13:10 von PolareuD »

HochlebederVorgang

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Oberhalb welches Durchschnitts?

Vergleichsgruppe sind bei A11 die vergleichbaren Beschäftigten mit einem abgeschlossenen Fachhochschulstudium. Insoweit kann man aus der Statistik nichts ableiten, weil dort alle in einen Topf geworfen werden.

Sehe ich auch so. Deswegen hatte ich ja auch vor ein paar Tagen auf den Korn Ferry Gehaltsreport verwiesen:
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,126056.msg407588.html#msg407588

Zu dem ist der Wasserkopf im öD ist normalerweise will größer als in der freien Wirtschaft, wo die Hierarchien viel steiler sind.

Ganz genau, und ein großer Sprung in diese Richtung würde sich ja allein daraus ergeben, dass man die Mindestalimentation unter Berücksichtigung des internen Abstandsgebotes endlich mal einhält.

Niemand erwartet, dass der Regierungsdirektor in München mit seiner 4-köpfigen Familie eine 5-Zimmer-Wohnung in Bogenhausen, Lehel, Schwabing etc. bezahlen können muss, das können diejenigen, die in der Vergleichsgruppe liegen würden sich nämlich auch nicht leisten.

MoinMoin

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Oberhalb welches Durchschnitts?
Ich habe mich auf BWBoys Aussage bezogen.
Aber für die Amtsangemessenheit ist das natürlich ohne Aussagekraft.
Drum meinte ich auch das Bundesweit gefühlt der A9er Bund im Medianeinkommen sollte.
Zitat
Vergleichsgruppe sind bei A11 die vergleichbaren Beschäftigten mit einem abgeschlossenen Fachhochschulstudium. Insoweit kann man aus der Statistik nichts ableiten, weil dort alle in einen Topf geworfen werden.
Also im Tarifbereich wären das der Einkommenskorridor Korridor EG 9b-12

BVerfGBeliever

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Niemand erwartet, dass der Regierungsdirektor in München mit seiner 4-köpfigen Familie eine 5-Zimmer-Wohnung in Bogenhausen, Lehel, Schwabing etc. bezahlen können muss

Da ich nicht in München wohne, weiß ich nicht, was eine Wohnung in den erwähnten Vierteln kostet.

Dennoch denke ich, dass sich der genannte Regierungsdirektor (also A15 oder höher) durchaus eine Unterkunft leisten können sollte, die (a) seiner Funktion, (b) seiner Verantwortung, (c) seinen Aufgaben sowie (d) seiner persönlichen Qualifikation (amts)angemessen ist. Genau so wird es nämlich seitens des BVerfG gefordert..

GeBeamter

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Aber gefühlt sollte eher ein A9 Median sein und ein A11 klar drüber.

Und selbst das ist ja schon kaum zu rechtfertigen, es sei denn man argumentiert mit "mehr Netto vom brutto" und höhere Altersbezüge. Denn wenn A9 im Median läge, dann müsste ja im Median in Deutschland auch das Fachhochschulstudium den durchschnittlichen Bildungsabschluss darstellen. Selbst in der Vergleichsgruppe der 25-29 jährigen, die insgesamt eine höhere Quote an allgemeiner oder Fachhochschulreife haben, liegen die Anteile an Hochschulabschlüssen bei unter 35%.

PolareuD

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Niemand erwartet, dass der Regierungsdirektor in München mit seiner 4-köpfigen Familie eine 5-Zimmer-Wohnung in Bogenhausen, Lehel, Schwabing etc. bezahlen können muss

Da ich nicht in München wohne, weiß ich nicht, was eine Wohnung in den erwähnten Vierteln kostet.

Dennoch denke ich, dass sich der genannte Regierungsdirektor (also A15 oder höher) durchaus eine Unterkunft leisten können sollte, die (a) seiner Funktion, (b) seiner Verantwortung, (c) seinen Aufgaben sowie (d) seiner persönlichen Qualifikation (amts)angemessen ist. Genau so wird es nämlich seitens des BVerfG gefordert..

Laut der SZ liegt der durchschnittlich Quadratmeterpreis für Neubauten in München bei 24,20 €:

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-wohnung-mieten-neubau-preise-quadratmeter-experte-erklaerung-lux.E3mAfh4J9yGiiuzx3inspQ?reduced=true